Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)


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so ... überzeugt davon. So voller Selbstsicherheit. Giuna kannte die Geschichten, die Überlieferungen, die Märchen – was auch immer. Sie hatte sich nie Gedanken darum gemacht, wie das korrekte Wort lautete.

      Für den einen Terraner hatte dieser Mythos eine Bedeutung, für den anderen nicht.

      Geschmacksache.

      Sie erinnerte sich an ein Gespräch mit Folin tan Bergah, dem Leiter der Bauphilosophie im Etappenhof. Du nennst dich doch eine Terranerin, hatte er gesagt, mit der Schlussfolgerung, dass sie deshalb zwingend an Terra glauben müsse. Aber wieso? Gab es nicht viele Worte, deren Ursprung man nicht mehr kannte und die auf irgendeinen Irrtum zurückgingen? An die man glauben konnte ... oder eben nicht.

      »Halt dich bereit!«, sagte Cyprian. »Wir kommen in den Bereich der Überwachungssensoren.«

      Sie bestätigte.

      Noch so etwas, das sie dank der Einsatzschulung wusste: Der NDE kannte die technischen Möglichkeiten dieses Verwaltungszentrums, weswegen Okri die Deflektoren im Vorfeld so hatte modulieren können, dass die beiden Eindringlinge eigentlich nicht entdeckt werden dürften.

      Eigentlich.

      So ließ sich eines der Probleme auf den Punkt bringen – eine Restunsicherheit blieb. Die weit schwerwiegendere Frage bestand darin, dass Giuna es in ihrem Verstand wusste, ihre Gefühle die Lage jedoch völlig anders einschätzten.

      Kurz gesagt, sie fürchtete sich.

      Vor einem Angriff.

      Vor dem Tod.

      Und vor allem davor, dass sie Lanko nicht helfen könnte.

      Sie schwebten nach oben, landeten auf der Schnittfläche in der Mitte der Wohnkugel. Etwa einen Meter über ihren Köpfen lag der Boden der oberen Kugelhälfte, eine schneeweiße Ebene.

      Cyprian ging zielstrebig zur Tür, die in der zentralen Stützsäule ins Innere führte. In Augenhöhe befand sich ein Identitätsscanner. Der NDE-Agent legte eine flache Scheibe darauf. Sie heftete sich magnetisch an.

      Nichts geschah.

      »Es dauert etwa eine Minute«, sagte er über Funk, nur für Giuna hörbar.

      »Sicher?«, fragte sie.

      »Schon vergessen? Nichts lässt sich exakt vorhersagen.«

      »Das gefällt mir nicht.«

      »Das muss es auch nicht.«

      Ein leichtes Klacken. Die Tür öffnete sich.

      »Manchmal«, sagte Cyprian trocken, »wird der nötige Informationskode schneller als erwartet geknackt.« Er steckte die Scheibe ein. »Folg mir. Und bleib hinter mir.«

      In diesem Augenblick könnten die Systeme Alarm schlagen, weil die Überwachungssysteme einen unbefugten Zutritt registrierten.

      Oder es lief so ab, dass der Identitätsscanner einen berechtigten Einlass abspeicherte und sich die Positronik nicht weiter darum kümmerte, solange es keine Auffälligkeiten gab. Damit rechnete Cyprian aufgrund sämtlicher Simulationen.

      Es klang auch viel besser. Wahrscheinlich glaubte Giuna genau deswegen nicht daran. Zwei Möglichkeiten gab es, und trotz aller Vorbereitung blieb es unmöglich zu sagen, welche zutraf.

      Die Praxis musste es zeigen.

      Die beiden unsichtbaren Eindringlinge trugen gute Bewaffnung. Die Schutzschirme ihrer Anzüge konnten einiges aushalten, und wo Giuna Kampferfahrung mangelte, verfügte Cyprian doppelt darüber.

      So behauptete er es zumindest, und sie hatte keinen Grund, daran zu zweifeln. Der angebliche Buchhalter, der maulfaule Diener seines barnitischen Herrn, war ein genialer Stratege, ein bestens geschulter Kämpfer und der eigentliche Kopf des Agentenduos.

      Sie blieben unbehelligt, während sie ins Innere der Stützsäule traten. Der NDE-Agent ging zielstrebig in einen desaktivierten Antigravschacht, der in die obere Hälfte der Kugel führte. Ohne die Flugaggregate ihrer Anzüge wären sie abgestürzt.

      Cyprian stieg am Ende des Schachts aus und erreichte – dicht gefolgt von Giuna – einen Raum, in dem Kisten lagerten, wahrscheinlich mit Nahrungsmitteln gefüllt.

      Ein Metallkäfig stand ganz in der Nähe.

      Ein Warentransmitter, der die Kisten in die Ausweglose Straße beförderte. Der Weg dorthin. Sie müssten das Gerät nur aktivieren und ...

      ... und würden in einem Hochsicherheitsbereich landen, in dem cairanische Roboter unterschiedslos jedes Lebewesen sofort erschossen. Auf diesem Weg ein- oder auszubrechen, war schlichtweg unmöglich, daran hatten Kondayk-A1 und Cyprian nicht den Hauch eines Zweifels gelassen, und Giuna sah keine Veranlassung, dieser Einschätzung nicht zu trauen.

      Es gab einen anderen Grund, warum sie diesen Einbruch begingen, eine andere Möglichkeit, den Ring zu erreichen, der im Orbit über ihnen schwebte.

      Cyprian deutete nach vorne. »Hinter dieser Wand.«

      Leider führte kein direkter Weg zum Zugangsterminal der Verwaltungspositronik – aber niemand stellte sich den beiden Unsichtbaren entgegen, als sie einen Korridor erreichten, nach rechts abbogen und die zweite Tür wählten.

      Wieder trat die flache Dekodierscheibe in Aktion. Noch einmal funktionierte es reibungslos.

      Zu reibungslos?

      Giuna fröstelte bei dem Gedanken. Vielleicht waren die Cairaner längst unterwegs. Möglicherweise sammelte sich ein Heer von Robotern, um zuzuschlagen, sobald feststand, was die Eindringlinge beabsichtigten. Sie stellte sich vor, wie Dutzende mechanischer Augen und Sensoren sie fixierten.

      »Alles ist in Ordnung«, flüsterte sie. Immerhin schätzten zwei fähige NDE-Agenten das Risiko in dieser Phase der Aktion als gering ein.

      Cyprian stand vor dem Terminal, scheinbar untätig, davon abgesehen, dass er auf dem Display seines Multifunktionsarmbands tippte.

      Die eigentliche Arbeit lief ebenso unsichtbar, wie die beiden Eindringlinge blieben: Der Agent drang in diesen Augenblicken in die cairanische Datenbank ein. Er kannte nur Zugangskodes mit geringer Sicherheitsstufe – und schon das nur dank einiger zurückliegender Aktionen des Nachrichtendienstes Ephelegon.

      Er hoffte, sich das System wenigstens teilweise zu erschließen. Der Rest, hatte er gesagt, ist Intuition vor Ort.

      Giuna stand neben ihm, behielt die Tür im Auge.

      »Problem«, sagte er kurz angebunden.

      Sie drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht war verkniffen, hoch konzentriert.

      »Ich habe einen Alarm ausgelöst«, begründete er. »Brauche noch Zeit. Halt mir den Rücken frei.«

      Giuna lag ein Aber auf der Zunge. Sie schluckte es hinunter, und im selben Moment verschwanden Angst und Unsicherheit.

      Sie wandte sich zur Tür und zog ihren Strahler. Wer oder was immer dort auftauchen mochte, sie war bereit.

      Ihr Schutzschirm war aktiviert. Sie konnte einige Treffer kassieren, ehe es gefährlich wurde. Die Aufgabe stand ihr klar vor Augen: Sie musste Cyprian schützen, während er tiefer in die Systeme eindrang und den Kode suchte, der es ihnen ermöglichte, einen Personentransmitter für cairanisches Personal in der Ausweglosen Straße anzuwählen.

      Ein Roboter tauchte im Eingang auf, eine kugelförmige Maschine, etwa so groß wie ein Mensch. Sie ging auf vier biegsamen Tentakelbeinen. Am oberen Pol glühte etwas auf, und ein greller Strahl jagte glühend heiß in den Raum.

      Nicht auf Giuna zu, sondern auf Cyprian. Nein – auch nicht auf ihn, nur auf das Eingabepult, an dem er arbeitete.

      Der Roboter, begriff Giuna, konnte weder sie noch ihren Begleiter wahrnehmen, wusste aber, dass der Alarm an dieser Arbeitsstation ausgelöst worden war.

      »Ich erledigt das«, sagte sie via Funk zu dem NDE-Agenten, während sie bereits schoss.

      Um