Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

Sadhana des Körpers


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Wollen wir mehr, dann haben wir uns an das Mental und an die Lebensenergie oder an die Energie des Geistes zu wenden und an das, was sie für eine größere Vollkommenheit des Körpers tun können. Das meiste, was wir im stofflichen Bereich durch körperliche Mittel tun können, ist natürlich unsicher und begrenzt; sogar die anscheinend vollkommene Gesundheit und Kraft des Körpers ist gefährdet und kann jeden Augenblick durch innere Schwankungen oder durch einen starken Angriff oder Schock von außen zusammenbrechen: nur indem wir unsere Begrenzungen niederbrechen, kann eine höhere und dauerhaftere Vollkommenheit erreicht werden. Eine Richtung, in die unser Bewusstsein wachsen muss, ist, einen immer stärkeren Einfluss von innen oder von oben her auf den Körper und seine Mächte zu gewinnen, und sein unbewusstes Ansprechen auf die höheren Teile unseres Wesens. Das Mental macht in erster Linie den Menschen aus; er ist ein mentales Wesen und seine menschliche Vollkommenheit wächst in dem Maße, wie – gemäß der Upanishad – das mentale Wesen, Purusha, Führer über das Leben und den Körper wird. Wenn das Mental die Instinkte und den Automatismus der Lebensenergie, das subtil-physische Bewusstsein und den Körper aufnehmen und kontrollieren, in sie eindringen und bewusst gebrauchen kann, und ihr instinktives oder spontanes Wirken sozusagen völlig mentalisieren kann, dann wird die Vervollkommnung dieser Energien und ihr Wirken noch bewusster, sich ihrer selbst noch mehr gewahr und noch vollkommener. Aber es ist auch für das Mental notwendig, in die Vollkommenheit zu wachsen und das kann es am besten, wenn es weniger vom fehlbaren Intellekt des physischen Verstandes abhängig ist, wenn es sich nicht einmal durch das ordentlichere und sorgfältigere Wirken der Vernunft begrenzt und in die Intuition hineinwachsen kann und ein weiteres, tieferes und innigeres Schauen und den lichtvolleren Energiestrom eines höheren intuitiven Willens annimmt. Sogar innerhalb der Grenzen seiner gegenwärtigen Entwicklung ist es schwierig zu ermessen, wie weit das Mental fähig ist, seine Kontrolle und den Gebrauch der körperlichen Kräfte und Fähigkeiten auszudehnen; und wenn das Mental noch höhere Kräfte entwickelt und seine menschlichen Begrenzungen abstreift, wird es unmöglich, irgendwelche Grenzen festzulegen: bei bestimmten Verwirklichungen scheint es sogar möglich zu werden, sich willentlich in das automatische Wirken der körperlichen Organe einzuschalten.

      Wo auch immer Grenzen verschwinden und in dem Maße, wie sie verschwinden, wird der Körper plastischer und empfänglicher und dazu ein geeigneteres und vollkommeneres Instrument für das Wirken des Geistes. Für alle Aktivitäten, die hier in der materiellen Welt wirken und sich ausdrücken, ist die Zusammenarbeit der zwei Enden unseres Wesens unerlässlich. Wenn der Körper entweder durch Müdigkeit oder durch sein natürliches Unvermögen oder einem anderen Grund nicht in der Lage ist, das Denken oder den Willen zu unterstützen, oder er in irgendeiner Weise unempfänglich oder nicht genügend empfänglich ist, so wird in diesem Maße die Handlung scheitern oder abbrechen oder bis zu einem gewissen Grad unbefriedigend oder unvollständig werden. Selbst eine scheinbar so rein mentale Ausbeute des Geistes wie das Ausströmen dichterischer Inspiration bedarf dem antwortenden Mitschwingen des Gehirns und seines Offenseins als Kanal für die Macht des Gedankens und der Vision und für das Licht des Wortes, das sich einen Weg bahnt oder durchbricht oder nach seinem vollkommenen Ausdruck sucht. Wenn das Gehirn ermüdet oder durch irgendein Hemmnis stumpf geworden ist, kann keine Inspiration kommen und nichts wird geschrieben, oder es geht daneben, und etwas Minderwertiges ist alles, was herauskommen kann; oder eine schwächere Inspiration tritt an die Stelle der leuchtenden Formulierung, die um ihre Gestaltung rang, oder der Verstand findet es leichter, sich einer weniger strahlenden Eingebung hinzugeben oder für poetische Tricks empfänglich zu sein und damit zu arbeiten. Sogar in den rein mentalen Aktivitäten ist die Tauglichkeit, die Bereitschaft oder das vollkommene Training des körperlichen Instrumentes eine unerlässliche Voraussetzung. Diese Bereitschaft, dieses Antwortenkönnen ist ebenfalls ein Teil der totalen Vollkommenheit des Körpers.

      Die eigentliche Absicht und das Zeichen der fortschreitenden Evolution hier ist das Auftauchen eines Bewusstseins in einem scheinbar nichtbewussten Universum, die Entfaltung des Bewusstseins und mit ihr das Wachsen des Lichtes und der Macht des Wesens; die Entwicklung von Formen und ihres Funktionierens oder ihrer Tauglichkeit zu überleben ist zwar unerlässlich, aber keinesfalls der ganze Sinn oder der zentrale Beweggrund. Das immer größere Erwachen des Bewusstseins und sein Aufstieg zu immer höheren Ebenen und einem weiteren Umfang seiner Schau und seines Wirkens ist die Voraussetzung für unser Fortschreiten zu dieser höchsten und totalen Vollkommenheit, die das Ziel unserer Existenz ist. Es ist ebenso die Voraussetzung für die totale Vervollkommnung des Körpers. Es gibt Ebenen des Mentals, höher als alles, was wir uns im Augenblick vorstellen, und diese Ebenen müssen wir eines Tages erreichen und über sie hinausgehen zu den Höhen einer größeren, einer spirituellen Existenz. Im Emporsteigen müssen wir ihnen unsere niederen Wesensteile öffnen und sie mit jener höheren und höchsten Dynamik des Lichtes und der Kraft erfüllen; wir müssen den Körper in ein immer bewussteres, sogar völlig bewusstes Gefäß und Instrument verwandeln, in ein bewusstes Symbol und Siegel und eine bewusste Kraft des Geistes. Sowie er in diese Vollkommenheit hineinwächst, muss auch die Kraft, die Spannweite seines dynamischen Handelns und seiner Empfänglichkeit wachsen, mit der er dem Geiste dient; gleichzeitig muss die Kontrolle des Geistes über ihn und die Anpassungsfähigkeit seines Funktionierens zunehmen, und zwar in den entwickelten und den erworbenen Kraftzentren, und auch in seinen automatischen Reaktionen bis hin zu jenen, die jetzt noch rein organisch sind und die Regungen eines mechanischen Nichtbewussten zu sein scheinen. Das kann aber nicht ohne eine wahrhaftige Transformation erreicht werden, und eine Transformation des Mentalen, des Vitalen und des eigentlich Körperlichen ist tatsächlich die Wandlung, auf die sich unsere Entwicklung insgeheim zubewegt, und diese Transformation ermöglicht erst das Auftauchen der ganzen Fülle eines göttlichen Lebens auf Erden. Und bei dieser Transformation kann der Körper selbst Handelnder und Partner werden. Es mag für den Geist tatsächlich möglich sein, mit einem nur passiv und unvollständig bewussten Körper als seinem letzten oder niedrigsten Werkzeug materiellen Wirkens eine beachtliche Offenbarung zu erreichen, aber das könnte nichts irgendwie Vollkommenes oder Vollständiges sein. Ein vollkommen bewusster Körper könnte sogar die richtige materielle Methode und den richtigen materiellen Prozess einer materiellen Transformation entdecken und herausarbeiten. Dazu müssen sich aber zweifellos das höchste Licht, die höchste Macht und die schöpferische Freude des Geistes auf dem Gipfel des individuellen Bewusstseins offenbart und ihr „Es sei“ dem Körper befohlen haben, trotzdem aber mag der Körper spontan Anteil an der Selbstentdeckung und Leistung beim Ausarbeiten nehmen. So würde er zum Teilhaber und Vermittler der eigenen Transformation und der integralen Transformation des ganzen Wesens werden; und das würde ebenfalls ein Teil, ein Zeichen, ein Merkmal der totalen Vervollkommnung des Körpers sein.

      Wenn das Auftauchen und Wachsen des Bewusstseins das eigentliche Motiv der Evolution ist und der Schlüssel zu ihrem verborgenen Sinn, dann muss sich durch dieses Wachstum, der eigentlichen Natur der Evolution gemäß, nicht nur eine ständig zunehmende Leistungsfähigkeit ergeben, sondern auch der Aufstieg zu immer höheren Ebenen, bis die höchstmögliche erreicht ist. Denn das Bewusstsein, das wir in der Materie an der Arbeit sehen, das materielle Universum erschaffend, startet auf der untersten Ebene, wo es in das Nichtbewusste eingewickelt ist; es entfaltet sich weiter über eine Unwissenheit, die aber immer mehr Wissen entwickelt und zu immer größerem Licht und zu immer umfassenderer Organisation und Wirksamkeit des Willens führt, wie auch zu einer Harmonisierung aller ihm innewohnenden und auftauchenden Kräfte; zuletzt muss es dazu kommen, die ganze Fülle seiner Fähigkeiten zu entwickeln oder zu erwerben, und das muss ein Zustand sein oder ein Wirken, in dem nicht länger Unwissenheit nach Wissen strebt, sondern das Wissen selbstbeherrscht dem Wesen innewohnt, Herr seiner eigenen Wahrheiten ist und sie mit einer natürlichen Vision und Kraft, an der weder Begrenzung noch Irrtum haften, herausarbeitet. Oder aber, wenn eine Begrenzung da ist, dann muss sie wie ein freiwillig vorgezogener Vorhang sein, hinter dem es die Wahrheit zurückhält für eine Offenbarung in der Zeit, sie aber hervorholt – willentlich und ohne sie erst suchen oder sich aneignen zu müssen – in der Reihenfolge einer richtigen Wahrnehmung der Dinge oder in der rechten Abfolge dessen, was dem Ruf der Zeit gehorchend offenbart werden muss.

      Das würde bedeuten, dass man in das sogenannte in sich selbst existierende Wahrheitsbewusstsein eintreten oder sich ihm nähern würde, in dem sich der Mensch seiner eigenen Wirklichkeiten bewusst wäre und die innewohnenden Kräfte hätte, diese in einer Zeitschöpfung zu