Susan Blum

Arthritis heilen


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für (1.) Rheumafaktor (RF) und für (2.) Anti-citrullinierte-Proteine-Autoantikörper (ACPA bzw. CCP-Antikörper) 0 Leicht positive Ergebnisse für RF oder ACPA 2 Stark positive Ergebnisse für RF oder ACPA* 3 Entzündungsfaktoren im Blut: Wählen Sie eine Antwort Normale Ergebnisse für C-reaktives Protein (CRP) und Erythrozytensedimentationsrate (ESR) 0 Auffällige CRP- oder ESR-Werte 1 Dauer der Symptome (Gelenkschmerzen, Schwellung, Druckschmerzempfindlichkeit): Wählen Sie eine Antwort Weniger als 6 Wochen 0 6 Wochen oder länger 1 Ihr Gesamtergebnis * Als stark positives Ergebnis für Rheumafaktor oder ACPA gilt ein Wert, der den oberen Normalwert um mehr als das Dreifache übersteigt.

      Auswertung

      – Bei einem Gesamtergebnis von 6 oder mehr Punkten haben Sie wahrscheinlich rheumatoide Arthritis.

      – Bei einem Gesamtergebnis unter 6 Punkten haben Sie keine rheumatoide Arthritis, oder die Krankheit ist in Remission.

      – Auch bei einem Gesamtergebnis unter 6 Punkten kann anhand der Ergebnisse Ihrer Röntgen-, Ultraschall-, MRT- oder CT-Aufnahmen eine rheumatoide Arthritis diagnostiziert werden.

      Blutuntersuchungen auf typische RA-Antikörper wie den rheumatoiden Faktor (RF) und die Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (Anti-CCP; ACPA) können Marker nachweisen, die häufig schon vorhanden sind, bevor es zu Symptomen wie Gelenkschmerzen und Schwellungen kommt. Damit kann man herausfinden, wer von einer funktionsmedizinischen Behandlung profitieren würde, ehe überhaupt derartige Symptome auftreten. Das Gegenteil ist ebenfalls zutreffend. Bei manchen Menschen fallen die Tests negativ aus, aber die Diagnose lautet dennoch rheumatoide Arthritis, weil ihre Symptome und andere Ergebnisse der Definition von 2010 entsprechen.14 Hier spricht man von einer seronegativen RA, und obwohl Rheumatologen von einem Frühstadium der Erkrankung ausgehen, verschreiben sie häufig Methotrexat (MTX). Methotrexat gehört zur Arzneimittelgruppe der krankheitsmodifizierenden oder progressionsverlangsamenden Antirheumatika (DMARD, für engl. disease-modifying anti-rheumatic drugs), die in der Basistherapie einer rheumatoiden Arthritis häufig zur Anwendung kommen. Für die Patienten ist das verwirrend, weil sie das Gefühl haben, hier würde mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

      Meine Patientin Sherry war 40 Jahre alt, als sie mich aufsuchte. Sie hatte vor kurzem von einem Rheumatologen die Diagnose „Rheumatoide Arthritis“ erhalten, weil ihr Rheumafaktor positiv war und Schmerzen und Schwellungen in vier Fußgelenken auftraten. Bei mir suchte sie eine ursächliche Behandlung ihres Problems, anstatt lediglich die Symptome mit Methotrexat zu behandeln, wie ihr Arzt es ihr geraten hatte. Ich freue mich immer sehr, wenn ich Gelegenheit bekomme, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der noch keine Medikamente einnimmt. Schließlich weiß ich, dass die Behandlung der eigentlichen Arthritisauslöser über Konzepte der Funktionsmedizin die Krankheit tatsächlich heilen und nicht nur vorübergehend Symptome lindern kann. So werden Medikamente unter Umständen von vorneherein überflüssig. In meiner Praxis wie auch bei den anderen Ärzten am Blum Center for Health geschieht dies tagtäglich. Das Gute daran: Unabhängig davon, wo jemand im Spektrum der rheumatischen Arthritis angesiedelt ist – ob die Krankheit rasant fortschreitet wie bei June oder bisher ohne bleibende Schäden und ohne medikamentöse Behandlung ist wie bei Sherry –, kann der hier geschilderte Behandlungsansatz dazu beitragen, die eigenen Ziele zu erreichen, wie Schmerzfreiheit oder die Reduzierung der Medikamentendosis. Bisher brauchte Sherry keine Medikamente.

      Sie sollten unbedingt wissen, auf welcher Grundlage Ihre RA-Diagnose gestellt wird, denn anhand dieser Kriterien wird der behandelnde Arzt auch beurteilen, ob Ihre Behandlung anschlägt und ob Sie in Remission sind. Für meine Patienten lege ich die ACR-Leitlinien von 2010 zugrunde, und ich empfehle ihnen deren Lektüre.* Parallel dazu verordne ich meine Arthritiskur sowie das Vorgehen, das in diesem Buch geschildert ist. Die Hintergrundinformationen helfen bei der Einschätzung, ob Ihre rheumatoide Arthritis sich bessert und zu welchem Zeitpunkt Sie mit Ihrem Arzt eine Anpassung oder ein Absetzen der Medikation erwägen können. Dies ist jedoch kein Muss. Sie können auch einfach Ihr Allgemeinbefinden als Richtschnur nehmen.

      Viele Menschen fragen sich, warum ihre Ärzte sie zum Röntgen oder zu anderen Bildgebungsverfahren für die Hände schicken, um herauszufinden, welche Form der Arthritis bei ihnen vorliegt sowie ob und wie die Therapie hilft. Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Ultraschall sind sehr nützliche Methoden zur Beurteilung von Gelenkentzündungen und Gelenkschäden. So kann eine Diagnose auch unabhängig vom Vorliegen anderer ACR-2010-Kriterien gestellt werden. Ein erfahrener Radiologe kann die verschiedenen Arthritisformen allein anhand dieser Bilder erkennen, was sehr hilfreich sein kann, wenn die Blutuntersuchungen unauffällig sind.15 Die Gelenke von Menschen mit rheumatoider Arthritis unterscheiden sich auf charakteristische Weise von jenen von Personen mit anderen Arthritisformen, denn es kann in den Knochen beiderseits des Gelenks zu geringerer Knochendichte (Osteopenie), einer Verschmälerung des Gelenkspalts, Knochenerosionen sowie einem Anschwellen der Gelenkschleimhäute kommen. Bei chronischem Verlauf kann hieraus eine Fehlstellung des Gelenks erwachsen. An den Füßen erfasst die rheumatoide Arthritis in der Regel beide Zehengelenke sowie die Gelenke im Fußballen. Wenn Hände und Füße betroffen sind, tritt die Arthritis normalerweise symmetrisch auf, also auf der rechten und der linken Seite.

      Bildgebungsverfahren können auch eine Synovitis entdecken, eine Entzündung in der Schleimhaut der Gelenkkapsel, die offenbar noch vor den ersten Symptomen einer Arthritis auftritt. Als ein Team der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Gelenke von Patienten mit rheumatoider Arthritis über CT und MRT abbildete, stellte sich heraus, dass eine Synovitis sehr häufig vorlag, wenn zwar Antikörper nachweisbar waren, aber keine Arthritissymptomatik. Außerdem zeigte sich dabei, dass kleine geschädigte Areale mit dem späteren Auftreten von rheumatoider Arthritis in Zusammenhang standen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass sich die Entzündung allmählich entwickelt und schließlich zu Arthritis führt. Am Ende folgt der Schmerz, und auch der wird erst spürbar, wenn eine gewisse Entzündungsschwelle überschritten wird.16

      Diese und andere Arbeiten legen nahe, dass die rheumatoide Arthritis die Spitze des Eisbergs ist. Erkennbar ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt, der nicht widerspiegelt, was insbesondere vor dem Auftreten der Symptome und einer entsprechenden Diagnose längst unter der Oberfläche abläuft. Das unterstreicht nachdrücklich, weshalb ein Arzt solch umfassende Diagnoseverfahren einsetzen muss, wenn jemand mit Arthritis, anhaltender Abgeschlagenheit oder Entzündungsmarkern im Blut sich bei ihm vorstellt. Bei entsprechenden Blutwerten muss selbst ein schmerzfreier Patient behandelt werden, als wäre die rheumatoide Arthritis bereits eingetreten, denn man kann die Entzündung gezielt beeinflussen, bevor Symptome und dauerhafte Schäden entstehen. Das ist der optimale Zeitpunkt, um einer drohenden Arthritis über einen funktionsmedizinischen Ansatz vorzubeugen.

      Frühe (seronegative) rheumatoide Arthritis