Reiner Hänsch

Rotzverdammi!


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      Rotzverdammi!

      aus dem Sauerländischen

      von

      Reiner Hänsch

      FUEGO

      - Über dieses Buch -

      Herrlich stinkendes Sauerland oder schnöde glitzerndes Düsseldorf? Heinz-Norbert Flottmann muss sich entscheiden. Auf der Beerdigung seiner Mutter, mitten im Sauerland, taucht plötzlich seine chaotische, fast begrabene Vergangenheit wieder auf. Das schöne, schreckliche Leben zwischen Misthaufen, Mädchen, Gitarrenverstärkern und Bierflaschen ist plötzlich wieder da. Und wie! Die Jungs seiner alten Band und auch seine Jugendliebe Henni machen ihn nochmal sehr nervös. Heinz-Norbert, inzwischen als Hardy Fetzer eine große Nummer in der Düsseldorfer Werbeszene, spürt den verlockenden, kribbelnden Sog der tollen, alten Zeiten, als alle noch jung und so 'töfte' bekloppt waren. Als es noch eine Band gab, die die Welt, oder wenigstens das Sauerland, aus den quietschenden Angeln hebeln wollte.

      Der unmögliche Gedanke, diese Band wiederzubeleben, lässt Hardy trotz verzweifelten Sträubens und Windens irgendwie nicht los und bringt damit alles wunderbar durcheinander. Sein ganzes Leben “is' auf eima’ irgendwie inne Wicken”. In unmöglichen, schrägen Episoden voller Sauerländischer Sprachakrobatik läuft dann alles dramatisch auf ein herrliches Ende zu.

      Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland! Die ideale Lektüre für einen lustigen Abend bei Bier und Bütterkes mit Sskhinken!

      Bettina Tietjen

      “Rotzverdammi!” - Spätestens, wenn man den ersten Satz gelesen hat, muss man durch die 350 Seiten durch: “Herrlich stinkendes Sauerland oder schnöde glitzerndes Düsseldorf” - Günter Grass lässt grüßen: “Weihnachten feiern im Sauerland, aber nicht bei den Radschlägern…”, haute er DDorf schon in den “Hundejahren” um die Ohren - und erhielt den Literatur-Nobelpreis. Das macht doch Hoffnung, Herr Hänsch!

      Gisbert Baltes

      Für alle, woll!

Sauerland-Karte

      Hier kannze die Schauplätze der dramatischen Ereignisse bekucken - un alle Orte aus'm Song “Sauerland”, woll.

      Herrlich stinkendes Sauerland oder schnöde glitzerndes Düsseldorf? Heinz-Norbert Flottmann muss sich entscheiden.

      Auf der Beerdigung seiner Mutter, mitten im Sauerland, taucht plötzlich seine chaotische, fast begrabene Vergangenheit wieder auf. Das schöne, schreckliche Leben zwischen Misthaufen, Mädchen, Gitarrenverstärkern und Bierflaschen ist plötzlich wieder da. Und wie! Die Jungs seiner alten Band und auch seine Jugendliebe Henni machen ihn nochmal sehr nervös.

      Heinz-Norbert, inzwischen als Hardy Fetzer eine große Nummer in der Düsseldorfer Werbeszene, spürt den verlockenden, kribbelnden Sog der tollen alten Zeiten, als alle noch jung und so 'töfte' bekloppt waren, als es noch eine Band gab, die die Welt – oder wenigstens das Sauerland aus den quietschenden Angeln hebeln wollte.

      Der unmögliche Gedanke, diese Band wiederzubeleben, lässt Hardy trotz verzweifelten Sträubens und Windens irgendwie nicht los und bringt damit alles wunderbar durcheinander: Sein ganzes Leben „is’ auf eima’ irgendwie inne Wicken“.

      In unmöglichen, schrägen Episoden voller sauerländischer Sprachakrobatik läuft alles dramatisch auf ein herrliches Ende zu.

      Diese Geschichte ist gelogen.

      Natürlich gibt es gewisse Parallelen zur Geschichte der

      Band ZOFF, aber die Story ist viel zu frei erfunden, um als

      Bandgeschichte durchgehen zu können.

      Reiner Hänsch

      Sauerland

      Ein Bauer stand im Sauerland

      und dachte drüber nach,

      dass Hühner auffe Stange sitzen,

      Tauben auf’m Dach.

      Inzwischen in sein’ Hühnerstall,

      da tobt der Fuchs ganz munter

      und holt de Hühner nach und nach

      von ihrer Stange runter.

      In Finnentrop is’ dunkel,

      in Küntrop noch viel mehr,

      in Hundesossen wird auf Touristen geschossen

      und trotzdem kommen jedes Jahr mehr.

      In Winterberg lebt ein Gartenzwerg,

      der ging sich in Züschen ein’ zischen,

      er hat sich verlaufen nach Schmallenberg,

      das is’ ganz schön weit für’n vollen Zwerg.

      Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,

      begrabt mich mal am Lennestrand,

      wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen.

      Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland,

      vergrabt mein Herz im Lennesand,

      wo die Mädchen noch wilder als die Kühe sind.

      In Stachelau tobt die wilde Sau,

      da komm’ alle Bauern aus Krombach

      und nach der Feier verprügeln sich alle,

      da freut man sich schon ’s ganze Jahr drauf.

      In einer Baracke in Kalberschnacke,

      da übt die Kapelle der Feuerwehr,

      sie machen vier Stunden Radetzkymarsch

      und fünf Kisten Warsteiner leer.

      Der im Sauerland weltberühmte Song der Band ZOFF

      Bitte zuerst lesen!

      Sehen Sie mal, Sauerländisch gibt’s ja eigentlich gar nicht. Nicht als offizielle Sprache jedenfalls. Man muss es gar nicht sprechen können und man muss es auch nicht verstehen. Man sollte nur Verständnis dafür aufbringen.

      Ach ja … Sauerländisch ist schon was ganz Eigenes. Es hat einen ganz eigenen Klang, eine eigene Melodie und es gibt ein sehr eigenes Völkchen, das sich dieser „Sprache“ bedient und sich sogar problemlos auf Sauerländisch verständigt. Untereinander, versteht sich. Der Außersauerländische steht da oft ratlos in der schönen bergigen, aber meist verregneten Gegend herum und „kricht nix mit“. Deshalb sollte man einige Absonderlichkeiten dieser „Sprache“ kennen, um den gemeinen Sauerländer auch zu verstehen, wenn er mal mit uns spricht. Manchmal tut er das. Nicht oft, aber hin und wieder. Und gemein ist er eigentlich gar nicht.

      Fangen wir also mit dem R an. Es rollt natürlich, klar. Wohin, weiß keiner, aber es rollt. Nicht so wie beim Siegerländer, da rollt es ja schon so wie beim Engländer, nein, nein, so nicht, aber es rollt, dass die Zunge schon mal kurz hinter den Zähnen des Sauerländers so rrrichtig ins Rrrotieren cherrrät.

      Das letzte Wort haben Sie nicht verstanden?

      Ja, das kann ich verstehen. Kommen wir also zur nächsten Absonderlichkeit: dem G.

      Ist ein Sauerländer zum Beispiel in Finnentrop, einem hübschen, kleinen sauerländischen Städtchen, geboren, so verkündet er dies nach hartnäckigen Nachfragen mit: „aus Finn’ntrop chebürtich“. Rrrichtig. Kein G, wie man es in „gebürtig“ zweimal erwarten sollte, sondern ein CH ertönt an der Stelle, wo eigentlich das G sein sollte. Am Ende sowieso, das machen alle (Könich – Honich – färtich). Aber am Anfang, da ist es etwas ganz Besonderes. G gibt es gar nicht im Sauerländischen, „chibt et char nich’“. Das G ist im Laufe der letzten zehntausend Jahre der sauerländischen Sprachentwicklung wahrscheinlich einfach nicht mehr weiterbearbeitet worden, weil es sich nicht lohnte, und es ist so auf der Stufe eines rauen CH hängengeblieben. Einem CH wie in „doch“ ungefähr. Kratzig. Aber nicht so ganz wie in „doch“, etwas weiter vorne in den Rachen wird es gelegt. Ist eben einfacher so. Aber ein Fluchzeuch fliecht. Vorne kratzt es,