Rudolf Nützel

Raus in den Wald


Скачать книгу

Achrain im Westallgäu

       39Skandinavisches Abenteuer auf der Durchreise

       40Im Urwald auf der Insel Vilm

image

       Diese alte Eiche stand schon in der Deuringer Heide, als der Autor noch ein Kind war.

       Vorwort

      Unser Leben findet mittlerweile mehr digital als analog statt: Viele sitzen täglich stundenlang vor ihren Laptops und Smartphones. Wo bleibt da das Abenteuer? Statt digitaler Langeweile brauchen wir mehr Spannung, Risiko und Ungewissheit. Dabei wartet das Großartige oft direkt vor der Haustür, in der Natur, im Wald hinter der Siedlung. Abenteuer im Wald müssen nicht lange dauern und die Sensation ist oft im Kleinen ganz in der Nähe zu finden. Es lohnt sich daher, gleich den nächsten Wald zu erkunden, wo es noch viel Unbekanntes zu entdecken gibt. Waldabenteuer sind meist kostenlos oder für wenig Geld zu bekommen. Es braucht keine Spezialausrüstung und kein Training.

      Ich persönlich bevorzuge die Entspannung nach Feierabend in den nahen Wäldern ohne Übernachtung oder den mehrstündigen Trip am Wochenende. Outdoorabenteuer sind aber auch beim Spaziergang im Park während der Mittagspause möglich. Ein huschendes Eichhörnchen, das Beobachten einer kriechenden Schnecke oder ein melodiöser Vogelgesang erfreuen unser Herz und erzeugen schöne Erinnerungen.

      In der Natur sollte rücksichtsvolles Verhalten eine Selbstverständlichkeit sein. Dies bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf Schutzgebiete, sondern gilt generell überall dort, wo wir Wildtiere beobachten oder Pilze und Pflanzen entdecken wollen.

      Für mich ist der Wald ein Ort, um Kraft zu tanken. Im Wald kann ich mich aber auch mit der natürlichen Umwelt verbunden fühlen und über den Sinn des Lebens nachdenken, Freude am Leben haben und glücklich sein. Brechen auch Sie auf und tauchen Sie ein in Ihre eigenen Waldabenteuer. Dieses Buch gibt Ihnen Inspirationen für Ihre persönlichen Entdeckungen in unseren Wäldern zwischen Ostsee und Alpen.

      Viel Spaß bei Ihren Waldabenteuern wünscht Ihnen

       Dr. Rudolf Nützel

       Einleitung

      Vorfreude ist die schönste Freude! Dies bestätigt die Gehirnforschung. Zwischen Bäumen, Sträuchern, Farnen, duftendem Moos und Pilzen die Zeit zu verbringen, kann bereits im Vorfeld Glücksgefühle erzeugen. Denn mit einem Aufenthalt im Wald verbinden wir oft positive Erinnerungen. Schon der Gedanke, in den Wald zu gehen, ist eine emotionale Reaktion auf zukünftige positive Ereignisse. Unsere Vorfahren haben jahrtausendelang zwischen den Bäumen und von den Früchten der Bäume und Sträucher gelebt. Deshalb steckt uns der Wald quasi in den Genen. Wald steht für Sehnsüchte, sinnliche Erlebnisse, Emotionen. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter, die beruhigenden Farben, all dies wirkt sich stimulierend auf unsere Gesundheit aus. Medizinische Untersuchungen zeigen, dass unser Immunsystem durch einen Waldbesuch positiv beeinflusst wird. Bäume produzieren chemische Verbindungen, die beispielsweise unseren Blutdruck senken und für Entspannung sorgen.

       Was ist ein Waldabenteuer?

      Der Abenteuergrad eines Waldausflugs wird sicherlich von Individuum zu Individuum unterschiedlich aufgefasst. Beim Waldabenteuer geht es uns darum, das gewohnte Umfeld zu verlassen, um etwas zu unternehmen, das interessant, faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. Nehmen Sie sich die Zeit, die Natur in all ihrer Schönheit und Wildheit zu entdecken. Positive Empfindungen gelingen leichter, wenn man entspannt ist. Schon allein in den Wald zu gehen, die Augen zu schließen und die unterschiedlichen Geräusche wahrzunehmen, kann nach mehreren Stunden Bildschirmarbeit eine tolle Erfahrung sein. Das aktive Ertasten von Pflanzen erschließt neue Wahrnehmungen. Die tiefrissige Borke einer Eiche fühlt sich ganz anders an als die glatten Rinden von Rot- und Hainbuche.

      Im Wald eröffnet der Wechsel zwischen Fern- und Nahblick, aber auch der Blick zur Seite, nach oben in die Baumkronen oder zurück zusätzliche Perspektiven. Mit einem Fernglas können Details von weiter entfernten Wildtieren erspäht werden. Für mich sind aromatische Düfte von Blumen oder der würzige Geruch von Moosen und Pilzen etwas Besonderes. Ein herrliches Abenteuer für die Nase! Auch das Zerreiben von Nadeln und Blättern erzeugt die unterschiedlichsten Düfte.

      Um unangenehme Überraschungen beim Waldbesuch zu vermeiden, lohnt es sich ein paar Regeln zu beachten.

       Darf ich in jeden Wald?

      Grundsätzlich ist in Deutschland das Betreten der Natur auf Wegen und ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung allen gestattet. Dies garantieren das Grundgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz. Spazierengehen und Wandern, ebenso wie Joggen, Nordic Walking, Klettern, Skilanglaufen, Schlittschuhlaufen, Schneeschuhgehen und Schlittenfahren, gelten als naturverträgliche Betätigungen. Reiten und Fahrradfahren sind allerdings auf die geeigneten Straßen und Wege beschränkt. Dieses allgemeine Betretungsrecht kann aus Gründen des Naturschutzes, der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung, zum Schutz der Erholungsuchenden oder zur Vermeidung erheblicher Schäden eingeschränkt sein. Beispielsweise müssen wir in einem Naturschutzgebiet oder Nationalpark auf den Wegen bleiben.

image

       Entspannung am Wildbach: einfach die Augen schließen und nur noch das Rauschen des Wassers hören.

      Das Betreten eines Waldes erfolgt immer auf eigene Gefahr. Es besteht keine Haftung durch den Waldbesitzer für waldtypische Gefahren. Demnach müssen wir im Wald mit Baumwurzeln oder mit herabfallenden Ästen rechnen. Wenn der Grundeigentümer das Betreten seines Waldes schon tolerieren muss, soll ihm daraus nicht noch eine zusätzliche Haftung für Unfälle entstehen.

      Klar sollte sein, dass beim Aufenthalt im Wald mit der Natur pfleglich umzugehen ist. Beim Fahrradfahren ist zu beachten, dass Fußgängern der Vorrang gebührt. Grundeigentümer dürfen das Betreten ihrer Waldflächen durch Sperren verwehren, wenn die Beschädigung von Pflanzen zu erwarten ist oder wenn das Grundstück regelmäßig von einer Vielzahl von Personen betreten wird. Müll sollte man natürlich immer mitnehmen. Herumliegender Müll ist für Mitmenschen ein Ärgernis und kann für Tiere lebensgefährlich sein.

       Orientierung in der Natur

      Zur Orientierung im Wald braucht es wache Sinne, einen guten Instinkt, Outdoorerfahrung und Vertrauen in natürliche Hilfsmittel. In der Natur macht die Orientierung ohne technische Hilfsmittel gerade den Reiz des Abenteuers aus. Heute gibt es viele Hilfsmittel wie Karten, Kompasse, Navigationssysteme und GPS-Geräte, um zu wissen, wo man sich befindet. Doch wer sich wirklich frei in der Natur bewegen und seinen Standort bestimmen will, sollte versuchen sich auch ohne diese Hilfsmittel orientieren zu können. Zumal technische Geräte nicht immer funktionieren – der Akku kann leer sein oder es gibt keinen Empfang im Wald.

      Wenn ich draußen unterwegs bin, beachte ich besondere Details. Das kann ein besonders auffälliger Baum sein, eine seltene Baumart, ein blühender Busch, ein markanter Duft, der Gesang einer bestimmten Vogelart, ein Wildtiererlebnis, ein Fels oder ein Wegkreuz. Wichtig ist es, im Wald nicht nur einseitig mit den Augen wahrzunehmen, sondern auch mit Ohren und Nase. Ab und zu verlasse ich den Weg und suche im Waldbestand nach etwas Besonderem, beispielsweise einem Ameisenhaufen, attraktiven Blumen oder einem knorrigen Höhlenbaum. Es lohnt sich auch hin und wieder dorthin zu schauen, wo man hergekommen ist. Gerade für den Rückweg kann diese Erinnerung