Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

Der sonnenhelle Pfad


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Andere wieder sind es und müssen bewahrt werden. Das tut man hundertmal am Tag, wenn nötig. Man zieht eine Art großen Kreis um den psychischen Spiegel und ordnet alle Elemente rundherum an. Gibt es etwas, das nicht in Ordnung ist, dann wirft es so etwas wie einen grauen Schatten auf den Spiegel: dieses Element muss verändert, gestaltet werden. Man muss ihm zusprechen, es verstehen machen, man muss aus dieser Dunkelheit herauskommen. Wenn du das tust, wirst du dich niemals langweilen.

      *

      Mutter, wenn wir zu dir kommen, versuchen wir, in unserer bestmöglichen Verfassung zu sein, das heißt, sehr gute Gedanken zu hegen; aber oft treten, ganz im Gegenteil, all die schlechten Regungen, schlechten Gedanken, die wir während des Tages hatten, hervor.

      Das geschieht vielleicht, um sie loswerden zu können.

      Wenn sie erscheinen, kann man sie darbringen und darum bitten, von ihnen befreit zu werden.

      Das ist vielleicht der Grund, es geschieht deshalb, weil das Bewusstsein im Hinblick auf Läuterung handelt. Es hat überhaupt keinen Zweck, Dinge zu vertuschen und zurückzudrängen und sich einzubilden, es gäbe sie nicht, weil man einen Schleier davor gehängt hat. Es ist sehr viel besser, sich so zu zeigen, wie man ist, vorausgesetzt, man ist bereit, diesen Wesenszug aufzugeben. Wenn es dir gelingt, all den schlechten Regungen zu erlauben, an die Oberfläche emporzutauchen, sich zu zeigen; wenn du sie darbietest, wenn du sagst: „Nun, so bin ich“, und du zur selben Zeit die Sehnsucht empfindest, anders zu sein, dann ist der Augenblick ihres Auftretens äußerst nützlich; ja, du kannst in wenigen Sekunden die Hilfe empfangen, die du brauchst, um ihrer ledig zu werden. Während es nicht sehr nützlich ist, wenn du wie ein kleiner Heiliger kommst und zufrieden fortgehst, ohne irgend etwas empfangen zu haben.

      Das Bewusstsein handelt automatisch auf diese Weise, es ist wie ein Lichtstrahl, der Helligkeit verbreitet, wo vorher keine war. Was einzig notwendig ist, ist eine innere Verfassung, in der man die Sache aufgeben, sie loswerden will – sich nicht daran zu klammern und sie zu bewahren. Wenn man sie in aller Aufrichtigkeit aus sich entfernen, verschwinden lassen will, dann ist es sehr nützlich.

      *

      Anstatt (eine falsche Regung) in den Untergrund zu treiben, muss sie dargeboten werden. Man muss der Sache den richtigen Platz zuweisen, der Regung selbst, sie in das Licht projizieren.... Im allgemeinen windet und verweigert sie sich! Aber (die Mutter lacht) das ist die einzige Methode. Deshalb ist dieses Bewusstsein so wertvoll .... Nun, was die Unterdrückung hervorbringt, ist die Idee von gut und schlecht, eine Art Verachtung oder Scham darüber, was man für schlecht hält, und du machst so etwas (Geste der Abwehr), du möchtest es nicht sehen, du möchtest nicht, dass es existiert. Es muss .... Das erste, das allererste, was du begreifen musst ist, dass es die Schwäche unseres Bewusstseins ist, die diese Spaltung verursacht und dass es ein Bewusstsein gibt (dessen bin ich mir jetzt sicher), in welchem diese Spaltung nicht existiert, in dem das, was wir das „Böse“ nennen, im selben Maße notwendig ist wie das, was bei uns das „Gute“ heißt; und dass, falls wir unsere Empfindung – oder unsere Tätigkeit oder unsere Wahrnehmung – in jenes Licht hineinwerfen können, was die Befreiung bringen wird. Anstatt es als etwas zu unterdrücken oder zurückzuweisen, das man zerstören muss (es kann nicht zerstört werden!), muss man es ins Licht hineinwerfen. Und deshalb habe ich über mehrere Tage eine sehr interessante Erfahrung gemacht: Anstatt danach zu trachten, gewisse Dinge weit von sich zu werfen (solche, die man nicht akzeptiert und die im Inneren ein Ungleichgewicht bewirken), anstatt das zu tun, sie anzuerkennen, sie als einen Teil seiner selbst anzunehmen und... (die Mutter öffnet ihre Hände) sie darzubringen. Sie wollen nicht dargebracht werden, doch es gibt eine Möglichkeit, sie zu zwingen: der Widerstand verringert sich in dem Maße, in dem wir unsere Einstellung des Missbilligens abschwächen können. Wenn wir diese Neigung zum Missbilligen ersetzen können durch ein höheres Verständnis, wird uns Erfolg beschieden. Es ist sehr viel einfacher.

      Ich glaube, dass es so ist. Alle, alle Regungen, die dich herunterziehen, müssen in Kontakt mit dem höheren Verstehen gebracht werden.

      *

      Es gibt eine positive und eine negative Seite bei dieser Arbeit.

      Die positive bedeutet, seine Sehnsucht wachsen zu lassen, sein Bewusstsein zu entwickeln, sein Wesen zu einen, nach innen zu gehen, um immer mehr mit dem psychischen Wesen in Kontakt zu treten. All die Teile, all die Bestrebungen, all die Aktivitäten seiner selbst aufzugreifen und sie diesem psychischen Bewusstsein gegenüberzustellen, so dass sie in Beziehung auf dieses Zentrum ihren richtigen Platz einnehmen. Schließlich, seine ganze Sehnsucht und seinen Fortschritt auf das Göttliche zu richten. Das ist die positive Seite.

      Gleichzeitig besteht die negative Seite darin, sich planmäßig und mit scharfem Urteilsvermögen allen Einflüssen zu verweigern, die von außen oder dem Unterbewussten oder Unbewussten oder der Umgebung herkommen und dem spirituellen Fortschritt im Wege stehen. Man muss diese Einflüsse, Einflüsterungen, Impulse deutlich erkennen und sie systematisch abweisen, ohne sich jemals von ihrer Hartnäckigkeit entmutigen zu lassen und sich jemals ihrem Willen auszuliefern. Zur selben Zeit muss man all die unterschiedlichen Elemente in seinem Wesen – seien sie dunkel, egoistisch, unbewusst oder sogar übel gesonnen – klar beobachten, die bewusst oder sonstwie diesen schlechten Einflüssen antworten und ihnen gestatten, nicht nur ins Bewusstsein einzudringen, sondern sich manchmal dort einzunisten. Das ist die negative Seite. Beides muss zur gleichen Zeit praktiziert werden. Dem Augenblick, der Gelegenheit, der inneren Bereitschaft entsprechend musst du mal auf diesem, mal auf jenem bestehen.

      *

      Wachsamkeit heißt, bewusst, auf der Hut zu sein, aufrichtig zu sein – niemals überrumpelt zu werden. Wenn du die Sadhana ausüben willst, dann besteht in jedem Augenblick deines Lebens die Wahl, ob du einen Schritt vorwärts auf das Ziel zugehst oder einschläfst oder manchmal sogar einen Rückschritt machst, indem du dir sagst: „Oh, später, nicht sofort!“ – und dich am Wege niederlässt.

      Wachsam zu sein bedeutet nicht bloß, sich dem entgegenzustemmen, was dich niederzieht, sondern vor allem, sich bereitzuhalten, um keine Gelegenheit zum Fortschritt, keine Möglichkeit, eine Schwäche zu überwinden, einer Versuchung zu widerstehen, keine Gelegenheit, etwas zu lernen, etwas zu verbessern, etwas zu meistern, zu verlieren. Wenn du wachsam bist, verwandelst du jeden Umstand deines Lebens, jede Handlung, jede Bewegung in eine Gelegenheit, dem Ziel näherzukommen.

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      Liebe Mutter, wie können wir unser Bewusstsein seines vermischten Inhaltes entleeren?

      Durch Sehnsucht, das Zurückweisen niederer Regungen, einem Ruf nach einer höheren Kraft. Wenn du gewisse Regungen nicht anerkennst, werden sie natürlich allmählich an Kraft verlieren und nicht mehr auftreten, wenn sie merken, dass sie nicht zutage treten können. Wenn du dich weigerst, alles auszudrücken, was von niederer Natur ist, dann wird es nach und nach verschwinden, und das Bewusstsein wird niederer Dinge entleert. Das geschieht durch die Weigerung, ihnen Ausdruck zu verleihen – ich meine nicht nur im Handeln, sondern auch im Denken und Fühlen. Wenn Impulse, Gedanken, Gefühle auftreten und du es ablehnst, sie auszudrücken, wenn du sie beiseite schiebst und in einem Zustand innerer Sehnsucht und Ruhe verweilst, dann büßen sie allmählich an Macht ein und stellen ihr Erscheinen ein. Auf diese Weise wird das Bewusstsein seiner niederen Regungen entledigt.

      Wenn aber z.B. unerwünschte Gedanken auftauchen und du sie anschaust, sie beobachtest, wenn du Vergnügen daran findest, ihrer Entwicklung zu folgen, dann werden sie niemals zum Stillstand kommen. Genau so ist es mit unerwünschten Gefühlen oder Empfindungen: wenn du ihnen Aufmerksamkeit schenkst, sich auf sie konzentrierst oder sie sogar mit