Paul Trynka

Sympathy For The Devil


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am intensivsten an die Tatsache, dass seine musikalischen Recherchen tiefgründiger ausfielen als alles, was die drei bisher erlebt hatten: Er hatte den Stil von Elmore James studiert, Robert Johnson und Muddy Waters, und ihre stilistischen Geheimnisse herausgearbeitet. Im Frühling 1962 war das geheimnisumwobenes Wissen, Wissen, das ihm Macht verlieh. Diese Sachkenntnis begründete den jahrzehntelangen, nachhaltigen Erfolg der Stones bin zum heutigen Tag – und zwar in einem größeren Ausmaß, als jedes aktuelle Mitglied heutzutage anerkennen möchte.

      Paul Jones ist nur einer von vielen, der sich daran erinnert, wie freimütig Brian Jones sein Wissen teilte. Auch Dick Taylor denkt daran und weist ohne Nachfrage auf einen „Knick in der Wahrnehmung“ der Stones hin. Marianne Faithfull gehört zu den wenigen Menschen, die noch eine andere Theorie äußern, nämlich dass Brians Tod dem guten, alten Bandkollegen Keith Richards die Freiheit gab, „Brian zu werden“ – seine Persönlichkeit anzunehmen, sie zu adaptieren und weiterzuentwickeln. Nur Taylor bemerkte bislang, dass Keiths Markenzeichen beim Gitarrenspiel – die „Open G“-Stimmung, eine Blues-­Stimmung mit einem Country-Blues-Unterton – von Brian stammte. Seit mindestens 30 Jahren wird die befremdliche Geschichte erzählt, wie Keith sich den Stil von Ry Cooder aneignete, einem Gitarristen, den er 1968 traf. „Brian benutzte die Stimmung bei Stücken wie ‚Feel Like Going Home‘ und ‚I Can’t Be Satisfied‘“, erläutert Taylor. „Keith beobachtete Brian beim Spiel mit der Stimmung und wusste sicherlich alles darüber. Ich weiß nicht, warum er sagt, er habe es von Ry Cooder. Das ist merkwürdig.“

      Es ist in der Tat merkwürdig, dass Keith einem außenstehenden Musiker die spezielle Technik zuschreibt, die er bei seinem Bandkollegen erlebte und kennenlernte – live und im Studio. Eine Technik, der er mehrere Seiten seiner Autobiografie widmete, von der er die Einzelnoten beschrieb, den Sound, die Art und Weise, wie die „Open G“-Stimmung den Stil der alten Blueser bestimmt hatte und wie sie „mein Leben veränderte“.

      Es war Niccolò Machiavelli, der in dem Werk Der Fürst den Gedanken aufwarf, dass wir häufig Menschen hassen, die für uns Türen öffneten, die uns mit einem Gefühl des Verpflichtet-Seins zurücklassen. Und es braucht wahrscheinlich schon einen Machiavelli, um die internen, verworrenen Beziehungsmuster und die Fehden zu entwirren, die die nächsten Jahre bestimmten.

      Bildstrecke 1

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      Ein „schlauer Kerl“ und ein „Teufel“. Brian Jones (links) am Vorabend seines 13. Geburts­tags, im Februar 1955, mit Colin Dellar sowie Colins Katze Hillary und Hund Leo, Asquith Road, Cheltenham. Colin war ein enger Freund, bis die beiden sich 1956 zerstritten, dem Jahr, in dem sich Brian von einem „nahezu tugendhaften“ Nerd in einen Teenager-Rebellen verwandelte.

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      Brians jüngere Schwester Barbara (Mitte, hinter dem „Kaninchen“).

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      Brian und Valerie Corbett, seine Freundin von 1959 bis 1960.

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      Brian stand immer noch unter dem Einfluss der schrulligen Hobbys seines Vaters. Bei der Restaurierung von Straßenbahnen in Crich, Derbyshire, 1960.

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      Brian tanzt im Keller des Filbys, ab 1957 ein Zufluchtsort für Musikliebhaber.

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      Brian mit Valerie, ihrem Vater Ken und dem Bruder Derek, ca. Sommer 1959 am Fluss Avon nahe Tewkesbury. Val brachte im folgenden Mai Brians zweites Kind zur Welt, was seine Entfremdung von der „normalen“ Gesellschaft beschleunigte.

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      John Keen (Trompete) und Graham Ride (Sax) waren Brians wichtigste Musikerfreunde in Cheltenham. Das Trio spielte 1961 zusammen. „Brian war uns maßlos überlegen“, meint Keen. „Er hatte einen unglaublichen Fokus.“

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      Alexis Korners bahnbrechende elektrische Bluesband mit Cyril Davies an der Mundharmonika und Charlie Watts an den Drums. Korner wurde Brians wichtigster Unterstützer, eine Vaterfigur für den ambitionierten jungen Bluesmusiker.

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      „Er erzählte alle möglichen Geschichten ... begeisterte mich mit Zaubertricks ... eröffnete mir eine andere Welt ... eine andere Sinnesebene“, erinnert sich Pat Andrews, Mutter von Julian Mark Anthony, geboren im Oktober 1961. Doch Brian konnte auch „tückisch sein ... ein Opportunist“.

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      „Immer zu Streichen aufgelegt ... sehr, sehr sinnlich ... auf eine Art teuflisch.“ Während des Jahres 1964 war Dawn Molly völlig vernarrt in Brian. Ihre Kind Paul Andrew wurde im März 1965 geboren. Man zwang Dawn, das Kind zur Adoption freizugeben.

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      „Er war ruhig ... tiefsinnig“, meint Linda Lawrence, Mutter von Julian, geboren im Juli 1964. Linda erinnert sich an Brians Drang nach Gefahren, seiner Sucht, „alles bis zum Äußersten zu treiben“.

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      Ankunft im Kingsway Studio, Holborn, am 7. Oktober 1963. Brian trägt die Noten zu „I Wanna Be Your Man“ unter dem Arm.

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      Während der Abwesenheit von Manager Andrew Oldham dominiert er die Session. Die Single – hart, mit einem rauen Klang – war für den amerikanischen Garage-Rock eine Blaupause.

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