Freddie Mercury

Ein Leben in eigenen Worten


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ganze Menge geplant werden. Es war kein Erfolg über Nacht, denn es gab uns als Band ja bereits seit drei Jahren. Wir suchten einfach nach den richtigen Leuten, die für uns arbeiten sollten, und nach der richtigen Plattenfirma, und das dauerte eben ziemlich lange. Und trotzdem warf man uns vor, wir wären ein „Hype“, und wurden mit Bands verglichen, von denen wir nicht einmal gehört hatten. Schließlich hieß es, wir schrieben nicht einmal unsere Songs selbst.

      Für die meisten Leute muss es wie ein Erfolg über Nacht ausgesehen haben, aber wir waren schon eine ganze Weile dabei, hatten uns durch sämtliche Clubs gespielt und all das ohne einen Plattenvertrag in der Tasche. Von Anfang an gab es auf die eine oder andere Weise immer irgendwelchen geschäftlichen Druck. Es war ein richtiges Hindernisrennen. Ich bin immer noch der Ansicht, dass es für eine große, erfolgreiche Band keinen geraden Weg gibt, andernfalls stimmt etwas mit einem nicht. Wenn es zu glatt läuft, erreicht man schnell seinen Höhepunkt, und das war’s dann!

      Man kann nicht herumlaufen und sagen: „Was für ein wunderbarer Musiker ich doch bin! Welch aufregenden Song ich doch gestern Abend geschrieben habe!“ Man muss dafür sorgen, dass man entdeckt wird. Ein Teil des Talents besteht darin, dass man mit seiner Musik die Menschen erreicht. Man kann nicht einfach nur ein wunderbarer Musiker und ein herausragender Songwriter sein – von denen gibt es viele. Man muss lernen, sich selbst zu vermarkten, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und von Anfang an lernen, wie man sich um seine Geschäfte kümmert. So geht es heut zu Tage im Rock ’n’ Roll zu. Man muss ein instinktives Bewusstsein für alle Dinge entwickeln, die zum Erfolg beitragen können.

      Je höher man auf der Leiter steht, desto rücksichtsloser muss man sein, wenn man nicht will, dass man wieder herunterfällt. Es ist nicht so, dass ich hart und rücksichtslos sein wollte, das ist etwas, das einem aufgezwungen wird. Ist man erst erfolgreich, umgeben einen auf einmal lauter Bösewichter. Dann muss man wirklich sehr stark sein und versuchen, sie auszusortieren – das ist ein richtiger Überlebenskampf. Plötzlich tauchen all diese Blutegel auf, und sie saugen einen bis auf den letzten Tropfen aus, wenn sie nur den Hauch einer Chance dazu bekommen. Man muss jeden, der für einen arbeitet, ganz genau beobachten, und wenn man den Eindruck hat, sie führen einen an der Nase herum, muss man sie schnellstens loswerden. Man kann es sich nicht leisten, dass jemand mit irgend etwas davonkommt. Es ist wie Autoscooter fahren – in einem Rock’n’Roll-Autoscooter. Man muss darauf achten, dass man nicht allzu oft von den schlechten Menschen gerammt wird. Jeder, der erfolgreich ist, verbrennt sich früher oder später ein, zwei Mal die Finger. Das ist eine Art ehernes Gesetz. Nennen wir’s Erfahrung.

      Wir machten diese Erfahrung schon während unserer Anfangstage – dass man uns über den Tisch zog und lauter solche Sachen. Es ist nicht damit getan, dass man einen Plattenvertrag bekommt, und dann ist der Fall geritzt. Es ist kein Zuckerschlecken. Das Ganze ist ebenso eine geschäftliche Herausforderung wie eine musikalische. Man muss stets die Kontrolle über alles behalten, was um einen herum vor sich geht. Talent bedeutet heut zu Tage nicht mehr, dass man einfach ein guter Musiker ist, man muss vielmehr hellwach sein. Es ist lebenswichtig, dass man die ganze Angelegenheit richtig in Angriff nimmt. Talent bedeutet nicht, dass man einfach gute Songs schreibt und diese auf der Bühne präsentiert, sondern dass man einen Sinn fürs Geschäft besitzt, denn das macht einen großen Teil aus – die Musik anständig zu vermarkten und davon zu profitieren. Man muss alle Tricks und Kniffe kennen, und wenn man an sich glaubt, setzt man Himmel und Hölle in Bewegung. Anders geht es unserer Meinung nach nicht, und bei Queen hat es funktioniert. Natürlich braucht man auch ein paar verlässliche Leute um sich herum, die sich um all diese Sachen kümmern, aber man muss sich auch persönlich damit befassen.

      Es ist sehr schwierig, solche Leute zu finden. Es ist sehr schwierig, anderen zu vertrauen, insbesondere für Leute wie uns. Wir sind sehr empfindlich, sehr penibel und pingelig. Was wir mit Trident* erlebt haben, hat uns einen gewaltigen Dämpfer verpasst, also wurden wir sehr vorsichtig und wählerisch, was die Leute anging, die danach mit uns zusammenarbeiteten und zu einem Teil der Queen-Mannschaft wurden. (*Queen unterschrieben 1972 einen Vertrag mit Trident, einer Management-Firma, die von den Brüdern Norman und Barry Sheffield betrieben wurde. Die Band trennte sich 1975 endgültig und im Streit von dieser Firma.)

      John Deacon behielt unsere geschäftlichen Angelegenheiten immer genau im Auge. Er wusste bescheid über alles, was ablaufen und nicht ablaufen durfte. Wenn uns Gott verlassen hatte, tat der Rest der Band keinen Strich, ohne dass John sagte, dass es auch in Ordnung war.

      Ich glaube, der Druck, den das Musikgeschäft ausübt, wird heute immer stärker. Es passiert so viel, dass man oft auf der Stelle Entscheidungen treffen muss, und es muss bis aufs i-Tüpfelchen alles stimmen. Am schwierigsten ist es, wie man mit dem Faktor Zeit umgehen soll, und in einigen Fällen muss man Kompromisse eingehen, und das hassen wir. Mir wird sterbenselend, wenn ich daran denke, dass ich das getan habe, denn dann denkt man immer, man hätte es auch besser machen können, und das ist scheußlich. Schließlich und endlich ist es deine Karriere, und du bist derjenige, der damit leben muss.

      Für eine Band, die ganz am Anfang steht, sind guter Rat und ein gutes Management natürlich von entscheidender Wichtigkeit. Die Leute denken aber gerne, die Künstler wären dumm, und sicherlich lassen sich auch eine ganze Menge von ihnen das Geld sehr leicht aus der Tasche ziehen. Wir waren jedoch ein wenig schlauer. Nach Trident sprachen wir eine Reihe erstklassiger Manager an, um sicherzugehen, dass wir die richtige Wahl trafen. Damals war John Reid die richtige Wahl. Er blickte mich fest an und sagte: „Warum nicht?“ Er war klasse, ehrlich. Sein Arbeitsansatz und seine Methoden waren genau das Richtige. Er kam und nahm die gesamte Struktur aus Tonaufnahmen, Veröffentlichungen und Management in die Hand.

      Schließlich, Jahre später, wurde es sehr schwierig, uns als Band zu managen, weil wir eine Menge forderten. Wir sind in Wahrheit kleine Teufel, und unser Manager müsste schon ein Hitler oder ein Goebbels sein. Queen ist ein Geschäft, eine Organisation, und wir haben beschlossen, uns selbst darum zu kümmern.

      Wenn Queen zusammen spielen und Aufnahmen machen, haben die Leute immer dieses Bild der perfekten Einheit vor Augen. Queen sind aber eine Musikgruppe, keine Familie. Natürlich gibt es heftige Auseinandersetzungen, wie in vielen Familien. Wir streiten uns um die kleinsten Details. Wir wissen jedoch, dass unsere Zielsetzung im Grunde dieselbe ist: weiterhin gute Musik zu machen und uns über das hinaus zu entwickeln, was die Band bisher gemacht hat.

      Durch unsere gesamte Geschichte hindurch zieht sich die Eifersucht wie ein roter Faden. Roger, Brian, John und ich komponieren jeder für sich. Dann kämpfen wir darum, so viele von unseren eigenen Songs wie möglich auf ein Album zu bekommen. Es ist ein Gedränge, ein Hunger, ein andauernder Kampf, der der Band sehr gut tut. Wir fechten es aus, und am Ende ist es sehr demokratisch. Ich möchte die Sache nicht versauen. Ich meine, es kommt nicht in Frage, zu sagen, dass nur ich Songs schreiben darf. Man muss ausschließlich nach der Qualität der Songs entscheiden. Wäre es nicht furchtbar, wenn ich den anderen immer nur meine eigenen Kompositionen aufdrücken würde und darauf bestünde, dass es die besten sind?

      Es ist eine Art Gruppenpolitik, wenn wir sagen: „Okay, es spielt keine Rolle, wer es geschrieben hat; wir denken, dass dieser Song der beste ist – oder, dieser Song ist am besten, weil wir uns alle darauf einigen können.“ Wenn ich einen Song unterstütze und dabei denken würde, dass es vielleicht kein Hit wird, dann würde ich mir auf lange Sicht doch selbst schaden. Bei „Radio Ga Ga“ (1985) zum Beispiel war ich der erste, der sagte, dass der Song, den Roger geschrieben hatte, ein guter Ansatzpunkt für die Single wäre. Er war kommerziell, sehr stark, sehr eigen und sehr zeitgemäß.

      Nebenbei bemerkt bin ich auch nicht der Bandleader. Alle bezeichnen mich als Bandleader von Queen, aber ich bin nur der Leadsänger. Ich bin nicht der General oder so etwas. Wir sind vier gleichberechtigte Leute. Wir wollten alle immer Pop-Stars werden, aber die Gruppe geht vor. Ohne die anderen wäre ich nichts.

      Moderne Menschen in meiner Position bezeichnen sich heut zu Tage gerne als Fokus der Gruppe, was in Ordnung ist, wenn man Rod Stewart heißt und eine Begleitband hat. Das hier ist aber keinesfalls Freddie Mercury und seine Begleitband. Wenn man es analysiert, dann sind es wir vier, die das Ding zum Laufen bringen. Jeder hat daran einen Anteil von fünfundzwanzig Prozent, und ich bin derjenige, der vorne steht, das ist alles. Queen ist