Ausfall der Speicherbank während der ersten Kopplung beeinträchtigte die Manövrierfähigkeit der ILKIN. Ein Versuch des 600-Meter-Frachters, aus eigener Kraft zu landen, barg entsprechende Risiken. Gleiches galt jedoch auch für den Weiterflug im Verbund.
Der Funkverkehr mit der planetaren Überwachung erfolgte auf normal lichtschneller Frequenz; nach wie vor verließ kein Hyperfunkspruch Ka-Tygo. »Einigeln«, sagte die Kommandantin des Spürkreuzers dazu. Ob das Versteckspiel angesichts des steten Zustroms von in Kampfhandlungen mehr oder weniger stark beschädigter Raumschiffe Erfolg haben würde, blieb dahingestellt.
Die ILKIN und die JOURNEE erhielten Landeerlaubnis für einen der weniger frequentierten Raumhäfen abseits der großen Metropolen. Ihre Trennung vollzog sich unkompliziert. Ein kaum merkliches Abbremsen des Spürkreuzers bewirkte, dass sie rasch auseinander trieben. Andere, zum Teil schwer havarierte Raumer blieben im Orbit zurück.
Langsam sank die ILKIN tiefer. Die Bremstriebwerke im Ringwulst zündeten nur unvollständig. Einen Moment lang schien der Frachter ins Trudeln zu geraten.
Funkkontakt mit dem Zielhafen. Die ILKIN wurde schneller, und ein fahles Leuchten zeichnete sich unter dem Rumpf ab. Noch war die Lufthülle zu dünn, als dass der Frachter einen Schweif ionisierter Gase hinter sich her gezogen hätte.
Das Leuchten wurde stärker, breitete sich zuckend aus. Perry Rhodan hatte eine Überblendung aus optischem Abbild und Ortungsdaten auf seine Konsole geholt.
Noch 900 Kilometer Höhe ...
»Sie sinkt zu schnell!«, warnte die Kommandantin. »Was ist los da drüben? Korrekturmanöver!«
Störungen überlagerten die Interkomverbindung zum Frachter. Wie eingefroren erschien das Abbild der dortigen Zentrale, das Bild verzerrte sich und verblasste.
Ein Prasseln drang aus den Lautsprechern.
400 Kilometer ... die Abweichung wurde deutlich sichtbar.
»Starke Energieschwankungen!«, meldete die Ortung. »Auf der ILKIN gibt es offenbar Probleme mit den Speichern.«
»Traktorstrahlen!«, befahl Coa Sebastian.
Gerichtete Energiefelder griffen nach dem Frachter, um ihn abzubremsen. Angesichts seiner Masse kein einfaches Unterfangen. Die eigenen Triebwerke verzögerten die Sinkgeschwindigkeit der JOURNEE.
290 Kilometer Höhe ... Der Frachter sank mit nahezu zwölf Kilometern in der Sekunde. Bange Sekunden lang hatte es den Anschein, als würde er sich aus dem energetischen Griff lösen ...
...doch dann zündeten unvermittelt weitere Ringwulsttriebwerke. Gleißende Partikelströme durchschnitten die Stratosphäre und versetzten den Frachter in eine tückische Drehbewegung.
»Stoppen!«, brüllte Coa Sebastian. »Das verkraften die Traktorprojektoren nicht!«
Rasend schnell ging es in die Tiefe. Wie eine lodernde Feuerkugel würde der Frachter auf dem Landefeld aufschlagen.
90 Kilometer ...
81 ...
73 ...
Warnanzeigen verwandelten sich in Diagramme und Überblendungen. Im nächsten Moment erloschen sie ebenso abrupt.
»Objekt stabilisiert!«, meldete der Syntron. »Relative Höhe fünfzehn Kilometer. Sinkflug auf Minimum.«
Die Bildsprechverbindung stand wieder stabil.
»Das war knapp«, meldete sich die Frachterkommandantin. »Unter Belastung brechen uns die Systeme weg. Keine Redundanz. Inzwischen haben wir die ILKIN aber wieder im Griff.«
»Ich hoffe es«, sagte Coa Sebastian bitter. »Ist die Ursache bekannt?«
»Schäden der Peripherierechner, verursacht durch eine Überladung.« Laretha Mongath nickte knapp. »Wir landen wie vorgesehen. Zwischen den anderen halben Wracks sind wir in guter Gesellschaft.«
Kapitel 5
Perry Rhodan fiel auf, dass so viele mehr oder weniger stark beschädigte Raumschiffe Ka-Tygo erreicht hatten. Unter anderen Umständen hätten bei ihm die Alarmglocken geschrillt, hätte er vermutet, dass die Gegner versuchten, Truppen einzuschleusen. Doch zum einen griffen die Unbekannten völlig offen an, zum anderen ging die hohe Zahl havarierter Schiffe auf die gegnerischen Intervallkanonen zurück. Die Zerstörungskraft, auf kurze Distanzen und im Gefecht verheerend, verlor mit wachsender Entfernung an Durchschlagskraft und wurde zunehmend zielungenau. Hinzu kam die begrenzte Feuerfrequenz der schweren Geschütze. Treffer auf Distanzen von über 30 Lichtsekunden hinweg bedeuteten also keineswegs den Untergang des angegriffenen Raumschiffs, sondern erlaubten in der Vielzahl der Fälle noch eine Flucht durch den Hyperraum. Bestes Beispiel dafür war die ILKIN, der nur eine Beschleunigung aus eigenen Mitteln nicht mehr möglich gewesen war. Die Entscheidung, noch während der Schlacht um Cyrdan alle Aggregate abzuschalten und sich quasi tot zu stellen, war die einzig richtige gewesen.
Der Raumhafen machte einen tristen Eindruck. Kilometerlange Hallenkomplexe ebenso wie unüberschaubare Halden aus Schrott und Erzen, aber auch Berge von verfaulenden Pflanzen verrieten, dass in diesem Bereich noch vor kurzem ein großes Frachtaufkommen abgefertigt worden war. Die eintreffenden Flüchtlingsraumer hatten alle Arbeiten zum Erliegen gebracht.
Das der ILKIN zugewiesene Landefeld lag an der nördlichen Peripherie des Raumhafens, weitab aller Abfertigungsgebäude. Endlich wurden auch auf dem Raumhafen starke Fesselfeldprojektoren aktiv. Sie stabilisierten den Frachter in der letzten und entscheidenden Phase des Anflugs.
Nur noch fünf Kilometer Höhe. In der Direktbeobachtung war zu sehen, dass die ILKIN die Landebeine ausfuhr.
Bodenkontakt. Der Frachter baute alles andere als eine weiche Landung. Zwei der turmdicken Beine brachen seitlich weg, doch dann unterstützte der Antigrav die Stabilisierung des Schiffes.
Perry Rhodan nickte knapp. »Das war keine Meisterleistung, aber sie sind heil unten. Mehr durften wir nicht erwarten.«
300 Meter vom Frachter entfernt setzte die JOURNEE auf ihren energetischen Landefeldern auf.
Rhodan fuhr sich mit den Händen in den Nacken und zog die Finger massierend nach vorn. Dann erhob er sich, nickte dem rechts von ihm sitzenden Chef der Technik zu und ging hinüber zu Coa Sebastian. Das Hauptholo war auf den größten Durchmesser von vier Meter erweitert worden und zeigte die unmittelbare Umgebung. Der Terraner ließ kurz den Eindruck der beschädigten Schiffe auf sich wirken. Er kniff die Augen zusammen, und über der Nasenwurzel entstanden mehrere steile Falten. Er wirkte nachdenklich und gequält zugleich.
»Das hier ist nur die Spitze des Eisbergs«, sagte er. »Wir wissen weder, wer die Fremden sind, noch von wo sie kommen. Aber sie können sehr schnell auch für die Milchstraße zur Gefahr werden.«
Zim November, dessen hufeisenförmige Arbeitsstation hinter der Kommandokonsole lag, ließ die SERT-Haube in die Höhe gleiten. »Ich werde momentan wohl nicht mehr benötigt«, sagte der junge Emotionaut verhalten. »Lieber helfe ich auf der ILKIN, die Verletzten von Bord zu schaffen.«
Rhodan lächelte wissend. »Erlaubnis erteilt. Richte Raye Corona aus ...«
»Ja?« Zim versteifte sich. Nur das Leuchten in seinen Augen verriet seine schwer zu bezähmende Sehnsucht.
»Ich habe zugesagt, die Verletzten in die örtlichen Hospitäler zu transportieren. Danach bleiben euch genau dreißig Minuten für eine Verabschiedung. Reicht das?«
Der Emotionaut riss die Augen auf. Zugleich verfärbte er sich; eine verlegene Röte überzog seine Wangen. »Das ... Ich meine ...« Ausgerechnet er, der als Einziger in der Lage war, die JOURNEE mit der Kraft seiner Gedanken zu steuern, reagierte plötzlich wie ein pubertierender Junge.
»Die Ärztin wird ohnehin wenig Zeit haben«, fügte Rhodan hinzu.
»Danke«, stieß Zim endlich hervor. Er hatte es eilig, die Zentrale zu verlassen, und war Augenblicke später im Antigravschacht verschwunden.
»Musste