Bettina Bouju

Fettnäpfchenführer Frankreich


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DIE PÉAGE – DIE MAUT AUF FRANZÖSISCHEN AUTOBAHNEN

      Einige Brücken, Tunnel und Schnellstraßen sowie die meisten Autobahnen in Frankreich sind gebührenpflichtig. Die Mautstellen (Péage) kassieren im Zuge einer Auf- oder einer Abfahrt oder eines Autobahnwechsels eine Nutzungsgebühr, deren Höhe abhängig ist von der Entfernung und von der Art des Fahrzeugs. Zudem richtet sich die Höhe der Maut nach den beim Bau der Strecke entstandenen Kosten.

      Die Maut ist historisch begründet:

      Weil dem Staat das Geld zum Autobahnbau fehlte, erließ Frankreich 1955 ein Gesetz, das ein Mautsystem zur privaten Finanzierung des Autobahnbaus vorsah. Um das Autobahnnetz zu verdichten, ohne den Staatssäckel anzutasten, beschloss der französische Staat, die Finanzierung im Rahmen von Konzessionsverträgen privat abzuwickeln. Fünf Tiefbaukonzerne gründeten gemeinsam mit den Banken Société Générale und Paribas die erste Autobahngesellschaft Confiroute.

      Jede péage (Mautstelle) ist, je nach Betreiber, anders: Mal zieht man erst eine Karte und zahlt später den betreffenden Preis für die gefahrene Strecke, mal zahlt man einen festen Betrag, auch wenn man erst später auf die Autobahn aufgefahren ist, also nicht die ganze Strecke in Anspruch genommen hat. In der Regel jedoch kassieren Mautstellen die Gebühren im Zuge einer Auffahrt oder einer Abfahrt oder eines Autobahnwechsels.

      Ein grüner Pfeil zeigt an, wenn ein Schalter personell besetzt ist. Vielfahrern, die eine elektronische Gebührenerfassung mittels Chip nutzen, ist die Fahrspur mit der Kennzeichnung »T« vorbehalten: die télépéage. Mehrere Münzen deuten daraufhin, dass man mit Bargeld bezahlen kann; eine Karte heißt, dass Kreditkarten genommen werden; ein Mann mit Mütze bedeutet, dass jemand in einem Häuschen sitzt und die Bezahlung nach den Wünschen des Fahrers erfolgt.

      Durchschnittlich zahlt ein Pkw-Fahrer knapp sieben Cent pro Kilometer. Zur Bezahlung per Kreditkarte werden derzeit frankreichweit Mastercard, Visa und die meisten Tankkarten (Total, DKV, UTA, ...) akzeptiert. Maestro-Karten (Girocards) werden an Mautstellenautomaten offiziell noch nicht akzeptiert, aber da das System nach und nach umgestellt wird, häufen sich die Rückmeldungen, dass bei einigen Maustationen auch mit Girocard/Maestro bezahlt werden kann. T (»télépéage«) bedeutet die Bezahlung per Mautboxen mithilfe der Systeme Liber-t und TIS-PL. Diese Bezahlweise ist auch für ausländische Urlaubsgäste möglich, muss aber im Vorfeld geregelt werden.

      Wie teuer Sie Ihre Fahrtstrecke zu stehen kommt, können Sie im Vorfeld Ihres Aufenthaltes unter www.frankreich-info.de oder auf www.autoroutes.fr ausrechnen.

       DIE ROUTE NATIONAL – DIE LANDSTRASSE

      Die verschiedenen Straßen in Frankreich sind jeweils mit Buchstaben gekennzeichnet:

       A für Autobahn, die einzelnen Autobahnen sind durch- nummeriert

       N für Route National, entspricht der Bundesstraße

       D für Route Départementale, entspricht der Landstraße

      Die gängige Alternative zur teuren Autoroute ist die Route National – die klassische Landstraße.

      Pünktlich zur Hauptreisesaison am 1. Juli 2018 hat Frankreichs Premierminister Edouard Philippe auf bestimmten Strecken die Geschwindigkeitsbegrenzung der Route National auf 80 km/h statt wie bisher 90 km/h auf herabgesetzt. Die Bestimmung gilt für zweispurige Strecken, auf denen trennende Mittelstreifen oder Leitplanken fehlen. Insgesamt betrifft dies rund 400 000 Kilometer. Auch, wenn das ein wichtiger Schritt ist, um Feinstaubemissionen zu verringern, macht sich die Macron-Regierung damit nicht gerade beliebt: Der Automobilverband 40 millions d’automobilistes sammelte 600.000 Unterschriften gegen die Reform und führte einen Vergleich mit Deutschland ins Feld, wo bekanntermaßen Tempo 100 auf Landstraßen gilt. Zugleich aber gab der Verband zu: »Die meisten Deutschen respektieren die Geschwindigkeitsbeschränkung – im Gegensatz zu uns Franzosen.« Das würden viele Deutsche sicher anders sehen. Dem Vorwurf der Bevölkerung, die Regierung wolle sich mit Bußgeldern eine neue Finanzquelle erschließen, begegnete der Premierminister mit dem Argument, die Bußgelder würden in einen Fonds fließen, der dafür eingerichtet wurde, Verkehrsopfer zu versorgen.

      In Frankreich gelten auf allen Straßen Tempo-Limits.

       Autobahn: 130 km/h (bei Regen 110 km/h)

       Schnellstraßen: 110 km/h

       Landstraßen: 80 km/h

       Pariser Ring: 70 km/h

       Stadt: 50 km/h

      Anfang Juli 2016 wurde in Frankreich die Umwelt- oder Feinstaub-Plakette Crit‘Air (oder auch Luftqualitätszertifikat) und die dazugehörigen Umweltzonen, zunächst in Paris, eingeführt. Hierfür werden die Fahrzeuge in Kategorien eingeteilt und erhalten eine entsprechende Feinstaub-Plakette. Nach und nach soll nur noch Fahrzeugen bestimmter Kategorien die Einfahrt in die Umweltzonen gestattet sein.

      Umweltzonen gibt es derzeit in Paris (Stadtzentrum innerhalb der Peripherie), Grenoble, Lyon und Strasbourg. 25 weitere französische Städte wollen in den nächsten Jahren solche Umweltzonen einführen.

      3

       BONJOUR MADAME, BONNE NUIT MONSIEUR!

      Paula freute sich, »nach Hause« zu kommen, so man das schon sagen konnte. Irgendwie war doch alles noch ziemlich fremd und Paula hatte oft Heimweh. Ihre Sehnsucht nach Berlin, ihren Freunden und ihrer Familie wurde beständig größer. Auf der anderen Seite konnte sie sich ihre Eltern, die schon auf dem Weg hierher waren, kaum in diesem Ambiente vorstellen. Sie hatte Angst, dass sie von einem Fettnäpfchen ins nächste treten würden. Sie musste ihre Gasteltern unbedingt darauf vorbereiten. Außerdem wünschte sie sich, sich jemandem zu öffnen und ihre Probleme mitzuteilen. »Bonsoir Paula, comment ça va?« (Guten Abend, Paula, wie geht’s dir?), wurde sie von ihrem Gastvater Bernard begrüßt. Er blickte von seiner Zeitung auf und sah ihr direkt in die Augen. Das tat gut. Paula setzte sich hin und überlegte, wie sie es sagen sollte. »Bonne nuit, Bernard«, begann sie. »Je ne sais pas. Je suis un peu perdu. Un peu triste, mais je ne sais vraiment pas pourquoi ...« (Ich weiß nicht. Ich fühle mich etwas verloren, ein bisschen traurig, aber ich weiß nicht, warum ...). Sie wollte noch weitersprechen, doch Bernard unterbrach sie. »Tu verras: Tout ira bien.« (Du wirst sehen, alles wird gut.) Mit diesen Worten vertiefte er sich wieder in seine Zeitung und ließ Paula spüren, dass er nicht mehr gestört werden wollte. Paula war enttäuscht. Wie hatte sie aber auch ernsthaft glauben können, dass dieser Bernard, den sie kaum kannte, sich ihrer persönlichen Probleme annehmen würde? Andererseits, er war doch ihr Gastvater. Und er hatte sie gefragt, wie es ihr ging. Paula schämte sich in Grund und Boden, sie kam sich vor wie ein naives Kind. Schnell verließ sie den Salon. Da kam ihr Marie entgegen. »Bonne nuit Marie«, sagte Paula. »Tu es fatiguée?« (Bist du müde?), fragte Marie. »Pourquoi?« (Warum?), fragte Paula zurück. »Tu as l’air fatiguée« (Du siehst müde aus), antwortete Marie. Na danke! Das war jetzt wirklich zu viel. Sie war traurig und hatte Heimweh und wollte nicht noch hören, wie müde sie aussah! Kein Wunder, nach diesen anstrengenden Tagen, in denen sie sich überall anpassen und ständig diese fremde Sprache sprechen musste. Keiner konnte verstehen, wie schwer das für sie war. Wortlos und ohne eine Antwort zu geben, ging Paula an Marie vorbei in ihr Zimmer. Und sie hatte keine Lust, heute Abend noch einmal diese vier Wände zu verlassen.

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Paulas Situation ist bestimmt schwer und jeder, der längere Zeit im Ausland verbracht hat, weiß, wie einsam man sich fühlen kann, wenn