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Copyright © 2019 Verlag Die Werkstatt GmbH
Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagfotos: Imago
Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH
ISBN 978-3-7307-0456-1
INHALT
KAPITEL 2 Bill Shankly und die zweite Geburt des FC Liverpool
KAPITEL 3 Triumphe und Tragödien
KAPITEL 4 Entwicklungshilfe aus Frankreich und Spanien
KAPITEL 5 Die Suche nach dem perfekten Manager
KAPITEL 6 Der beste „Vize“ aller Zeiten und Champions-League-Sieger
„Die Stadt, der Verein, das Stadion – das fügt sich zu einem Mythos zusammen. Das muss man gesehen und erlebt haben.“
Didi Hamann
„Wir wissen, dass dieser Klub eine Mischung aus Atmosphäre, Emotionen, Verlangen und fußballerischer Qualität ist. Nimmt man eine Sache davon weg, funktioniert es nicht. Dieser Klub lebt Emotionen und Leidenschaft, in ihm schlägt ein großes Herz.“
Jürgen Klopp
VORWORT
In Liverpool
Hierzulande wird die Stadt Liverpool mit drei Dingen in Verbindung gebracht: Fußball (einschließlich Hooliganismus), Musik und Arbeitslosigkeit. Was den Fußball und die Musik betrifft, wird der Reisende in den Touristenshops in den Albert Docks und der Innenstadt bestens bedient. Diese sind voll mit Beatles- und FC-Liverpool-Devotionalien. Der FC Everton kommt deutlich seltener vor. Vermutlich, weil sich auswärtige Gäste primär für die „Reds“ interessieren. Man bekommt den Eindruck, als würde die Stadt ohne den Fußball und die Musik überhaupt nicht existieren.
Über die sozialen Probleme der Stadt, das harte Leben und die Kämpfe ihrer Bürger erfährt man im Bereich des Stadtzentrums nur etwas im Museum of Liverpool am Pier Head und im Casa in der oberhalb des Zentrums gelegenen Hope Street, einem Klub und Kulturzentrum, dessen Geschichte eng mit dem Streik der Hafenarbeiter in den Jahren 1995 bis 1998 verbunden ist. 2016 war Liverpool die Stadt mit der höchsten Arbeitslosigkeit auf der britischen Insel, aber an der noch in den Thatcher-Jahren revitalisierten schicken Waterfront sieht man davon nichts. Wer das „andere“ Liverpool sehen will, muss dafür das Stadtzentrum verlassen und beispielweise in die Gegend der beiden Stadien fahren.
Kulturstadt Liverpool
2008 war Liverpool Europas Kulturhauptstadt, was einer Wiedergeburt gleichkam. In der Tat hat die Stadt kulturell einiges zu bieten. Allein in den Albert Docks, einst das modernste Importlager der Welt, wo Rum, Tabak und Baumwolle umgeschlagen wurden, warten auf den Besucher vier Museen: The Beatles Story, Tate Liverpool, das Merseyside Maritime Museum und das International Slavery Museum. Zum bereits erwähnten Museum of Liverpool sind es von hier aus nur wenige Fußminuten. Auch die Walker Art Gallery und das World Museum Liverpool, beide in der William Brown Street, sollte der Besucher nicht auslassen.
Englands ehemaliges Tor zur Welt, wo einst mehr gesoffen wurde als in jeder anderen englischen Stadt, hat natürlich auch viele traditionsreiche Pubs und eine große Klubszene. Am Freitag- und Samstagabend verwandelt sich Liverpool in eine schrille Partystadt, wobei man das Cavern Quarter (Mathew Street), wo einst die Beatles und Gerry and the Pacemakers in einem dunklen Keller Geschichte schrieben, aber auch Eric Clapton, The Who und die Rolling Stones auftraten, eher meiden sollte. Aus dem einst schmutzigen Vergnügungsviertel ist eine touristische Amüsiermeile geworden.
Kathedralen hat Liverpool auch. Die mächtige, dunkle und einschüchternd wirkende Liverpool Cathedral auf dem St. James Mount, eine anglikanische Trutzburg, an der 74 Jahre gebaut wurde, beherbergt sogar ein Café und einen Bookshop, in dem man auch Bücher über die beiden Fußballklubs kaufen kann. Und dann ist da noch die römisch-katholische Liverpool Metropolitan Cathedral auf dem Mount Pleasant, ein 1967 in Betrieb genommener kreisrunder Tempel aus Beton und Glas. Die beiden Kathedralen verbindet die Hope Street, an der auch die im Art-déco-Stil gehaltene Philarmonic Hall, Heim des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, und The Philharmonic Dining Rooms, im Volksmund „Phil“ genannt, liegen. Hier tranken die jungen Beatles gern ihre Pints.
Liverpools bedeutendste Kathedralen sind aber seine Fußballstadien: das Stadion an der Anfield Road und der Goodison Park, die nur wenige Hundert Meter Luftlinie getrennt in einer Gegend liegen, die voller Narben ist und dokumentiert, dass diese Stadt unverändert ihre sozialen Schattenseiten hat.
„We’re not English, we are Scouse“
Liverpool ist nicht schön. Liverpool lebt nicht von seinen Gebäuden, sondern seinen Menschen. „Diese Stadt ist nur das Nebenprodukt der Menschen hier“, bemerkte der walisische Maler Ben Johnson, als er während des Kulturhauptstadt-Jahres in der Walker Art Gallery öffentlich sein Gemälde The Liverpool Cityscape beendete. Das monumentale Werk ist heute in der Skylight Gallery des Museum of Liverpool zu besichtigen.
Am 23. Juni 2016 sprachen sich bei einer Volksbefragung im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland 51,89 % der Wähler für einen Brexit, d. h. einen Austritt aus der EU, aus. Die höchste Zustimmung für „Leave“, also für das Verlassen der Gemeinschaft, wurde in England registriert, wo 53,4 % für den Austritt stimmten. Hingegen trugen in Schottland und Nordirland mit 62 bzw. 55,8 % die Befürworter eines Verbleibs („Remain“) einen klaren Sieg davon. Der Brexit war also kein britisches Projekt, sondern ein englisches.
Aber auch dies stimmt nicht ganz. So votierten in Liverpool 58,2 % für „Remain“ – nur geringfügig weniger als in London und Umgebung (59,9 %). Ähnlich sah es bei den Wahlen zum europäischen Parlament im Mai 2019 aus. Das Ergebnis für Liverpool: Labour 41,4 %, Brexit Party 18,9 %, Liberal Democrats 18,3 %, Green Party 17 %, Conservatives 7,7 %, United Kingdom Independent Party (UKIP) 3,1 %. In ganz England hatten 45,9 % für das Brexit-Lager aus Brexit Party, Conservative Party und UKIP gestimmt, in Liverpool waren es nur 29,7 %. Labour, Liberal Democrats und Green Party kamen hier auf 76,7 %.
Liverpool ist anders. Liverpool ist nicht englisch, sondern britisch und irisch.
Ende der 1980er Jahre besuchte der Autor dieses Buchs erstmals die Stadt am Mersey. Vor der Weiterfahrt nach Nordirland – via Stranraer in Schottland – suchte er in der Nähe von