Ihr gemeinsame Wut war genug, um alle Geräusche zu überlagern; keine von ihnen hatte gehört, wie das Auto in die Einfahrt einbog, sich die Haustür öffnete und Biancas Vater die Tür öffnete und die zwei wütenden Frauen ansah. Biancas Mutter wandte sich ihm zu und Bianca nutzte die Chance zur Flucht. Sie stürmte den Gang entlang in das ruhige Zimmer ihrer Schwester.
Annie war hellwach, als Bianca hereinkam; die lauten Stimmen hatten sie geweckt. Tränen rannen ihr über die Wangen und Biancas Herz zog sich zusammen. Annie weinte nicht. Niemals.
„Du musst ihr vergeben, Bee“, flüsterte Annie. „Du kannst sie nicht für immer hassen.“
„Ihr vergeben?“ Bianca war skeptisch. „Niemals! Ich werde ihr nie vergeben, dass sie uns verlassen hatte, als wir sie am meisten gebraucht hätten!“
Annie klopfte auf das Bett neben sich. „Setz dich“, sagte sie leise und mit tränenerstickter Stimme. „Ich habe eine Entscheidung getroffen“, verkündete sie. „Ich gehe morgen ins Hospiz. Ich will keine Last mehr für dich sein.“
„Nein, Annie!“, protestierte Bianca. „Du bist doch keine Last! Ich werde öfter tagsüber nach Hause kommen, versprochen! Und ich werde auch am Abend früher kommen! Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht hab, Annie. Ich geb mir mehr Mühe, aber bitte geh nicht!“
Annie schüttelte nur ihren Kopf. „Du musst dein Leben leben“, sagte sie. „Du musst arbeiten, einen Mann verführen und ein Pferd retten. Da solltest du dir nicht auch noch Sorgen darüber machen müssen, wer sich gerade um mich kümmert.“
„Aber ich will mich doch um dich kümmern!“
„Aber ich will das nicht.“ Annies Stimme war hart und kalt, doch Bianca wusste, dass das nur geschauspielert war. Sie wusste, dass Annie mehr als bereit war, sich selbst zu opfern, um jemanden glücklich zu machen, und dieses Wissen ließ sie zusammenbrechen und weinen.
„Das meinst du doch nicht so, Annie“, sagte sie weinend. „Das weiß ich.“
„Doch“, sagte Annie entschlossen. „Ich habe mich entschieden. Ich gehe morgen ins Hospiz. Mum wird mich am Morgen hinfahren. Dann hab ich mich schon eingewöhnt, wenn du mich nach der Arbeit besuchst.“
Bianca war viel zu aufgewühlt, um zu schlafen. Die ganze Nacht lang hielt sie Annies Hand fest in ihrer und versuchte, ihre schnelle, unregelmäßige Atmung an Annies langsame, rhythmische Atmung anzupassen, aber es wollte nicht klappen. Ihr Magen war verkrampft, sie hatte Kopfschmerzen und schlafen konnte sie auch nicht. Sie hoffte, dass morgen nicht kommen würde. Sie verlor nicht nur mehr Zeit mit ihrer Schwester, sondern vielleicht auch das Pferd, das sie lieben gelernt hatte.
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