Quatschimoderator mit der Neuauflage Waldis EM-Club dieses Jahr nun fünfmal auf den Geist, den Senkel und den Keks gehen.
»Ich freue mich, daß es wieder losgeht. Damit können wir die Fußballabende für die Zuschauer perfekt abrunden«, hatte Hartmann im Vorfeld mitgeteilt, und diesen einzigartigen Perfektibilitätsgedanken des ehemaligen Augsburger Kneipiers fanden am Mittwoch Senderangaben zufolge 1,7 Millionen Menschen derart plausibel, daß sie einschalteten.
Geändert hat sich erfreulicherweise nichts. Waldis »Vereinsheim« (ARD) ist nach wie vor mit vielen bunten Wimpeln und Fußbällen ausstaffiert, und neben dem sagenhaft ironieresistenten »VfBäh-Fan« (Waldi) Hartmut Engler (Pur) und Atze Schröder, der auf Grund einer getönten Brille und einer bekloppten Dauerwelle immer noch als Komiker durchgewinkt wird, sitzt schon wieder Paul Breitner da und zerbricht sich den Schädel über »sehr viele leere Köpfe« in der deutschen Fußballnationalmannschaft.
»Schräge Gespräche und überraschende Erkenntnisse« hatte uns der BR versprochen, und das Gewiehergewitzel des Protagonisten, dieses verquallt-rumpeligen Stammtischdirigenten, zog sich erwartungsgemäß hin, zäh wie Zungenbelag, ranzig wie Friteusenfett.
Hirn rausschrauben und dann einschalten – so werden wir auch die nächsten vier Folgen überstehen.
Kein Pardon bei Chips
Achim Greser und Heribert Lenz leben in Aschaffenburg-Leider. In ihrer Zeichnerwerkstatt produzieren sie unablässig »Witze für Deutschland«. Nebenher beobachten die unbeugsamen Anhänger des 1. FC Nürnberg, des Clubs, akribisch den deutschen und den Weltfußball.
Wie habt ihr die Sommerpause überstanden? Mit Waldläufen? Curling?
Heribert Lenz: Welche Sommerpause? Die Biathlonsommerpause?
Es gibt Menschen, die die Fußballsommerpause schwer verfluchen.
Achim Greser: Geht mir auch so. Ich hab’ mir alles angeguckt und alle Informationen reingezogen über die Mannschaftsneubildungen und Zugänge und Abgänge und Formkurven. Hier fand ja auch die Aschaffenburger Stadtmeisterschaft statt, die einem über ein paar Tage hinweggeholfen hat, und Andy Möller ist jetzt unser Trainer bei der Viktoria. Das hat für eine interessante Nachrichtenlage wenigstens im Lokalen gesorgt.
Wurde Möller als Frankfurter willkommen geheißen?
Greser: Mittlerweile hat er sich schon den Nimbus eines Heilsbringers erworben.
Ein neuer Christoph Daum?
Greser: Nee. Möller ist charakterlich anders disponiert. Wichtig für die Aschaffenburger ist, daß er wohl bereits erhebliche Sponsorengelder rangeschafft hat. In dieser Hinsicht hat Möller bis dato offenbar mehr erwirkt als bei der Mannschaftskonstruktion. Aber gegen Schalke haben sie nur 1:3 verloren.
Lenz: Sie hätten auch ein Unentschieden rausholen können.
Greser: Ein Tor aberkannt, einen Elfmeter versiebt. Und gegen den SC Freiburg haben sie in der letzten Minute 1:2 verloren.
Schalke ist doch kein Maßstab.
Greser: Weiß ich nicht. Es gibt ja immer die Ausreden, daß sie aus dem Trainingslager kommen und müde sind vom Konditionsbolzen. Aber das haben die anderen ja auch gemacht, denk’ ich mal. Die werden ja nicht blöd sein und nicht trainieren.
Bei der Eintracht geht es seit Wochen drunter und drüber. Wie schätzt ihr das ein?
Greser: Das ist eine Folge der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit, die der Fußball allgemein erfährt. Jede Regung wird aufgeplustert, gerade in Zeiten, in denen keine Ergebnisse zu vermelden sind.
Also hat Friedhelm Funkel recht, wenn er sich in Rudi-Völler-Manier echauffiert über die Bild, die eine ganze Seite mit Lesermeinungen gebracht hat, und zwar des Tenors, es sei eine Frechheit, welche Spieler Bruchhagen und Funkel verpflichtet hätten, früher sei die Eintracht eine Diva gewesen, heute sei sie eine graue Maus und so weiter?
Greser: Ich bin nicht sehr vertraut mit den Vorgängen rund um die Eintracht. Die hat in den vergangenen Jahren zu meinem Leidwesen gegen den Club immer sehr gut abgeschnitten. Allerdings ist sie seit dem letzten DFB-Pokalhalbfinale ein verläßlicher Punktelieferant für unser Konto.
Lenz: Ähem. Laß mal die ersten zwei Spiele vorbeigehen. Wenn die Eintracht dann zwei Punkte hat, wird wieder vom Europacup geträumt. Dann ist das ganze Geschwätz Makulatur.
Eine typische Frankfurter Nörgelei – in dieser Stadt der Aufschneiderei und Hybris?
Lenz: Klar.
Greser: So haben wir das immer wahrgenommen. Die Erwartungshaltung ist leicht hochzutreiben.
Woher die Unzufriedenheit? Die haben doch in der vergangenen Saison gut gespielt, waren im UEFA-Cup, im DFB-Pokalhalbfinale, haben vierzig Punkte geholt …
Greser: Das ist halt nichts mehr. Ich fand am Frankfurter Publikum früher immer beeindruckend, daß es einen enormen kollektiven Sachverstand besaß und den Wunsch nach schönem Fußball nicht preisgab. Die rein defensive Ausrichtung des Saisonziels ist dagegen zuwenig – die Verhinderung aller möglichen Übel. Das ist nicht im Sinne eines gestandenen Eintracht-Fans, zumindest nicht aus unserer Generation.
Lenz: Das ist wie in Nürnberg. Man träumt dauernd von den goldenen Zeiten. Hölzenbein, Grabowski …
Greser: Hölzenbein und Grabowski, die Nürnberger Meistermacher von ’68! Nein, man verkennt in Frankfurt einfach, daß die Hochkapitalisierung des Fußballs von einigen Vereinen früher ernstgenommen wurde. Die Bayern haben durch jahrelange Erfolgsserien Geld aufgetürmt und hatten plötzlich einen Riesenkonkurrenzvorsprung.
Aber Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre war die Eintracht doch eine Topmannschaft. Man hat den UEFA-Pokal gewonnen … Greser: Aber es gab keine garantierten Einnahmen von zehn oder wie vielen Millionen Euro wie heute in der Champions League.
Also seht ihr langfristig keine Chance für die Eintracht, zu den oberen vier, fünf Bundesligisten aufzuschließen?
Greser: Die Wahl des Spielerpersonals ist auch eine große Glückssache. Einen aus dem internationalen Niemandsland zu holen, der zum Brecher wird, wie diesen Gekas zum Beispiel, das ist Zufall. Hertha BSC war ja auch lange Zeit ein Verein, der nur von seiner Vergangenheit gelebt hat, und dann haben sie den Sprung unter die ersten fünf geschafft.
Mit der Hertha ist es allerdings heute nicht mehr weit her. Das ist ja ein Pfeifenverein sondergleichen – über fünfzig Millionen Euro Schulden, was die Mitglieder nicht daran hindert, den genialen Manager Dieter Hoeneß im Amt zu bestätigen.
Greser: Zu Dieter Hoeneß kann ich eine Geschichte erzählen. Wir haben gute Freunde bei Hertha, die sich als arme Studenten aus Fanleidenschaft VIP-Dauerkarten vom Maul abgespart haben, um dem Getriebe ihres Herzensvereins näher zu sein – mit dem Erfolg, daß einer von denen jetzt im Präsidium hockt, was für uns schon mehrfach von Vorteil war. Wir haben Karten gekriegt für das WM-Spiel gegen Ecuador und das Pokalfinale.
Ihr seid ja gnadenlos korrupt!
Greser: Für Leidenschaften gibt man doch alles!
Lenz: Eben.
Greser: Und über diesen Kontakt haben wir versucht, einen alten Traum zu verwirklichen, nämlich daß einmal eine Zeichnung von uns auf der Stadionanzeigetafel gezeigt wird. Deshalb haben wir angeboten, für das Stadionheft zu jedem Heimspiel einen Witz zu zeichnen – durchaus auch zu aktuellen Problematiken der Hertha –, verbunden mit der Hoffnung, daß er dann auf der Anzeigetafel landet. Wir haben zwei Probewitze abgeliefert, die sind an den Pressesprecher weitergeleitet worden. Ein Witz hat den Alleinherrschaftsanspruch von Dieter Hoeneß thematisiert – nicht nur den Anspruch, der ist ja verwirklicht, Hoeneß mischt sich offenbar in alles ein und läßt sich über jeden Kleinstvorgang unterrichten. Wir hatten die Wäschefrau gezeichnet, die bei Hoeneß vorstellig wird und ihn fragt: »Herr Hoeneß, werden die Heimtrikots bei dreißig oder sechzig Grad gewaschen?« Es ist dann nicht zu unserem Engagement gekommen. Der Pressereferent