Zelle in unserem Körper muss eine konstante Energiequelle haben, um ordnungsgemäß zu funktionieren und am Leben zu bleiben. Als erste Wahl greift der Körper auf Kohlenhydrate als Treibstoff zurück. Werden über die Nahrung ausreichend Kohlenhydrate zugeführt, um den Energiebedarf zu decken, so wird das Fett zunächst in Fettzellen auf Vorrat gespeichert. Überschüssige Kohlenhydrate und Proteine werden in Fett umgewandelt und ebenfalls für den späteren Gebrauch in Fettzellen gelagert. Zwischen den Mahlzeiten oder in Zeiten geringer Nahrungsaufnahme wird das Fett aus diesem Vorratslager herausgezogen und genutzt, um den fortlaufenden Energiebedarf des Körpers zu decken.
Fett hat pro Gramm mehr Kalorien als Kohlenhydrate oder Proteine, weil es eine kompakte Energiequelle ist, die auf Vorrat gespeichert und später genutzt werden kann. Energie wird in Kalorien gemessen. Der Körper kann mehr Kalorien (das heißt Energie) in Form von Fett speichern, als er es in Form von Kohlenhydraten oder Proteinen könnte. Würde der Körper Proteine statt Fett speichern, sähen Sie wie eine aufgedunsene Bratwurst aus, weil sich Ihre Energiespeicherzellen vom Umfang her verdoppeln würden. Seien Sie also dankbar, dass Sie Fett speichern und nicht Eiweiß! [Die Bezeichnungen „Proteine“ und „Eiweiß“ werden in diesem Buch synonym verwendet. Anmerkung des Verlags]
Wenn Sie kein Fett oder keine ausreichende Menge Fett in Ihren Fettzellen gespeichert hätten, würde Ihr Körper zwischen den Mahlzeiten oder in längeren Fastenzeiten auf Proteine zurückgreifen, etwa auf Muskelgewebe, um seinen Energiebedarf zu decken. Ihr Körper würde sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst verzehren, um die Energie zu bekommen, die er braucht.
Wenn Sie eine Diät machen, ist es wichtig, Fett in Ihren Speiseplan mit aufzunehmen. Wenn Sie das nicht tun, wird der Körper seine eigenen Proteine aufspalten, um seinen Energiebedarf zu decken. Sie verlieren Muskelmasse. In extremen Fällen, etwa beim Hungern, werden Organe angegriffen und „ausgeschlachtet“, um den Energiebedarf zu decken; das kann zu dauerhaften Schäden führen. Als Ergebnis massiven Hungerns lautet am Ende möglicherweise die Todesursache: Organversagen.
Fett ist eine notwendige Nährstoffquelle
Es ist ein Fehler, Fett als „Gift“ zu betrachten. Im Gegenteil, es ist ein lebenswichtiger Nährstoff, genauso wie Eiweiß, Vitamin C oder Calcium. Wir brauchen Fett in unserer Nahrung, um gesund zu bleiben. Ohne Fett würden wir alle wegen Nährstoffmangel krank werden und sterben.
Fette bestehen aus einzelnen Fettmolekülen, den sogenannten Fettsäuren. Zwei Familien von Fettsäuren, die sogenannten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, werden als absolut notwendig für eine gute Gesundheit angesehen. Deshalb werden sie als „essenzielle“ Fettsäuren bezeichnet, die wir in unserer Nahrung haben müssen, weil der Körper sie nicht selbst aus anderen Nährstoffen herstellen kann. Diese essenziellen Fettsäuren sind in allen Nahrungsmitteln in unterschiedlichen Mengen zu finden – in Fleisch, Fisch, Körnern und Gemüse sowie in Pflanzenölen und tierischen Fetten. Wenn wir Fett meiden oder es von Produkten entfernen, reduzieren wir die Menge an essenziellen Fettsäuren in unserer Nahrung.
Ohne ausreichende Aufnahme dieser Fettsäuren leidet der Körper an Symptomen von Mangelkrankheiten (wie Hautwunden, neurologischen Problemen oder Sehproblemen, Wachstumshemmung, Fortpflanzungsstörungen, Hautanomalien sowie Nieren- und Lebererkrankungen).
Fett ist auch für die Verdauung und die Absorption vieler anderer lebenswichtiger Nährstoffe notwendig. Mit dem Fettanteil der Nahrungsmittel bekommen wir zum Beispiel unsere fettlöslichen Vitamine (etwa die Vitamine A, D, E und K) sowie andere wichtige Nährstoffe wie Beta-Carotin. Diese Nährstoffe können ohne ausreichenden Fettanteil in der Nahrung nicht aufgenommen werden. Eines der Hauptprobleme bei fettarmen Ernährungsprogrammen ist also, dass sie zu einem Nährstoffmangel führen können. Wenn wir nicht genug Fett essen, werden beispielsweise die fettlöslichen Vitamine durch den Verdauungstrakt gleich wieder ausgeschieden, ohne uns irgendetwas Gutes zu tun. Allein schon aus diesem Grund ist eine fettarme Ernährung gefährlich.
Viele der fettlöslichen Vitamine wirken als Antioxidanzien, die uns vor Schäden durch freie Radikale schützen. Freie Radikale, jene hochreaktiven Moleküle, die in unserem Körper fortwährend entstehen, werden als Ursache oder zumindest als Faktor angesehen, der zu den meisten bekannten degenerativen Krankheiten beiträgt, darunter Herzerkrankungen, Krebs und Alzheimer. Die chemischen Reaktionen der freien Radikale in unserem Körper verursachen die Zerstörung von Zellen und ihrer DNS. Viele Forscher nehmen an, dass diese Reaktionen die Hauptursache des Alterungsprozesses sind: Je mehr unser Körper durch freie Radikale geschädigt wird, desto schneller altern wir.
Durch die Reduzierung der Fettmenge in unserer Ernährung schränken wir auch die Menge an schützenden antioxidativen Nährstoffen ein, die uns vor den zerstörerischen Reaktionen der freien Radikalen bewahren können. Eine fettarme Ernährung beschleunigt also den Degenerations- und Alterungsprozess. Dies kann einer der Gründe dafür sein, dass Menschen, die lange Zeit an einer sehr fettarmen Ernährung festhalten, oft blass und krank aussehen.
Carotinoide sind fettlösliche Nährstoffe, die in Obst und Gemüse enthalten sind. Am bekanntesten ist Beta-Carotin. Alle Carotinoide sind für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt. Viele Studien haben gezeigt, dass sie und andere fettlösliche Antioxidanzien wie die Vitamine A und E Schutz vor degenerativen Erkrankungen bieten und die Funktion des Immunsystems unterstützen.
Gemüse wie Brokkoli und Karotten enthalten Beta-Carotin, aber wenn Sie sie nicht zusammen mit Öl essen, kommen Sie nicht voll in den Genuss der nutzbringenden Wirkungen ihrer fettlöslichen Vitamine. Wenn Sie einen Salat mit einem fettarmen Dressing essen, geht Ihnen ein großer Teil der Vitamine verloren, die im Salat vorhanden sind. Ich nehme oft ein Dressing aus Essig und Wasser. Dieses Dressing enthält zwar kein Öl, ich gebe jedoch immer Nüsse, Avocado, Käse, Eier oder andere fetthaltigen Produkte hinzu, sodass ich voll in den Genuss der nutzbringenden Wirkungen der fettlöslichen Vitamine komme, die im Salat enthalten sind.
Ein weiterer wichtiger Nährstoff, der Fett braucht, um ordnungsgemäß aufgenommen zu werden, ist Calcium. Sehr viele Menschen leiden an Calciummangel oder an Osteoporose. Und wie viele der betroffenen Personen essen fettarme Produkte? Ebenfalls sehr viele. Man kann jede Menge fettfreie Milch trinken und fettarmen Käse essen und Calcium-Nährstoffergänzungen in sich hineinschaufeln, aber dennoch Osteoporose entwickeln. Warum? Weil Calcium Fett braucht, um aufgenommen zu werden. Wenn Sie zur Calciumversorgung fettfreie Milch trinken, verschwenden Sie Ihr Geld. Sie brauchen Vollmilch und Vollfettkäse sowie sonstige Vollfettprodukte, um das Calcium aufnehmen zu können. Auch viele Gemüsesorten sind gute Calciumquellen. Aber um das darin enthaltene Calcium nutzen zu können, müssen wir sie zusammen mit Butter oder Sahne oder anderen fetthaltigen Produkten essen.
Selbst unser Herz braucht Fett. Dies wurde in einer Studie gezeigt, die von der Ernährungswissenschaftlerin Dr. Mary Flynn durchgeführt wurde. Zwanzig Versuchspersonen erhielten im Rahmen ihres Ernährungsprogramms Essen, bei dem 37 Prozent der Kalorien aus Fett bezogen wurden, und sie maß den Cholesterin- und Triglyceridspiegel der Testpersonen. Dann gab sie derselben Gruppe Essen, das weniger Fett enthielt (– nur 25 Prozent der Kalorien), wobei die Gesamtmenge der Kalorien jedoch genau gleich blieb, indem sie nämlich den Anteil der Kohlenhydrate erhöhte. Dabei stellte sie fest, dass die fettarme Ernährung den Spiegel von gutem HDL-Cholesterin senkte, den Triglyceridspiegel erhöhte und den Spiegel von schlechtem LDL-Cholesterin unverändert ließ.1
Die Auswirkungen für das Herz waren insgesamt schlecht. Wenn wir die Tatsache hinzunehmen, dass fettlösliche Vitamine wie etwa Vitamin E und Beta-Carotin, die vor Herzkrankheiten schützen helfen, in einer fettarmen Ernährung reduziert sind, sehen wir, dass fettarme Ernährungsformen Herzkrankheiten in Wirklichkeit fördern – also genau das Gegenteil dessen bewirken, was die Mainstream-Medien uns weismachen wollen. Deshalb werden viele Menschen, die sich an sehr fettarme Ernährungsprogramme halten, krank und entwickeln starke Heißhungerattacken. Sie brauchen Fett.
Nathan Pritikin propagierte eine sehr fettarme Diät. Pritikin war regelrecht fanatisch darauf bedacht, Fett in der Nahrung zu meiden. Er behauptete, in Kopfsalat und anderem Gemüse sei genug Fett enthalten, um den Bedarf des Körpers zu decken.