außer mir, weil die kleine Amy auf der Rückbank war und aus dem Auto geschleudert wurde. Sie überlebte aber wie durch ein Wunder ohne schwere Verletzungen. Jude erlitt schwere innere Blutungen. Und ich war zerschunden und zerkratzt. Es war ein schrecklicher Crash, der es auf die Titelblätter der deutschen Tageszeitungen schaffte, weil er eine Massenkarambolage verursachte. Es war echt ein Wunder, dass niemand ums Leben kam, allerdings gab es viele Schwerverletzte.
Wir wurden in ein Krankenhaus in Wilhelmshaven eingeliefert. Jedoch verstanden wir kein Wort von dem, was die Ärzte und Krankenschwestern sagten. Es war auch nur eine Person vor Ort, die dolmetschen konnte – ein richtiger Albtraum eben. Als Nächstes wurden wir nach Hamburg gefahren. Die Geschichte hatte auch verheerende Auswirkungen auf Judes und meine Beziehung, da das Erste, was geschah, nachdem wir uns in unserem eigenen Auto auf dieses Abenteuer eingelassen hatten, ein Verkehrsunfall war.
Dann waren wir in Hamburg gestrandet, weil das Label sich weigerte, uns zu helfen. Wir überlebten nur dank Judes langjähriger Freundin Heidi Gudrun, einer Bahlsen-Erbin, die uns Tausende von Deutschmark pumpte und uns zwei Wochen lang in ihrer Berliner Wohnung bleiben ließ. Gudrun war durch Ostdeutschland gefahren, um Amy abzuholen, weil Jude wegen ihrer inneren Blutungen eine Woche lang allein im Krankenhaus lag und wir uns nicht um sie kümmern konnten. Gudrun schmuggelte Amy ohne Papiere durch den Eisernen Vorhang – wie in einem Roman von John Le Carré.
Damit war unsere Beziehung zu Ende. Jude und ich sprachen und trafen uns erst in England wieder. Alles erschien wie ein unglaublicher Acid-Rausch, der sich schlagartig in einen Horrortrip verwandelt hatte. Ich mochte sie so sehr und respektierte sie auch als Künstlerin. Mir lag viel daran, wieder mit ihr zusammenzukommen, aber ich wusste, dass dieser Traum ausgeträumt war.
* * *
Das war 1975 und damals war ich zum ersten Mal, seitdem ich 17 gewesen war, auf mich selbst gestellt. Es kam zu Streiks und Stromabschaltungen. Margaret Thatcher ersetzte schließlich Edward Heath und wurde Premierministerin. Punk-Musiker forderten schon bald die Rockstar-Millionäre in ihren Schlössern heraus. Ich lebte im winzigen Apartment meiner Mutter, einem kleinen Zimmerchen mit einem intensiv violetten Teppich und einer Kochnische, die mit großen schwarzen und weißen Fliesen ausgelegt war – kein guter Ort zum Halluzinieren.
Eines Tages traf ich während einer meiner Spaziergänge Paul Jacobs. Er war ein Freund, den ich schon länger nicht gesehen hatte. Ich kannte ihn von seiner Zeit am Camden Market, wo auch er Schallplatten verkauft hatte. Er eröffnete gerade einen Shop namens Spanisch Moon – benannt nach dem Song von Little Feat. Er weihte mich erst später ein, dass er sich dort nicht eingemietet hatte. Es handelte sich um einen Squat, das ganze Haus war besetzt. Er war gerade eingezogen und der Laden wirkte so seriös, dass alle Leute annahmen, es handelte sich um einen offiziellen Plattenladen.
Als mich Paul also von seinem Laden aus auf der Straße gehen sah, klopfte er gegen die Scheibe und forderte mich auf, einzutreten. Er hatte eine Flasche Jack Daniels da und wir tranken davon, während wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bezüglich unserer jüngeren Vergangenheit brachten. Gegen sechs Uhr abends sagte er schließlich: „Ich muss dir ein Mädchen vorstellen.“ Er wusste, dass ich Musiker war und mir nichts wichtiger war als Musik. „Ich habe sie gerade erst kennengelernt. Sie kann singen und Harmonium spielen. Ihre Stimme ist echt großartig.“
Ich sagte: „Ja, okay, ich würde sie gerne treffen.“
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