Anonym

Das Tagebuch der Mademoiselle S.


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und ich erhielt die Erlaubnis, acht Tage auf dem Lande zuzubringen. Das Gut meines Onkels lag nur wenige Meilen von der Stadt, und nach dem Mittagessen wurde hinausgefahren. Den ganzen Tag über war ich so liebenswürdig und zuvorkommend als möglich gewesen, und auch Marguerite schien großen Gefallen an mir zu finden. Meine kleine Cousine war mir ganz gleichgültig und vor meinem Cousin fühlte ich eine unerklärliche Scheu. Da ich sonst keinen jungen Mann kannte, mit dem ich so nahe und so unverdächtig hätte zusammenkommen können als mit ihm, so war er mein erster Gedanke gewesen, um über all die Rätsel aufgeklärt zu werden, die mich seit meinem Versteck im Alkoven quälten. Ich war so freundlich und auffordernd als möglich gegen ihn gewesen, er war mir aber immer scheu ausgewichen. – Bleich und mager, hatte sein Auge einen ganz sonderbaren unsteten und trüben Ausdruck, und wenn ich ihn neckend berührte, schien es ihm entschieden unangenehm zu sein. Ich sollte bald den Grund dieser auffallenden Erscheinung kennenlernen, die ich um so weniger begriff, als ich immer gesehen, daß Jünglinge seines Alters sich in Gesellschaft junger Mädchen drängen. Es war gegen acht Uhr abends, als wir auf dem Gut ankamen, hoher Sommer und sehr heiß. Von der Fahrt ermüdet, eilte alles, sich bequemer zu kleiden. Es wurde Tee getrunken, und ganz unbefangen scheinend, sorgte ich dafür, daß ich in das Schlafzimmer der Gouvernante gebettet wurde, weil ich vorgab, mich zu fürchten, wenn ich in einem fremden Zimmer allein schlafen solle. Man fand das ganz natürlich und so hatte ich meinen Willen durchgesetzt, so daß ich getrost das Übrige meiner Schlauheit überlassen konnte. Ich sollte indessen nicht zu Bette kommen, ehe ich nicht noch eine andere Erfahrung gemacht, an die ich indessen erst jetzt beim Niederschreiben mit Widerwillen zurückdenke, wenn sie auch damals einen Eindruck ganz anderer Art auf mich machte. Nach dem Tee fühlte ich die Notwendigkeit, ein natürliches Bedürfnis zu befriedigen, und die Gouvernante wies mich an den dafür bestimmten Ort.

      Es waren zwei Türen nebeneinander, die beiden Gemächer aber nur durch eine Bretterwand getrennt, die von der Hitze so ausgetrocknet war, daß einige Fugen auseinander standen. Eben wollte ich wieder gehen, als ich jemand kommen hörte, der die Tür neben mir aufmachte und sogleich hinter sich verriegelte. Ich hielt mich mäuschenstill, um nicht bemerkt zu werden, und wollte meinen unbekannten Nachbar erst wieder fortgehen lassen, ehe ich mich entfernte. Nur aus ganz gewöhnlicher Neugier, ohne alle Nebengedanken, lauschte ich durch eine Spalte und sah meinen Cousin, der sich entblößt hatte, aber sehr viel anders beschäftigt war, als ich erwartet hatte. Er saß, hatte die Füße ausgestreckt und hatte beide Hände da, wo sie mein Vater gehabt, als er meine Mutter nach den ersten Küssen betrachtete. Eifrig war er bemüht, etwas aus seiner Lethargie zu wecken, was nicht von selbst dazu bereitwillig schien, und ich sah es endlich in seiner Hand eine andere Gestalt annehmen. So wenig mein unreifer Körper eines Vergleiches mit meiner Mutter würdig war, so wenig war es der meines Cousins mit meinem Vater. Wiederholt benetzte er das Wachsende und Schwellende mit Speichel, wobei seine matten Augen nach und nach einen merkwürdigen Glanz annahmen, dann sah ich ihn in Zuckungen geraten, mit den Lippen beben und endlich einen Strahl weißen Schaumes aus jenem rätselhaften Teile hervor spritzen, der anfangs weitab auf den Boden fiel, dann aber träge aus einer kleinen Öffnung nachquoll und den Schaft hinab auf die Hand lief, welche aufgehört hatte sich zu bewegen und matt daneben niedergesunken war. Obgleich ich durch dieses sonderbare Schauspiel über vieles aufgeklärt worden war, – namentlich reimte ich nun alles zusammen, was meine Eltern von jenem Erguß gesprochen hatten und was Marguerite sich gestern Abend künstlich durch Milch ersetzt hatte, – so war mir doch das, was ich hatte sehen müssen, unbeschreiblich widerwärtig, – nicht während seines Verlaufs, denn da war Neugier und erwachende Sinnlichkeit mit im Spiele gewesen; aber jetzt, wo ich diese vollkommene Schlaffheit und Entkräftung eines noch so jungen Mannes sah, wo ich Zeuge sein mußte, daß er die Spuren seiner heimlichen Sünde abwischte und wo er dabei so stier und gläsern aus den Augen blickte. Mein Vater und meine Mutter waren schön geworden, als sie riefen: Es kommt! Ich spritze! mein Cousin aber häßlich, fahl und zerknickt. Daß Marguerite so etwas trieb, begriff ich, denn ein Mädchen ist überall auf Heimlichkeit angewiesen, wenn es sich um Gefühl und Genuß handelt. Und dann hatte sie es mit einer wahren Begeisterung, mit äußerster Heftigkeit und vollster Hingebung getrieben. Mein Cousin hingegen maschinenmäßig, ohne alle Poesie, matt und tierisch. Was konnte einen kräftigen jungen Mann dazu veranlassen, ein so elendes Vergnügen zu genießen, wenn er es bei Frauen und Mädchen besser haben konnte?

      Ich fühlte mich förmlich beleidigt von ihm. Hätte er sich mir genähert und es nur ein wenig klug angefangen, so hätte ich es ihm vielleicht gemacht, wie es meine Mutter dem Vater gemacht, und wobei er so überselig zu sein schien.

      Ich wußte nun so vieles und schloß daraus so richtig auf anderes, daß ich nur noch der Bestätigung durch Marguerite bedurfte, um ganz aufgeklärt zu sein. Diese mußte und wollte ich haben, wollte wissen, warum man diese Dinge so sorgfältig verbirgt, wollte erfahren, was davon gefährlich, was erlaubt sei, und wollte an mir selbst erfahren, worin diese Entzückungen beständen, von denen ich so verschiedene Ausbrüche gesehen hatte.

      Der Abend kam und mit ihm zog ein schweres Gewitter herauf. Gegen 10 Uhr, als eben die ersten Blitze leuchteten, gingen wir zu Bett. Meine kleine Cousine war in das Schlafzimmer ihrer Eltern gebettet worden und ich war so mit Marguerite ganz allein. Mit größter Aufmerksamkeit beobachtete ich alles, was sie tat. Als sie die Tür verriegelt hatte, machte sie es sich erst bequem und packte dann die sämtlichen Sachen aus ihrer verschlossenen Reisetasche in Kommoden und Schränke. Auch das Bündel Wäsche sah ich zum Vorschein kommen, und sie packte es sorgfältig unter einen Stoß Wäsche. Auch das Buch, in dem sie gelesen, verbarg sie dort. Gleich war ich entschlossen, während der Zeit, die ich auf dem Gute bleiben würde, dieser Sachen habhaft zu werden und sie mir so aufmerksam als möglich zu besehen. Beichten sollte mir Marguerite aber auch, ohne daß ich ihr mit der Entdeckung ihrer heimlichen Freuden drohte. Meine natürliche Schlauheit gefiel sich in dem Gedanken, sie durch Überraschung, Bitten und Überreden so zu bestricken, daß sich alles wie zufällig und von selbst machte. Ich weiß nicht warum, aber so schien es mir hübscher und versprach meiner Neugier ein größeres Vergnügen.

      Das Gewitter war unterdessen immer mehr zum Ausbruch gekommen und der Donner rollte fast unaufhörlich. Ich stellte mich sehr ängstlich, und kaum hatte sich Marguerite ins Bett gelegt, als ich bei einem heftigen Donnerschlage aus dem meinigen sprang und unter Ausrufen der größten Furcht mich zu ihr flüchtete. Ich bat sie, mich doch bei ihr aufzunehmen, weil meine Mutter das auch bei jedem Gewitter getan hätte. Mit allerlei Trost und beruhigendem Zuspruch nahm sie mich neben sich, ich umklammerte sie und drückte mich so fest als möglich an sie, als wollte ich mich bei jedem Blitze in sie hinein verstecken. Alles Mögliche zu meiner Beruhigung anwendend, küßte, streichelte und drückte sie mich an sich, aber so gleichgültig und gar nicht, wie ich es eigentlich wünschte, daß ich nun doch nicht recht wußte, wie ich es eigentlich anfangen sollte, um mehr von ihr zu erlangen.

      Die Wärme ihres Körpers machte mir ein unbeschreibliches Vergnügen und ich drückte mein Gesicht fortwährend zwischen ihren Busen, wobei ich jedesmal einen eigentümlichen Schauder herabrieseln fühlte. Dahin zu fühlen, wo ich eigentlich hin wollte, getraute ich mich aber nicht, und so fest ich auch zu allem Möglichen entschlossen gewesen war, so hatte ich doch jetzt, wo ich der Erfüllung so nahe war, gar keinen Mut. Plötzlich kam mir ein Einfall, über einen Schmerz zwischen meinen Schenkeln zu klagen. Ich wimmerte förmlich und wußte gar nicht, was das sein könne, bis Marguerite dahin fühlte und ich ihre Hand bald hier-, bald dahin lockte. Ich versicherte, der Schmerz ließe nach, sobald ich nur die Wärme ihrer Hand fühlte, und wenn sie hin und her riebe, höre das schmerzliche Gefühl ganz auf. Ich sagte das so unbefangen, daß sie damals gewiß noch nichts von meiner Absicht gemerkt hat. Ihre Berührungen waren auch nur noch dienstfertig, ohne irgendein Mitgefühl zu verraten. Als ich sie aber vor Dankbarkeit küßte und mich immer enger an sie anschmiegte und ihre Hand zwischen meine Schenkel drückte, merkte ich doch, daß in ihr ganz andere Gefühle sich zu regen begannen.

      Während sie mit der ganzen Hand das Moos an der entscheidenden Stelle drückte, fühlte ich, wie ihre Finger behutsam die jungen Lippen öffneten und einen Eingang suchten, der leider noch nicht da war. Das tat sie aber so vorsichtig, daß ich merkte, sie sei ebenso ängstlich, weiter zu