Thomas von Kempen

Thomas von Kempen


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„Geistlichkeit“ in den Klöstern, nicht zuletzt bei den saturierten Posteninhabern und Pfründebesitzern! So wird das Evangelium bei den einen nur buchstabengetreu gepredigt, bei anderen wird es auch in sich wandelnden Formen der Deutung und Auslegung weitergetragen. Aber die zu erwartende Praxis lässt oft viele Wünsche offen. Sobald man sich diverser Mangelerscheinungen bewusst wird, kommt es aber immer wieder zur Bildung von kritischen Äußerungen, die schließlich in Reformbewegungen einmünden.

      Wie schon aus den neutestamentlichen Berufungsberichten ersichtlich, ging dies nicht ohne eine Neubesinnung und ohne neue Akzentsetzung vor sich. Das Studium der Heiligen Schrift sollte nicht etwa um der bloßen Pflege einer theologisch-scholastischen Gelehrsamkeit willen betrieben werden. Vielmehr fühlte man sich motiviert, die bisherige, lediglich auf Beachtung der reinen Lehre zielende Orthodoxie durch die Verwirklichung einer konsequenten Orthopraxis zu ergänzen. Ihr hatte die beschauliche Meditation zu dienen. Nur was in der Christus-Nachfolge zur Tat wird, verdient daher Beachtung. Mit anderen Worten:

      Was die Vertiefung und Auswertung überkommener und neu gestalteter, der Erbauung dienender Bücher anlangt, so ist damit eine wichtige Besonderheit der Devotio moderna genannt. Gleicherweise ist es das Verdienst des Thomas von Kempen, durch Kopieren, Sammeln und Interpretieren spirituellen Schriftgutes auf lange Zeit hin einen bedeutsamen Beitrag für das geistliche Leben geleistet zu haben. Das Buch Nachfolge Christi (De imitatione Christi) ist daher nicht zufällig mit seinem Namen verbunden. Es gilt als die literarische Perle der ganzen Bewegung.

      Aber als der eigentliche Initiator der Devotio moderna gilt Geert Groote (Gerardus magnus; Gerhard Grote; gestorben 1384), offensichtlich eine charismatische Persönlichkeit. Aus einer Patrizierfamilie des niederländischen Deventer stammend, hatte er in jungen Jahren eine wissenschaftliche Karriere durchlaufen. In Paris hatte er den Magistergrad erworben. Er verzichtete jedoch bewusst auf die Erlangung der Priesterweihe, aber um später als Wanderprediger die erforderliche, vom Bischof erteilte kirchliche Redeerlaubnis zu bekommen, ließ er sich zum Diakon ernennen.