Anonym

Das Tagebuch der Mademoiselle S.


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gestattete sie ihm aber nicht eher, bis sie sich mit den scheinbar abwehrenden Händen überzeugt hatte, daß der Domino noch an seiner rechten Stelle saß und keine Gefahr zu fürchten war. – Als sie Gewißheit hatte, öffnete sie ihm den Eingang, indem sie tat, als ob sie von der Kraft eines starken Mannes überwältigt, keinen Widerstand mehr leisten könne und wimmerte nur leise, die Baronin möge ihr beistehen und sie vor der Wut dieses Fürchterlichen schützen, während schon ganz andere Empfindungen ihren Schoß durchdrangen und sie ein unbeschreibliches Behagen empfand. Geistig, weil sie die Baronin getäuscht, weil sie nun ein Übergewicht über sie erhalten und neben ihr, ja auf ihrem eigenen Bette, vor ihren Augen von dem schönen Manne das erhielt, was ihr bestimmt war; körperlich, weil der Graf, trotz seiner verstellten Heftigkeit und Härte, so zart mit ihr umging, so langsam ihre edelsten Säfte zum Erguß reizte und sie so ganz und doch gefahrlos ausfüllte. Aber nicht genug, daß die Baronin dem ganzen Vorgange zusehen mußte, – nein, sie mußte die wimmernde Marguerite auch noch beschwichtigen, ihr zureden und bitten, sie möge doch nicht so schreien; ja, als der Graf fühlte, daß der Augenblick der Krisis herannahte, rief er: »Wenn Sie mir nicht helfen, Frau Baronin, dieses Mädchen ganz zu unserer Mitschuldigen zu machen, so sind wir verloren. Nur wenn ich sie ganz überwältige, können wir auf ihr Schweigen rechnen.« Als das die Baronin hörte, hielt sie ihr selbst die Schenkel auseinander, so daß der Graf bis an die Wurzel in sie eindringen konnte. Marguerite suchte die Schenkel zu schließen, als verteidigte sie sich gegen die Hilfe der Baronin und durch diesen Kampf entstand eine Bewegung, ein Entgegenheben, öffnen, Schließen, Wenden und Wogen, daß bei beiden Handelnden der Moment des höchsten Vergnügens zugleich erfolgte und Marguerite ein vollkommenes Recht hatte, wie ohnmächtig zurückzusinken, die Augen zu schließen und bewegungslos dazuliegen. Trotzdem hörte sie und sah verstohlen alles, was um sie her vorging. Nachdem der Graf sich zurückgezogen und rasch seine Kleider wieder in Ordnung gebracht hatte, sank er vor der verstörten Baronin auf die Knie und beschwor sie, sich zu beruhigen, ihm zu verzeihen, daß er in der Not dieses Mittel angewandt, um sie beide vor Entdeckung zu sichern. Er stellte ihr vor, daß nun erst, da sie eine Vertraute gewonnen hätten, ihr Verhältnis vor jeder Entdeckung gesichert sei, daß beide dem Mädchen Geld geben und sie vollständig in ihr Vertrauen ziehen müßten, – tat, als wenn er der Baronin ein außerordentliches Opfer gebracht, daß er sich zur Berührung mit einer Kammerjungfer herabgelassen und bat, daß die Baronin nun alles Mögliche tun sollte, um Marguerite, wenn sie aus ihrer Ohnmacht erwache, zu trösten und zu gewinnen. – – Nun machte Marguerite eine Bewegung, als ob sie erwache, und die Baronin, welche zwischen den noch geöffneten, aber schlaff herabhängenden Schenkeln ihrer Nebenbuhlerin das rote Bändchen jenes Domino noch aus dem nach ihrer Meinung so sehr übel behandelten Fleckchen heraushängen sah, zog es rasch selbst heraus und verbarg es unter dem Bettzeuge. Es war kein kleiner Triumph für Marguerite, daß die Baronin ihr selbst diesen Dienst leisten mußte! Der Graf verließ nun unter Bitten, Beteuerungen und Verabredungen ihres künftigen Verhaltens das Schlafzimmer und zog sich hinter dem Schranke in seine Wohnung zurück. Jetzt waren beide Frauen allein! Die Baronin vollständig getäuscht und im höchsten Grade ängstlich, suchte die anscheinend Untröstliche zu beruhigen, vertraute ihr das ganze Verhältnis, in dem sie zu dem Grafen und zu ihrem abwesenden Gatten stehe, versprach für sie zu sorgen, bat sie um ihren Beistand, um Verzeihung für das Ungestüm des Grafen und malte ihr die Zukunft in so rosigen Farben, daß Marguerite nach und nach von ihrem Schmerze über die erlittene Mißhandlung abstand und erklärte, daß nun, da es einmal gegen ihren Willen so gekommen sei, sie das geheime Liebesverhältnis so viel als möglich begünstigen wolle. – Damit war der Bann gebrochen und es stellte sich, als erst Beruhigung und Nachdenken eingetreten war, ein höchst eigentümliches Verhältnis zwischen diesen drei Personen heraus. Der Graf hatte keine Ahnung von der zwischen den beiden Frauen bestehenden Vertraulichkeit, hatte aber an dem frischen jugendlichen Körper und dem noch so wenig betretenen Pfade Margueritens so viel Vergnügen gefunden, daß er ihren Genuß dem bei der Baronin vorzog und ihr, wenn sie allein waren, die vollgültigsten Beweise seiner Zuneigung und Befriedigung bei ihr gab. Marguerite stellte sich bei der Baronin kalt gegen den Grafen und erklärte, wenn sie an den wollüstigen Genüssen beider teilnahm, daß sie das nur tue, um ihrer geliebten Herrin ein größeres Vergnügen zu bereiten. Die Baronin ahnte ihrerseits nichts von dem Verständnis, welches zwischen ihrem Geliebten und ihrer Kammerjungfer stattfand, überhäufte Marguerite mit Geschenken und behandelte sie von diesem Augenblicke an als vertraute Freundin. Schon bei dem nächsten Besuche in Genf war Marguerite gegenwärtig, als der Graf nun schon früh am Abend zur Baronin kam, nachdem sie selbst vorher schon bei ihm gewesen und sich die Erstlinge seiner Kraft geholt, denn immer bekam die Baronin nur das Nachessen. Nicht genug konnte mir Marguerite von den Genüssen erzählen, die eine solche Vertraulichkeit zwischen mehr als zwei Personen bereitet, namentlich, wenn ein kleiner Roman, eine Intrigue dabei im Spiel ist. – Marguerite erzählte mir nun, daß sie bei diesen Zusammenkünften immer nur die Leidende oder Helfende spielte und daß ihr das über jeden Verdacht bei der Baronin weghalf. Der Graf und sie wußten ja recht gut, wie sie miteinander standen. So oft die Baronin nach Genf kam, so oft besuchte Marguerite den Grafen, welcher immer mehr Gefallen an ihr fand und ein ebenso zärtlicher wie feuriger Liebhaber für sie wurde, weil er sich überzeugt hatte, daß er wirklich der erste gewesen, der ihren jungfräulichen Thron bestiegen. Er suchte zwar Marguerite zu überreden, daß sie ihm gestatte, unverhüllt und ganz sein Glück zu genießen, stellte ihr vor, wie es noch etwas ganz anderes sei, wenn er seine ganze Manneskraft im Augenblicke der höchsten Entzückung in ihren Schoß ausströmen dürfe, wie eben das gleichzeitige Ergießen und Ineinanderfließen der feinsten Säfte des männlichen und weiblichen Körpers, jener unbeschreiblich reizende Duft aus den edelsten Teilen in seiner gleichzeitigen Entladung der Wille der Natur und zugleich ein Vorgeschmack der Seligkeit sei, versprach auch, für sie zu sorgen, wenn sie empfangen und einem Kinde das Leben geben sollte. Dem allen widerstand Marguerite aber auf das Bestimmteste und begnügte sich, daß sie jenen wunderbaren Strom zwar mit unglaublicher Gewalt hervorschießen, aber nicht seine Benetzung, seine balsamische Befruchtung fühlte. Hatten sie dann ungestört genossen, was man in dieser Beschränkung nur genießen kann, so begann am Abend und einem Teil der Nacht das Spiel bei der Baronin, die gleich nach den ersten, von dem erfinderischen Grafen gemachten Versuchen sehr zufrieden war, drei Personen zu gemeinschaftlichem Genüsse vereinigt zu sehen. Man versuchte es auf die verschiedenste Weise. Marguerite mußte sich über die liegende Baronin so legen, daß der Mund des Grafen sie an dem nach hinten gedrängten Mittelpunkt des Genusses erreichen und küssen konnte, so daß er, während er mit seinem Szepter in die unten liegende Baronin eindrang, mit der Zunge so tief wie möglich in Margueriten eindringen und die Baronin ihr unterdessen an den Knospen des reizend geformten Busens saugen konnte. Am lebendigsten schilderte sie aber die Empfindungen, die sie gehabt, wenn der Graf nach langen Vorspielen zur Entscheidung drängte und sie dann beiden Genießenden durch kitzelnde Berührungen die Wollust auf den höchsten Grad steigerte. Die Baronin legte sich dann so auf das Bett, daß der Graf vor ihr stand oder sich mit dem Oberkörper auf sie niederbeugte, währenddem Marguerite auf einem niedrigen Schemel saß, so daß ihr Auge sich gerade in der Höhe der so angenehm beschäftigten Teile befand. Nun spielte sie mit einer oder mit beiden Händen bald an der so köstlich ausgefüllten Spalte der Baronin, bald an dem Szepter und den Weltkugeln des Angreifenden. Mit dem Finger die Lefzen öffnend, daß das sammetweiche Fleisch mit seinen tausend Fältchen den ungestümen Gast nur noch enger und saugender umschloß, dann sie über der glühenden Spitze zusammendrängend, daß sie kaum hinein konnte. Mit der anderen Hand bald am Schafte spielend und ihn umfassend, daß er nicht ganz hinein konnte und dann loslassend, daß er im Moment in der Tiefe verschwand, oder die Behälter jenes Wunderbalsams kitzelnd, daß jede Faser zum Erguß drängte. – Das beschrieb sie mir als das größte Vergnügen! – Die blendend weißen Schenkel der Baronin, aus zwei schwellend runden Alabaster-Hemisphären hervorgehend, das blonde Haar ihres Tempels, die Röte des Priesters, der in ihm opfern wollte, die schönen Formen des Mannes in seiner höchsten Kraftentwicklung, das schwarze Haar, das sich hin und wieder mit jenem blonden vereinigte – und daran teilzunehmen, es mit den Augen in der nächsten Nähe zu verschlingen, im Geiste die steigende Empfindung beider mitzugenießen, alles das entzückte sie noch in der Erinnerung, als sie mir es erzählte, – und da ich dabei in der behaglichen Wärme des lauschigen Bettes meine Hand nicht zügelte, so bemerkte ich, daß diese Bilder sie auch jetzt noch in Feuer