Eric Idle

Always Look On The Bright Side Of Life


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      WIDMUNG

      Für Tania, Carey und Lily.

      EINE ENTSCHULDIGUNG

      Graham Chapman hat einmal gesagt: „Das Leben ist ein bisschen wie ein Boot in der Karibik. Es ist schon ganz gut, wenn man eins hat.“ Ich habe diese Reise am Puls des Lebens nun fünfundsiebzig Jahre lang mitgemacht und besitze noch immer keins, aber andererseits schrieb ich „Life’s a piece of shit, when you look at it“ – „Das Leben ist ganz schöner Mist, wenn du’s genau besiehst.“ Gleichzeitig habe ich aber alle ermahnt, auf die Sonnenseite des Lebens zu schauen – eine Zeile, die mindestens so alt ist wie Coleridge, wie ich kürzlich herausfand. Dieses Buch ist zum Teil die Geschichte jenes Songs und zum Teil die eines Jungen, der zu mir mutierte – wenn Sie wollen, handelt es sich dabei also um die Memoiren eines gescheiterten Pessimisten. Ich bleibe nach wie vor unverbesserlich optimistisch, selbst angesichts der bedrohlichen Klimaerwärmung, die mich etwas weniger berührt als persönliche Abkühlung. Und so habe ich meine Erinnerungen aufgeschrieben, ehe ich alles vergesse und die Schweinsneurose Ham-nesia bekomme, die man sich einfängt, wenn man ein alter Schauspieler ist.

      Natürlich habe ich Fehler, aber davon werden Sie hier nichts lesen. Meine Mängel habe ich wegpoliert. Das ist doch der ganze Sinn einer Autobiografie. Sie ist ein klarer Fall für die Verteidigung. Aber ich gebe zu, dass ich nicht perfekt bin. Ich habe britische Zähne. Die sind wie britische Politik: Sie gehen in alle Richtungen gleichzeitig.

      Über sich selbst zu schreiben, das ist eine merkwürdige Mischung aus Therapie und Lap Dance. Also, hier ist mein eigener, mickriger Beitrag zum Promi-Memoiren-Schatz. Auf Anraten meines Anwalts lasse ich die blamablen Details weg und auf Anraten meiner Frau die versauten Sachen. Aber wie bei meiner Karriere so üblich, werden Sie sich noch wünschen, weniger erhalten zu haben.

      Wenn das hier nicht genau so ist, wie es sich zugetragen hat, so hätte es aber mit Sicherheit so passiert sein sollen.

      ZITAT

      „Schau stets auf die Sonnenseite …“

      Samuel Taylor Coleridge

      1

      KREUZIGUNG?

      Es ist Oktober 1978. Ich bin im Begriff, gekreuzigt zu werden. In Tunesien hänge ich in zehn Metern Höhe an einem Kreuz und singe „Always Look on the Bright Side of Life“. Unter mir – in einem höhlenartigen, fünfzehn Meter tiefen aus dem Erdboden gebuddelten Hof – fegt eine Araberin ihren Vorgarten. Sie schaut nie rauf. Wir sind seit drei Tagen hier. Es ist die letzte Szene in Monty Python’s Life of Brian (Das Leben des Brian), und mein Song hallt quer durch die Wüste von weit entfernten Hügeln wider. John Cleese hat die Grippe erwischt. Der Rest der Pythons scheint ganz gut drauf zu sein. Dreiundzwanzig von uns hängen an Kreuzen, und es gibt nur drei Leitern. Wenn du also pinkeln musst, bedeutet das eine elend lange Wartezeit. Ich vermute mal, falls das die einzige Sorge beim Gekreuzigt-Werden ist, hat man im Großen und Ganzen noch Glück gehabt.

      Es hat schon etwas Abschreckendes, wenn man zur Arbeit kommt und ein Kreuz mit seinem Namen vorfindet. Schon klar, die haben keine echten Nägel benutzt, und wir hatten auch Fahrradsitze, auf denen wir hocken konnten. Aber drei Tage da oben in der Unterhose zu hängen und in die Wüste zu starren, das bringt einen schon ins Grübeln. Vielleicht sollte jeder einmal für ein paar Tage gekreuzigt werden – das ermöglicht einem einfach einen guten Blick auf das Leben an sich. Besonders wenn du einen Song bringst, den du selbst geschrieben hast, und der auch noch eine Anspielung auf dein eigenes Ableben enthält:

      Just remember that the last laugh is on you … – Denk dran: Wer zuletzt lacht …

      Und glauben Sie ja nicht, dass mir die Ironie entgangen war. Ich habe schon immer gewusst, dass dieses letzte Kichern auf meine Kosten irgendwo in der Zukunft liegt. Ich hoffe nur, dass genug Leute aufkreuzen.

      Der Song sollte ironisch wirken, erwies sich dann aber als ikonisch. Also ich meine, ganz ehrlich, man kann in Sachen Zukunft kaum schlechter drauf sein, als wenn man gerade gekreuzigt wird. Aber die Leute fingen an, das Ding in realen Kriegen und in wirklicher Gefahr zu singen. Es hat wohl irgendwie einen Nerv getroffen, und jetzt singen sie es überall. Beerdigungen inklusive. Besonders bei Beerdigungen. Es ist der Song Nummer eins bei den britischen Bestattungen.

      Ich hänge also oben am Kreuz in Tunesien und singe es gerade das erste Mal für Graham Chapman. Wie zur Hölle bin ich hierher gekommen?

      2

      A SCAR IS BORN –

      GESTRESSTE EMPFÄNGNIS

      Durch einen irren Zufall bin ich an meinem Geburtstag geboren. Am selben Ort wie meine Mutter, Harton Hospital, South Shields, County Durham, nur zum Glück nicht zur gleichen Zeit. Ich wurde einfach als Eric Idle geboren. Einen zweiten Namen konnten wir uns zu der Zeit gar nicht leisten. Es herrschte schließlich Krieg. Zur Zeit meiner Geburt versuchte Hitler mich zu töten, aber zum Glück traf er daneben. Das Knappste, wie er mir auf die Pelle rückte, gehört zu meinen frühesten Erinnerungen: ein Wellington-Bomber krachte in Flammen auf einen Acker neben meinem Kindergarten.

      „Keine Sorge“, sagten die Schwestern, als sie uns reinmanövrierten.

      Mit Sicherheit die furchterregendsten Worte, die du jemals zu hören bekommst. Dann fand ich dank meiner Mutter die Wahrheit heraus: „Der amerikanische Pilot hat auf dem Acker nach einer Notlande-Möglichkeit gesucht. Er hat die spielenden Kinder gesehen und ist abgedreht, hat das Flugzeug mit Absicht nach unten gerissen“, erklärte sie.

      Ich habe die Amerikaner immer gemocht. Das sind tapfere Kerle.

      Also, Adolf, nah dran, aber kein Hauptgewinn.

      Falls man das Leben wirklich fast am meisten schätzen lernt, wenn man eine unglückliche Kindheit erlebt, dann hatte ich von Anfang an Glück. Wie wäre es hiermit in Sachen Ironie des Schicksals: Mein Vater wurde getötet, als er per Anhalter aus dem Zweiten Weltkrieg zurück nach Hause wollte.

      Er war seit 1941 in der Royal Air Force gewesen – auf dem gefährlichsten Posten eines Wellington-Bombers, dem des hinteren Funk-Kanoniers. Dem entkam er ohne einen Kratzer. Und doch kam er sieben Monate nach Ende des Krieges um, als er zu Weihnachten nach Hause trampte. Sie warteten darauf, ausgemustert zu werden, und wurden aufgefordert, die Hand rauszuhalten, weil die Züge wegen der Ferien voll waren und jeder ja für die Jungs in Uniform anhalten würde. Er wurde dann auf der Ladefläche eines Lasters samt Stahlladung mitgenommen. Etwas außerhalb von Darlington wich ein Wagen dem Gegenverkehr aus, und der Truck kam von der Straße ab. Die Stahlladung verschob sich – und zerquetschte meinen Vater. Er starb Heiligabend im Krankenhaus – mit meiner Mutter an seiner Seite. Ich war fast drei. Man sieht schon, dass Weihnachten bei uns zuhause nie so der ganz große Spaß war. Ich frage mich, ob ich deshalb Fuck Christmas geschrieben habe?

      Nach meiner Geburt war mein Vater nur selten zuhause. So sind Kriege nun mal. In der peniblen Handschrift meines Vaters entdeckte ich die Worte Spam Exit – Raus mit ’ner Billig-Medaille, in seinem winzigen RAF-Tagebuch von 1945. Außerdem entdeckte ich ein paar Hinweise auf mich. Für den 7. Juli lautete der rührende Eintrag: „Erics erstes Planschen & Strandausflug.“

      Das Grab meines Vaters befindet sich auf einem RAF-Friedhof. Sie sind alle in Gestalt akkurat