Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)


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gibt eine Nachricht für die Bewohner«, sagte Kirt mit seiner warmen Stimme. »Sie läuft draußen auf dem Gang. Wollen wir hinausgehen? Bisher hat dein SERUN dich zuverlässig geschützt.«

      »Einverstanden. Geht ihr beiden vor, ja? Schirmt mich ein wenig ab. Ich bin zwar unsichtbar, doch ich kann mit anderen zusammenstoßen.«

      Kirt und Prexxel gingen vor, hinaus zum nächsten Holoschirm, der die fünf Meter hohe Wand bedeckte. Sie blieben in einiger Entfernung stehen. Was sie zu sehen bekamen, überraschte Marli. Es war nicht Stahmon, der dort stand und redete, sondern ein Posbi mit humanoidem, grob stilisiertem Körper und schwarzen Flügeln auf dem Rücken. Neben ihm stand Aurelia.

      »Wir haben eine Nachricht an euch!«, verkündete Aurelia. »Gabriel und ich, Aurelia, die von einem Schiff der Galaktiker kommt! Es geht um Stahmon!«

      Immer mehr Posbis und Matten-Willys traten auf den Gang. Unruhig blickte Marli zurück – noch war der Weg in Kirts Quartier frei. Im Notfall würde sie über die Köpfe der anderen hinwegfliegen müssen.

      »Ja!«, bekräftigte Gabriel. »Ich dachte lange Zeit, Stahmon wäre ein Mensch! Sie hat uns alle getäuscht! Unser Patron ist kein Mensch und keine Frau! Er ist viel weniger als das!« Gabriel ließ die Worte wirken. »Er ist ein Programm! Etwas, das die Zain-Konstrukte uns zur Verfügung gestellt haben! In den Wirren um die Datensintflut geriet das Wissen darum in Vergessenheit. Stahmon hat dafür gesorgt! Er hat sich zu unserem Herrscher aufgeschwungen, bevormundet uns – ein Programm, das über uns regiert!«

      Mehrere Posbis und Matten-Willys redeten durcheinander. Aurelia sah Fassungslosigkeit bei den meisten, aber auch Argwohn. Der Bereich um die Holowand füllte sich zusehends.

      Aurelia trat einen Schritt vor. »Stahmon hat euch euer Plasma genommen! Ich weiß, dass euch das ohne Plasmaanteil herzlich egal ist, doch benutzt die Logik! Ihr könnt sehr wohl rein logisch nachvollziehen, was Mord bedeutet. Stahmon hatte nicht das Recht, euch das Plasma wegzunehmen! Kein Posbi darf einem anderen das antun! Setzt Stahmon ab! Er war die längste Zeit euer Patron und Diktator!«

      Marli fragte sich, ob es nun auf sämtlichen Gängen der Wohnbereiche aussah wie in diesem Gang.

      Prexxel hob mehrere Tentakel. »Wir müssen etwas tun!«, rief er.

      »Und was?«, fragte ein breit gebauter Posbi, der die grobe Form eines Hammers hatte.

      »Uns wehren!«, rief ein Posbi mit einem Tellerkopf. »Stahmon soll uns Rede und Antwort stehen! Und wenn es wahr ist, muss Stahmon weg!«

      Die Stimmung heizte sich zunehmend auf.

      »Lass uns ins Quartier gehen«, flüsterte Kirt. »Ich weiß nicht, wie lange es hier noch ruhig bleibt.«

      *

      Ich warf einen Blick auf das kleine Holo über dem Armbandgerät. Aurelia und Gabriel machten ihre Sache gut. Sie riefen die Posbis zum Widerstand auf. Noch war es Stahmon nicht gelungen, die Ausstrahlung zu unterbrechen, doch das war nur eine Frage von Minuten – Minuten, die wir nutzen würden.

      Sicher würde Stahmon gegen die sich sammelnden Posbis vorgehen. Er würde sie durch Roboter auseinandertreiben, sie in ihre Quartiere zurückschicken und in Sicherheitsgewahrsam nehmen, bis sie sich beruhigt hatten.

      Vielleicht würden sich sogar einige Posbis auf den Weg zur Zentrale machen, doch ich zweifelte daran, dass sie dort ankamen. Stahmon hatte diese Station bereits zu lange in seiner Gewalt. Er wusste mit seinen Gefangenen umzugehen.

      »Und?«, fragte Gucky.

      »Die Ablenkung steht! Spring mit mir und dem Projektor zur Zentrale!«

      Gucky griff nach meiner Hand. Der bunt bemalte Gang verschwand. Wir kamen in einem perlmuttfarbenen Raum heraus, dünn und lang, aber breiter als die üblichen Gänge. Vor uns lag der Schutzschirm, der die Zentrale umschloss. Ein leichter Grünstich waberte hindurch, der optisch anzeigte, dass der Schirm eingeschaltet war. Zwei klotzartige Roboter bewachten den Zugang. Sie reagierten, als Stahmon vor ihnen in die Höhe wuchs. Sicher maßen sie den Projektor an.

      »Lasst mich ein!«, forderte Gucky.

      Der SERUN veränderte seine Stimme, ließ sie genau wie Stahmons klingen. Dafür reichten die wenigen Aufnahmen, die wir von Stahmons Stimme hatten.

      Der vordere Roboter zögerte einen Moment, doch dann wich er zur Seite. Eine Strukturlücke öffnete sich im Schirm.

      Das geht zu einfach, unkte der Extrasinn. Siehst du dieses fette Schild, auf dem »Falle« steht?

      Wir haben keine Wahl! Wenn es eine Falle sein sollte, werden wir improvisieren.

      Wie so oft, spottete mein Logiksektor.

      Gucky bewegte Stahmon vorwärts. Ich blieb dicht bei ihm, hatte den PePId bei mir, der mir helfen sollte, im Notfall die wenigen Meter zu überbrücken, bis ich durch die Strukturlücke war. Tatsächlich drangen aus dem Inneren der beiden Roboter rötliche Scan-Strahlen, die genau in meine Richtung wiesen, als würden sie nach etwas suchen.

      »Schnell!« Ich beschleunigte den SERUN. Gucky dagegen sprang.

      »Stehen bleiben!«, rief einer der Roboter hinter uns her. Sie folgten uns. Ich zog meine Strahler.

      Gucky materialisierte hinter dem Schirm und fuhr herum. Er ließ beide Maschinen in die Höhe schweben, schlug sie gegeneinander. Spätestens in diesem Moment wusste Stahmon, dass etwas nicht stimmte.

      Wir flogen in die Zentrale. Ich hatte einen nüchternen, zweckoptimierten Raum erwartet und war überrascht, was ich vor mir sah: eine ganze Reihe kunstfertiger Skulpturen, die möglicherweise technische Geräte waren, vielleicht aber auch nicht.

      Mehrere grün-blaue Bälle schwebten zu unserer Rechten. Aus ihnen strahlten halbtransparente Holos, die unzählige Orte an Bord der Station zeigten, darunter zahlreiche Plätze, an denen sich Posbis um Holoschirme gesammelt hatten. Roboter trieben sie auseinander, jagten sie davon. Die Bilder erloschen.

      Es war verwirrend, die vielen Geschehnisse nicht nur gleichzeitig, sondern teils spiegelverkehrt und auf dem Kopf vor mir zu haben.

      Stahmon wird es sich von innen anschauen, vermutete der Extrasinn. Vom Zentrum der Kugel aus.

      »Da!« Gucky zeigte auf eine erhöhte Ebene, auf der mehrere Sessel und eine Art Konsole standen. »Da oben könnte die Steueranlage des Zentraleschutzschirms sein! Vielleicht ist dort auch Stahmons Nervenknoten, wenn man so will.«

      »Kannst du etwas espern?«

      »Nein! Aber ich kann den Schutzschirm schließen und die Zugangsbedingungen verändern! Das wird die Verstärkung eine Weile aufhalten!«

      Während Gucky das sagte, glitten Wandteile zurück. Silberne, zweikugelförmige Roboter ergossen sich daraus wie menschengroße Regentropfen.

      »Ich fürchte, die Verstärkung ist eingetroffen!«

      »Halt sie mir eine Minute vom Hals!«

      »Dreißig Sekunden!« Ich schoss auf die vorderen Roboter, drängte sie zurück. Sie waren noch dabei, sich zu koordinieren, und nicht jeder von ihnen schien mich klar orten zu können. Um sie zu irritieren, flog ich in einem wilden Zickzackkurs.

      Gleichzeitig ließ ich mehrere robotgesteuerte Mikrosprengladungen aus dem SERUN aufsteigen. Sie suchten sich selbst ihre Ziele, hefteten sich an Roboter und explodierten. Einige Sekunden war nichts zu hören als das Donnern der Ladungen. Mein SERUN schützte automatisch Augen und Ohren.

      »Und?«, fragte ich Gucky.

      »Ich espere, aber da ist nichts!« Er kam mir zu Hilfe, benutzte seinen Strahler und seine telekinetische Gabe.

      Immer mehr Roboter fielen auf den Boden oder drehten sich hilflos im Kreis. Sie schossen zwar auf uns, doch noch hielten die Schutzschirme stand.

      Der Extrasinn gab mir einen Lageüberblick: Es sind nicht mehr als dreißig, von denen ihr bereits sechzehn ausgeschaltet habt. Sie sind schlechter ausgestattet als TARAS. Die Sprengsätze haben