Roy Palmer

Seewölfe Paket 1


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einem ja übel werden.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Oh, dieses dreimal verdammte „Aye, aye, Sir“! Sie sagten es und grinsten genauso blöd weiter.

      „Batuti!“ schrie Philip Hasard Killigrew.

      „Ssör?“

      Auch der grinste.

      Hasard ließ Luft ab und sagte sanft: „Sorg dafür, daß deine schwarzen Hexen ihre Morgenwäsche in die Nacht verlegen, wenn’s dunkel ist – dunkel, verstanden?“

      „Bei Tag heller“, sagte Batuti. „Kein schöner Anblick?“

      „Doch, sehr – äh, aber Nacht besser.“ Hasard verfiel unwillkürlich in die Sprechweise Batutis. „Du verstehen?“

      „Nein.“

      Ach du heiliger Strohsack! Auf diesem Schiff fuhren anscheinend nur Irre – aber auch siebzehn knackige, samthäutige Weiber mit festen, spitzen Brüsten, schlanken Hüften und wohlgerundeten Hinterteilen.

      „Du Nuva und Wobia mögen?“ fragte Batuti.

      Mögen! Mögen! Hasard knirschte erbittert mit den Zähnen und ging auf Kollisionskurs. Ein eisblauer Blitz schoß in die dunklen Augen Batutis, der direkt zurückzuckte.

      „Dies ist ein Schiff der Königin von England und keine Lustwiese!“ schrie er den Neger an. „Hier sind wir auf See und nicht im Urwald! Oder habt ihr wieder Sehnsucht nach den Dons? Die sind da und da und da!“ Er stach bei jedem „da“ den Zeigefinger in eine andere Richtung. „Kapierst du das?“

      „Ah, also keine Zeit für Liebe?“

      „Nein, verdammt und zugenäht!“

      „Was sein zugenäht? Was Schlimmes? Was mit Liebe?“

      Der gute alte Ferris Tucker rettete seinen Seewolf vor dem Explodieren. Er sagte: „Nix Liebe, nix Schlimmes. Verdammt und zugenäht ist das gleiche wie ‚verdammich‘. Und deinen Hexen da vorn erklär bitte, daß die Morgenwäsche hiermit beendet ist. Der Kapitän wünscht es.“

      „Verdammich, verdammt und zugenäht“, sagte Batuti fröhlich und marschierte zum Vorschiff.

      Zwei Minuten später verschwanden bestimmte Blößen wieder unter Lendenschürzen. Das war immerhin ein Erfolg. Nur da drüber blieb der freie, paradiesische Zustand wie eh und je. Schließlich konnte Hasard bei den Schwarzen ja keine neuen Kleidermoden einführen. Er hatte genug am Hals, verdammich.

      „Danke, Ferries“, sagte er. „Ich glaube, ich war soweit, den Herkules zu erwürgen. Aber diese verdammten Weiber stellen das ganze Schiff auf den Kopf. Soll das so weitergehen?“

      „Natürlich nicht. Auf Flores sind wir sie quitt, und dann ist die Welt wieder in Ordnung.“

      Nichts würde in Ordnung sein, denn die Zeitverschiebung der Flaute brachte neue Würfel ins Spiel ...

      In der Abenddämmerung umsegelten sie Flores und liefen auf Corvo zu. Die Insel erhob sich wie ein Schildkrötenbuckel aus der See. Die „Santa Barbara“ fiel zurück und drehte abwartend bei. Hasard beorderte Smoky nach vorn auf die Back und ließ ihn loten, während er sich näher an die Insel heranpirschte.

      „Sieben Faden!“ rief Smoky nach achtern.

      Hasard ließ sämtliche Segel bis auf das Großsegel wegnehmen. Die „Barcelona“ verlor an Fahrt und glitt langsam auf den südlichen Uferstrich der Insel zu.

      „Sechseinhalb Faden!“ rief Smoky.

      „Runter mit dem Großsegel“, befahl Hasard. „Blacky! Bei drei Faden legst du sofort Ruder und drehst den Kasten nach Backbord, klar?“

      „Aye, aye.“

      „Sechs Faden!“ rief Smoky.

      Hasard spähte voraus. Ganz langsam steuerte jetzt die „Barcelona“ auf die Insel zu. Er erkannte Einzelheiten – ein paar vorgelagerte Klippen, dahinter den Uferstrich, an dem sich weiß die Wellen brachen, und das dunkle Grün von Bäumen und Büschen.

      „Lotung?“ fragte Hasard.

      „Steht!“ rief Smoky zurück. „Immer noch sechs Faden.“

      „Laufend weitermelden!“

      „Aye, aye!“

      „Ferris! Laß bitte die Frachtluke öffnen. Wenn Blacky auf Parallelkurs mit der Insel geht, jag die Dons aus dem Frachtraum und über Bord.“

      „Kein Boot?“

      „Bist du verrückt? Die Kerle sollen schwimmen. Und ich verwette meine Hose, daß spätestens jetzt jeder dieser Hundesöhne das Schwimmen lernen wird ...“

      „Fünf Faden!“ rief Smoky.

      „Na bitte“, sagte Hasard, „von hier aus kann man fast schon an Land spukken. Gib dem Capitan de Pordenone ein Messer mit, Ferris, Aber erst, wenn er außenbords springt.“

      „Aye, aye.“

      Ferris Tucker rief eine paar Männer heran und sprang auf die Kuhl.

      Klirrend rasselten die Ketten zur Seite, polternd wurde die Luke weggeschoben.

      „Vier Faden!“ rief Smoky.

      „Blacky, paß auf“, sagte Hasard.

      Er schätzte die Entfernung zu dem weißen Wellenstrich am Ufer.

      Zweihundert Yards?

      Eher weniger.

      „Dan?“

      Das Bürschchen beugte sich über die Verkleidung vom Großmars.

      „Ja?“

      „Schätzung! Wie weit ist es zum Uferstrich?“

      „Einhundertsechzig Yards!“

      „Danke.“

      „Noch vier Faden!“ rief Smoky.

      Die „Barcelona“ verlor ganz gewaltig an Fahrt. Je weniger Fahrt, desto weniger Ruderwirkung. Hasard biß sich auf die Lippen. Hatte er zu früh die Segel wegnehmen lassen?

      Smokys Stimme war schrill: „Drei Faden!“

      „Herum mit dem Kasten, Blacky!“

      Der hatte schon Ruder gelegt. Der Bug der „Barcelona“ schwang herum. Mit kaum noch wahrnehmbarer Fahrt glitt die Galeone parallel zum Inselufer durchs Wasser.

      „Raus mit den Dons, Ferris! Hopp, hopp! Frage Lotung?“

      „Drei Faden!“

      „Halte etwas von der Insel wieder ab, Blacky.“

      „Aye, aye.“

      Das ging jetzt Schlag auf Schlag. Hasard beobachtete den Abstand zum Ufer, den Kurs und die Fahrt der „Barcelona“ und gleichzeitig die Kuhl, wo Ferris Tucker die Dons anbrüllte, die auf der Jakobsleiter hintereinander auftauchten und mit irren Augen um sich blickten.

      Da war auch Matt Davies, der ihnen seinen Haken in den Hintern piekte und sie zum Steuerbordschanzkleid trieb. Als sie das nahe Land sahen, sprangen sie fast freiwillig über Bord.

      „Noch drei Faden!“ schrie Smoky.

      Noch! dachte Hasard. Aber etwas weniger, und dann würde es unter dem Kiel knirschen. Etwa zehn Fuß Tiefgang mochte die Galeone haben. Zwischen ihrem Kiel und dem verdammten Meeresboden oder den Klamotten, die ihn bildeten, lag noch etwas mehr als ein Faden, also ein bißchen mehr als sechs Fuß. Da brauchte nur eine Unterwasserklippe ...

      Hasard dachte nicht weiter. Er biß die Zähne zusammen, lauerte auf das Knirschen, stand auf Stützen und atmete auf, als Smoky plötzlich vier Faden ausrief.

      Und unaufhörlich klatschten Spanier im Sprung ins Wasser. Capitan de Pordenone tauchte an der Luke auf und sagte etwas zu Ferris