Gisela Sachs

Tatort Deutschland


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Witte trinkt hastig. Friedrich Witte füllt ihr Glas nach. Er erzählt von seinen Erlebnissen im Krankenhaus, erzählt lebhaft von Pfarrer Michael, dem Klinikseelsorger, der auf einer Wellenlänge mit ihm schwimmt. »Er ist ein wunderbarer Mensch«, schwärmt Friedrich Witte, »lebt für seinen Glauben, kümmert sich um einsame Senioren und Seniorinnen, betreut ein Sorgentelefon. Er kümmert sich um vernachlässigte Kinder …« Friedrich Witte füllt sein Glas nach.

      »Du trinkst doch auch noch ein Gläschen, Frida?«, fragt er. »Ich habe noch zwei Fläschchen von dem edlen Tropfen im Geheimvorrat.«

      Frida Lehmann wehrt ab. »Ich muss doch noch Auto fahren, Friedrich.«

      »Meine Freunde nennen mich Frieder«, sagt Friedrich Witte lächelnd. Hiltrud Witte ist erstaunt, noch nie in ihrem Leben hatte sie irgendjemanden zu ihrem Mann Frieder sagen hören.

      Friedrich Witte gießt Frida Lehmann ein zweites Glas Rotwein ein. »Bitteschön, die Dame.«

      Frida Lehmann nippt daran, lacht. »Wer genießen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet Geheimnisse«, sagt Friedrich Witte.

      »Ich habe schon einen schweren Kopf, eine kraftlose Zunge und meine Beine fühlen sich an, als hingen 10Kilo-schwere Bleikugeln daran. Friedrich Witte lacht, legt die Hand auf Frida Lehmanns Oberarm. »Du schläfst heute Nacht bei uns, Frida!«

      »Du könntest im ehemaligen Kinderzimmer von Anna schlafen, Frida«, schlägt Hiltrud Witte vor. »Das Bett ist frisch überzogen und die Toilette befindet sich direkt daneben.« Hiltrud Witte ist gelöster Stimmung.

      »Als Auslaufmodell ist das sehr geschickt.«

      »Also, ich würde dann mal ins Bett wollen«, lallt Frida Lehmann. »Ich gebe dir ein Nachthemd von mir«, sagt Hiltrud Witte und steht auf. Sie führt die Freundin in das ehemalige Kinderzimmer ihrer Tochter. »Ein Prinzessinnenzimmer«, jubelt Frida Lehmann. »Wie schön.« Sie lässt sich auf das weiße, mit rosaroten Herzchen verzierte Bett fallen und ist augenblicklich eingeschlafen. Hiltrud Witte deckt ihre Freundin mit einer Wolldecke zu, schiebt ihr sacht ein Kissen unter den Kopf, streichelt über ihr Haar, bevor sie auf leisen Sohlen das Zimmer verlässt. Endlich wieder hat sie eine Freundin.

      Frida Witte schläft unruhig. War da nicht ein Geräusch? Sie setzt sich im Bett auf, lauscht in den Flur.

      »Der Wind«, beruhigt sie sich, legt sich wieder hin und kuschelt sich in ihr Daunenkopfkissen. Sie hört das Tapsen von nackten Füßen, unterdrückte Stimmen.

      »Friedrich?«

      Hiltrud Wittes Hand greift ins Leere. Ihr Ehemann liegt nicht in seinem Bett, stellt sie verwundert fest. Hiltrud Witte tastet nach dem Wecker. Drei Uhr morgens. Normalerweise schläft ihr Gatte so fest wie ein Stein. Hiltrud Witte steigt aus dem Bett, tastet sich an der Wand entlang in den Flur, sieht den Lichtstrahl unter der Badezimmertür, hört das Klatschen auf Haut, das verzweifelte Flehen von Frida Lehmann. »Lass mich los, Friedrich!«

      Hiltrud Witte drückt den Türknauf nach unten, glaubt nicht, was sie da sieht. Die Hände von Frida Lehmann sind auf dem Rücken mit Klebeband fixiert. Friedrich Witte steht nackt hinter ihr, seine Bewegungen sind schnell wie Libellenflügel.

      Hiltrud Witte greift nach dem 2-Liter-Kanister mit dem Fichtennadelschaumbad auf dem Badewannenrand, schlägt ihn über den Kopf ihres Ehemannes. Der überraschte Friedrich Witte lässt ab von seinem Opfer.

      »Hiltrud, wo kommst du denn her?«

      »Aus dem Bett, Friedrich«, sagt Hiltrud Witte und befreit Frida Lehmann von dem Klebeband. Frida Lehmann massiert ihre Hände. Dann schlägt sie Friedrich Witte ins Gesicht.

      »Die Schlampe«, zischt Friedrich, »hat sich an mich herangemacht.« Er schubst seine Frau zur Seite, legt sich wieder ins Bett.

      Hiltrud Witte weiß, dass der Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen ist. Jetzt. Genau in diesem Augenblick. Sie ruft ein Taxi für ihre Freundin. Nach deren Abfahrt schlüpft sie in ihren Jogging-Anzug, in die schwarzen Turnschuhe mit den drei weißen Streifen. Sie geht in den Keller, holt die Taschenlampe aus dem Werkzeugschrank und macht sich auf den Weg zu den Bienenstöcken. Sie stolpert die moosbedeckten ausgetretenen Steinstufen hoch, rutscht über Blätter. Nebel kriecht durch ihre Knochen. Sie drückt die Klinke der Holztür nach unten, stößt mit dem Fuß die sich sträubende Tür auf. Das alte Holz stöhnt gespenstisch durch die Stille der feuchten Nacht. Hiltrud Witte spürt die Spinnennetze in ihrem Gesicht, hustet, eine Maus huscht erschreckt vor ihr davon. Sie richtet die Taschenlampe nach links, auf das Regal, von dem sie weiß, dass hier die Versandtaschen mit den Bienen liegen. Sie selbst hatte sie am Morgen dort abgelegt, vergessen dann, wie so vieles in letzter Zeit. Sie nimmt eine der Versandtaschen an sich, steckt sie in die rechte Tasche ihrer Hose und begibt sich klopfenden Herzens auf den Rückweg zum Haus. Es herrscht Grabesstille, im Lichtkegel der Taschenlampe sieht sie den Walnussbaum. Er wirft gespenstische Schatten an die Hauswand.

      Hiltrud Witte peilt schnurstracks die Küche an, schüttet ein Wasserglas mit Obstbrand in sich hinein, bevor sie das eheliche Schlafzimmer betritt. Sie atmet tief durch, bleibt vor dem Bett ihres Mannes stehen, sieht auf den Menschen herab, der mit weit geöffnetem Mund schläft und gurgelnde Geräusche von sich gibt. Sie wirft ihren Kopf in den Nacken. »Ich werde in Ruhe und Frieden sterben, Friedrich!«

      Hiltrud Wittes zitternde Hand zieht vorsichtig die Versandtasche mit der summenden Post aus der Hosentasche, öffnet sie und befördert die aufgeregten Tierchen in den weit geöffneten Mund.

      

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