die chronischen Krankheiten seither enorm auf dem Vormarsch sind und für mich ist das kein Zufall.
Fette nehmen hauptsächlich auf zweierlei Weise Einfluss auf unser Immunsystem. Die Zellmembranen bestehen aus Fettsäuren. Wenn Sie große Mengen Omega-3- und Omega-6-Fette zu sich nehmen, sind die Membranen locker und flüssig und werden so ihren Aufgaben am besten gerecht. Wenn Sie andererseits viele gesättigte Fette und trans-Fette konsumieren, lagern diese sich in den Zellmembranen ab und machen sie starr, was sich negativ auf die Kommunikation der Zellen mit den Botenstoffen auswirkt, auf die sie ständig treffen. Tatsächlich ergab eine Studie am Medizinischen Zentrum der Universität von Massachusetts, dass sich bei Patienten, die Borretschöl mit der darin enthaltenen gamma-Linolensäure (GLA) einnahmen, die Symptome besserten. Es zeigte sich, dass GLA im Körper in DGLA (Dihomo-gamma-Linolensäure) umgewandelt und dann zu den Membranen der überaktiven Immunzellen transportiert wird, wo es deren Aktivität dämpft.7 Das bedeutet, dass sich GLA beruhigend auf die überstimulierten Immunzellen auswirkt. Da eine solche Überstimulierung bei allen Autoimmunerkrankungen ein Problem ist, sollten Sie sich gut überlegen, welche Nahrungsfette Sie zu sich nehmen.
Alle Fette werden im Körper in Prostaglandine umgewandelt, diese wichtigen Substanzen können Entzündungen in Ihrem Körper entweder erhöhen oder dämpfen. Durch GLA-haltige Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel erhöhen Sie die Menge an PGE1, eines sehr guten Prostaglandins. PGE1 wirkt bei Patienten mit rheumatoider Arthritis ganz wunderbar, es dämmt zum Beispiel die Entzündungen ein, reduziert die zirkulierenden Immunkomplexe und senkt die überaktiven T-Zellen. In Studien hat sich Fischöl dementsprechend als entzündungshemmend erwiesen, sowohl bei rheumatoider Arthritis als auch bei Lupus erythematodes; bei den meisten Patienten besserten sich die Symptome und die Erkrankung ging zurück.8 Viele Patienten stellten zudem fest, dass sie ihre symptomunterdrückenden Medikamente reduzieren konnten. Die Aufnahme dieser Fette in den Speiseplan ist sehr wichtig; das Praxiskapitel macht Ihnen dazu Angebote für entsprechende Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel.
Vitamin D
Im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen ist Vitamin D der am besten untersuchte Nährstoff. Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung der Multiplen Sklerose beschäftigen, haben festgestellt, dass die Krankheit in den nördlichen Breiten, in denen die Sonneneinstrahlung am geringsten ist, sehr viel häufiger vorkommt. Da dieser Nährstoff durch die Sonne in der Haut gebildet wird, fanden die Forscher sehr schnell einen Zusammenhang zwischen dem niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut und einem MS-Risiko. Es wurde nun festgestellt, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel nicht nur mit MS einhergeht, sondern auch mit anderen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Lupus erythematodes, insulinabhängigem Diabetes (Diabetes mellitus Typ 1) und entzündlichen Darmerkrankungen. Zwar hat bisher noch niemand bewiesen, dass ein Vitamin-D-Mangel eine dieser Autoimmunerkrankungen verursacht, er stellt jedoch ein Risiko für Sie dar. Und wenn man bei Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel den Mangel ausgleicht, gehen die Symptome zurück und ihre Krankheit schreitet langsamer fort. In einer an der Staatlichen Universität von Ohio durchgeführten Studie wurde bei einer Gruppe von Lupus-Patienten regelmäßig der Vitamin-D-Spiegel bestimmt. Man stellte fest, dass es eher im Winter zu einem Aufflammen ihrer Erkrankung kam, wenn der Spiegel abfiel.9
Trotz seines Namens wird Vitamin D eigentlich als Hormon und nicht als Vitamin betrachtet. Denn es bindet gemäß der Definition eines Hormons an viele Zellrezeptoren im ganzen Körper und sorgt für Veränderungen der Zellfunktion. Vitamine binden nicht an Zellrezeptoren, sie unterstützen stattdessen Enzymreaktionen als Cofaktoren. Die aktive Form von Vitamin D ist Cholecalciferol oder D3, aber es gibt noch eine andere Form, das Ergocalciferol oder D2, das in manchen Pflanzen vorkommt. Der Körper tut sich schwer damit, die pflanzliche Form D2 in die aktive Form D3 umzuwandeln, daher empfehlen wir als Nahrungsergänzungsmittel immer D3. Unabhängig davon, ob Sie D3 mithilfe des Sonnenlichts in der Haut bilden oder ein Supplement einnehmen, der erste Weg führt in jedem Fall in die Leber, wo es zu 25-Hydroxy-Vitamin D umgewandelt wird, die Form, die Sie im Blut bestimmen lassen sollten, denn das ist der zuverlässigste Weg, um herauszufinden, wie hoch Ihr Vitamin-D-Spiegel tatsächlich ist. Aus 25-Hydroxy-Vitamin D (Calcidiol) wird 1,25-Dihydroxy-Vitamin D (Calcitriol) gebildet. Das ist die wirksamste Form des Hormons, da es in dieser Form in die Zelle, genauer in den Zellkern, wandert. Dort aktiviert es den genetischen Code und schlägt dabei ein Kapitel in besagtem Buch auf, in dem es um Ihr Immunsystem geht.
Vitamin D und Ihr Immunsystem
1,25-Dihydroxy-Vitamin D hat eine Reihe guter Eigenschaften:10
– Es bindet an dendritische Zellen im Körper und an Astrozyten im Gehirn, sie stellen die vorderste Front der Immunzellen dar, die auf die Fremdstoffe treffen und Alarm auslösen. Durch das Vitamin D reagieren sie weniger auf eigene Antigene, das bedeutet, dass sie gegenüber den körpereigenen Geweben toleranter sind und sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit angreifen.
– Es regt T-Zellen dazu an, zur gesündesten Zellart, den regulatorischen T-Zellen, heranzureifen, anstatt zu Th1, Th2 oder Th17, die Immunerkrankungen forcieren können.
– Es hemmt die Th1-Lymphozyten direkt. Das bedeutet, dass Vitamin D beruhigend auf diese überdrehten Killerzellen einwirkt. Sie erinnern sich, dass es bei Autoimmunerkrankungen zu einer einseitigen Zunahme dieser Zellen kommen kann; Vitamin D sorgt dafür, dass das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
– Es senkt die Antikörperbildung in den aktivierten B-Zellen, hier gibt es ein weiteres Missverhältnis, das wir bei Autoimmunerkrankungen beobachten.
Ist also Ihr 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel in Ordnung (über 50 nm/l ist das Ziel; einige Studien plädieren für 75 nm/l), so trägt das dazu bei, Ihre T-Zellen zu regulieren, damit sie sich gegenüber den körpereigenen Geweben toleranter verhalten, nicht unnötig aktiviert werden und dann außer Kontrolle geraten. Wenn Sie bereits eine Autoimmunerkrankung und einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel haben, kann ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel die Deaktivierung der Killerzellen unterstützen und die Bildung von weiteren verhindern, wodurch die von diesen Zellen verursachten Entzündungen und Zerstörungen verringert werden.
Wie viel Vitamin D sollten Sie nehmen? Studien haben ergeben, dass die Einnahme von bis zu 4.000 IE täglich gefahrlos möglich ist, doch Ihr 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel sollte alle drei Monate kontrolliert werden.11 Haben Sie den gewünschten Spiegel erreicht (50–75 nm/l), können Sie die Einnahme auf 1.000–2.000 IE pro Tag reduzieren. Lassen Sie später erneut Ihren Blutspiegel ärztlich überprüfen, um die für Sie richtige Erhaltungsdosis zu finden.
Übrigens ist Vitamin A zur Resorption von Vitamin D notwendig und trägt ebenfalls zur Regulierung und Unterstützung der gesunden Entwicklung Ihrer Immunzellen bei. Vitamin A ist ein Antioxidans, im Praxiskapitel finden Sie Empfehlungen für Nahrungsmittel und Supplemente, um die Zufuhr dieser beiden Substanzen zu erhöhen.
Selen und Zink
Selen und Zink sind zwei wichtige Mineralstoffe, die die Funktion Ihres Immunsystems gut unterstützen. Mehrere Studien legen nahe, dass ein Mangel an Selen ein Auslöser für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse sein könnte. Die Argumentation geht in etwa in folgende Richtung: Selen ist ein für die optimale Funktion der Schilddrüse notwendiger Mineralstoff. Er ist ein erforderliches Element für die Schilddrüsenhormonbildenden Enzyme sowie für das Enzym Glutathion-Peroxidase, das eine wichtige antioxidative Rolle spielt und Schäden an den Schilddrüsenfollikeln verhindert. Ohne Selen kann die Schilddrüse keine Hormone bilden und die Zellen können durch sogenannte freie Radikale geschädigt werden. Diese freien Radikale werden in jeder Zelle durch die normalen biochemischen Reaktionen gebildet und können Schaden anrichten, wenn sie nicht deaktiviert werden. Man nimmt an, dass eine Autoimmunerkrankung zum Beispiel auch dadurch entstehen kann, dass die Zellen der Schilddrüse geschädigt werden und ihr normales Aussehen verändern; daraufhin geraten sie ins Visier der Immunzellen und werden angegriffen, wodurch es zu weiteren Schäden und zu Entzündungen kommt.
Eine Studie ergab, dass durch 200