Pete Hackett

Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane


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Kugel am Kopf vorbei und zerfetzte eine Whiskyflasche im Regal hinter ihm. Scherben spritzten umher. Whisky lief vom Regalbrett. Jay schob sich weiter zur Seite.

      Dann feuerten sie alle auf einmal.

      Jay und Rio duckten sich hinter den Tresen. Die Wände, Regale und Kisten wurden getroffen. Ein Projektil prallte von einer Axt ab und pfiff als Querschläger fürchterlich quarrend durch den Store.

      Jay richtete sich auf und jagte in rasender Folge mehrere Schüsse hinaus. Wer sich gerade aus der Deckung wagen wollte, zog sich augenblicklich zurück.

      »Was soll das denn bedeuten?«, staunte Rio.

      »Es war der erste Versuch, einen Sturm vorzubereiten.« Jay schob sich gegen die linke Regalwand. »Wir müssen aufpassen. Wenn sie erst mal hier drin stehen, sind wir erledigt!«

      »Ich sehe überhaupt keinen Weg mehr, der uns aus dem Nest führen könnte.«

      Jay Durango blickte über die Regale hinweg. Gebündeltes Presspulver und Lunten in Ringen lagen in einem langen Fach. Geduckt lief er hinüber und hinter das Regal, das ihn zur Straße hin deckte.

      Rio feuerte, als ein Mann vor dem Haus gegenüber von einer Ecke zur anderen rannte. Die Kugel verfehlte die Gestalt jedoch. Klatschend traf sie die Wand.

      Eine heftige Salve kam als Antwort zurück. Selbst hinter dem Regal musste Jay in die Hocke gehen, um unverletzt zu bleiben. Doch nach ein paar Sekunden brach das Knattern ab. Wie Polster schwebten draußen die Pulverdampfwolken über der Straße.

      Jay richtete sich an einem Pfosten auf und sah eine unveränderte Lage. Mit einem im Regal liegenden Küchenmesser schnitt er eine kurze Lunte zu, verband sie mit einem Presspulverpäckchen, zündete sie an, wartete ein paar Sekunden und schleuderte sie danach durch das zerschossene Fenster.

      Das Wurfgeschoss beschrieb einen Bogen über der Straße. Rauch und Funken markierten den Weg. Es schlug in den Sand, rollte noch ein kleines Stück und explodierte. Ein fürchterliches Krachen rüttelte an den Häusern. Die Druckwelle ließ Scheiben klirren und zerfetzte zwei im Haus gegenüber. Sand und Rauch standen wie eine Wand zwischen den beiden Straßenseiten.

      Sofort fühlten sich die Männer der Stadt animiert, einen neuen Feuerüberfall zu starten.

      Jay und Rio kauerten auf dem Boden. Jay hatte ein zweites Presspulverpäckchen und die Lunte mitgenommen und bastelte die nächste Ladung zusammen.

      Rio lachte. »Wenn du etwas weiter wirfst, reißt es die Bude gegenüber auseinander!«

      Das Gewehrfeuer flackerte ab.

      »Achtung, die greifen an!«, schrie Rio erschrocken.

      Durch Staub und Pulverdampf drangen die Männer jäh vorwärts und hätten Jay mit diesem Manöver glatt überrumpelt. Er sprang auf, feuerte von der Hüfte aus und hebelte das Gewehr so schnell er konnte durch.

      Auch Rio schoss.

      Der Drugstorebesitzer wurde getroffen und brach zusammen. Keach streifte eine Kugel am Bein, was ihn zu einem Luftsprung veranlasste. Die anderen kehrten bereits um und tauchten hinter den grauen und braunen Schwaden unter. Keach hastete hinterher. Savage kroch rückwärts, blieb dann jedoch in einer Radrinne liegen, wo sein Gesicht in den Sand schlug.

      Jay hob das zweite Pulvergeschoss auf, brannte die Lunte an und warf es nach links hinaus. Es landete weit von dem Liegenden entfernt auf der Straße, rollte noch zwei Yard und explodierte mit einem neuerlichen Donnerschlag.

      »Aufhören!«, brüllte jemand. »Die nehmen uns die ganze Stadt auseinander!«

      Rio lachte aufgekratzt. »Das kann euch blühen!«, schrie er laut hinaus.

      »Savage scheint tot zu sein«, sagte jemand.

      »Ihr Schurken habt meinen Mann angeschossen!«, meldete sich Mattie Cobb. »Will sich der Barbier denn nicht endlich um ihn kümmern?«

      »Das wird für die Leute langsam zum totalen Chaos«, stellte Jay fest. »Leider beschafft es uns keine Pferde.«

      »Ein Glück, dass wir im Store sind«, erwiderte Rio.

      »Warum?«

      »Sieh dich doch um, was hier alles herumsteht. Lauter Dinge, die die Leute brauchen. In jedem anderen Haus würden sie uns vielleicht die Wände anzünden.«

      »Ach so meinst du das.« Jay bastelte für alle Fälle eine weitere Sprengladung zusammen.

      »Hört ihr mich, ihr zwei Lumpenhunde da drin?«, rief der Barbier. »Wir haben beschlossen, euch verschwinden zu lassen.«

      Rio schaute fragend zu Jay herüber. »Was ist das für ein neuer Trick?«

      »Woher soll ich das wissen.« Jay blickte in die Wolke aus Rauch und Staub hinaus. Keiner der Männer ließ sich darin sehen.

      »Habt ihr verstanden?«

      Rio tastete sich an der Wand entlang nach vorn. »In Ordnung, bringt die Pferde. Dann werden wir sehen, was ihr vorhabt.«

      »Ihr könnt abhauen. Es geht nicht, dass unsere ganze Stadt in die Luft fliegt. Also, wir bringen die Pferde gleich. Schießt nicht auf den Mann, der sie vor den Store stellt.«

      Rio schaute zu Jay herüber. Der Vormann zuckte mit den Schultern.

      »Ich hab keine Ahnung, was die bezwecken, Rio. Aber dass sie plötzlich so große Angst um ihre Häuser haben sollen, kann ich auch nicht glauben.«

      »Da steckt eine größere Gemeinheit dahinter. Bestimmt hoffen sie, uns leicht abknallen zu können, wenn wir die Deckung verlassen!«

      »Mal abwarten.«

      *

      Der Stallmann sah ängstlich aus und versuchte, neben den Pferden zu gehen, um sie als Deckung zu benutzen. Vor dem Store ließ er die Zügel los und hastete zur anderen Seite.

      Staub und Qualm waren weitgehend abgezogen. Die lauernden Männer an den Hausecken verrieten sich durch die Gewehre, deren Läufe in der Sonne schimmerten.

      »Worauf wartet ihr noch?«, rief der Barbier. Er stand im Haus gegenüber im Dunkel hinter der gesprengten Fensterscheibe.

      »Denkt ihr, wir hätten Stroh in den Köpfen?«, rief Rio.

      »Was wollt ihr denn noch? Schwingt euch auf die Gäule und haut ab!«

      »Kämen wir denn bis in die Sättel?«, fragte Jay laut. »Oder wollt ihr uns nur aus dem Store locken?«

      »Die trauen uns nicht«, sagte der Schmied. »Weil wir hier herumstehen und sie abputzen könnten. Vielleicht sollten wir uns zum anderen Stadtende zurückziehen.«

      »Also gut«, erwiderte Keach so laut, dass Jay und Rio ihn wieder verstanden.

      Die ersten Gewehrläufe verschwanden von den Ecken. Auch der Mann im Haus gegenüber zog sich zurück und schien das Anwesen hinten hinaus zu verlassen. Der Schmied und der Schreiner tauchten am übernächsten Gebäude auf und gingen rückwärts die Straße hinunter.

      »Die können mir doch nicht weismachen, dass es auf einmal so billig abgehen soll!« schimpfte Rio.

      Jay verfolgte das Rückzugsmanöver ebenfalls mit äußerstem Misstrauen. Doch es gab schließlich keinen Zweifel, dass mindestens der weitaus größte Teil der Männer diese Stadthälfte verließ, denn sie waren zu sehen, als sie sich im Westen sammelten.

      Das Gebiet um den Store wirkte bis zum Saloon verlassen. Nur der Tote lag draußen im Straßenstaub, und die beiden Pferde standen vor dem Drugstore. Die Frau des Marshals schimpfte, weil sich noch immer niemand um Cobb kümmerte. Aus dem Saloon trat ein alter, gebeugter Mann und sagte: »Sie sind alle weg.«

      Jay blickte auf die Pferde. Es handelte sich um ihre eigenen Tiere und Sättel. Die Gurte sahen festgeschnallt aus. Nichts deutete auf eine Unregelmäßigkeit hin, die eine rasche Flucht beeinträchtigen könnte.

      Rio wagte sich auf der einen,