derzeit neu entstehenden Seenplatte rings um Senftenberg, im Osten die Oberlausitz mit ihren sanften Bergen und lauschigen Kleinstädten, im Süden den Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz und die malerischen Vulkanhügel Nordböhmens und schließlich im Westen das Erzgebirge (tschechisch Krušné hory). Egal in welche Richtung man sich zu Tagesausflügen aufrafft, für jeden Geschmack sind Ziele dabei, mit denen sich die eigene Batterie wieder aufladen lässt.
Unsere Lieblingsplätze beginnen im Norden und ergeben im Uhrzeigersinn um Dresden herum einen Kreis. Der Rathausmann in der sächsischen Landeshauptstadt fungiert sozusagen als Dreh- und Angelpunkt. Er müsste als Wegweiser mit ausgestrecktem Arm ganz langsam um seine Achse rotieren können. Untereinander sind die Lieblingsplätze kaum miteinander thematisch vernetzt. Jeder steht für sich allein und bildet eine eigene in sich abgeschlossene Geschichte – sozusagen eine Short Story. Unsere Schwerpunkte tendieren zu besonderen landschaftlichen Höhepunkten in Abwechslung mit romantischen Klöstern, Burgen und Schlössern, geschaffen von unseren Vorfahren in längst vergangenen Zeiten. Bei der Suche nach Lieblingsplätzen ist uns einmal mehr aufgefallen, wie tief die Romantik in uns verwurzelt ist. Die feinen Sinne können wieder auftanken. Mit körperlicher Fortbewegung zu Fuß oder per Fahrrad steigt der Erholungseffekt über den Tag fernab der Großstadt und abends lässt es sich mit Verve und frischem Blick gestärkt in den Elbkessel zurückkehren. Einige Ziele liegen am Außenradius von 100 Kilometern Luftlinie. Daraus resultiert in Autobahnnähe oder bei direkter Zuganbindung wie nach Görlitz kein Zeitproblem. Anders sieht natürlich die Anreisezeit bei Landstraßen oder mit Umstiegen bei der Bahn aus – etwa ins Erzgebirge, Kohrener Land oder Isergebirge in Böhmen. Bei diesen Orten vielleicht den Tagesausflug gegen einen Wochenendtrip mit Übernachtung tauschen?
Das Zusammenstellen von unseren Lieblingsplätzen gestaltete sich nach dem Prinzip »Qual der Wahl« – ein Luxusproblem. Erstaunlich viele liegen in Böhmen, was einer tief liegenden Schwäche für die lieblichen Gefilde unseres tschechischen Nachbarlandes entspringt. Für die endgültige Auswahl haben wir eine ausgewogene Mischung aus völlig unbekannten Kleinoden, Zufallsentdeckungen und einigen Höhepunkten angestrebt. Häufig sind es sehr spezielle Blickwinkel.
Also aufgerafft, lassen Sie sich von unseren Impulsen inspirieren und erschließen Sie rund um Dresden neue Gefilde, Ecken und Winkel – die Begeisterung für dieses herrliche Fleckchen sächsisch-böhmischer Erde kommt von ganz allein.
Norden
1 Ein goldener Richtungsweiser
Dresden: Rathausmann Dresden
Ein fünf Meter großer Recke in luftiger Höhe! Er soll der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches werden, sozusagen der geografische Mittelpunkt. Niemand trägt sein Haupt in der sächsischen Residenzstadt höher als er – genau 100,3 Meter über der Elbe bei Normalpegel. Das entspricht exakt der gleichen Höhe des Wetterhahnes auf dem Dresdner Schlossturm, denn unser letzter sächsischer König lehnte jeden Gebäudeneubau ab, der höher sein sollte als sein Residenzschloss. Nicht der König, sondern ein muskelbepackter Ringkämpfer und Artist vom Zirkus Sarasani stand dem Bildhauer Richard Guhr für die Figur Modell. Seit der Einweihung des Neuen Rathauses im Jahre 1910 wacht der goldene Mann als Schutzpatron über Dresden. Im Zweiten Weltkrieg reichten seine Kräfte als Herkules nicht aus, um die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.
Zum 800. Geburtstag von Dresden 2006 wurde die Skulptur aus Kupferblech kurzzeitig von ihrem hohen Posten heruntergeholt und bekam eine frische Vergoldung verpasst. Bei diesem Ausflug hinunter zur Erde konnten die Dresdner ihren Rathausmann ausnahmsweise aus der Nähe betrachten und seine Pose leichter deuten. Mit der Linken leert er ein Füllhorn, aus dem es nur so purzelt. Sind es figürliche Allegorien, die überlebensgroß den Turmumlauf zieren? Es handelt sich dabei um sechzehn Sandsteinfiguren, die allesamt die edelsten menschlichen Tugenden wie Liebe und Hoffnung, Weisheit und Klugheit, Glaube und Mut, Güte und Beharrlichkeit darstellen – um nur einige zu nennen. In Summe können es all diese guten Gaben sein, die aus dem Füllhorn geschüttet werden, damit es den Menschen in dieser Stadt wohlergehen möge. Die rechte Hand des Rathausmannes weist über uns hinweg diffus in die Ferne. Aus unserer Sicht kann das nur bedeuten: auf zu Jan Hüblers und Kirsten Balbigs Lieblingsplätzen rund um Dresden!
Bester Blick auf den Rathausmann vom Turm der Kreuzkirche in unmittelbarer Nachbarschaft! Bester Panoramablick über die Altstadt von der Kuppel der Frauenkirche am Neumarkt!
1
Rathausmann auf dem Rathaus Dresden
Dr.-Külz-Ring 19
D-01067 Dresden
2 Spitzenaussicht auf das Elbtal
Radebeul: Bismarckturm bei Wahnsdorf
Dieser Lieblingsplatz liegt dem Zentrum Dresdens am nächsten – kaum acht Kilometer Luftlinie. Was für ein schöner Ort! Sechs Jahre zu seinen Füßen in der Oberlößnitz wohnend, ist die wunderbare Panoramaaussicht am Bismarckturm beinahe allabendlich mein Ziel gewesen, um bei einem Spaziergang oder einer Spritztour auf dem Fahrrad den Tag abzurunden. Über den Fiedler- oder Lößnitz- beziehungsweise Rieselgrund lassen sich die Höhenmeter in romantisch waldiger Kulisse überwinden. Zu Fuß ist die Spitzhaustreppe durch den Weinberg Goldener Wagen mein Favorit. Es sind genau 397 Stufen bei einem Höhenunterschied von 88,48 Metern. Bei dieser letztgenannten exakten Zahl lag die Idee nahe: Steigt man hundertmal die Treppe hinauf – und zwangsläufig wieder hinunter –, wurden insgesamt so viele Höhenmeter bewältigt, wie bei einem Aufstieg auf den höchsten Berg der Erde im Himalaja! Das war die Geburtsstunde des mittlerweile in der Ultramarathonszene fest etablierten Sächsischen Mount Everest Treppenlaufes.
Natürlich lässt sich der Bismarckturm auch ganz gemächlich mit annäherndem Ruhepuls erreichen. Der Clou war am 8. September 2019 die Eröffnung der Aussichtsplattform in 18 Metern Höhe. Das bedeutet, weitere 83 Stufen sind im Turminneren zu ersteigen. Diese Zahl ist mit Bedacht gewählt, denn sie entspricht den Lebensjahren Fürst Otto von Bismarcks (1815–1898). Er beendete die Kleinstaaterei und führte Deutschland 1871 zu einem Einheitsstaat, eine politische Leistung von solcher Resonanz, dass ihm zu Ehren insgesamt 240 Türme in den Folgejahrzehnten errichtet wurden. Selbst Karl May spendete für den hiesigen Turm oberhalb Radebeuls. Es ist allerdings nicht bekannt, ob ihn unser sächsischer Erfolgsautor in eine seiner Geschichten eingebaut hat. Dazu sah ihm der Turm von außen möglicherweise zu profan aus.
Lecker speisen im benachbarten Spitzhaus, im Sommer mit Biergarten über grünen Weinbergen.
2
Bismarckturm Radebeul
Spitzhausstraße
D-01445 Radebeul-Wahnsdorf
Restaurant Spitzhaus
Spitzhausstraße 36
D-01445 Radebeul
+49 (0)351 8309305
Radebeul: Elbestrand Radebeul
Der Strom zieht