Hanna Nolden

Zombie Zone Germany: Auf Sendung


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Ausrüstung war es ein Leichtes für Sam gewesen, sich in das Netzwerk zu hacken. Für irgendwas musste ein Informatikstudium ja schließlich gut sein, auch wenn die IT-Branche in Deutschland sich derzeit eher totlief.

      »Wir sind drin«, verkündete er, als sein Handy ihm mitteilte, dass er nun Internetzugang hatte.

      »Verschwendet ihr Gören schon wieder unseren Strom?«, rief der Mann mit der Zeitschrift zu ihnen hinüber.

      Kurz sah Sam von seinem Handy auf und verdrehte die Augen.

      Der Mann hieß Gerhard. Er war seit ungefähr hundert Jahren Rentner und hatte die Zombies nur überlebt, weil er sich sehr gut auf den Dritten Weltkrieg vorbereitet hatte. Er wohnte nur zwei Häuser weiter und las derzeit entweder einen Artikel über das britische Königshaus oder Diättipps für Frauen über vierzig.

      »Wir verschwenden ihn nicht«, stellte er klar und loggte sich in seinen Social Media Account ein.

      Er klickte auf das kleine Zeichen, das ihm anbot, ein Bild hochzuladen.

      Eilig scrollte er durch die Fotos, die Nikki heute von ihm geschossen hatte.

      Während sie ihm über die Schulter blickte, wählte er eines, auf dem er den Spaten sehr dramatisch erhoben hielt; ein weiteres, auf dem die Gedärme des Untoten eindrucksvoll zur Geltung kamen; und ein letztes mit der Großaufnahme des verwesten Gesichts seines Angreifers.

      Er fand, die Bilder hatten Stil und sahen aus wie aus einem ordentlichen, nicht ganz so billig produzierten Horrorfilm.

      Jedes einzelne versah er mit #ZombieZoneGermany. Es war der Hashtag, der sie berühmt gemacht hatte. Seines Wissens nach postete niemand sonst Bilder, die tatsächlich echt waren. Nikki und Sam hatten nicht bloß eine Menge eingeschworener Fans, sondern auch eine beträchtliche Zahl Laufkundschaft von Neugierigen. Sie waren jetzt jemand; sie existierten. Sie lebten noch, und die Welt sah ihnen dabei zu.

      »Wir leisten hier einen wichtigen Dienst an der Menschheit«, erklärte Sam beleidigt. »Es ist wichtig, die Leute aufzuklären. Es ist wichtig, dass wir mit der Außenwelt in Kontakt treten.«

      Er sagte das für Gerhard, aber wahrscheinlich auch für sich selbst. Es war wichtig, eine Aufgabe zu haben. Es war wichtig, zu glauben, dass es einen Unterschied machte, ob man lebte oder starb. Denn wenn man einmal aufhörte, an diesen Unterschied zu glauben, war es vom Gehen zum Schlurfen nur noch ein kleiner Schritt.

      Gerhard schnaubte abfällig.

      »Warum tut ihr euch nicht mit dem neuen Spinner hier zusammen, dann könnt ihr euch alle drei im Dienst an der Menschheit fressen lassen.«

      Erst jetzt sah Sam genauer zu dem Mann hinüber, der immer noch an irgendetwas zu basteln schien. Tatsächlich hatte er ihn hier noch nie zuvor gesehen; vermutlich gehörte er zu dem einstmals weißen Van draußen vor der Tür.

      Er war ungefähr Mitte vierzig, hatte kurzes, dunkles Haar und eine kräftige Statur. Seine Kleidung sah aus, als wäre sie einmal sehr teuer gewesen und hätte dann aufgegeben. Alles an ihm schrie »Führungsebene«, von den Bartstoppeln am Kinn einmal abgesehen, die eine Rasur dringend ratsam erscheinen ließen.

      Aber es war nicht der Mann selbst, der dafür sorgte, dass Sams Augen sich plötzlich weiteten. Beinahe benommen vor Andacht stand er auf und trat zu dem Neuankömmling hinüber.

      In seiner Arbeit versunken versuchte der gerade, ein Stativ zu reparieren, das nur noch über zwei von drei Beinen verfügte. Offenbar hatte man eines amputieren müssen.

      Daneben auf dem Boden lag eine wunderschöne, schwarze Fernsehkamera, die nicht den geringsten Kratzer aufwies. Auf den hellen Dielen schien sie beinahe zu glänzen.

      »Was ... was machen Sie da?«, wollte Sam wissen.

      Er wendete den Blick erst von der Kamera, als der Mann zu ihm aufsah und lächelte. Um seine Augenwinkel herum zeigten sich bereits viele Fältchen, und seine Stimme war ausgeglichen und tief.

      »Nachrichten«, sagte er gelassen. »Ich mache Nachrichten, mein Junge.«

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