Gunhild Hexamer

Das Kalifornien-Lesebuch


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Happy End.

      Wie gelangt nun der Phantasiename California aus dem Roman in die Realität? Das wiederum, so die Legende, sei auf Hernán Cortés zurückzuführen, den spanischen Eroberer. Nachdem die Spanier das mexikanische Festland erobert hatten, richteten sie ihren gierigen Blick weiter nach Westen, denn dort, so hatten sie gehört, befinde sich eine sagenhafte Goldinsel. Zu jener Zeit kursierten zahlreiche Geschichten dieser Art, und es war gut möglich, dass Cortés Montalvos Buch gelesen hatte, was sein Verlangen nach Ruhm und Reichtum noch befeuerte. Im Jahr 1535 landete der Eroberer mit einer Expedition auf der Halbinsel Baja California, die heute zu Mexiko gehört, hielt sie für eine Insel und nannte sie – nein, nicht California, sondern Santa Cruz.

      Seltsamerweise aber tauchte der Name California sieben Jahre später im Tagebuch des Entdeckers Juan Rodríguez Cabrillo auf, und zwar so selbstverständlich, als wäre er schon längst allgemein bekannt. Auch der Historiker Giovanni Battista Ramusio, der Mitte des 16. Jahrhunderts über Cortés Reisen schrieb, nannte die vermeintliche Insel California. Bezog sich die Bezeichnung zunächst auf die Insel, ob halb oder ganz, so wurde sie später auf das gesamte unter spanischer Herrschaft stehende Territorium ausgeweitet.

      Aber graben wir noch ein wenig tiefer. Wie ist eigentlich Montalvo auf den Namen gekommen? Vielleicht war dem Schriftsteller eine Geschichte aus Persien auf den Schreibtisch geflattert, die einen mythischen Berg namens „Kar-i-farn“ erwähnt, den Wohnort der Greife. Oder er hatte „La Chanson de Roland“, das „Rolandslied“, gelesen, ein berühmtes französisches Versepos aus dem 12. Jahrhundert, in dem ein Land namens „Califerne“ vorkommt. Vermutlich handelte es sich dabei um das Reich eines Kalifen. Das entsprechende arabische Wort „chalifa“ wird Montalvo aufgrund der maurischen Einflüsse in Spanien ohnehin gekannt haben. Und seine Calafia war dann offenbar eine Kalifin.

      Der Geschichte weist so manche Ungereimtheit auf, doch das stört die Kalifornier wenig. Sie lieben die Sage von der kriegerischen Königin! Die Figur der Calafia hat ihren festen Platz im Ursprungsmythos Kaliforniens. Sie symbolisiert das wilde, unberührte Land mit all seiner Fülle, zu einer Zeit, bevor es von den Europäern eingenommen wurde. Ein Land, in dem die Legende von sagenhaften Goldschätzen unvermutet zur Realität wurde.

      Pizza with Smoked Salmon, Crème Fraîche and Caviar – Pizza mit Räucherlachs, Crème fraîche und Kaviar

      Zutaten für 4 Personen:

      1 Packung Pizzateig

      140 g Räucherlachs in Scheiben

      4 El schwarzer Kaviar

      8 El Crème fraîche

      4 El Olivenöl

      2 El Schnittlauch

      Zubereitung:

      Backofen auf 240°C vorheizen. Einen Pizzastein hineinlegen. Schnittlauch in feine Röllchen schneiden. Den Teig in 4 gleiche Portionen teilen und jeweils ¼ El Schnittlauch hineinkneten. Mit einem Nudelholz zu 4 runden Pizzas ausrollen, Durchmesser ca. 20 cm. Bis knapp an den Rand mit Olivenöl einpinseln. Je nach Größe des Pizzasteins entweder eine oder zwei Pizzas auf den heißen Stein legen und goldbraun backen, etwa 10 Minuten.

      Nach dem Backen jede Pizza auf einen Teller legen und mit jeweils 2 El Crème fraîche bestreichen. Gleichmäßig mit Räucherlachs belegen. Mit den restlichen Schnittlauchröllchen bestreuen und in die Mitte jeweils 1 El Kaviar geben.

      Das Rezept für diese ungewöhnliche Pizza stammt von dem bekannten österreichischen Koch Wolfgang Puck, der seit Mitte der siebziger Jahre in Los Angeles lebt. Puck betreibt eine Reihe von Gourmet-Restaurants mit dem Namen Spago, und dort kam die Räucherlachs-Pizza erstmalig auf den Tisch.

      Make Love, not War – die Hippie-Zeit in San Francisco

      „If you are going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair“, trällerte ich zum x-ten Male leise vor mich hin, während der Bus Meile um Meile nach Westen schnurrte. Meinem Kumpel, der neben mir saß, war inzwischen deutlich anzusehen, dass er statt meiner Stimme lieber die von Scott McKenzie gehörte hätte, aber ich ließ mir von ihm nicht die Vorfreude verderben. Gerade als ich zu der Stelle gelangte, „All across the nation, such a strange vibration“, nahm der Bus das Stichwort auf und begann tatsächlich, seltsame Vibrations von sich zu geben. Erschöpft schnaufend bewegte er sich noch einige Meter vorwärts, dann ruckte er kurz und blieb schließlich stehen. Wir hatten eine Panne.

      Dem Fahrer gelang es, einen Pannendienst zu rufen, was damals in den Achtzigern, als es noch keine Handys gab, einige Zeit in Anspruch nahm. Zumal wir in der Pampa gelandet waren, irgendwo westlich des Yosemite Valley. Die Reisenden stiegen alle aus und vertraten sich am Straßenrand die Beine. Ich tat das Gleiche, und da die Gegend nicht zu Besichtigungen oder sonstigen Aktivitäten einlud, hing ich dabei meinen Gedanken nach.

      Sehnsuchtsziel San Francisco – wann hatte das angefangen? Natürlich war auch Los Angeles ein begehrtes Ziel an der Westküste, aber aus anderen Gründen. Von L. A. träumten die Leute vor allem wegen der Filmindustrie und all dem Glanz und Glamour, der damit verbunden war. Von San Francisco dagegen träumte man, wenn man entweder schwul war oder sich eine sanftere Welt voller Liebe vorstellte, was beides auch gleichzeitig zutreffen konnte.

      Als ich mit dem Bus gen San Francisco rollte – wenn sich auch gerade in diesem Moment kein Rad bewegte –, war die hohe Zeit der Flower Power schon eine Weile vorbei. Dennoch löste die Vorstellungswelt der Blumenkinder bei jungen Leuten auf allen Kontinenten immer noch Sehnsucht aus, so wie bei mir.

      Ich dachte an den legendären „Summer of Love“ im Jahr 1967, als Tausende von jungen Leuten nach San Francisco strömten, vor allem in den Stadtteil Haight-Ashbury, der seinen Namen der Kreuzung von Haight Street und Ashbury Street verdankt. Dort sammelten sich in jenem Sommer all diejenigen, die vom „Establishment“ die Nase voll hatten. Aus gutem Grund, denn der Vietnamkrieg war seit Jahren in vollem Gange. US-Präsident Lyndon B. Johnson hatte verkündet, er wolle die Kommunisten das Fürchten lehren, und verheizte bedenkenlos die jungen amerikanischen Soldaten – von den immensen Verlusten auf Feindesseite ganz zu schweigen –, während die US-Rüstungsindustrie ertragreiche Zeiten feierte.

      Auf diesem Nährboden entstand der Spruch der Antikriegsbewegung: „Make love, not war!“ Der amerikanische Sozialkritiker George A. Legman behauptete, er habe den Spruch geprägt, aber ob das nun stimmt oder nicht, ist für die Wirkung nicht von Bedeutung.

      Ja, mit der Liebe hatten es die jungen Protestler ohnehin, nicht nur als Gegenmittel gegen den Krieg. Genauer gesagt, sie hatten es mit Sex, denn der durfte offiziell nur im engen Korsett gesellschaftlicher und moralischer Regeln stattfinden. Die neue Zeit dagegen rief die freie Liebe aus. Dass diese so unbeschwert praktiziert werden konnte, lag auch daran, dass seit einigen Jahren die Antibabypille speziell den Frauen zu einem Genuss ohne Reue verhalf.

      Blumen im Haar

      Ich stellte mir vor, wie Gruppen von langhaarigen Hippies, zumeist College-Studenten, auf den Wiesen der Parks in San Francisco lagerten, umwabert von den krautig-würzigen Rauchwolken ihrer Joints. Mit auf diese Weise erweitertem Bewusstsein brachten sie in heißen Diskussionen alles auf den Prüfstand, was Gesellschaft, Staat und Kirchen ihnen bisher vorgegeben hatten. Ganz neue Ideen blitzten auf, nichts sollte so bleiben, wie es war!

      Das Wort „Hippie“ leitete sich von „hip“ ab, und „hip“ war und ist noch heute, wer sich modern und zeitgemäß gibt und irgendwie cooler ist als der langweilige Rest der Gesellschaft. Zum Zeichen für ihre von Frieden und Liebe geprägte Gesinnung schmückten die Hippies sich mit Blumen, was ihnen bald die Bezeichnung Blumenkinder einbrachte.

      Vorausgegangen war dem „Summer of Love“ das „Human Be-in“ am 14. Januar desselben Jahres im Golden Gate Park, besucht vor allem von den Studenten der Universitäten und Colleges von San Francisco und Berkeley. Die Studenten waren desillusioniert