William Voltz

Perry Rhodan 438: Im Jahr der Cappins


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unser Leben riskieren? Sicherer wäre es, in die Gegenwart zu springen und zu überlegen, was zu tun ist.«

      Cascal beschäftigte sich mit den Kontrollen.

      »Ich habe nämlich Angst«, verkündete Dr. Kenosa Bashra trotzig. »Und nicht wenig.«

      »Da sind Sie nicht allein«, meinte Cascal gelassen.

      »Wissen Sie, was im Enadatal dreitausend Jahre in der Zukunft auf uns wartet?«, fragte Bashra. »Man wird den Nullzeitdeformator innerhalb weniger Sekunden zerstören.«

      Cascal streckte die Beine aus und überließ es dem automatischen Piloten, den letzten Teil der Strecke zu fliegen.

      »Schon möglich«, gab er zu.

      Bashra klappte seine winzige Filmkamera auf und entnahm ihr die Aufnahmekugel.

      »Verdorben!«, stieß er hervor. »Die Kugel ist verdorben. Das ist mir noch nie passiert.«

      Er legte Cascal die Kugel in die ausgestreckte Hand. Cascal untersuchte sie kurz.

      »Ich finde, sie ist in Ordnung. Die hellen Streifen haben nichts zu bedeuten.«

      »Wir werden sehen!« Bashra verstaute die Kugel in seiner Bereitschaftstasche. Dann erhob er sich und blickte aus der Kuppel. »Wir sind bald da.«

      Ein paar Minuten später schwebten sie über dem Enadatal. Unter ihnen lag die glänzende Kuppel des Nullzeitdeformators. Die Sonne hatte inzwischen ihren höchsten Stand erreicht und brannte auf das Land hinab. Cascal deutete hinaus.

      »Dort drüben wird später der Pazifik sein«, sagte er. »Ist es nicht eigenartig, dass wir darin schon gebadet haben, obwohl wir uns jetzt in einer Zeit befinden, wo der Pazifik in seiner endgültigen Form noch nicht existiert?«

      Bashra starrte auf seine Fingernägel.

      »Tut mir leid, wenn ich Ihre romantischen Betrachtungen stören muss – aber ich bin Nichtschwimmer.«

      Cascal musste lachen. Er blickte hinab ins Enadatal. Eine Gestalt war aus der Zeitkuppel getreten und winkte zu ihnen herauf. Der Mann war Dr. Gosling.

      Cascal steuerte die F-2020 auf gleiche Höhe mit der Schleuse des Nullzeitdeformators. Wenige Minuten später befand sich die Maschine wieder an ihrem Platz im Inneren der Kuppel.

      *

      Jedes Mal, wenn Joak Cascal den Nullzeitdeformator betrat, hatte er das Gefühl, dass die Zeitkuppel jeden Augenblick bersten würde. Das Gerät war mit Einrichtungsgegenständen aller Art vollgestopft, so dass für die Passagiere kaum noch Platz blieb.

      Cascal bewegte sich in einem Slalom an den Maschinen vorbei, bis er vor Atlan stand, der noch immer mit den Wissenschaftlern diskutierte. Gucky hockte etwas abseits auf einer Kiste und hörte zu.

      »Ich bin sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe«, sagte Tajiri Kase gerade. Sein langer Zopf hing ihm nach vorn über der Schulter. »Unmittelbar vor unserem Aufbruch in diese Zeit hörte ich ein kurzes Funkgespräch. Der Name Levtron fiel darin. Außerdem konnte ich dem Gespräch entnehmen, dass zwei verschiedene Gruppen von Cappins im Enadatal eintrafen. Zwischen diesen Gruppen gab es Meinungsverschiedenheiten.«

      Atlan wandte sich an Cascal.

      »Darüber reden wir uns jetzt schon seit zwei Stunden die Köpfe heiß«, erläuterte er.

      »Ich habe mich nicht getäuscht«, bekräftigte Kase noch einmal.

      »Angenommen, Sie hätten recht«, mischte sich Fellmer Lloyd ein.

      »Es nützt uns wenig, wenn die Cappins untereinander Streit haben. In einem Punkt werden sie sich sofort einigen.«

      »Sie meinen die Zerstörung des Nullzeitdeformators?«, fragte Professor Paczek.

      »Genau!« Fellmer Lloyd nickte. »In den Augen der Cappins bedeutet der Nullzeitdeformator eine Gefahr, die alle Cappins gleichermaßen betrifft. Ich glaube nicht, dass sich die Mentalität der Cappins in dieser Sache sehr von der unseren unterscheidet. Sie werden ihren Streit vergessen, um den Nullzeitdeformator zu zerstören.«

      »Es geht darum, ob wir einen Zeitsprung von dreitausend Jahren machen und versuchen Rhodan und dessen Begleiter zu retten«, sagte Atlan noch immer an Cascal gewandt.

      »Das habe ich begriffen, Sir«, erwiderte der ehemalige Prospektor.

      »Ich muss daran erinnern, dass zahlreiche Waffen der Cappins auf jenen Punkt im Enadatal gerichtet sind, zu dem die Zeitmaschine auf jeden Fall zurückkehren muss«, mischte sich Waringer ein. »Die Cappins werden sofort zu schießen beginnen, wenn der Nullzeitdeformator erscheint.«

      Zustimmendes Gemurmel bewies Cascal, dass die meisten Teilnehmer der Expedition nicht mit einer Rückkehr in die Relativzukunft einverstanden waren.

      »Es wäre ein Himmelfahrtskommando«, sagte Dr. Multer Prest, der Kosmopsychologe. »Ich sehe nicht ein, warum wir Selbstmord begehen sollen.«

      Atlan warf einen Blick auf seine Uhr.

      »Wir sind jetzt etwas länger als einen Tag hier, meine Herren. Das bedeutet, dass in der Relativzukunft die gleiche Zeit verstrichen ist. Die Wachsamkeit der Cappins dürfte inzwischen nachgelassen haben.«

      »Ihre Waffen haben sie bestimmt nicht abgezogen«, meinte Dr. Gosling.

      »Wir reden aneinander vorbei«, erwiderte Atlan. »Natürlich kann nicht die Rede davon sein, dass wir längere Zeit in der Relativzukunft verweilen. Unser Aufenthalt wird nicht lange dauern. Nur vierzig Sekunden.«

      Die Wissenschaftler starrten ihn an.

      »Vierzig Sekunden?«, wiederholte Paczek.

      »Erklären Sie das. Was wollen wir innerhalb von vierzig Sekunden ausrichten?«

      Atlan ging zu der Kiste hinüber, auf der der Mausbiber saß. Er legte dem Ilt eine Hand auf die Schulter.

      »Gucky ist unser Trumpf. Er kann in diesen vierzig Sekunden viel unternehmen.«

      Waringer kratzte sich an der Nase.

      »Jetzt verstehe ich! Es sind einundvierzig Sekunden!«

      Kase blickte ihn verblüfft an.

      »Einundvierzig? Aber das ist doch die Zeit, die wir mindestens benötigen, um den Nullzeitdeformator nach seiner Materialisation in der Relativzukunft umzuschalten und hierher zurückzubringen.«

      Atlan nickte.

      »Was wir auch anstellen, um diese einundvierzig Sekunden kommen wir nicht herum. Solange werden wir auf jeden Fall in der Relativzukunft weilen. Innerhalb dieses kurzen Zeitraums muss es Gucky gelingen, den Paladin-Roboter, Lord Zwiebus, Fellmer Lloyd und Ausrüstungsgegenstände aus dem Nullzeitdeformator zu schaffen. Er muss ein sicheres Versteck für diese Gruppe suchen, deren Aufgabe es sein wird, Perry Rhodan zu finden.«

      »Puh!«, machte Kase und zerrte aufgeregt an seinem Zopf.

      Cascal fing einen skeptischen Blick von Dr. Claudia Chabrol auf. Er lächelte ihr zu, aber sie beachtete ihn nicht.

      »Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Waffen können die Cappins in einundvierzig Sekunden ein Dutzend Nullzeitdeformatoren zerstören«, gab General Harl Dephin über die Lautsprecheranlage des Paladins zu bedenken.

      Professor Paczek trat vor Atlan.

      »Warum geben Sie nicht zu, dass das Unternehmen gescheitert ist, Sir? Wir haben Rhodan und die drei anderen verloren, daran lässt sich nichts ändern. Anstatt nun Selbstmord zu begehen, sollten wir in die Gegenwart zurückkehren und unsere technische Ausrüstung so komplettieren, dass wir ohne Lebensgefahr einen Zweihunderttausend-Jahres-Sprung machen können.«

      »Lassen Sie uns darüber abstimmen!«, rief Kase dazwischen.

      Cascal beobachtete die Reaktion der einzelnen Expeditionsteilnehmer. Prest hatte die Augen halb geschlossen und sah schläfrig aus. Wentworth Gunnison nahm wie üblich an der Debatte nicht teil.