Bord bringen zu lassen, und er schien sich zu freuen, dass es so leicht sein sollte, König Georg zu beschenken.
Als wir in Oparre an Land gingen, umringte uns wie gewöhnlich ein großer Menschenschwarm. Ich erkundigte mich nach Oripaia, doch er war noch nicht zurückgekommen, und wir setzten uns einstweilen unter ein Dach, um auf ihn zu warten. Nach einer Viertelstunde kam er zu uns und brachte ein Schabeisen und ein eisernes Band von der Ankerboje. Ich dankte ihm für seine Mühe und erklärte, dass ich völlig zufriedengestellt sei, da ich sah, dass er meinen Unmut noch sehr fürchtete. Darauf schieden wir für eine kurze Zeit von ihm, und ich begab mich mit Teina auf den Weg, um Otu, dem Eri rahai, meinen Besuch abzustatten.
Wir waren kaum fünf Minuten gegangen, als Teina innehielt und mir erklärte, dass niemand, dessen Schultern bedeckt seien, seinen Sohn sehen dürfe. Er selbst nahm sein Oberkleid ab und bat mich, das Gleiche zu tun. Ich antwortete ihm, ich würde vor ihm nicht anders als vor meinem König erscheinen, dem größten der Welt. Darauf nahm ich meinen Hut ab, und Teina warf mir ein Stück Stoff über die Schultern. Wir gingen nun weiter unter dem Schatten von Brotbäumen und hielten am Ufer eines kleinen Flusses. Auf dem anderen Ufer stand ein Haus, etwa fünfzig Schritte entfernt. Aus diesem Haus kam ein Mann, der den jungen König auf den Schultern trug. Er war in feinen weißen Stoff gekleidet, und Teina bat mich, ihn mit dem Namen »Tu, Eri rahai« zu begrüßen. Die Geschenke, die ich mitgebracht hatte, teilte man in drei Teile, denn es kamen noch zwei Kinder auf die gleiche Weise zum Vorschein. Ich überreichte einem Boten das erste Geschenk, wozu ich auf Teinas Rat sagte, es sei für den Eri rahai bestimmt, ich sei sein Freund, hasste die Diebe und komme von Britannien. Das zweite und dritte Geschenk schickte ich mit einer ähnlichen Botschaft an die anderen Kinder.
Da ich den Eri rahai nicht deutlich genug erkennen konnte, wünschte ich, über den Fluss zu ihm zu gehen, aber dies wurde mir nicht erlaubt. Daher kehrte ich, als die Geschenke abgeliefert waren, mit Teina nach Oripaias Wohnung zurück. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, dass Teina mit seiner Gemahlin vier Kinder hatte. Otu oder Tu, der Eri rahai, schien etwa sechs Jahre alt zu sein. Das zweite Kind war ein Mädchen, das dritte ein Knabe und das vierte ein ganz kleines Mädchen, das ich nicht zu sehen bekam.
Blick vom One Tree Hill auf die Matawai-Bucht
Als wir wieder an den Ort gekommen waren, wo wir zuerst angehalten hatten, nahm Teina mir das Stück Stoff von den Schultern und bat mich, meinen Hut wieder aufzusetzen. Auf dem Rückweg kamen wir an einem grob geschnitzten Baumstamm vorüber, wo man mich bat, den Hut noch einmal abzunehmen. Ich erfuhr, dass dieser Stamm die Grenze des königlichen Landbesitzes bezeichnete, wo alle Eingeborenen aus Ehrfurcht die Schultern entblößen mussten.
Wir hielten bei einem Haus, das Teina gehörte. Hier bot man mir ein Konzert dar, das von einem Flötenspieler, drei Trommelschlägern und vier Sängern bestritten wurde. Dann erreichten wir das Haus von Oripaia wieder, der mich mit einem seiner Onkel, namens Mauwaroa, einem sehr alten, fast erblindeten und am ganzen Leib tätowierten Mann, bekannt machte. Bald darauf setzte ich mich mit Teina, Oripaia, ihren Gemahlinnen und Poino wieder in mein Boot. Am Strand hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, um uns abreisen zu sehen. Als das Boot vom Land abstieß, bat mich Teina, meine Pistolen abzuschießen, die er Pupui-iti-iti nannte. Der Knall setzte den ganzen Haufen in Bewegung, sobald die Eingeborenen aber merkten, dass ihnen nichts geschehen war, brachen sie in lauten Beifall aus.
Nelson, der mich auf diesem Ausflug begleitet hatte, konnte wegen der überall herandrängenden Volksmenge keine Pflanzen suchen, aber er hatte festgestellt, dass wir hier ebenso viele Brotfruchtstämme wie auf Matawai bekommen könnten. Auf dem Rückweg zum Schiff, den unsere Ruderer in einer Stunde zurücklegten, war Britannien der einzige Gesprächsgegenstand. Besonders interessiert fragte man mich nach der Anzahl unserer Schiffe und ihrer Kanonen. Als ich erzählte, dass wir Schiffe mit hundert Kanonen hätten, wollte man mir nicht glauben, bis ich sie auf Papier zeichnete. Darauf fragten sie mich, ob ein solches Schiff wohl so groß sei wie die Landzunge zwischen Matawai und Oparre, die wir gewöhnlich One Tree Hill nannten, wegen des einzelnen Baumes, der dort stand. Teina wünschte, dass ein so großes Schiff nach Tahiti geschickt werden und dass ich mitkommen möchte, um ihm allerlei Sachen mitzubringen. Er wünschte neben vielerlei anderem ausdrücklich, dass ich Betten und Lehnstühle nicht vergessen dürfe, was seiner untätigen Lebensweise durchaus angemessen war.
Am 1. November schlugen wir auf Kap Venus ein Zelt auf, und wir brachten auch das Schiff näher ans Land und vertäuten es. Teina und mehrere andere Häuptlinge speisten bei mir zu Mittag. Nach dem Essen begleiteten sie mich an Land, wo ich Teinas Vater Otau einen Besuch abstattete. Dann ging ich zu dem Garten bei Poinos Haus, wo ich sah, dass man alles gut besorgt hatte. Hier lud Teina mich zu einem Schauspiel ein, das sie Hiwa nennen. Es bestand aus Gesang und Tänzen, die von drei jungen Männern und einem Mädchen dargeboten wurden. Nach Beendigung dieser Vorstellung kehrte ich an Bord zurück.
Bei Tagesanbruch sandte ich Herrn Christian mit einem Kommando ab, um unser Zelt zu errichten, und bald darauf folgte ich selbst mit Teina, Moanna und Poino. Mit ihrer Einwilligung bestimmte ich eine Grenze, über die die Eingeborenen nicht ohne unsere Erlaubnis vordringen sollten. Das Zelt sollte die jungen eingesammelten Stämme aufnehmen, denn ich hatte es jetzt so weit gebracht, dass die Häuptlinge glaubten, ich wollte die Stämme ihnen zu Gefallen als Geschenk an den König von England mitnehmen. Das Kommando im Zelt bestand aus dem Botaniker Nelson, seinem Gehilfen Brown und neun Mann.
Teina speiste an Bord mit mir und war heute mein einziger Gast, trotzdem musste die Zeremonie des Fütterns gewissenhaft beobachtet werden, und als alle Bedienten weggeschickt worden waren, weil wir allein sein wollten, musste ich ihm das Weinglas an den Mund führen. Nach dem Essen lud Teina mich ein, mich mit einem Geschenk von Lebensmitteln zu einem Haufen Errioys zu begleiten. Unser Weg ging an einem Flüsschen entlang, an dessen Ufer ich sonst immer zu Fuß gegangen war, diesmal aber hatte man ein Boot für mich bereitgehalten, das von acht Mann gezogen wurde. Als wir unser Ziel erreicht hatten, sah ich eine große Menge Brotfrucht, einige schon zubereitete Schweine und eine Menge von dem hier aus Maulbeerrinde angefertigten Stoff. Etwas abseits saß ein Mann, den man als einen der vornehmsten Errioys bezeichnete. Die Menge stellte sich in zwei Reihen auf, und einer von Teinas Leuten hielt, im Kanu stehend, eine Ansprache an die Errioys, die aus lauter kurzen Redensarten bestand und eine Viertelstunde dauerte.
Unterdessen brachte man ein Stück Stoff, dessen Ende ich halten musste, während fünf Mann, die ein Spanferkel und Körbe voll Brotfrucht trugen, sich anschickten, mir zu folgen. So näherten wir uns dem Errioy und legten alles vor ihm nieder. Darauf sprach ich einige Worte nach, die Teina mir vorsagte, deren Bedeutung ich aber nicht verstand. Und da ich in der Aussprache wenig korrekt war, verursachte mein Beitrag zu dieser Feierlichkeit großes Gelächter. Nach Beendigung meiner Rede zeigte man mir einen Errioy, der von Raiatea gekommen war und den ich ebenfalls feierlich begrüßen sollte. Als Teina auf seine Frage erfuhr, dass ich in meinem Heimatland Kinder hätte, verlangte er, ihretwegen noch ein Geschenk darzubringen. Also machte ich mit einigen übrig gebliebenen Körben Brotfrucht, einem Ferkel und einem Stück Stoff dem Mann ein Geschenk zugunsten meiner Kinder. Er erwiderte nichts auf meine schönen Worte und empfing meine Geschenke wie eine Pflichtgabe.
Alles, was ich aus dieser seltsamen Feierlichkeit folgern konnte, bestand darin, dass die Errioys in hohem Ansehen stehen und dass die Mitglieder dieser Gesellschaft meist Männer sind, die sich durch Tapferkeit oder andere Verdienste ausgezeichnet haben. Ich konnte aber nicht begreifen, dass diese Gesellschaft, die doch ihre eigenen Kinder umbringt, eine im Namen meiner Kinder dargebotene Gabe so wohlwollend annehmen müsse.
Als die Feierlichkeit beendet war, begab ich mich auf mein Schiff zurück. Teina erzählte mir, sein erstgeborenes Kind sei, gleich nachdem es auf die Welt gekommen war, getötet worden, weil er damals zu den Errioys gehört habe. Vor der Geburt des zweiten Kindes sei er aber aus der Gesellschaft ausgetreten. Man erlaubt den Errioys große Freiheit im Umgang mit dem anderen Geschlecht, außer in Zeiten der Kriegsgefahr, wo es ihnen, da sie meist Taata-Toa oder Krieger sind, verboten ist, sich zu schwächen oder zu entnerven.
Die Eingeborenen, mit denen ich mich über die Gesellschaft