Joe Layden

Van Halen


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auf!“ Das machte mich nicht unbedingt zum beliebtesten Mitglied im Tour-Tross, aber irgendjemand musste sich ja darum kümmern, und ich erledigte meine Aufgabe mit großer Professionalität – selbst an Tagen, an denen ich sie einfach nur gerne mit einem Gartenschlauch abgespritzt hätte, um dann den Dienst zu quittieren.

      Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass nicht ich für die Zusammenstellung der Konzerte zuständig war. Es war auf McLarens Mist gewachsen, diese unflätig daherredenden britischen Punks in eine Reihe von Redneck-Saloons zu schicken und dann mitanzusehen, wie die Fetzen flogen. Hört sich doch witzig an, nicht wahr? Ich kümmerte mich um sämtliche logistischen Aspekte der Tour, was im Grunde darauf hinauslief, dass ich rund um die Uhr den Babysitter für Sid und die Jungs spielen musste. Nachdem ich sie jeden Morgen aufgeweckt hatte, sorgte ich dafür, dass sie gefüttert, getränkt und gewaschen wurden, bevor ich sie in Taxis packte und zu den jeweiligen Locations verfrachtete. All dies lastete auf meinen Schultern – und als die Pistols in den USA aufschlugen, war das in der Tat ein stattliches Gewicht, das es da zu stemmen galt. Für meinen Aufwand erhielt ich wöchentlich die fürstliche Summe von 500 Dollar. Weder Kranken- noch Rentenversicherung war da inbegriffen. Nichts.

      Doch ich zog es durch – und es gelang mir, die Sache nicht allzu krass in den Sand zu setzen, was schon ausreichte, um meinen Stellenwert bei Warner Bros. deutlich zu verbessern. Ein paar Tage nach Ende der Pistols-Tour wurde ich dann in die Warner-Büros nach Burbank zu einem Meeting mit Carl Scott bestellt – vorgeblich, um mir für meine Arbeit zu danken und mich für meine Dienste zu entlohnen.

      „Schau vorbei und bring deine Buchführung mit“, sagte Carl. „Es ist an der Zeit, die Schulden zu begleichen.“

      Einer der Ersten, die ich sah, als ich das Gebäude betrat, war Ted Cohen, der Leiter „besonderer Projekte“. Er kümmerte sich von Boston und Burbank aus um seine Agenden. Die Sex-Pistols-Tour gehörte offenkundig zu diesen „besonderen Projekten“, weshalb Ted und ich vor und während der Tour oft miteinander gesprochen hatten. Dies war aber nun das erste Mal, dass ich ihn nach Abschluss der Tournee zu Gesicht bekam.

      „Bitte schön, Noel“, rief er und warf mir ein Shirt zu. „Probier es gleich an.“

      Das Shirt war – typisch Rock ’n’ Roll – in Schwarz gehalten. Auf der Vorderseite stand „I survived the Sex Pistols tour“. Das stimmte. Ich hatte die Tour tatsächlich überlebt. Weshalb ich Ted ein Lächeln schenkte.

      „Danke, Mann.“

      Weiter ging es in Carls Büro, wo wir eine Weile über die Tour plauschten. Ich überreichte ihm meine Abrechnung, damit Carl mir einen Scheck ausstellen konnte. Tatsächlich glaubte ich, dass ich schon bald wieder aufbrechen würde. Doch bevor ich mich auf die Socken machen konnte, lenkte Carl die Unterhaltung in eine völlig andere Richtung.

      „Wir haben da diese neue Band“, sagte er. „Ich glaube, sie werden einer der größten Acts, die wir seit langer Zeit unter Vertrag genommen haben.“

      „Und wie lautet der Name?“, fragte ich.

      „Van Halen. Die werden riesig.“

      Ich würde ja gerne behaupten, dass mein Interesse in diesem Moment geweckt wurde oder ich den Hauch des Schicksals spürte, als ich den Namen hörte bzw. Carls Prophezeiung vernahm. Dem war aber nicht so. So sehr ich Carl auch bewunderte und respektierte, so sehr wusste ich doch auch, dass Führungskräfte von Plattenfirmen sich gerne mal vom Hype und Optimismus um eine Band anstecken lassen und glauben, es handle sich dabei um eine bahnbrechende Entdeckung.

      „Ganz wie du meinst, Carl. Wie kann ich helfen?“

      Er lehnte sich nach vorne und parkte seine Ellbogen auf seinem Schreibtisch. „Noel, du verstehst nicht. Kein Bullshit: Diese Band ist verdammt noch mal brillant. Ich habe Tonbänder von ihrem Studiokram gehört. So eine Band haben wir noch nie gehabt.“ Er hielt inne und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „Du und ich, wir werden uns gemeinsam um dieses Projekt kümmern. Wir verhelfen dieser Band zum Durchbruch. Das wird dein Leben verändern.“

      Ich konnte ja nicht ahnen, wie richtig er damit lag. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich absolut nichts über Van Halen, und mir war nicht bewusst, dass dieses Quartett südkalifornischer Kids bereits erfolgreich die Gegend rund um ihre Heimatstadt Pasadena unsicher gemacht hatte. Keiner von ihnen stammte ursprünglich von dort, was, wenn man darüber nachdenkt, eigentlich die Wahrheit über Los Angeles gut zusammenfasst. Allerdings verkörperten sie perfekt die Westküstenkultur der Surfer, Stoner und Partytiger. Vielleicht waren sie ja nicht in Los Angeles geboren worden, doch sie waren mit dem hiesigen sonnigen Klima aufgewachsen, hatten die lokalen Highways erkundet und die von Smog erfüllte Luft geatmet – und letzten Endes waren sie hier heimisch geworden. All dies machte sich auch in ihrem Sound und ihrer Einstellung bemerkbar – diesem prinzipiellen Glauben daran, dass auf der Welt nicht viel zählte außer Bongs, Babes und Partys, wie man auch aus ihren Texten herauslesen konnte.

      Sie liebten Kalifornien, und Kalifornien wiederum liebte sie. Noch Jahre nach meinem Abschied traf ich Leute – auf der Straße, bei Ralph’s oder an der Tanke –, die Stein und Bein schworen, sie hätten Van Halen bei einer Hausparty spielen gesehen. Das waren Hunderte. Vielleicht handelte es sich dabei ja bloß um Wunschdenken ihrerseits, vielleicht aber hatten die Jungs tatsächlich schon in ihren Anfangstagen so viele Leute erreicht.

      Van Halen starteten wie so viele Bands in der Highschool – oder zumindest fast. Alex und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Edward waren durch ihren Vater Jan, einen niederländischen Jazzmusiker, praktisch im Musikbusiness aufgewachsen. Ihre Mutter Eugenia war indonesisch-niederländischer Abstammung. Die beiden Brüder waren in den Niederlanden zur Welt gekommen, doch in den frühen Sechzigerjahren zogen sie im Schlepptau ihrer Eltern in die USA. Jan war ein interessanter Mann – ein Hansdampf in allen Gassen, der Saxofon, Klarinette und Klavier spielte und sich gerne mit Feuerwaffen beschäftigte, womit er und ich etwas gemeinsam hatten. Er nahm seine Musik sehr ernst und wünschte sich von seinen Söhnen den gleichen seriösen Zugang. Zweifellos beabsichtigten er und Eugenia, Edward zu Höchstleistungen anzuspornen, als sie ihm den zweiten Vornamen Lodewijk gaben: Dies war das niederländische Pendant zu Ludwig, so wie Ludwig van Beethoven. (Zum Glück konnte er sich des Namens würdig erweisen!) Beide Jungs erhielten nach ihrer Einschulung Klavierunterricht, und beide ließen das Tasteninstrument irgendwann hinter sich. Alex wandte sich der Gitarre zu, und Eddie legte sich ein Schlagzeug zu. Schon bald aber begann Alex, heimlich Drumsessions einzuschieben, während Eddie unterwegs war, um Zeitungen auszuliefern. Irgendwann meisterte er sogar das Schlagzeug-Solo des Surfaris-Klassikers „Wipe Out“. Nachdem er es seinem Bruder vorgespielt hatte, entschlossen sie sich zu einem Rollentausch. Eddie schnappte sich die Gitarre, und dabei blieb es dann auch. Für ihn wurde sie gleichsam zu einer Erweiterung seiner selbst. Mit ihrer Hilfe interagierte er mit der Welt, die ihn umgab. Wenn man ihn so sah, wie er das Ding mit sich herumschleppte, war es schwer, sich auszumalen, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, in der er keine Gitarre besaß.

      Die beiden gründeten ihre erste Band, The Broken Combs, als sie kaum Teenager waren. Nun, eines führte zum anderen, und die Combs änderten ihren Namen in The Trojan Rubber Co. – ob dies eine augenzwinkernde Hommage an die Kondom-Firma Trojan war, eine ihrer Lieblingsfirmen, sei dahingestellt. Damals spielte Eddie jedenfalls nicht nur Gitarre, sondern betätigte sich gleichzeitig auch noch als Sänger, doch es mangelte seiner Stimme an Umfang und Geschmeidigkeit. Ein paar Jahre später taten sie sich dann erneut zusammen und gaben sich den Namen Genesis, wobei sie ihr Freund Mark Stone am Bass unterstützte. Leider gab es da aber schon eine andere Band desselben Namens, die von Peter Gabriel (und später Phil Collins) angeführt wurde, weshalb sich Genesis aus Pasadena schließlich in Mammoth umbenannten. Mammoth erarbeiteten sich schnell einen Ruf, und zwar auf die altmodische Art und Weise, indem sie nicht nur in kleinen Clubs auftraten, sondern auch bei vorwiegend privaten (und von Minderjährigen frequentierten) Partys in Vorstadtvierteln spielten.

      Währenddessen verdingte sich David Lee Roth als Leadsänger bei einer Band namens Red Ball Jets. Die war nicht weiter erwähnenswert, doch sie verfügte über ein ausgezeichnetes Soundsystem, das Davids Vater Nathan, ein Augenarzt, spendiert hatte. Manchmal borgten sich Mammoth diese PA von David aus, den sie in einem Theaterkurs am Community