Martha Schad

Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte


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      * um 390 in Konstantinopel

      † 450 in Rom

      Regentin des weströmischen Reiches

      Das Leben der oströmischen Kaiserinnen spielte sich im Großen und Ganzen in ihrer Residenz – in Konstantinopel oder Jerusalem – ab. Gelegentlich bekamen sie etwas von militärischen Auseinandersetzungen zu spüren, doch waren die Unzuträglichkeiten geringfügig, wenn man sie mit den Schwierigkeiten vergleicht, denen ihre westlichen Cousinen ausgesetzt waren, allen voran Galla Placidia, die weströmische Kaiserin. Ihr Lebenslauf war äußerst abenteuerlich.

      Als Tochter des römischen Kaisers Theodosius I. des Großen und seiner Frau Gallas, Tochter Valentinians I., symbolisierte sie die Verbindung der beiden Dynastien miteinander. Sie hatte zwei ältere Halbbrüder, die späteren Kaiser Honorius und Arcadius, die aus der ersten Ehe des Theodosius I. mit Aelia Flavia Flacilla hervorgegangen waren. Bereits 394 erlag Gallas Mutter den Folgen einer Fehlgeburt. Kurze Zeit später, am 17. Januar 395, verstarb auch Theodosius völlig unerwartet.

      Galla und ihr Bruder Honorius wurden der Obhut des Heermeisters Stilicho und dessen Frau Serena übergeben. 405 wurde Galla Placidia mit Stilichos Sohn Eucherius verlobt, doch dieser wurde im Rahmen einer Palastintrige gemeinsam mit seinem Vater und dessen Frau 408 hingerichtet. Damals befand sich Galla mit Serena, der Nichte des Theodosius, in Rom, das von den Westgoten unter Alarich eingeschlossen war. Als der Senat der Serena anlässlich dieser Belagerung den Prozess machte und sie hinrichten ließ, soll Placidia an diesem Vorgehen beteiligt gewesen sein.

      Entweder nach der Eroberung Roms durch Alarich am 14. August 410 oder schon vorher fiel Placidia als Geisel in die Hände der Westgoten. Zunächst unter Alarich und nach dessen Tod unter seinem Nachfolger Athaulf zog sie, ehrfurchtsvoll behandelt, mit den Goten nach Süditalien, dann nach Südfrankreich und schließlich nach Spanien. Athaulfs Politik war, möglicherweise durch Placidias Einfluss, mehr und mehr auf Zusammenarbeit mit den Römern ausgerichtet: Für Rom wollte er regieren und römisches Recht anwenden. Im Auftrag des weströmischen Hofes in Ravenna besiegte er im Jahr 413 den Usurpator Iovinus in Frankreich und heiratete 414 in Narbonne Galla Placidia. Dennoch musste er auf besonderes Drängen Ravennas nach Spanien ziehen. Dort kam Placidias erstes gemeinsames Kind, der beziehungsreich Theodosius genannt wurde, zur Welt, der allerdings kurz darauf verstarb.

      Schon ein Jahr später fiel Athaulf in Barcino einem Anschlag zum Opfer. 416 lieferte der neue Westgotenkönig Wallia Galla Placidia für 600.000 »modii« Getreide an die Römer aus. Sie kehrte an den Hof ihres Bruders Honorius nach Ravenna zurück, der sich nun wieder in Galla Placidias Leben einmischte. Er verheiratete sie am 1. Januar 417 in Ravenna mit dem ungeliebten Heermeister und späteren Kaiser Constantius III., einem dunkelhäutigen Illyrer. Dieser Ehe entstammten zwei Kinder, Honoria und Valentinian III. 421 ernannte Honorius Constantius zum Augustus und Mitregenten sowie Galla Placidia zur Augusta. Ihr Sohn Valentinian wurde dadurch zum Thronfolger. Schon am 2. September 421 jedoch erlag Placidias Gatte einer Rippenfellentzündung.

      In demselben Jahr floh Placidia, nun mit ihrem Bruder entzweit, mit ihren Kindern Honoria und Valentinian III. nach Konstantinopel zu ihrem Neffen Theodosius II., obwohl dieser ihren Augusta-Titel zunächst nicht anerkannte. Nach dem Tod ihres Bruders Honorius kehrte sie nach Rom zurück. Dort angekommen, wurde Ravenna erobert, der Usurpator hingerichtet und Valentinian III. im Alter von sechs Jahren zum Augustus erhoben. Da Valentinian III. noch nicht im regierungsfähigen Alter stand, leitete Galla Placidia die Geschicke des Westreiches. Eine ihrer ersten Aufgaben war es, sich mit Aëtius zu arrangieren, der 60.000 Hunnensöldner angeworben hatte. 426 erließ sie, um der Autorität des Rechtes Geltung zu verschaffen, das so genannte Zitiergesetz, in dem festgeschrieben wurde, welchen Schriften römischer Juristen vor Gericht größere Autorität zukommen sollte. Drei Jahre später gab sie dann ihre berühmte Erklärung ab, die besagte, dass der Kaiser durch die Gesetze gebunden sei und seine Autorität von der des Rechtes abhinge. Außenpolitisch verließ sich Placidia auf ihre Heermeister.

      Unter ihr erlebte die Stadt Ravenna, wohin Kaiser Honorius bereits 402 seine Residenz verlegt hatte, ihre erste Blüte. Konnte die Kaiserin bis zu diesem Zeitpunkt in eigener Initiative vornehmlich nur Kirchenpolitik betreiben, so handelte sie nun als Regentin des Reiches, wobei sie besondere Kenntnisse in der Rechtspolitik besaß. Die in Ravenna unter ihrer Regierung erlassenen Gesetze verraten dezidierte Ansichten zu Grundfragen des Rechts. Vor allem aber nahm die Verteidigungspolitik gegenüber den Germanen und Hunnen ihre Aufmerksamkeit in Anspruch.

      Nachdem Valentinian III. 437 alt genug war, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, zog sich Placidia immer mehr von der politischen Bühne zurück. Nach einer Rettung aus einer Seenot (425) ließ Galla Placidia in Ravenna die Kirche San Giovanni Evangelista erbauen. Weil der Evangelist auf der Insel Patmos gelebt hatte, galt er im griechischen Osten als ein starker Helfer in Seenot. Die Kirche Santa Croce, ebenfalls unter Galla Placidia entstanden, besaß als Anbau das heute freistehende, nach ihr benannte Mausoleum (um 450).

      Ihren Lebensabend verbrachte sie in Rom, wo sie am 27. November 450 starb und auch beigesetzt wurde – allerdings nicht in dem extra für diesen Zweck errichteten Mausoleum, wohin sie erst später überführt wurde. Das Mausoleum ist äußerlich ein schlichter Ziegelbau. Das Innere aber ist von großer Pracht: Boden und Wände aus Marmor, Fenster aus Alabaster, die gewölbte Decke ganz mit leuchtenden Mosaiken ausgeschmückt. Von den drei antiken Sarkophagen gilt der größte, schmucklose als der von Galla Placidia. Der Sarkophag im linken Seitenarm mit dem mystischen Lamm soll der ihres Gatten Constantius III. sein, der im rechten Seitenarm mit drei Kreuzen in drei Nischen soll Gallas Sohn Valentinian III. bergen.

      Galla Placidia ist auf einer von ihrem Sohn Valentinian III. geprägten Münze abgebildet. Auf der Rückseite steht ein Kreuz (typisch für alle Münzen mit Bezug zu Galla Placidia), das ihren christlichen Glauben verdeutlichen soll.

      Dieser Lebenslauf zeigt die Rolle der spätantiken Herrscherinnen. Im Vordergrund stand ihre Funktion, dynastische Legitimität zu schaffen. Galla Placidia war als junge Prinzessin ein Spielball der politischen Kräfte. Sie wurde das Bindeglied zwischen der alten valentinianischen und neuen theodosianischen Dynastie. Es gelang ihr letztlich doch, das westgotische Königtum mit der römischen Welt zu verbinden: Zum einen, indem sie ihren Sohn von Athaulf auch Theodosius nannte, und schließlich indem sie zur Legitimierung ihres widerwillig geheirateten zweiten Mannes, des Emporkömmlings Constantius, beitragen musste.

      KAISERIN THEODORA

      * um 500 in Syrien

      † 548 in Konstantinopel

      Byzantinische Kaiserin

       »...ich halte mich an die alte Maxime, dass der Thron das schönste aller Leichentücher ist.«

      (THEODORA)

      Die Beurteilung der Kaiserin Theodora schwankt bis heute zwischen Hass beziehungsweise Abscheu einerseits und hoher Bewunderung für ihre Zielstrebigkeit, Intelligenz und Willenskraft andererseits. Der am Hof der Kaiserin lebende Historiker Prokopios von Caesarea zeigt in seinem Werk »Anekdota«, der »Geheimgeschichte«, das erst 1623 wieder gefunden wurde, ihren Lebensweg auf, allerdings ausgesprochen negativ. In diesem sonderbaren Werk, das den Genreregeln der antiken Schmähschrift zu folgen scheint, berichtet Prokop jedenfalls, dass ihr Vater Akakios Bärenwärter bei den Grünen (einer der beiden großen Zirkusparteien) beim Hippodrom in Konstantinopel gewesen sei. Er starb sehr früh und ließ seine Frau, eine junge Schauspielerin, in großer Not zurück. Sie musste in der Arena das Mitleid der Zuhörer erflehen, um ihren drei Kindern das Überleben zu sichern. Schon früh musste Theodora im Theater auftreten, um Geld zu verdienen. Mit Witz und Charme feierte sie bald erste Erfolge. Mit ihrer älteren Schwester Komito begann sie ein ausschweifendes Leben zu führen. Sie trat als Schauspielerin und Nackttänzerin auf. Hekebolos, der Gouverneur von Pentapolis in Lydien, nahm sie einige Zeit als Gespielin zu sich, setzte sie eines Tages allerdings völlig mittellos vor die Tür. Sie irrte durch den Orient und gelangte völlig mittellos in die Hafenstadt