konzentrieren, trataka – dann muss man sich so konzentrieren, dass man nur diesen Punkt sieht, und darf keinen anderen Gedanken haben als diesen. Es kann auf eine Idee, ein Wort oder einen Namen gerichtet sein, auf die Idee des Göttlichen, die Silbe OM, den Namen Krishna oder aber auf eine Kombination von Idee und Wort oder von Idee und Namen. Darüber hinaus konzentriert man sich im Yoga auch auf einen bestimmten Ort. Es gibt die bekannte Regel, sich zwischen den Augenbrauen zu konzentrieren, wo sich das Zentrum des inneren Mentals, der okkulten Schau und des Willens befindet, und von dort aus fest an das zu denken, was du zum Gegenstand deiner Konzentration machst, oder aber zu versuchen, sein Bildnis von dort zu sehen. Wenn dir dies gelingt, fühlst du nach einer Weile, dass dein gesamtes Bewusstsein auf diesen Ort konzentriert ist – natürlich nur für die betreffende Zeit. Nachdem man dies eine gewisse Zeit lang und oft wiederholt hat, wird es leicht und normal.
Ich hoffe, dies ist soweit klar. Nun, in diesem Yoga tust du das Gleiche – du konzentrierst dich nicht notwendigerweise auf diesen bestimmten Ort zwischen den Augenbrauen, sondern irgendwo im Kopf oder im Zentrum der Brust, wo die Physiologen das Kardial-Zentrum festgelegt haben. Statt dich auf ein Objekt zu konzentrieren, konzentrierst du dich im Kopf auf einen Willen, auf einen Ruf nach der Herabkunft des Friedens oder – wie es manche tun – auf ein Sich-Öffnen des unsichtbaren Lides und den Anstieg des Bewusstseins nach oben. Im Herzzentrum konzentriert man sich auf ein Streben, auf ein Sich-Öffnen, auf die Gegenwart des lebendigen göttlichen Bildnisses dort oder was immer auch das Ziel sein mag. Es kann auch das Wiederholen eines Namens sein, japa, doch auch dann muss man sich darauf konzentrieren, und der Name muss sich im Herzzentrum wiederholen.
Man kann fragen, was aus dem übrigen Bewusstsein wird, wenn diese örtliche Konzentration stattfindet. Nun, es gelangt entweder zum Schweigen wie in jeder Konzentration, oder aber, wenn dies nicht der Fall ist, können sich Gedanken oder andere Dinge umherbewegen, als wären sie außerhalb, während der konzentrierte Teil nicht an ihnen teilnimmt oder sie gar nicht bemerkt. So ist es bei einer einigermaßen erfolgreichen Konzentration.
Man darf sich anfangs, solange man nicht daran gewöhnt ist, durch zu lange Konzentration nicht ermüden, denn in einem erschöpften Mental verliert sie ihre Kraft und ihren Wert. Man kann entspannen und meditieren, statt sich zu konzentrieren. Nur wenn die Konzentration zu etwas Normalem wird, kann man sie auf eine immer längere Zeit ausdehnen.
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Kapitel 2
Die beiden Zielsetzungen der Konzentration
Worte Sri Aurobindos
Die Konzentration ist in erster Linie dazu notwendig, Willen und Mental von ihren Abwegen, die für sie natürlich sind, abzuwenden. Wir müssen sie abhalten, der zerstreuten Bewegung der Gedanken zu folgen, vielverzweigten Wünschen nachzulaufen, sich auf die ausgetretenen Wege der Sinne und durch äußere mentale Reaktion auf die Erscheinungen ablenken zu lassen. Wir müssen den Willen und das Denken fest auf das Ewige und Wirkliche richten, das hinter allem ist. Das verlangt außerordentliche Anstrengung und Konzentration, die auf einen einzigen Punkt gerichtet ist. In zweiter Linie ist Konzentration notwendig, damit wir den Vorhang zerreißen, der durch die gewöhnlichen mentalen Funktionen zwischen uns und der Wahrheit errichtet wird. Unser äußeres Wissen können wir uns gleichsam im Vorübergehen durch die übliche Aufmerksamkeit und Aufnahme äußerer Eindrücke erwerben. Die innere, verborgene, höhere Wahrheit können wir nur durch absolute Konzentration des Mentals auf seinen Gegenstand und durch absolute Konzentration des Willens erlangen, und wenn wir sie einmal besitzen, sie auch gewohnheitsmäßig festhalten und mit ihr sicher eins werden. Denn Identifikation ist der Zustand vollständigen Wissens und völligen Besitzes. Sie ist das intensive Ergebnis des gewohnheitsmäßig geläuterten Reflektierens der Wirklichkeit und völliger Konzentration darauf. Identifikation ist nötig, um jene Trennung und Teilung zwischen uns und dem göttlichen Wesen sowie der ewigen Wirklichkeit aufzuheben, die der normale Zustand unserer nichtregenerierten, unwissenden Mentalität ist.
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Kapitel 3
Die zentrale Bedeutung der Konzentration
Worte Sri Aurobindos
Die menschliche Natur zu verändern, ist nicht einfach und beansprucht immer Zeit. Wenn aber keine innere Erfahrung stattfindet, kein allmähliches Hervortreten des anderen, reineren Bewusstseins, das von all diesen Dingen, die du jetzt siehst, verdeckt wird, wäre das selbst für den stärksten Willen nahezu unmöglich. Du sagst, dass du dich erst von all dem zu befreien hast, um dann die inneren Erfahrungen zu erlangen. Wie aber soll das geschehen? Dinge wie Ärger, Eifersucht, Begehren sind der eigentliche Stoff des gewöhnlichen menschlich-vitalen Bewusstseins. Ihre Wandlung wäre nicht möglich, wenn es nicht ein tieferes Bewusstsein innen gäbe, das von ganz anderer Natur ist. In dir ist ein seelisches Wesen, das göttlich ist und unmittelbar ein Teil der Mutter, frei von all diesen Mängeln. Es wird von dem gewöhnlichen Bewusstsein und der gewöhnlichen Natur verdeckt und verborgen. Wenn es aber enthüllt wird und hervortreten und das Wesen lenken kann, verändert es das gewöhnliche Bewusstsein, entledigt sich all dieser ungöttlichen Dinge und wandelt die äußere Natur vollständig. Daher wollen wir, dass die Sadhaks sich konzentrieren, um dieses verborgene Bewusstsein zu öffnen – durch Konzentration, von welcher Art auch immer, und durch die Erfahrungen, die sie bringt, öffnet man sich, wird innerlich bewusst, und das neue Bewusstsein, die neue Natur beginnen zu wachsen und hervorzutreten. Natürlich wollen wir auch, dass sie ihren Willen gebrauchen und die Begierden und falschen Regungen des Vitals zurückweisen, denn hierdurch wird das Hervortreten des wahren Bewusstsein möglich. Zurückweisung allein kann aber nicht erfolgreich sein; es geschieht sowohl durch Zurückweisung als auch durch innere Erfahrung und ein inneres Wachsen.
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