Gründen einen Coach, Hintergrund ist allerdings immer eine Diskrepanz zwischen Träumen und Wirklichkeit. Manchmal sind die Abweichungen nur gering. Dann ist das Coaching nach ein oder zwei Sitzungen wieder beendet. Dazu ein Beispiel: Ein Vorgesetzter will seinen Mitarbeitern vielleicht besser Feedback geben. Bisher hat er seine Leute entweder vor den Kopf gestoßen oder sie haben nicht auf ihn gehört. Coach und Klient erarbeiten gemeinsam das Ziel, ermitteln sein derzeitiges Feedback und mögliche Ursachen der Missverständnisse. Mit diesen neuen Erkenntnissen findet der Klient andere Ausdrucksmöglichkeiten. Als Aufgabe soll er auf die neue Art Feedback geben und dabei auf die Wirkung achten. In der nächsten Sitzung bespricht er mit seinem Coach, was anders gelaufen ist und was er gelernt hat.
Andere Probleme können komplexer sein und mehrere Sitzungen erfordern, beispielsweise eine größere Enttäuschung im Leben oder eine drastische Veränderung der Lebenssituation. Eine Klientin braucht vielleicht nach einer Beförderung neue Fertigkeiten und muss über die größere Verantwortung und ihre Wirkung auf ihr Leben reden.
Eine kleine Unannehmlichkeit für den Einen ist für den Anderen eine massive Störung. Wann findet man ein Problem groß oder wichtig genug, um Hilfe von außen zu suchen? Auch da hat jeder seine eigene Schwelle. Die Grenze des Erträglichen richtet sich nach den persönlichen Gewohnheiten, dem Lebensstil und der Genetik. Manche fühlen sich schon bei einer kleinen Störung unbehaglich, bei anderen braucht es viel mehr Unwohlsein, bevor sie nach einer Lösung für die Situation suchen.
Kennen Sie den Witz von den zwei Fröschen? Ein Frosch hüpft eine tiefe Furche entlang, die ein Traktor gezogen hat. Der andere Frosch sieht ihn von oben und ruft hinunter:„He, was machst du da unten? Hier oben ist es doch viel besser, hier gibt es mehr zu fressen.“
Der erste Frosch schaut hinauf: „Ich komm hier nicht raus.“
„Ich helfe dir“, sagt der zweite Frosch.
„Nein, lass mich in Ruhe. Mir geht es gut. Hier gibt es für mich auch genug zu fressen.“
„Na gut“, meint der zweite Frosch, „aber hier oben ist viel mehr Platz und man kann sich besser bewegen.“
„Ich habe hier auch genug Platz.“
„Willst du nicht auch andere Frösche treffen?“
„Die kommen doch manchmal herunter, außerdem kann ich ja zu meinen Freunden hinaufrufen.“
Der zweite Frosch seufzt einmal tief (in der Froschsprache) und hüpft davon.
Am nächsten Tag sieht er den ersten Frosch zu seiner Überraschung auf sich zuhüpfen.
„Ich dachte, du wolltest in dieser Furche bleiben? Was ist passiert?“
„Es kam ein Lkw.“
Manche Menschen brauchen gleichsam einen Lkw, bevor sie etwas ändern. Andere sind vielleicht weitgehend zufrieden und erfolgreich, glauben aber:„Ich muss nicht erst krank sein, damit es mir besser gehen kann.“ Solche Leute wollen mit einem Coach herausfinden, wie sie glücklicher sein und effektiver handeln können. Sie wollen ihr gesamtes Potenzial verwirklichen und geben ihr Bestes, damit es ihnen immer besser geht.
Manche Klientinnen bitten ihre Coachin auch explizit oder implizit darum, den Status quo, wie er vor einer „Störung“ war, wiederherzustellen. Mit anderen Worten: Wenn der Lkw vorbei ist, ist auch die Furche wieder attraktiv. Dieser Versuchung muss die Coachin unter allen Umständen widerstehen, sonst gibt es Schwierigkeiten. Erstens einmal ist das unmöglich. Man kann die Uhr nicht zurückdrehen. Und selbst wenn das möglich wäre, würde zweitens das gleiche Problem wieder auf die Klientin zukommen. Dann gliche die Klientin dem Murmeltier, das beim Anblick der Sonne wieder in seinen Bau zurückkehrt und dort weiter verharrt. In solch einem Fall tritt das Problem in einer Endlosschleife immer wieder auf. Mit Hilfe von Coaching können Menschen eine neue Richtung einschlagen, können Schritte in Richtung Glück unternehmen und müssen nicht immer nur bequem auf der Stelle treten.
Alle wollen glücklich und zufrieden sein
Beim Coaching steht viel auf dem Spiel: Menschen lassen sich coachen, weil sie glücklich sein oder mehr Zufriedenheit finden wollen. Sie sehnen sich nach einem befriedigenden Leben, danach, dass es ihnen gut geht. Sie wünschen sich erfüllende Beziehungen, eine Arbeit, die ihnen gefällt und auf die sie stolz sind, bei der sie ihre Talente einsetzen können und Geld verdienen. Sie wollen die Freuden des Lebens vollständig auskosten. Sie wollen ihre guten Träume verwirklichen und das Gefühl haben, sie lebten nach ihren höchsten Werten. Sie wünschen sich, von vielen gemocht, von einigen geliebt und von allen respektiert zu werden.
Beim Business-Coaching steht ebenfalls viel auf dem Spiel, eventuell sogar das Überleben einer Firma. Ein florierendes Unternehmen ist profitabel, angenehm für die Mitarbeiter, es erreicht seine Ziele und handelt entsprechend den eigenen Grundwerten. Auf dem Markt ist es angesehen. Damit eine Firma erfolgreich ist und floriert, müssen sich die Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen und ihre Arbeit gut erledigen.
Glück und Zufriedenheit kann man sich nicht in der Apotheke kaufen. Es ist auch kein Besitz, sondern ein Seinszustand. Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung von Glück und ein Coach weiß nicht im Voraus, was diesen Klienten glücklich macht. Manchmal wissen das die Klienten selbst nicht.
Einige sehr interessante Untersuchungen belegen, dass ungefähr zwei Drittel der Menschen nicht wissen, wie man glücklich und zufrieden wird. 1957 wurden in den USA im Rahmen einer Studie viele Menschen befragt, ob sie mit ihrem Leben zufrieden seien. Ein Drittel bejahte. 1992 wurde die gleiche Studie wiederholt; wieder bejahte ein Drittel, obwohl der Lebensstandard beträchtlich gestiegen war. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Das bedeutet doch, dass ein Drittel der Menschen das Geheimnis von Glück und Zufriedenheit kennt: Sie wissen, dass das Glücksgefühl von innen kommt. Es hängt nicht von äußerem Besitz ab, sondern davon, was man ist und erlebt. Glücklich ist man in den kleinen Dingen des Lebens, mit diesen zahlreichen kleinen Entscheidungen; jede einzelne trägt zum Glück bei. Glück und Zufriedenheit verbergen sich in den alltäglichen Kleinigkeiten.
Viele Menschen streben nach Glück, sie verfolgen es wie ein Ziel, sie denken, wenn sie den nächsten Gegenstand, das nächste Gefühl oder eine weitere Person besäßen, dann würden sie glücklich sein. Das ist eine Illusion. Schon allein die Sprache verrät es. Wenn wir das Glück wie ein Ziel verfolgen, dann haben wir das Glück immer vor uns, aber nie erreicht. Solange wir es weiterhin verfolgen, bleibt es außerhalb unserer Reichweite und wir erleiden Tantalusqualen. Man kann nicht etwas verfolgen, nach etwas streben, was man bereits hat. – Aber glücklich sein kann man eigentlich nur genau jetzt.
Viele Leute halten es irgendwie für selbstsüchtig glücklich zu sein. Sie glauben, es stehe nur eine bestimmte Menge an Glück zur Verfügung und wenn sie selbst glücklich wären, müsste zwangsläufig jemand anderes die Zeche bezahlen. Doch vielleicht ist es für alle gut, glücklich zu sein? Und Sie sind die einzige Person, die sich um Ihr Glück kümmern kann.
Wie glücklich und zufrieden sind Sie? Beim Coaching geht es auch darum, sich seiner selbst immer stärker bewusst zu werden, darum, den eigenen derzeitigen Standort zu erkennen und nach neuen Wegen zu suchen. Eine Möglichkeit dafür bieten Übungen zur Selbstbeobachtung. Wir werden Ihnen im Verlauf dieses Buches zahlreiche solche Übungen vorstellen.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um über die beiden weiter unten stehenden Fragen nachzudenken. Überspringen Sie sie nicht, um danach gleich weiterzulesen. Der Einsatz des Spiels ist hoch. Manche Fragen erscheinen Ihnen vielleicht simpel, doch Coaching bedeutet häufig auch, einfache Fragen zu stellen. Eine gute Frage zeichnet sich nicht durch ihre Komplexität aus, sondern dadurch, dass sie komplexe Denkprozesse anstößt.
Schreiben Sie Ihre Antworten auf, aber verwenden Sie darauf nicht viel Zeit – es sei denn, Sie wollen das bewusst so. Je rascher Sie Ihre spontanen Impulse notieren, desto näher sind Sie an der Wahrheit.
Selbstbeobachtung: Glück und Zufriedenheit
Was heißt es für