Michelle Stern

Perry Rhodan 2836: Die Zeitrevolution


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gehört? Ohne jede Hoffnung? »Hier spricht Funk- und Datenmeisterin Mera-Luur von der TAAROS LICHT. Kennung und Position werden übermittelt. Wir sind von Tiuphoren geentert worden, die das Schiff inzwischen verlassen haben. Sie haben auf unbekannte Weise einen neuen Kurs festgelegt, den wir nicht ändern können. Unsere Beiboote sind zerstört. Wir werden innerhalb weniger Tage in Taaro stürzen und selbst zu Licht werden. Helft uns, wenn ihr könnt. Wenn nicht: Flieht!«

      Die Stimme verstummte. Stille legte sich über den Raum, hüllte Osku-Sool ein, drückte ihn wie eine Faust zusammen. Ob es für die Tiuphoren ein grausamer Scherz gewesen war, das Schiff mit dem Namen TAAROS LICHT in die eigene Sonne zu steuern? Oder war es ein Zufall?

      Er fühlte, wie die unsichtbare Gravitation stärker wurde, es ihn mehr und mehr zum Zentrum seines ganz persönlichen Schwarzen Lochs zog.

      Seine Schwester war verloren.

      Sie alle waren verloren.

      2.

      Rückkehr

      RAS TSCHUBAI

      »Da wären wir.« Gucky präsentierte seinen Nagezahn. »Endlich geschafft. Ich dachte schon, wir kämen nie an. Und dann diese widerlichen Suspensionsträume. Ständig habe ich Karotten vor mir gesehen, aber wenn ich nach einer griff, war sie faul und schwarz wie eine Tiuphorenseele.«

      Perry Rhodan lächelte schwach. Er war nervös und wusste, dass Gucky es spürte. Das war ein Grund, warum der Mausbiber seine Scherze machte. Ein anderer war, dass der Ilt selbst angespannt war, seit sie das Ziel ihrer Reise – die Galaxis der Laren – vor Augen hatten. Rhodan erkannte es an winzigen Anzeichen, die er in der schier ewigen Zeit der Freundschaft zu lesen gelernt hatte: die Art, wie Gucky die runden Tellerohren bewegte, wie er sich nebenbei das Fell zauste, ja, sogar auf welche Weise er seinen Nagezahn zeigte. Beinahe grimmig, mit starren Augen und verkrampften Gesichtsmuskeln.

      Die Nerven aller an Bord der RAS TSCHUBAI waren dünnen Drahtseilen gleich gespannt. Würden sie noch rechtzeitig kommen?

      Sie hatten Noularhatoon vor mehreren Wochen verlassen, waren nach Phariske-Erigon geflogen, um für die Laren eine Purpur-Teufe zu erbeuten. Ihr Plan war aufgegangen. Die Teufe lag sicher verstaut in der LARHATOON. Sie konnte einen ganzen Planeten in Raum und Zeit versetzen, holte eine Welt aus der Umlaufbahn, transferierte sie in die Sicherheit zwischen den Sternen – und in die Zukunft.

      Den Ur-Laren drohte die Vernichtung. Er selbst, Perry Rhodan, musste dieses schreckliche Schicksal abwenden und mit der Teufe einen Teil der bedrohten Kultur retten, damit es eine zweite Larenheit geben konnte.

      Rhodan hatte lange gehadert, mit Gucky debattiert, bis er endlich verstanden hatte, was seine Aufgabe in dieser fernen Vergangenheit war, zwanzig Millionen Jahre vor seiner Zeit. Nun kannte er den Weg und musste ihn gehen.

      Sie standen neben Oberstleutnant Sergio Kakulkan in der Zentrale, blickten vom Kommandopodest aus auf das vier Meter hohe, den Globus umlaufende Band, das ein computergeneriertes Bild der Außendarstellung zeigte, und warteten auf erste Ergebnisse der Ortungs- und Funkabteilung.

      »Wie ist der Stand?«, fragte Kakulkan in die geschäftige Stille. Seine Stimme war leise, aber nachdrücklich. Die Haut der Glatze leuchtete rötlich im künstlichen Licht.

      Allistair Woltera schwenkte seinen Sessel in ihre Richtung und schaute auf. Der Leiter der Funk- und Ortungsabteilung war blass. Schweiß glänzte auf der Stirn unter den kurzen, krausen Haaren. »Hilferufe. Unzählige. Ich fürchte, wir sind zu spät gekommen.«

      *

      Entsetzen lag in der Zentrale. Schultern sanken nach unten, Augen weiteten sich, Tätigkeiten erlahmten, man konnte meinen, auf ein Standbild zu blicken. In Guckys Gesicht regte sich kein Muskel. Rhodan dachte an die vielen bewohnten Welten, sah das Horrorszenario vor sich, das er gerade erst verlassen hatte: Phariske-Erigon, geschlagen, besiegt, verwüstet.

      Den Laren drohte das gleiche Schicksal. Trotzdem würde er nicht aufgeben. »Keine voreiligen Schlüsse.«

      Kakulkan straffte sich. »Wie ist die Lage?«

      Der Haupthologlobus flammte auf, zeigte erste Ergebnisse der hyperenergetischen Ortung. Die RAS TSCHUBAI war mehrere Lichtminuten von der äußersten der insgesamt 235 larischen Welten entfernt, die auf ihrem Weg nach Noular lag. Im direkten Umkreis gab es weder Schlachten noch Raumschiffe.

      Allistair Woltera verlagerte im Sessel sein Gewicht, als wollte er die leichte Krümmung im Rücken ausgleichen. »Die Auswertungen laufen noch. Fest steht, dass die Tiuphoren das Sternenreich der Laren auf breiter Front angegriffen haben. Es muss einige Tage her sein, seit sie ihre eigentliche Banner-Kampagne begonnen haben. Manche Funksprüche stammen von Schiffen, die inzwischen wahrscheinlich zerstört sind.«

      »Verdammte Tiuphorenpest!«, zischte Gucky.

      »Was ist mit der Hauptwelt?«, fragte Rhodan. »Und mit dem Taarosystem?«

      Woltera berührte den Chip in seinem linken Ohr. »Es gibt bisher keine umfassenden Informationen. Vermutlich ist sie ebenfalls vernichtet. Auf jeden Fall wurde sie angegriffen.«

      »Wir fliegen hin«, befahl Rhodan. Er stützte sich auf die Arbeitskonsole, als brauchte er Halt.

      Das Ausmaß der Geschehnisse drückte ihn nieder. Die Laren waren Phariske-Erigon zu Hilfe geeilt und hatten vermutlich gerade deswegen das Augenmerk der Tiuphoren auf sich gezogen. Zwar hatten die Laren ihre Schiffe zurückbeordert – TAAROS BOTEN waren heimgekehrt –, doch der Feind war ihnen wie ein Schatten gefolgt, drohte sie zu vernichten, ihre Zivilisation in die Bedeutungslosigkeit zu schleudern.

      Schweigend wartete Rhodan, bis sie die letzte einer Reihe von Kurzstreckentransitionen abgeschlossen hatten und am Rand des Systems ankamen.

      Die Lage, die sich ihnen bot, war erschütternd. Übersichtsholos zeigten Verwüstungen und Wracks. Allerorts trudelten Trümmer, als hätte die Hauptwelt Noular einen eigenen Asteroidengürtel. Tiuphorenschiffe waren nicht anzumessen. Offenbar hatten die planetenbefreiten Kriegskünstler diesen Teil ihrer Banner-Kampagne abgeschlossen.

      »Verdammte Tiuphorenpest«, wiederholte Gucky, dem der Wortwitz ausgegangen zu sein schien. Seine Ohren waren gesenkt, das Gesicht spitzer denn je.

      »Wir müssen herausfinden, was mit Avestry-Pasik geschehen ist«, sagte Rhodan. »Und mit der Helaar.«

      Allistair Woltera meldete sich zu Wort. »Notrufe von mehreren Wracks. Einige drohen zu kollidieren, andere abzustürzen oder in die Sonne zu treiben. Die Tiuphoren müssen dafür verantwortlich sein.«

      »Zumindest ihre Indoktrinatoren«, erinnerte Rhodan. Er wandte sich an Kakulkan. »Wir müssen helfen. Mach die Beiboote startbereit! Stell mehrere Einsatzteams zusammen!«

      »Ich springe zum Planeten«, bot Gucky an. »Außerdem soll Gholdorodyn seinen Kran einsatzbereit machen.«

      »Einverstanden«, Rhodan beugte sich leicht vor. »Allistair, keine Antworten vorerst. Wir wollen die Tiuphoren nicht durch offene Hyperfunksprüche zurücklocken.«

      Woltera nickte. »Sicher. Und Perry ...«

      »Ja?«

      »Hascannar-Baan will dich sprechen. Soll ich die verschlüsselte, geraffte Verbindung zur LARHATOON freigeben?«

      Rhodan presste die Lippen aufeinander. Seitdem sie Hascannar-Baan das Schiff abspenstig gemacht hatten und es unter ihrer Kontrolle stand, spuckte der Lare Gift und Galle. »Verbinde mich zuerst mit Major Ferridan Wackström.«

      »Verstanden.«

      Eine Sekunde später erschien das Holo Wackströms, der unter der Besatzung auch der »Wikinger« genannt wurde. Der Terraner war groß, athletisch, blond. Sein wilder Vollbart und die oft mitreißende Art machten seinem Spitznamen alle Ehre. Er hatte eine Vorliebe für Malz- und Hopfengetränke und zitierte gerne bekannte Philosophen, als würde er sie persönlich kennen.

      In diesem Moment sah er nicht so aus, als hätte er den geringsten