Friedrich Glauser

Wachtmeister Studer


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       Gangster in Bern und eine vernünftige Frau

       Kommissär Madelin macht sich unsichtbar

       Studer in der Fremdenlegion

       Der Hellseherkorporal nimmt Gestalt an

       Capitaine Lartigue

       Ein Morgen im Posten Gurama

       Die Verhaftung

       Die Verhandlung

       Matto regiert

       Verwahrloste Jugend

       Brot und Salz

       Der Tatort und der Festsaal

       Die weiße Eminenz

       Wachsaal B

       Matto und der rothaarige Gilgen

       Ein Mittagessen

       Direktor Ulrich Borstli selig

       Kurzes Zwischenspiel in drei Teilen

       1.

       2.

       3.

       Das Demonstrationsobjekt Pieterlen

       Überlegungen

       Ein Gespräch mit dem Nachtwärter Bohnenblust

       Studers erster psychotherapeutischer Versuch

       Die Brieftasche

       Zwei kleine Belastungsproben

       Studers Gewissenskonflikt

       Lieb und gut

       Einbruch

       Kollegen

       Matto erscheint

       Sonntägliches Schattenspiel

       Mattos Puppentheater

       Ein chinesisches Sprichwort

       Sieben Minuten

       Fünfundvierzig Minuten

       Das Lied von der Einsamkeit

       Fußnoten

       Kontakt zum Verlag

      Wachtmeister Studer

      Einer will nicht mehr mitmachen

      Der Gefangenenwärter mit dem dreifachen Kinn und der roten Nase brummte etwas von »ewigem G’stürm«, – weil ihn Studer vom Mittagessen wegholte. Aber Studer war immerhin ein Fahnderwachtmeister von der Berner Kantonspolizei, und so konnte man ihn nicht ohne weiteres zum Teufel jagen.

      Der Wärter Liechti stand also auf, füllte sein Wasserglas mit Rotwein, leerte es auf einen Zug, nahm einen Schlüsselbund und kam mit zum Häftling Schlumpf, den der Wachtmeister vor knapp einer Stunde eingeliefert hatte.

      Gänge … Dunkle lange Gänge … Die Mauern waren dick. Das Schloss Thun schien für Ewigkeiten gebaut. Überall hockte noch die Kälte des Winters.

      Es war schwer, sich vorzustellen, dass draußen ein warmer Maientag über dem See lag, dass in der Sonne Leute spazieren gingen, unbeschwert, dass andere in Booten auf dem Wasser schaukelten und sich die Haut braun brennen ließen.

      Die Zellentüre ging auf. Studer blieb einen Augenblick auf der Schwelle stehen. Zwei waagrechte, zwei senkrechte Eisenstangen durchkreuzten das Fenster, das hoch oben lag. Der Dachfirst eines Hauses war zu sehen – mit alten, schwarzen Ziegeln – und über ihm wehte als blendend blaues Tuch der Himmel. Aber an der unteren Eisenstange hing einer! Der Ledergürtel war fest verknüpft und bildete einen Knoten. Dunkel hob sich ein schiefer Körper von der weiß gekalkten Wand ab. Die Füße ruhten merkwürdig verdreht auf dem Bett. Und im Nacken des Erhängten glänzte die Gürtelschnalle, weil ein Sonnenstrahl sie von oben traf.

      »Herrgott!« sagte Studer, schoss vor, sprang aufs Bett – und der Wärter Liechti wunderte sich über die Beweglichkeit des älteren Mannes – packte den Körper mit dem rechten Arm, während die linke Hand den Knoten aufknüpfte.

      Studer fluchte, weil er sich einen Nagel abgebrochen hatte. Dann stieg er vom Bett und legte den leblosen Körper sanft nieder.

      »Wenn Ihr nicht so verdammt rückständig wäret«, sagte Studer, »und wenigstens Drahtgitter vor den Fenstern anbringen würdet, dann könnten solche Sachen nicht passieren. – So! Aber jetzt spring, Liechti, und hol den Doktor!«

      »Ja, ja!« sagte der Wärter ängstlich und humpelte davon.

      Zuerst machte der Fahnderwachtmeister künstliche Beatmung. Es war wie ein Reflex. Etwas, das aus der Zeit stammte, da er einen Samariterkurs mitgemacht hatte. Und erst nach fünf Minuten fiel es Studer ein, das Ohr auf die Brust des Liegenden zu legen und zu lauschen, ob das Herz noch schlage. Ja, es schlug