das Kind die Gewohnheit, seine Wünsche zu verbergen. Aber es ist ihrer nicht enthoben. Und weißt du, wenn man ihm immer sagt: „Nein, das bekommst du nicht“, dann wird sich nur diese innere Einstellung in ihm festsetzen: „Ah, wenn man klein ist, geben einem die Leute nichts. Ich muss warten, bis ich groß bin. Wenn ich groß bin, werde ich alles haben, was ich will.“ So ist das. Aber das befreit es nicht. Es ist sehr schwierig, ein Kind aufzuziehen. Ein Weg besteht darin, ihm alles zu geben, was es will; und natürlich, in der nächsten Minute will es etwas anderes, denn das ist das Gesetz, das Gesetz des Begehrens: nie zufrieden zu sein. Und deshalb, falls es intelligent ist, kann man dem Kind sagen: „Aber sieh mal, du wolltest dies so gern haben, und jetzt interessierst du dich nicht mehr dafür. Du möchtest etwas anderes.“ Jedoch, wenn es sehr klug ist, würde es antworten: „Nun, die beste Art, mich zu kurieren ist, mir zu geben, wonach ich verlange.“
Einige Leute halten ihr ganzes Leben an dieser Vorstellung fest. Wenn man ihnen sagt, sie sollten ihre Wünsche überwinden, antworten sie: „Die einfachste Art ist es, sie zu befriedigen.“ Diese Art Logik scheint unangreifbar. Tatsache ist, dass nicht der Gegenstand des Wünschens ausgetauscht, sondern der Wunschtrieb und die Wunschregung als solche verändert werden müssen. Hierfür ist eine ganze Menge Wissen erforderlich, und das ist für ein sehr kleines Kind sehr schwierig....
Tatsächlich sollte man damit anfangen, die Bestrebungen auf solche Dinge zu lenken, die zu besitzen vom Standpunkt der Wahrheit aus besser ist und die schwieriger zu beschaffen sind. Wenn man die Triebkraft des Wünschens hinwenden könnte auf... z.B. wenn man einem Kind, das voller Wünsche steckt, zu einem Wunsch höherer Art verhelfen könnte – statt eines Wunsches rein materieller Natur, verstehst du, einer ganz flüchtigen Befriedigung – wenn man in ihm den Wunsch nach Wissen, den Wunsch zu lernen, den Wunsch, ein ungewöhnlicher Mensch zu werden, erwecken könnte – beginne damit, auf diese Weise. Da diese Dinge schwer zu tun sind, wird das Kind seinen Willen allmählich dafür ausbilden. Oder vermittele ihm, aus materieller Sicht, den Wunsch, etwas Schwieriges zu tun, z.B. ein kompliziert herzustellendes Spielzeug zu bauen – oder gib ihm ein Geduldsspiel, das großer Beharrlichkeit bedarf.
Wenn man sie – und das verlangt viel Urteilsvermögen, viel Geduld, aber es ist möglich – wenn man sie auf etwas dieser Art ausrichten kann, wie in sehr schwierigen Spielen erfolgreich zu sein oder etwas auszuarbeiten, das viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit erfordert und sie in diese Richtung zu schieben vermag, so dass sich in ihnen ein ausdauernder Wille übt, dann kann dies Ergebnisse haben: lenke ihr Augenmerk von bestimmten Dingen ab und auf andere hin. Das bedarf ständiger Mühe, und das scheint ein Weg zu sein, der, ich kann nicht sagen, der leichteste, denn er ist sicherlich nicht leicht, aber der wirkungsvollste ist.
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Wahres Bedürfnis und Begehren
Es ist sehr schwierig, den Grenzbereich zwischen wahrem Bedürfnis und Begehren zu finden.... Und da stehen wir tatsächlich einem Problem gegenüber, das uns eine außergewöhnliche Aufrichtigkeit abnötigt, denn das Vital tritt im Leben zuallererst durch das Begehren hervor – und dennoch, es gibt Lebensnotwendigkeiten. Aber wie können wir wissen, ob etwas wirklich notwendig und nicht ein Begehren ist? .... Dafür musst du dich selbst sehr, sehr genau beobachten, und wenn es etwas gibt, das in dir so etwas wie ein kleines, intensives Vibrieren hervorruft, dann darfst du sicher sein, dass da ein Begehren begraben liegt. Du sagst z.B.: „Diese Nahrung ist notwendig für mich“, du glaubst, stellst dir vor, denkst, du brauchst dieses oder jenes, und du findest die notwendigen Mittel, dir diese Sache zu beschaffen. Um zu erkennen, ob es ein Bedürfnis oder ein Begehren ist, musst du dich selbst sehr genau anschauen und dich fragen: „Was wird geschehen, wenn ich es nicht bekomme?“ Wenn dann die unmittelbare Antwort ist: „Oh, das wird sehr schlimm sein“, dann kannst du sicher sein, dass es sich um ein Begehren handelt. So ist das mit allem. Bei jedem Problem ziehe dich zurück, betrachte dich und frage: „Lass sehen, werde ich diese Sache erhalten?“ Wenn in diesem Augenblick etwas freudig in dir auffährt, kannst du sicher sein, da besteht ein Begehren. Wenn dir andererseits etwas sagt: „Oh, das werde ich nicht bekommen“, und du dich sehr niedergeschlagen fühlst, dann ist es wiederum ein Begehren.
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Gib die Begierde auf
Buddha hat gesagt, im Überwinden eines Begehrens liege eine größere Freude als in seiner Befriedigung. Es ist eine Erfahrung, die jeder machen kann, und es ist eine, die wahrhaftig sehr interessant ist, sehr interessant....
Es entsteht eine Art innerer Kommunion mit dem psychischen Wesen, wenn man bereitwillig ein Begehren aufgibt, und deshalb empfindet man sehr viel tiefere Freude, als wenn man es befriedigt hätte. Übrigens, meistens, fast ohne Ausnahme, bleibt irgendwo eine Art bitterer Geschmack zurück, wenn einer Begierde nachgegeben wird.
Es gibt nicht ein einziges erfülltes Verlangen, das nicht eine Art Bitterkeit hinterlässt. Es ist die Bitterkeit, die deinen Mund füllt, wenn du etwas zu Süßes gegessen hast. So ist das. Du musst dich aufrichtig bemühen. Natürlich darfst du nicht vortäuschen, ein Begehren aufzugeben und es dann in einem Winkel aufbewahren, denn dann wird man sehr unglücklich. Du musst es aufrichtig tun.
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Erringe deine kleinen Siege
Wenn du durch eine Anstrengung des inneren Bewusstseins und Wissens wahrhaftig ein Begehren in dir bezwingen kannst, das heißt, es auflöst und aufgibst, wenn du durch inneren guten Willen, durch Bewusstsein, Licht und Wissen imstande bist, es verschwinden zu lassen, wirst du, zuallererst in dir persönlich, hundertmal glücklicher sein, als hättest du ihm nachgegeben, und dann wird das wunderbare Wirkung zeigen. Es wird einen Widerhall in der Welt finden, von dem du keine Vorstellung hast. Es wird sich fortpflanzen. Denn die Schwingungen, die du hervorgerufen hast, werden sich ausbreiten. Diese Dinge wachsen zu größerem Umfang als der auslösende Schneeball. Der Sieg, den du in deiner Natur erringst, wie klein er auch sein mag, kann in der ganzen Welt errungen werden....
Wenn du wirklich etwas Gutes tun willst, dann gibt es nichts Besseres, als dir in aller Aufrichtigkeit deine kleinen Siege zu erkämpfen, einen nach dem anderen, und auf diese Weise wirst du für die Welt das dir Bestmögliche tun.
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Ändere dich selbst zuerst
Du kannst an anderen nichts tun, es sei denn, du kannst es an dir selbst tun. Du kannst niemals irgend jemandem einen Rat erteilen, es sei denn, du wärest fähig, ihn dir zuerst selber zu geben und ihn dann zu befolgen. Und wenn du irgendwo eine Schwierigkeit siehst, dann ist die beste Methode, das zu verändern, es zuerst in dir selbst zu korrigieren. Wenn du bei jemandem eine Schwäche siehst, darfst, du sicher sein, sie ist in dir, und du fängst an, sie bei dir selbst zu ändern. Und wenn das geschehen ist, wirst du stark genug sein, dasselbe auch bei anderen zu bewirken. Und das ist eine wunderbare Sache. Menschen begreifen nicht, welche unendliche Gnade es ist, dass dieses Universum so eingerichtet ist, dass eine Ansammlung von Substanz, angefangen vom äußerst Physischen bis zum höchsten Spirituellen, sich insgesamt in einem sogenannten kleinen Individuum konzentriert, aber einem zentralen Willen zur Verfügung steht. Und das gehört dir, es ist dein Arbeitsfeld, niemand kann es dir nehmen, es ist dein Besitz. Und in dem Umfang, in dem du in ihm arbeiten kannst, wirst du eine Wirkung auf die Welt ausüben. Aber nur in dem Umfang. Übrigens, man muss mehr an sich selbst arbeiten als an anderen.
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Kapitel 3
MORAL, RELIGION, YOGA
Spiritualität und Moral
Es besteht ein großer Unterschied zwischen Spiritualität und Moral, zwei Dingen, die ständig miteinander verwechselt werden. Das spirituelle Leben, das Leben im Sinne des Yoga, hat zu seinem Ziel, in das göttliche Bewusstsein hineinzuwachsen und als sein Ergebnis, das zu läutern, verstärken und erstrahlen zu lassen und zu vervollkommnen, was in dir ist. Es macht dich zu einer Kraft, die das Göttliche offenbart.