der größten noch bestehenden römischen Bauwerke.
Als er 79 n. Chr. den Tod nahen fühlte, stellte er sich auf die Füße und sagte, imperatorem … stantem mori oportere (dass ein Imperator im Stehen sterben müsse)2.
Er hinterließ seinem ältesten Sohn und Nachfolger Titus Flavius Sabinus Vespasianus (39–81 n. Chr., Kaiser ab 79 n. Chr.) ein geordnetes Reich und dieser war in den zwei kurzen Jahren seiner Regierung amor et deliciae generis humani (Liebe und Wonne des Menschengeschlechts)3, der von sich selbst sagte, dass der Tag verloren sei (diem perdidi … esse), an dem er niemandem eine Wohltat erwiesen hätte4.
In seiner Regierungszeit kam es zu einer der größten Katastrophen, von der wir aus der antiken Welt Nachricht haben. Am 24. August 79 n. Chr. wurden durch einen Ausbruch des Vesuv die Landstädte Pompeii und Herculaneum an einem einzigen Tag völlig zerstört, es sollen dabei mehr als 50 000 Menschen den Tod gefunden haben. Eine Beschreibung der Vorkommnisse findet man bei C. Plinius, dem Neffen des Naturforschers und Kommandanten der kaiserlichen Flotte des westlichen Mittelmeeres. Plinius der Ältere selbst fand bei dem Ereignis den Tod5.
80 n. Chr. weihte Titus das von seinem Vater begonnene Kolosseum mit hunderttägigen Spielen ein und stiftete für die Bevölkerung die Thermae Titianae. Als er im dritten Jahr seiner Regierung mit nur 42 Jahren starb, trauerte ganz Rom um ihn.
Gänzlich anders geartet war sein Bruder und Nachfolger Titus Flavius Domitianus (51–96 n. Chr., Kaiser ab 81 n. Chr.). Zwar war er ein ausgezeichneter Verwalter des Reiches und kümmerte sich um Gesetze und Rechtsprechung, allerdings hielt er nicht viel von der Regierungsform des Prinzipates wie sie Augustus eingeführt hatte. Dafür ließ er sich mit der lebenslänglichen Zensur ausstatten und setzte danach den Senat nach seinen Wünschen zusammen, wer ihm im Wege stand wurde beseitigt und dessen Vermögen eingezogen. Seine Stütze in der Politik waren die Ritter und das gemeine Volk, die er mit großzügigen Spenden und Spielen auf seine Seite brachte. Der Senatsadel hasste ihn dafür und die Historiker seiner Zeit (wie etwa Tacitus)6, haben kein gutes Haar an ihm gelassen.
In der Außenpolitik ging er den vorsichtigen Weg seines Vaters weiter. In Britannien schob er die Grenze mit General Julius Agricola bis zur Linie Firth of Clyde – Firth of Forth vor, in Germanien besetzte er das Land zwischen Oberrhein und oberer Donau und sicherte es mit einem Wall, Kastellen und Wachtürmen (obergermanisch-rätischer Limes) ab. Das eroberte Land wurde als agri decumates (Zehntland) mit Veteranen besiedelt.
Einen schwierigen Feldzug hatte er gegen den dakischen König Decebalus zu führen, der Dakien (das heutige Rumänien) verlassen und die römische Provinz Moesien angegriffen hatte. Domitian, der selbst am Kriegsschauplatz erschien, konnte keine militärische Entscheidung herbeiführen und musste Decebalus durch die Zahlung von Jahresgeldern zum Abzug bewegen. Einen Aufstand der obergermanischen Legionen konnte er hingegen niederschlagen.
Diese Misserfolge erschütterten seine Stellung im Reich und die Gegnerschaft im Senat lebte wieder auf. Domitian antwortete darauf mit großer Härte und Grausamkeit, er führte die zwischenzeitlich ausgesetzten Majestätsprozesse wieder ein und versuchte die erschöpften Kassen mit Vermögenseinziehungen zu füllen. Als sein Wüten immer unberechenbarer wurde, bildete sich eine von seiner eigenen Gemahlin Domitia Longina geführte Verschwörung, der er am 18. September 96 n. Chr. zum Opfer fiel, damit war das Ende des flavischen Kaiserhauses gekommen.
1 Sueton, Vespasian 23.
2 Sueton, Vespasian 24.
3 Sueton, Titus 1.
4 Sueton, Titus 7.
5 Plinius, Epistulae 6,16.
6 Tacitus, Agricola 2,2.
Italien im 1. Jahrtausend v. Chr.
In geographischer Hinsicht umfasste der Begriff Italien bei den Römern nur einen Teil der Halbinsel, beginnend im Norden mit einer Linie, die etwa von Rimini nach Pisa verläuft. Die Poebene wurde erst in der Kaiserzeit zu Italien gerechnet, Inseln wie Sizilien und Sardinien gehörten in römischer Zeit nicht zu Italien.
Der Name Italien dürfte auf einen süditalischen Stamm zurückgehen, der sich die „Jungstierleute“ (Itali, von vitulus – das Rind) nannte. Gebräuchlich wurde der Name durch die ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. einwandernden Griechen in Süditalien, die als erste mit diesem Stamm in Berührung kamen. Danach übernahmen die anderen Bewohner der Halbinsel diese Bezeichnung.
Es ist typisch für Italien, dass die Halbinsel ein geographisch stark gegliedertes Gebiet ist. Es gibt große zusammenhängende Landstriche wie die latinische, die kampanische, die südostitalienische und die apulische Ebene, die durch Flüsse wie Po und Tiber, Volturno und Aufidus (Ofanto) unterteilt werden. In Nord-Süd-Richtung verläuft das Gebirge des Apennin, der in seinem Verlauf mehrere kleine Ebenen freilässt. Dazu kommt wie in der Toskana, dem alten Etrurien, ein starker Wechsel von Hügelland und kleinen Ebenen.
Die Topographie Italiens präsentierte sich in der Antike anders als heute. Weite Teile des Landes, besonders in Süditalien und Sizilien, waren dicht bewaldet und in Kalabrien erstreckte sich bis zum Golf von Tarent der riesige, fast undurchdringliche Sila-Wald, der zur Holz-, Pech- und Honiggewinnung genutzt wurde. Erst die Verwendung der Wälder zur Gewinnung von Holzkohle und zum Schiffbau sowie die Ziegenwirtschaft haben bis zum Beginn der Kaiserzeit einen starken Rückgang in der Bewaldung Italiens gebracht.
Auch die Küstenlinie hat zahlreiche Veränderungen erfahren. Flüsse wie Po, Arno und Tiber haben in Deltas das Land gegenüber dem Meer vorgeschoben, ein Ansteigen des Meeresspiegels hat wie etwa in Puteoli (Pozzuoli) antike Siedlungen unter Wasser gesetzt.
Italiens Ureinwohner
Betrachtet man die ethnische Zusammensetzung Italiens zur Zeit der frühen Republik um 300 v. Chr. so wird deutlich, dass das Land von zahlreichen Stämmen besetzt war, von denen ein Teil zur Urbevölkerung, ein anderer zu späteren Einwanderern gerechnet werden muss1.
In der Poebene siedelten zu dieser Zeit keltische, daran nach Süden anschließend italische Stämme, die sich in die zur Gruppe der nördlich siedelnden Umbro-Sabeller (Umbrer, Sabiner, Äquer und Marser) und in die südlich siedelnden Osker (Samniten) zusammenfassen lassen. Im westlichen Mittelitalien und am unteren Tiber siedelte die mit den Italikern verwandte Gruppe der Latino-Falisker und in den Tiefebenen des Nord- und Südostens die Veneter in der später nach ihnen benannten Landschaft Venetien. In den apulischen Ebenen lebten mit den Illyrern verwandte Stämme wie die Daunier, Peuketier, Messapier und Salentiner. In der Toskana siedelten die Etrusker, die, anders als die anderen Stämme, die Ackerbaugemeinschaften waren und in Dörfern lebten, eine Stadtkultur aufgebaut hatten. Nördlich von Genua saßen die Ligurer, die zur Urbevölkerung zählten wie auch die in Sizilien beheimateten Sikaner. Unteritalien war das Land der Griechen, die hier seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. ansässig waren und ihre heimatliche Siedlungsform der Stadtkultur (polis) mitgebracht hatten.
Wie die Einwanderung der Stämme nach Italien vor sich gegangen ist und welche Völker zur Urbevölkerung zu rechnen sind, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. Zu den vorindogermanischen Urbewohnern scheinen die Ligurer gezählt zu haben, denen in der Bronzezeit auch die Pfahlbaukulturen an den oberitalienischen