Zerotraum hatte er den Elementen den Marschbefehl gegeben, und nun trafen sie nach und nach ein.
Das Sarg-System wurde zum Aufmarschgebiet eines gewaltigen Heeres. Und es war wohl auch die unglaublichste Kampftruppe, die diese Galaxis jemals heimgesucht hatte. Sie setzte sich aus verschiedenartigen Lebewesen und den seltsamsten Erscheinungsformen des Lebens zusammen.
Kazzenkatt beobachtete und koordinierte die Vorgänge von Bord der PRIMAT DER VERNUNFT aus.
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Kazzenkatt parkte sein Flaggschiff dicht am Pulsar. Er war nahe genug, um in jedem Fall hundertprozentigen Ortungsschutz zu besitzen, und weit genug entfernt, dass die fünfdimensionale Strahlung von Sarg der PRIMAT DER VERNUNFT selbst während der Plusphase nichts anhaben konnte.
Er ging kein Risiko ein. Als Element der Lenkung war er das wichtigste Glied im Dekalog der Elemente und Selbstschutz sein oberstes Gebot. Die anderen Elemente waren zu ersetzen. Entweder gab es sie in großer Zahl, oder sie konnten in beliebiger Menge produziert werden. Er war dagegen einmalig.
Das Element der Technik war fast gleichzeitig mit ihm mit einem halben Dutzend seiner Riesenschiffe im Sarg-System eingetroffen. Die MASCHINEN genannten Schiffe, die bis zu 100 Kilometer lang waren, kreuzten außerhalb der Umlaufbahnen der massedichten Mini-Asteroiden.
Kazzenkatt hatte MASCHINE ELF als Kontaktschiff erwählt. Die Nummer Eins an Bord war 1-1-Schoerg. Der Anin An besaß, wie alle Schoerg-Cyborgs der 1. Klasse, einen spitzkegelförmigen Robotkörper, der Kazzenkatt in der Form an sein Flaggschiff, die PRIMAT DER VERNUNFT, erinnerte. 1-1-Schoerg war um einen Kopf kleiner als Kazzenkatt, er besaß keine sichtbaren Handlungswerkzeuge und schwebte auf einem Antigravfeld.
Als der Kommandant von MASCHINE ELF ihm über Bildfunk meldete, dass die Transmitterverbindung hergestellt war, fand Kazzenkatt sich im Zerotraum bei ihm ein. Er war zu vorsichtig, um sein Flaggschiff auch körperlich zu verlassen, und es war auch gar nicht nötig.
»Es wird gleich soweit sein«, meldete 1-1-Schoerg, als er Kazzenkatts Anwesenheit spürte. »Die Verbindung mit dem Element der Zeit ist hergestellt. Der erste Chronimalschwarm wird jeden Augenblick eintreffen.«
Kazzenkatt ging nicht weiter darauf ein. In seinen Augen waren die Chronimale nichts weiter als Tiere und nur wegen ihrer ungewöhnlichen Fähigkeit, mit Zeitebenen zu manipulieren, von Bedeutung für den Dekalog. Nur wenn sie sich zu Schwärmen von etwa fünftausend zusammentaten, konnten sie die volle Leistung erbringen.
Da es den Chronimalen aber an der nötigen Intelligenz mangelte, bedurften sie ständiger Führung.
Das Transmitterfeld begann zu flimmern, dann materialisierte auf der Empfängerplattform ein riesiger Knäuel aus Tausenden von echsenhaften, geschuppten Körpern. Kaum waren sie angekommen, trennten die Chronimale sich und wollten in alle Richtungen ausschwärmen. Nur dem raschen Handeln der Anin An war es zu verdanken, dass sie sich nicht in irgendeine entlegene Schiffsregion verkrochen.
Die Chronimale wurden mit Suggestivimpulsen eingedeckt, so dass sie sich wieder aneinanderdrängten und an einem vorbestimmten Sammelplatz zur Bewegungslosigkeit erstarrten.
Ein Anin An der 3. Klasse, etwas größer und plumper als 1-1-Schoerg, erschien, um den ersten Schwarm des Elements der Zeit in die vorbereitete Unterkunft zu führen. Der Abtransport musste rasch vor sich gehen, denn schon war der zweite Chronimalschwarm eingetroffen, und weitere wurden in kurzen Abständen erwartet.
»Warte!«, telepathierte der zeroträumende Kazzenkatt. Er fischte sich ein Chronimal heraus. Sein geschuppter, fetter Körper bebte unter Kazzenkatts Gedankenimpulsen, der Echsenkopf ruckte hin und her.
»Was die Peripherie der Negasphäre so alles hervorbringt«, telepathierte Kazzenkatt abfällig und musterte das verschreckte Tier, das nur eineinhalb Fuß groß war. Kazzenkatt befahl ihm: »Schicke mir mein eigenes Abbild aus der Vergangenheit. Ich möchte mich selbst sehen, wie ich einst war, bevor ich das Element der Lenkung wurde.«
Das Chronimal begann heftiger zu zittern. Seine Artgenossen aus dem Schwarm stießen kehlige Laute aus, wie um ihrem Artgenossen zu helfen. Aber Kazzenkatt schirmte das einzelne Chronimal ab.
»Geht weit in die Vergangenheit zurück«, suggerierte Kazzenkatt. »Ich möchte zu gerne wissen, wie ich einmal war – was für ein schwächlicher, skrupelbehafteter Sarlengort.«
Aber das Chronimal war außerstande, ihm ein Geisterbild zu schicken. Kazzenkatt entließ das Chronimal mit einem Fluch, und es lief auf seinen acht Beinen zu seinen Artgenossen, die es sofort schützend unter ihren Körpern verbargen.
»Ab mit ihnen!«, befahl Kazzenkatt. Der drittklassige Anin An führte den ersten Schwarm des Elements der Zeit ab. Weitere Schwärme folgten in rasch aufeinanderfolgenden Schüben.
»Die Unterkünfte für das Element der Zeit sind vorbereitet«, berichtete 1-1-Schoerg. »Sie können von dir jederzeit abberufen und zum Einsatz gebracht werden. Wird das bald sein?«
»Je eher, desto besser«, antwortete Kazzenkatt, gegenüber anderen Elementen war er nicht so redselig wie bei dem der Technik. Die Anin An waren Genies, wenn auch nur auf technischem Gebiet.
»Alle?«, fragte 1-1-Schoerg, und es klang irgendwie anzüglich.
Aber anstatt aufzubrausen, antwortete Kazzenkatt: »Das Element der Kälte soll natürlich im Leerraum außerhalb der Galaxis bleiben und sich weiter ausdehnen.«
»Und was ist mit dem Element der Finsternis?«
Diese Frage empfand Kazzenkatt als Provokation. Aber dann sagte er sich, dass 1-1-Schoerg sie aus rein wissenschaftlichem Interesse stellte. Kazzenkatt blieb die Antwort schuldig.
»Was ist mit dem Element des Krieges?«, fragte er.
»Ist in Produktion«, antwortete der Kommandant von MASCHINE ELF. »Die neue Generation von Kriegselementen wird rechtzeitig eintreffen. Die Kriegselemente dieser Serie werden gegen Taurecs Abwehrwaffe immun sein. Wo werden sie eingesetzt?«
Als der Name des Kosmokraten fiel, erwachte Kazzenkatts Zorn. Taurec war einer seiner drei Erzfeinde, neben der Kosmokratin Vishna und dem Terraner Perry Rhodan. Der Herr der Elemente hatte dieses Feindbild ganz deutlich und eindeutig heraufbeschworen.
»Unser nächstes Angriffsziel im Zuge der ersten Offensive ist das Verth-System mit Gatas, dem Hauptplaneten der Blues«, sagte Kazzenkatt. »Gatas ist das erste Chronofossil, und es muss verhindert werden, dass die Signalflamme es erreicht.«
»Die Milchstraßenvölker sind sich der Bedeutung des Verth-Systems offenbar bewusst«, meinte dazu 1-1-Schoerg, »denn sie beordern ihre Raumschiffsverbände dort hin. Sie scheinen fest entschlossen, das Chronofossil mit allen Mitteln zu verteidigen.«
»Das ist mir nicht entgangen«, sagte Kazzenkatt. Er verschwieg, dass die Raumschiffmassierung der Grund dafür war, dass er den Sammelplatz in das 1000 Lichtjahre entfernte Sarg-System verlegt hatte. Das war weit genug, um vor Entdeckung sicher zu sein, aber noch so nahe, dass man schnell zuschlagen konnte. Kazzenkatt fügte hinzu: »Gegen die geballte Kraft des Dekalogs sind die Milchstraßenvölker chancenlos. Ich warte nur noch auf das erste Kontingent Kriegselemente.«
»Es wird bald eintreffen. Die anderen Elemente sind bereits zur Stelle.«
Der Transmitterverkehr war wieder eingestellt worden. Kazzenkatt hatte nicht mitgezählt, wie viele Chronimalschwärme angekommen waren. Aber das Element der Zeit war bestimmt in genügend großer Zahl vertreten, um im entscheidenden Augenblick die Schrecken der Vergangenheit wachzurufen.
Kazzenkatt setzte seine Inspektionsrunde fort, ohne noch einen weiteren Gedanken an die Chronimale zu verschwenden. Sie waren Geschöpfe aus der Randzone der Negasphäre, und allein deshalb wollte er sich mit ihnen nicht so recht anfreunden.
Und wenn erst das gesamte Universum zur Negasphäre wird, Kazzenkatt?, fragte er sich und gab sich sogleich auch die Antwort: Dann werde auch ich ein Teil von ihr werden.
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Neben den Riesenschiffen des Elements