Horst Hoffmann

Perry Rhodan 2405: Pakt gegen das Chaos


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Ganz sicher!

      In der Zwischenzeit trug sie die Verantwortung für das Schiff und damit die Expedition.

      Mondra stand auf. Die Laosoor in der Nähe verfolgten sie mit ihren Blicken, unternahmen aber nichts.

      Niemand hielt sie auf, als sie zu Jodeen-Nuus trat, dem Stellvertretenden Leiter der Funk- und Ortungs-Abteilung. Der Ferrone brauchte ihr nichts zu sagen. Es hatte sich noch nichts Neues getan. Das Warten hielt an, auf Perry Rhodan und das, was hier, in der LAOMARK selbst, bevorzustehen schien. Denn umsonst hatten sich die Kunstsonnen nicht aus dem Zentrum der Hohlwelt gelöst und waren bis fast auf die Innenoberfläche gesunken.

      »Es kann nicht mehr lange dauern«, sagte Jodeen-Nuus. Sie versuchte, in seinem blassblauen Gesicht zu lesen. Er schloss kurz die um eine Spur dunkleren Augen. »Die Laosoor warten auf etwas, und wenn unser Koko recht hat, wird es ein Paukenschlag werden …«

      Mondra musste lächeln, trotz der unwirklichen Situation. Sie redeten offen über ihre Lage und das, was sie beobachteten, über ihre Spionage im Feindesland. Die Laosoor standen dabei und schienen nichts zu hören, dabei mussten sie ganz genau wissen, was die Galaktiker taten. Ihre diesbezüglichen Aktivitäten ließen sich nicht völlig tarnen. Außerdem wussten die psibegabten Diebe, dass ihre »Gegner« all das, was sie nicht offen tun konnten, im Verborgenen zu erreichen versuchen würden.

      Sollte Mondra mit Oberst Lanz Ahakin und seiner Crew die Zurückeroberung des Schiffes offen planen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, weil sie sich darauf verließen, jede Situation unter Kontrolle zu bekommen.

      »Ein Paukenschlag«, wiederholte sie. »Dann warten wir also auf ein bis zu 1400 Kilometer großes Objekt, das hier in der LAOMARK auftauchen soll …«

      »So schließt es der Interpreter aus den von uns beobachteten und belauschten Vorgängen innerhalb der Kunstwelt«, bestätigte der Ferrone.

      »Aber es ist nur eine Spekulation«, schränkte sie ein.

      »Was ist denn sicher?«, fragte er. »Was ist überhaupt vorhersehbar? Was sollte uns überhaupt noch wundern?«

      Mondra lachte trocken. Nein, vorhersehbar war wirklich nichts mehr. Sie waren nicht nur an die Grenzen der »Realität« und des »Möglichen« gestoßen, sie hatten sie längst durchbrochen. Es gab keine gesicherten Erwartungen mehr. Möglich war alles …

      Auch dass in den nächsten Stunden, vielleicht nur Minuten, ein Objekt mit bis zu 1400 Kilometern Durchmesser im Innern der LAOMARK materialisierte – ein »Ding«, groß wie ein kleiner Mond und …

      »Ihr haltet mich auf dem Laufenden«, wies sie den Ferronen an. »Ich bin bei Ahakin.«

      »Natürlich«, sagte der Offizier. »Schickt die Kätzchen zurück in ihr Körbchen.«

      Sie sah schnell zu den Laosoor hinüber. Keiner reagierte. Das war nicht mehr normal. Die Teleporter schienen überhaupt nicht anwesend zu sein.

      Oder sie waren sich ihrer Sache tatsächlich zu sicher. Mondra bezweifelte das. Die Laosoor waren weder leichtsinnig noch dumm. Sie hatten alle Trümpfe in ihrer Hand. Sie konnten es sich leisten, den Galaktikern die lange Leine zu lassen. Vielleicht gefiel es ihnen ja sogar, auf diese Weise ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Es waren keine grausamen Folterknechte und keine Gefangenenwärter.

      Im Gegenteil, sie wirkten nicht so, als fühlten sie sich sonderlich wohl in ihrer Haut. Der Eindruck blieb: Sie schienen überhaupt nicht zu wissen, was sie hier taten und warum …

      Aber deshalb musste man sie nicht unbedingt reizen. Mondra liebte die Herausforderung, aber man konnte alles übertreiben.

      »Ferronischer Humor?«, fragte sie den Spezialisten.

      »Galgenhumor«, grinste er.

      *

      Schickt die Kätzchen zurück in ihr Körbchen …

      Deutlicher hätte der Ferrone kaum werden können. Mondra und Kommandant Ahakin hatten es sich lange überlegt, ob und wie sie eine »Rückeroberung« ihres Schiffs in Angriff nehmen sollten. Es gab viele Gründe, die dagegen sprachen. Niemand wusste, welche Folgen ein erbittert geführter Kampf für die JULES VERNE haben würde, und kein Mensch konnte abschätzen, was ein Ausbruchsversuch für Perry Rhodan bedeuten würde.

      Jede Stunde konnte eine neue Entwicklung bringen und neues Denken verlangen. Wie auch immer – allein für den Fall, dass Perry Rhodan nicht von seiner Mission zurückkehrte, mussten sie selbst eigene Pläne haben.

      Wenn es nötig sein sollte, würde sie den Befehl geben.

      Alles war besprochen, jedes Risiko abgewogen. Dreitausend Nahdistanz-Teleporter und starke Kämpfer waren gewiss nicht zu unterschätzen, doch mit einem koordinierten, wohlüberlegten Angriffsschlag mussten die Besatzer nötigenfalls auszulöschen sein. Danach würde den Laosoor mit dem fünffach gestaffelten Hochüberladungs-Schirm der erneute Zugang ins Schiff verwehrt sein.

      Es fehlte nur ihr Befehl. Ob die JULES VERNE das, was danach kam, überstand, war eine andere Sache und durfte ihren Entschluss nicht lähmen.

      Und wenn ein Ausbruch aus der LAOMARK gelang …

      Die Lowtech-Anlagen, die für das Jahr 1346 NGZ ausgelegt waren, standen bei Bedarf allesamt zur Verfügung. Das Schiff konnte mit seiner Besatzung fliehen und sich – vorerst – ein Versteck suchen. Die Metagrav-Triebwerke mochten nicht betriebsklar sein, aber die JULES VERNE war nicht unbeweglich.

      Wiederholt hatte Mondra versucht, mit Commander Hohogom, dem militärischen Führer der Gegenseite, zu verhandeln, stets ohne Erfolg. Auch bei ihm hatte sie den Eindruck, dass er sich in seinem Pelz nicht wohlfühlte, aber dafür konnte sie sich herzlich wenig kaufen.

      Die Laosoor mochten nicht wissen, was sie anrichteten, indem sie die JULES VERNE festhielten und Perry auf eine abenteuerliche Mission schickten. Das entschuldigte aber nicht alles und durfte Mondra nicht dazu verleiten, passiv zu bleiben. Die Besatzung des Raumschiffs würde von einer Sekunde zur anderen voll da sein, sollte es sich zum Beispiel erweisen, dass Rhodan Hilfe benötigte.

      Die Spezialisten für Datenverarbeitung hatten erfolgreich das teilweise funkgestützte Lao-Netz der LAOMARK angezapft, dem Datenverkehr der Laosoor gelauscht und ihn mit der Hilfe des Rechnerverbunds NEMO weitgehend entschlüsselt. Da die Laosoor-Truppen in der JULES VERNE wiederholt Funkkontakt nach außen hatten, hatte der Standort eines nahen Relaispunktes ausfindig gemacht werden können. Die Spezialisten waren somit in der Lage gewesen, durch Simulation der Zugangsimpulse Zugang zum Netz zu erhalten und zahlreiche Datenbanken der LAOMARK einzusehen.

      »Insgeheim«, hatten sie im Schiff gehofft. Mondra war nicht sicher. Die Galaktiker waren gewieft, die Mannschaft ausgesucht und erprobt, aber wer konnte behaupten, dass ausgerechnet die Hightech-Diebe ihnen in dieser Hinsicht nachstanden?

      Auf jeden Fall hatte man in der VERNE mittlerweile ein recht präzises Bild, wer ihre »Gastgeber« waren und wie die Kunstwelt aussah, sowohl innen als auch außen oder dazwischen. Man kannte die Architektur und Struktur der LAOMARK und wusste einiges über Infrastruktur, Lebensgewohnheiten der Laosoor, Klima, Verkehr und so weiter.

      Oberflächliche Informationen waren das. Ans Innerste des Panthervolks kamen sie nicht. Was bewegte sie, was trieb sie an, welche Geheimnisse barg die LAOMARK…?

      Und vor allem wussten sie nicht, wieso man sie festgesetzt hatte und was die Laosoor ausgerechnet von Perry Rhodan wollten. Alle vordergründig abgegebenen Erklärungen und Statements konnten nur die halbe Wahrheit sein. Um verstehen zu können, was hier um sie vorging, welche Motive wirklich zählten, und sich anschließend darauf einzustellen und zu reagieren, bedurfte es mit Sicherheit mehr als belauschte Funksprüche und Zugang zum Netz der Laosoor.

      Mondra wartete. Alle taten es. Etwas stand bevor, und es dauerte nicht mehr lange. Ein »Paukenschlag«. Etwas ganz Großes, vielleicht Ungeheuerliches. Es kam, war eigentlich schon da …

      Jeden Moment. Mondra hielt den Atem an …

      Dass da etwas im Busch war, hatte ihnen