H.G. Francis

Atlan 426: Der Arkonide und der Herrscher


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Gleiter flog über schneebedeckte Gipfel in eine Gebirgslandschaft, die den halben Planeten zu überspannen schien. So weit Atlan sehen konnte, erhoben sich Berge.

      Riesige Vögel schwebten scheinbar schwerelos im Aufwind der Steilwände.

      Artin erhob sich und ging zur Tür.

      Wenig später senkte sich der Gleiter steil ab. Er flog in eine Schlucht, die sich allmählich verengte.

      Atlan blickte durch die Fenster hinaus. Er sah, dass überall an den Felswänden Energiekanonen drohten.

      Hier kam keiner durch, der nicht dazu legitimiert war.

      Auch von oben konnte sich niemand nähern, ohne abgeschossen zu werden. Ein ganzer Zaun von dicht an dicht stehenden Energiestrahlern bildete den Abschluss der rechts von Atlan gelegenen Wand. Wie die linke Wand gesichert war, konnte er nicht erkennen. Er war jedoch überzeugt davon, dass auch sie vor Kanonen starrte.

      Die Schlucht endete an einer Steilwand, in der sich ein riesiges Schott befand. Davor erhoben sich Gebäude, die von stationären Kampfstationen umgeben wurden. Schirmfeldprojektoren boten zusätzliche Sicherheit.

      Auf Landeplattformen an den Steilwänden parkten einige hundert Panzergleiter und Kleinstraumschiffe mit beeindruckender Kampfkraft.

      Der Arkonide hatte nicht erwartet, dass Chirmor Flog sich in eine derartige Festung zurückgezogen hatte.

      »Warum das alles?«, fragte er Gara Tin. »Gegen wen muss sich Chirmor Flog wehren? Wer bedroht ihn in einem Maß, dass derartige Verteidigungsanlagen notwendig sind?«

      »Muss jemand, der über solche Kampfanlagen verfügt, bedroht sein?«, entgegnete sie.

      »Wozu sollte er sonst einen solchen Aufwand betreiben?«

      »Um seine Macht und seine Bedeutung zu unterstreichen. Alle großen Persönlichkeiten haben ihre Festung, in der sich ihre Bedeutung widerspiegelt.«

      Atlan verzichtete darauf, ihr zu sagen, was er wirklich darüber dachte.

      Der Gleiter landete zwischen zwei halbschalenförmigen Gebäuden. Atlan erwartete, dass die Scuddamoren sich erheben würden, doch zunächst machte keiner von ihnen Anstalten, die Maschine zu verlassen. Abwartend saßen sie in ihren Sesseln. Dann blitzte es vor der Maschine blau auf.

      Artin stieg aus. Er entfernte sich einige Schritte vom Gleiter und blieb dann stehen.

      »Atlan, Gara Tin«, brüllte er. »Kommt endlich heraus.«

      Der Arkonide ging zu dem Scuddamoren und stellte sich neben ihn. Wenig später kam Gara Tin.

      »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Aktivatorträger.

      »Abwarten«, befahl Artin.

      »Tu ich ja«, erwiderte Atlan. »Fragt sich nur, wie lange ich dazu noch bereit bin.«

      »Gib nicht an. Du hast ja keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast. Glaubst, du, du kannst mit Frechheit etwas ausrichten?«

      »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Tatsache ist jedoch, dass Chirmor Flog etwas haben will, was nur ich ihm geben kann.«

      Der Arkonide legte die Hand an den Zellaktivator, der durch eine Brustplatte daran gehindert wurde, wieder in der Brust zu versinken.

      »Woher weißt du, dass er dir das Ding nicht einfach wegnimmt?«

      »Chirmor Flog ist darüber informiert, dass dieses – hm – Ding nicht mehr so funktioniert, wie es soll, wenn ich es nicht einstelle oder wenn ich gewaltsam von ihm getrennt werde. Du siehst, meine Lage ist gar nicht mal so schlecht, wie du glaubst. Man kann nicht so ohne weiteres mit mir machen, was man will.«

      Artin fluchte.

      Der Arkonide sah sich um.

      Vor ihnen erhob sich eine kahle Wand. Davor stand ein kastenförmiges Gerät auf einer Bank.

      Jemand beobachtet dich mit diesem Ding, stellte der Logiksektor fest. Es ist richtig, dass du dich nicht eingeschüchtert zeigst.

      Aus einem der Gebäude in der Nähe traten vier Scuddamoren in hellrot leuchtenden Schilden. Sie kamen mit fließenden Bewegungen auf sie zu.

      Atlan erinnerte sich an den Kampf in der Festung Artins. Dort hatte er bereits Scuddamoren in solchen Schilden gesehen, die allerdings dunkler gewesen waren.

      Drei der roten Gestalten blieben einige Meter von ihm entfernt stehen. Die vierte trat vor ihn hin.

      »Seit wann genügt es, sich über Funk anzumelden?«, fragte sie. Atlan fiel auf, dass dieser Scuddamore das Garva-Guva nicht so hart sprach wie Artin und die anderen düsteren Scuddamoren.

      »Was soll dieser Unsinn?«, fragte Artin. »Wir wollen zu Chirmor Flog, und das sofort.«

      »Sofort?« Atlan glaubte, den Roten lachen zu hören.

      »Allerdings«, betonte Artin.

      »Wir haben keinerlei Angaben über euch. Wer seid ihr? Was wollt ihr hier? Wisst ihr nicht, dass ihr euch vor wenigstens vier Wochen hättet anmelden müssen, wenn ihr einen Termin haben wollt?«

      Jetzt schien Artin zu lachen.

      »Idiotisch«, sagte er. »Chirmor Flog braucht dringend Hilfe. Der Mann, der ihm helfen kann, ist da, und ihr baut bürokratische Sperren auf. Dafür wird der Neffe euch umbringen.«

      »Wir haben Gesetze, nach denen wir uns richten müssen«, erklärte der Scuddamore im roten Schild.

      »Also schön. Dann meldet Chirmor Flog, dass wir da waren und wieder abgeflogen sind. Aber vergesst es nicht, es ihm noch heute zu sagen.«

      »Der Neffe hat erst morgen wieder einen Termin. Er hat sich zurückgezogen, da er unter einer leichten gesundheitlichen Störung leidet. Wir können ihm die Nachricht daher erst morgen übermitteln.«

      »Einverstanden«, sagte Artin höhnisch. »Erklärt ihm nur, dass ihr den Arzt, der ihm helfen kann, weggeschickt habt.«

      »Wir haben unsere Vorschriften, und an die halten wir uns. Damit müsst ihr euch abfinden.«

      »Ihr verdammten Narren«, sagte der Kommandant der düsteren Scuddamoren zornig. »Ihr könnt euch freuen, dass ich hier nicht mehr die Befehlsgewalt habe. Ich würde euch alle zum Teufel schicken.«

      »Ich werde fragen«, erklärte der Scuddamore in dem roten Schild. »Wartet. Ich glaube jedoch nicht, dass sich etwas ändert.«

      Er entfernte sie gemächlich und verschwand in dem Gebäude. Etwa eine halbe Stunde verstrich. Dann kam ein anderer Scuddamore. Auch er verbarg sich unter einem rot leuchtenden Schild, doch dieser war auffallend groß, größer sogar noch als jener von Artin.

      Atlan hörte deutlich, dass Artin erregt schnaufte.

      Er kennt ihn, und er hasst ihn, stellte der Logiksektor fest.

      »Wer ist das?«, fragte der Arkonide.

      »Skaddos«, antwortete der Düstere neben ihm. »Sieh dich vor. Er ist gefährlich.«

      Artin hatte sichtlich Mühe sich zu beherrschen.

      Skaddos könnte ihn aus diesem inneren Bereich der Festung verjagt haben. Er ist der eigentliche Widersacher Artins.

      »Warum bleibst du nicht im Gleiter, Artin?«, fragte Skaddos. »Der Befehl lautet, dass du den Fremden hier absetzen sollst. Er besagt nicht, dass du aussteigen darfst.«

      »Das war notwendig, weil die von dir geleiteten Trottel sonst einen schriftlichen Antrag mit einer Antragsfrist von vier bis sechs Wochen zur Bedingung gemacht hätten. Chirmor Flog hat diesen Fremden zu sich bestellt, und ich werde ihn zu ihm bringen. Das heißt, Gara Tin wird ebenfalls dabei sein.«

      »Keiner von euch beiden. Nur der Fremde begleitet mich.«

      »Wer bist du?«, fragte Atlan.

      »Skaddos.«

      »Also