Patricia Vandenberg

Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman


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schon mal gefragt. Nein, ich glaube es nicht. Ich wünsche ihr jedenfalls den besten Mann, der ihrer würdig ist. Sie hat Charakter.«

      Jürgen warf ihm einen schrägen Blick zu. Hat er etwa schon resigniert, überlegte er. Meint er tatsächlich, daß sein Leben schon bald zu Ende ist? Ihn fröstelte es bei dem Gedanken. Frank war siebenunddreißig und er war ein gutaussehender Mann, der bestimmt Chancen bei den Frauen hatte, auch bei so jungen wie Franzi. Solche Verbindungen konnten durchaus glücklich sein.

      Er selbst hatte immer mehr für ältere Frauen übrig gehabt, aber das hatte sich nun auch geändert. Jetzt wollte er überhaupt nicht mehr an Vergnügungen denken, denn ernst gemeint hatte er es nie. Das hatte ihm allerdings auch manchen Ärger eingebracht.

      »Frank, du versprichst mir, daß du dich nicht aufgibst«, sagte er heiser.

      »Habe ich doch schon gesagt. Jetzt ist mir schon bedeutend wohler, weil ich mit dir und Franzi reden konnte. Wenn etwas ist, könnt Ihr mich auch jederzeit in der Klinik erreichen. Mein Kopf wird ja hoffentlich nicht leiden.«

      Ich werde mit Dr. Norden reden, dachte Jürgen, denn er kannte ihn auch, wenn er auch ganz selten mal ärztliche Hilfe gebraucht hatte. Dr. Norden hatte ihm auch schon mal bestätigt, daß er die besten Laborwerte hatte, die er je bei einem jungen Mann gesehen hatte.

      *

      Daniel Norden machte mit seiner Familie einen Sonntagsausflug an den Wörthersee. Ein Patient von ihm hatte dort ein Restaurant aufgemacht und der hatte ihn und seine Familie schon mehrmals eingeladen, weil er darauf beharrte, daß er Dr. Norden sein Leben verdanke.

      »Meinst du nicht, daß er einen Schreck bekommt, wenn wir mit den Kindern kommen?« fragte Fee, die ihre Bedenken hatte.

      Die Zwillinge waren bei Lenni geblieben. Sie wollten gar nicht mit. Ihnen gefiel das Essen im Restaurant nicht. Lenni wußte indessen genau, was ihnen schmeckte. Danny, Felix und Anneka waren da schon ein bißchen neugieriger. Ihnen gefiel es auch, wenn sie selbst aussuchen konnten, was sie essen wollten.

      Es war ein schöner Tag, aber doch noch recht kalt. Aber bei den Köbeles, in dem hübschen, rustikalen Restaurant, war es warm und gemütlich. Und sie wurden herzlich empfangen.

      »Das ist eine Freude, daß Sie es doch mal wahrmachen«, sagte Resi Köbele und wies ihnen dann gleich einen großen Tisch in einer ruhigen Ecke an. Vinzenz Köbele kam auch für ein paar Minuten aus der Küche, um sie zu begrüßen. Er kochte selbst, und an dem Tag hatte er allerhand zu tun.

      »Ich hoffe schon, daß Sie ein bissel länger bleiben, damit wir nachher wenigstens noch in Ruhe Kaffee miteinander trinken können. Nach dem Essen können Sie sich ja die Füße vertreten.«

      »Das mußten sie auch nach dem köstlichen Essen, denn sie hatten keinem Gang widerstehen können, und das üppige Dessert war doch etwas zuviel des Guten gewesen. Aber geschmeckt hatte es allen. Die Kinder waren hellauf begeistert, und nachdem sie dann eine gute halbe Stunde gelaufen waren, freuten sie sich auch auf den Kaffee. Die Kinder waren allerdings mehr für Eis. Auch das sollten sie haben.

      Daniel erklärte, daß er wenigstens für die Kinder das Essen bezahlen wolle, aber da wurde energisch von den Köbeles protestiert. Sie saßen noch ganz gemütlich beisammen, und dem leckeren Apfelkuchen konnte auch Fee nicht widerstehen.

      »Jetzt muß ich aber fasten«, lachte sie.

      »Liebe Güte, wenn man so schlank ist, kann man doch mal richtig futtern«, meinte Resi Köbele. »Bei mir schaut’s da schon anders aus, und trotzdem schmeckt es mir.«

      Auch den Kindern hatte es geschmeckt, und es hatte ihnen auch sehr gefallen. Als sie dann endlich, nach mehreren Anläufen, aufbrechen wollten, zupfte Fee ihren Mann am Ärmel.

      »Schau mal, Daniel, das ist doch Kirsten Lorenz. Ist sie wieder im Lande?«

      Daniel runzelte die Stirn. »Ist sie das wirklich? Sie sieht ziemlich desolat aus, und in guter Gesellschaft ist sie auch nicht gerade.«

      Die schlanke blonde Frau blickte zu ihnen herüber, wandte sich aber schnell ab und ging mit dem dunkelhaarigen Mann in entgegengesetzter Richtung davon. Daniel hatte den Eindruck, daß sie ihn dorthin dirigierte, während Fee ihren Mann verwirrt anblickte.

      »War sie es, oder war sie es nicht?« fragte sie.

      »Jedenfalls wollte sie eine Begegnung mit uns meiden. Vielleicht war es ihr peinlich, von mir mit Brack gesehen zu werden.«

      »Wer ist Brack?« fragte Fee verwirrt.

      »Ein Arzt auf Abwegen.«

      »Wieso auf Abwegen?«

      »Er hat illegale Geschäfte mit Drogen gemacht. Aber vielleicht weiß sie das gar nicht.«

      »Ob sie hier eine Stellung gefunden hat?« überlegte Fee. »Man sagte doch, daß sie hochqualifiziert ist als Psychotherapeutin. Könnte es nicht sein, daß sie sich in dieser Eigenschaft um ihren Begleiter kümmert?«

      »Ich würde es gern wissen, Fee. Ich habe sie für eine charaktervolle junge Ärztin gehalten. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn sie abgerutscht wäre, aber oft ist ja eine solche minderwertige Beziehung daran schuld.«

      »Fröhlich sah sie nicht aus«, stellte Fee fest.

      Sie konnten aber nicht im Entferntesten vermuten, was Kirsten Lorenz an diesem Nachmittag durchmachte.

      *

      Peter Brack hatte Kirsten überreden können, sich mit ihm zu treffen.

      Es ging nicht um sie, es ging um ihre Freundin Geli. Das meinte sie wenigstens, aber sie mußte schon bald merken, daß Peter Brack es auf sie abgesehen hatte.

      Er könne doch nichts dafür, daß er nur noch an sie denken müsse, seit er sie kennengelernt hätte, schmuste er. Das war ihr widerwärtig. Mit Geli sei es eigentlich doch schon länger aus, erklärte er dann, als sie ihn daran erinnerte, daß Geli schwanger sei, und er würde bezweifeln, der Vater des Kindes zu sein. Da wurde Kirsten wütend, und es war gerade der Augenblick gewesen, als sie Daniel und Fee Norden gewahrt hatte. Im ersten Schrecken, daß man sie mit Peter Brack in Zusammenhang bringen könnte, hatte sie sich dafür entschieden, so zu tun, als ob sie die beiden nicht erkannt hätte, hoffend, daß diese sich nicht schlüssig waren, ob sie wirklich Kirsten sei.

      »Es ist sinnlos, Herr Brack, wir setzen unser Gespräch besser nicht fort«, sagte sie mit erzwungener Ruhe. »Ich wollte Ihnen klarmachen, daß Geli verzweifelt ist, aber dafür haben Sie an­scheinend nicht das geringste Verständnis. Und ich habe kein Verständnis für Männer Ihres Charakters.«

      In seinen Augen glomm eine zornige Flamme. Er vertrug keine Kritik.

      Obgleich ihm schon viele unbequeme Wahrheiten gesagt wurden, hatte dies an seiner Überheblichkeit und Arroganz nichts geändert.

      »Dann sorgen Sie doch für Geli«, fuhr er sie unbeherrscht an. »Ich habe gedacht, daß Sie mehr Verstand haben. Das Kind braucht doch gar nicht zur Welt zu kommen.«

      »Jetzt ist es genug. Gehen Sie zum Teufel«, stieß Kirsten hervor.

      Dann wollte sie sich eilenden Schrittes entfernen. Aber er holte sie ein und packte sie am Arm.

      »Ich habe immer noch gute Beziehungen«, sagte er zynisch. »Es wird Ihnen schwerfallen, die Stellung zu bekommen, wenn bekannt wird, was in Wien geschehen ist. Ich bin gut informiert. Steigen Sie also von Ihrem hohen Roß herunter.«

      Bedauerlicherweise wußte Kirsten nicht viel über Peter Brack, nur eben das, was ihrer Freundin Geli so zu schaffen machte. So fand sie nicht gleich eine Antwort auf eine Drohung. Sie wollte sich jetzt auch nicht mit ihm anlegen und sah keinen Grund, sich ihm gegenüber zu rechtfertigen.

      »Machen Sie doch, was Sie wollen«, sagte sie eisig und ging zu ihrem Wagen. Diesmal folgte er ihr nicht, denn er hatte jemand kommen sehen, dem er auf keinen Fall begegnen wollte.

      Kirsten fuhr zu Angela Möller, die nicht weit entfernt wohnte. Ihr Entsetzen war groß, als sie Geli bewußtlos