Andreas Brandhorst

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)


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fügte sie in Gedanken zu.

       »Oh, das wusste ich nicht«, sagte er.

       »Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Aber lassen wir das.« Sie entließ seinen Helm aus ihrem Griff, richtete sich auf. »Dein Anzug hat ein Flugaggregat?«

       »Ja, natürlich.«

       »Bist du kräftig genug, es zu bedienen?«

       »Solange ich nicht wieder das Bewusstsein verliere. Es reagiert auf Sprachsteuerung.«

       »Gut. Dann musst du uns beide hier herausholen. Ich halte mich an dir fest. Du fliegst.«

       »Ist das nicht zu gefährlich? Stell dir vor, du rutschst ab! Willst du nicht lieber gehen? Ihr Oxtorner seid schneller als der Wind ...«

       »Nicht einmal halb so schnell, wie dieser sein wird. Und außerdem hat deine Hüfte meinen Knöchel geknackt. Ich kann bestenfalls kriechen.« Sie umfasste den Oberschenkel des Terraners mit beiden Händen. Er fühlte sich weich wie Gelee an, als würde er bei der geringsten Belastung abbrechen. »Los, Abflug!«

       Der Terraner flüsterte einen Befehl. Nichts geschah. Er wiederholte ihn. Erst flüsternd, dann brüllte er. Es nützte nichts. Der Anzug reagierte nicht. Der Terraner strich mit der linken Hand über ein Sensorfeld. Die Anstrengung ließ ihn keuchen. Er hob den Kopf an. Adern traten auf seiner Stirn hervor. Dann fiel sein Kopf zurück.

       »Es geht nicht. Totalausfall. Das Flugaggregat ist hin, der Schirmprojektor auch. Ich kann froh sein, wenn nicht auch noch der Rest ausfällt und mich die Schwerkraft von Oxtorne an den Boden nagelt. Du musst mehr als meine Hüfte erwischt haben.«

       Eine Bö erfasste die beiden. Sie hätte den Terraner davongetragen, hätte sich Talina nicht mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gestemmt und ihn festgehalten. Sie fluchte. »Du verdammter Dummkopf! Wieso musstest du auch hier herumhocken?«

       »Ich wollte eure Welt kennen lernen! Ein Gefühl für sie bekommen!«

       »Klar. In einem Schutzanzug.«

       Die beiden schwiegen. Der Terraner gefangen in trotziger Scham, die Oxtornerin in neu entflammter Wut. Was sollte sie tun? Sie konnte immer noch kriechen. Sie war ausgeruht, bestens trainiert. Sie hatte gute Chancen, es zum Unterstand zu schaffen. Wenn es ihr nicht gelang ... die Stürme erreichten auf den Klippen bis zu tausend Stundenkilometer. Niemand widerstand dieser Gewalt, nicht einmal Oxtorner.

       Sie musste den Terraner zurücklassen. Ihr blieb keine Wahl. Und wieso auch nicht? Der Terraner war ein erwachsenes Wesen. Ein intelligentes Wesen. Eigentlich. Er hatte sich entschlossen, an einen Ort zu gehen, an dem seinesgleichen nichts zu suchen hatte. War es ihre Schuld, dass er jetzt dafür zu bezahlen hatte?

       Sie spürte einen schwachen Zug am Arm. Der Terraner hatte es geschafft, eine Hand zu heben. Seine Augen sahen sie wieder an. Diese riesigen, mitleidheischenden Augen in dem bärtigen Gesicht.

      Nein, gib nicht nach! Sie wappnete sich für das, was unweigerlich kommen würde. Es ist seine eigene Schuld. Soll er sehen, wo er bleibt.

       »Du ... ich weiß nicht einmal, wie du heißt ...«, seine Finger klammerten sich mit unvermuteter Kraft in das Fleisch ihres Arms, »... du musst dich selbst retten! Du darfst dich nicht für mich opfern. Du hast Recht, ich war ein Idiot. Ich dachte, in meinem Anzug könnte mir nichts passieren. Es tut mir Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Lass mich hier zurück. Rette dich. Hörst du? Rette dich. Geh!«

      Talina hörte. Und hörte nicht. Rette dich! Konnte es wahr sein? Sie musste durchdrehen. Ihre Sinne spielten ihr einen Streich. Es war einfach zu viel. Wochenlang im Unterstand eingesperrt, dann der Zusammenstoß, ihr verletzter Fuß, der dumme Terraner, dieser verfluchte, unmögliche Sturm. Sie hörte nicht mehr, was geschah, sie hörte, was sie hören wollte.

       »Worauf wartest du noch? Verschwinde! Rette dich!«

       Da war es wieder. Die Hand des Terraners sank kraftlos herab, gab ihre frei.

      Rette dich! Worauf wartest du noch?

       Es ging nicht. Talina packte den Arm des Terraners und zerrte ihn mit sich. Der Mann schrie auf, so laut, dass er das Heulen des Sturms übertönte. »Hör auf! Du reißt mir den Arm aus! Lass mich los!«

       Talina hörte nicht auf ihn. Nicht mehr.

       Sie zog den Terraner durch das messerscharfe Klippengras, flach gegen den Boden gedrückt. Das Gras ritzte an ihrer stählernen Haut, säbelte bei jeder Bewegung einen Hauch von ihr ab. Von der Seite und von oben rammte der Hagel wie Geschosse auf sie ein. Talina ließ nicht nach. Nicht, als ihre Kräfte zu Ende schienen, nicht, als der Körper des Terraners erneut erschlaffte, nicht, als der Sturm ihr die Orientierung fast unmöglich machte.

       Sie erreichte den Unterstand, fiel mehr als dass sie rollte die Felsstufen hinunter, dem entsetzten Rennmeister vor die Füße. Geschunden, ihr Körper ein einziger Bluterguss. Aber Talina überlebte. Der Terraner überlebte – nach vier Wochen in einem Nährtank und Regeneration einer neuen Niere aus körpereigenem Biomaterial. Der Aufprall Talinas hatte seine linke Niere zerquetscht. Es war ein kleines Wunder, dass er nicht innerlich verblutet war.

       Damit hatten sich die Wunder des Tages erschöpft. Keiner der Kletterer überlebte ihn. Sie hatten den Sturm nicht kommen sehen, die Steilwand der Klippen hatte ihn vor ihnen verborgen, bis es zu spät gewesen war. Die Kletterer waren auf halbem Weg überrascht worden. Die meisten hatte der Sturm von den Seilen gepflückt. Eine Hand voll Glücklicher hatte Zuflucht in einer Höhle gefunden. Für kurze Zeit: Ein Felsabsturz hatte Höhle, Kletterer und mehrere tausend Tonnen Gestein ins Meer gerissen.

       Der Terraner hatte ihr auf verquere Weise das Leben gerettet.

      »Talina! Talina, was ist mit dir?«

      Lifkom zog an ihrer Hand, sah besorgt zu ihr herüber.

      »Nichts ... gar nichts, ich war nur in Gedanken.« Sie schüttelte sich.

      »Du verpasst noch alles!«, flüsterte Lifkom. Seine großen Augen sprühten jetzt vor Leben. Sein von Stoppelhaaren halb überwuchertes Gesicht leuchtete rot. »Die Fremden haben einen Kanal für uns gebildet. Wir sind beinahe durch!«

      »Beinahe durch?« Talina sah zum Zentraleholo. Es stimmte. Die BANDIKOT hatte die Flotte zu zwei Dritteln durchquert. »Ohne auf uns zu reagieren? Was sind das für Wesen?« Sie wollte aufstehen, zu Modesto gehen. Vielleicht hatte er ...

      Die BANDIKOT bäumte sich auf.

       Kapitel 13

      An-Keyt hatte Glück. Ihr Schirm hielt. Die Druckwelle der Explosion wirbelte sie davon. Sie fand sich eingekeilt zwischen zwei Behältern wieder. Hinter sich die Wand, vor sich der offene Raum des Depots, das Schlachtfeld.

      Wo war der Feind? An-Keyt verdrehte die Stielaugen. Ihre Blicke liefen gegen eine Barriere aus Glut und dichtem, schwarzen Qualm, der plötzlich die Halle erfüllte. Sie schaltete das Gefechtssystem zu, fragte sich in einem Moment ihr selbst unerklärlicher Ruhe, wieso das System sich nicht eigenständig aktiviert hatte, wartete auf die Schemadarstellung, die Ordnung und Übersicht in das Chaos bringen würde, das die Loowerin zu verschlingen drohte.

      Sie wartete vergeblich.

      Das Helm-Display war tot. Das einzige Anzeichen, dass es jemals existiert hatte, war ein Flimmern, das die Qualmwand vor ihren Augen verschwimmen ließ. An-Keyt schaltete das Display aus.

      »Jevek-Kart!«, rief sie in das Akustikfeld. Instinktiv wählte sie den Namen dessen, von dem sie am ehesten Rettung erwartete. »Jevek-Kart, melde dich!«

      Keine Antwort. Weder von dem Söldner, noch von einem der