nicht gewusst. Das ist ja die Katastrophe, die wir seit mehr als einem halben Jahrhundert versuchen zu verhindern. Jetzt ist sie da. Und morgen oder übermorgen landen hier schon die ersten Arkonkugelraumer, Typ TITAN, gleich zu Hunderten!«
Es war erstaunlich, dass Bully sich nicht äußerte. Das war etwas, das seiner Natur gar nicht entsprach. Er, der leicht explosive Mann, fuhr sich jetzt mit beiden Händen durch seine rötlichen Haare, schnaufte dabei sehr vernehmlich und platzte dann endlich mit der Bemerkung heraus: »Die Druuf rechts im Rücken, das hinterlistige Positronengehirn links im Rücken, die Position der Erde ihm bekannt ...«
»Das glaube ich noch nicht«, unterbrach Rhodan ihn. »Die Reichweite der arkonidischen Strukturkompensatoren ist noch begrenzt.« Er griff wieder hinter sich und legte das zweite Diagramm auf den Tisch. »Kommodore Lyst der ORINOKO ist auf die glückliche Idee gekommen, in einem Hypersprung vor M 13 die Leistungsfähigkeit des neuartigen Arkongerätes zu testen. Dieser Diagrammstreifen sagt nicht aus, weshalb das arkonidische Peilgerät die Eigenfrequenzen unserer Strukturkompensatoren auf Entfernungen über zehn Lichtjahre nicht mehr anmisst, aber er sagt aus, dass wir von der Erde keine Minute mehr verlieren dürfen und ...«, er ließ eine Pause aufkommen, die das schon vorher unterstrich, was er noch zu sagen hatte, »... und wir haben alle Vorbereitungen zu treffen, dass sämtliche Raumer auf ein Kodezeichen hin zur Erde zurückkehren, dabei aber wenigstens zwanzig Transitionen vorzunehmen haben, bis sie im letzten Sprung Kurs auf Terra nehmen! So, meine Herren, ist im Augenblick unsere Lage.«
»Was dieses heimtückische Positronengehirn uns schon für Scherereien gemacht hat!«, rief Bully wütend. »Perry, hast du keine Lust, den Mausbiber zum positronischen Robotregenten zu schicken, damit der mit ihm ein bisschen spielt?«
Trotz der ernsten Lage konnte nicht einmal Perry Rhodan ein Schmunzeln unterdrücken. Bullys Vorschlag, den telepathisch, telekinetisch und teleportativ äußerst aktiven Mausbiber Gucky dem Riesengehirn auf Arkon III als Gegner gegenüberzustellen, war kein Witz ohne reale Grundlage, aber allein die Vorstellung genügte, sich einen spielenden Gucky vorzustellen, um ins Schmunzeln zu geraten.
Gucky hätte bei Erteilung des Auftrages bestimmt seinen einzigen Nagezahn gezeigt und damit seiner Freude deutlich Ausdruck verliehen, um dann, innerhalb der Mammutpositronik, nach einem Teleportersprung zu rematerialisieren und mit dem »Spielen« zu beginnen – seine telekinetischen Kräfte wirken zu lassen und Teil um Teil des Positronengehirns zu zerstören.
»Ein solches Todeskommando kommt für Gucky nicht in Frage!« Damit erledigte Rhodan dieses Thema. »Mercant, drängen Sie Ihre Agenten nicht weiter, unbedingt nur ihr Augenmerk auf die Konstruktion des arkonidischen Peilgerätes zu lenken. Ich möchte viel lieber wissen, wann oder ob es schon in Großserie gegangen ist. Seine Konstruktion ist weniger wichtig ...«
Bully starrte den Freund entgeistert an. Rhodan übersah es. »Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, Major Ostal, dass Sie um 12:45 Uhr starten können?«
Für Major Ostal antwortete Mercant: »Sie werden bis dahin abgeschlossen sein, Sir. Das Zusatzgerät ist fertig. Alles andere ist nur Routinearbeit.«
»Bully, ich hatte dich gebeten, den Leichten Kreuzer LOTUS überholen zu lassen. Wie steht es damit?«, wandte sich Perry Rhodan an seinen Freund.
Der hob verärgert die Schultern und ließ sie abrupt wieder sinken. Sein Mund verzog sich. »Wir sind fertig, aber diese Gurkenleute, die Swoon, finden kein Ende. Wenn ich wenigstens nur sehen könnte, was sie zu arbeiten haben. Diese mikroskopisch kleinen Geräte fangen an, mir unheimlich zu werden.«
»Mir auch, Bully, wenn ich sie im Besitz der Arkoniden wüsste!« Das war alles, was Rhodan darauf erwiderte, aber für Bully hatten diese Worte ihre eigene Bedeutung. Er kannte Perry Rhodan zu gut, und wenn dieser sich etwas rätselhaft ausdrückte, dann kam der Paukenschlag dazu später und stets im unerwarteten Moment.
»Noch etwas, meine Herren?« Rhodan sah sie der Reihe nach fragend an.
»Ja, Sir«, meldete sich Major Ostal. »Das Ziel, Sonnensystem Naral, bleibt?«
»Es bleibt. Nach den letzten Agentenberichten hat sich der Verdacht verstärkt, dass auf dem Planeten Ekhas ein oder sogar mehrere Kompensatorpeiler stehen oder in Arkonschiffen eingebaut sind. Wenn wir jetzt auch durch den Kommodore der ORINOKO wissen, auf welchem arkonidischen Planeten bestimmt ein Peilgerät steht, so würde uns die Umprogrammierung des Zusatzgerätes Ihres Schiffes um volle fünf Tage zurückwerfen, und diese Zeit, meine Herren, haben wir nicht mehr. Schon in den nächsten Stunden oder Tagen kann es Arkon gelingen, die Reichweite der Kompensatorpeiler auf tausend und mehr Lichtjahre zu steigern. Was dann?«
»Ich bin doch dafür, dass Gucky dieses positronische Gehirn besucht«, brummte Bully erbost.
Perry Rhodan erwiderte ohne Zögern: »Wir benötigen alle beide: Gucky sowie das Positronengehirn auf Arkon III, und wir können es uns nicht leisten, den einen oder das andere zu verlieren!«
2.
Mit dem Start des kugelförmigen Frachtschiffes TIGRIS, hundert Meter durchmessend, pünktlich um 12:45 vom Raumhafen Terranias abhebend, begann mit der Präzision einer Rechenmaschine ein Einsatz anzulaufen, der vom Solaren Imperium unbedingt erfolgreich zu Ende gebracht werden musste.
Kommandant des Schiffes war Major Clyde Ostal vom Solaren Sicherheitsdienst. Zweiunddreißig Mann Bordbesatzung rekrutierten sich auch aus Allan D. Mercants Abwehrdienst.
Sie wussten, worum es ging. Sie wussten auch, dass ihr Einsatz gefährlich war. Wenn das Naral-Sonnensystem auch nur 4536 Lichtjahre von der Erde entfernt war und Arkon I, II und III rund 34.000, so gehörte es doch zum Großen Imperium, denn die Menschen, die darauf lebten, waren arkonidische Abkömmlinge und hatten zu keiner Zeit vergessen, Arkoniden zu sein. Ihre Treue zum Imperium war sprichwörtlich; ihre Verbindung zu Arkon III so eng, wie sie nicht enger sein konnte.
Die TIGRIS schoss mit 0,85 Unterlicht aus dem solaren System heraus, passierte zum Schluss die Relaisstation auf Pluto und stürzte sich dann in den Abgrund zwischen den Sternen hinein.
Selten war ein Schiff mit so präzisen Ordern von der Erde aus unterwegs wie jetzt die einwandfrei als terranisches Handelsschiff zu erkennende TIGRIS.
Die großen Lagerhallen waren bis zum Rand mit Waren vollgepfropft, die schon im Tatlira-System ungeduldig erwartet wurden. Kreuz- und Quer-Hyperfunksprüche von irdischen Raumfrachtern mit terrestrischen Handelskontoren auf fremden Welten – Rückfragen und Durchrufe zwischen solaren Frachtern, die sich auf dem Flug befanden – das alles war schon vor drei Tagen unauffällig angelaufen, noch unauffälliger durchgeführt worden, und wer von der »anderen« Seite abhörte, sah in der letzten Meldung des Frachters EUGENIO, die besagte, dass die TIGRIS am 18. Juni 2042 Erdzeit eintreffen würde, nur eine übliche kommerzielle Mitteilung.
Funkspionage stand immer noch so hoch im Kurs wie eh und je. Die galaktischen Händler lauschten mit tausend Ohren auf allen Frequenzen; Arkon tat es aus dem Sternhaufen M 13 heraus oder von seinen vorgeschobenen planetarischen Stützpunkten her – und das Solare Imperium auch. Schließlich wollte man nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Major Clyde Ostal schmunzelte, als er den letzten Hyperspruch der EUGENIO abhörte.
Order 17 war damit erledigt. Er konnte diese Anweisung zu den Akten legen.
Order 18 lautete: Transition 1 und 2 nur mit Zusatzgerät durchführen.
Bordpositronik abschalten. Daten und Speicherbänke abschalten. Dreifache Kontrolle! Es kontrollieren in zehnminütigem Abstand:
Major Clyde Ostal
Leutnant S. Seegers
Leutnant Peter H. Hasting.
Das Zusatzgerät war speziell für die beiden ersten Transitionen der TIGRIS gebaut worden und in Wirklichkeit nichts anderes, als eine kleine Positronik mit der Aufgabe, von einem bestimmten Ort des Weltraumes aus das Handelsschiff sicher durch zwei Hypersprünge 1375 Lichtjahre weit im Raum wieder werden zu lassen.
Zweimal erlebte