Im Wurtendorf Ruhwarden bieten Anne und Frank Francksen Übernachtungen in einem ehemaligen Stall an. In zwei Schlafräumen lautet das Motto: »Heu statt Matratzen«. Wer einmal richtig ins Landleben eintauchen möchte, hat auf diesem Hof die Gelegenheit dazu!
Apropos Landleben: Das erleben Besucher bei den Francksens ungefiltert. Die Gastgeber kümmern sich nämlich nicht nur um Urlauber, sondern auch um 130 Milchkühe, die den Tagesablauf auf dem Hof bestimmen. Füttern, melken und die Liegeboxen reinigen – die Gäste können den Hausherren bei der Arbeit über die Schulter schauen. Der Betrieb ist übrigens typisch für den Landkreis: Die Wesermarsch ist eine der größten zusammenhängenden Grünlandregionen Deutschlands – knapp 70 Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, davon rund 90 Prozent als Dauergrünland. Rinderhaltung mit Milcherzeugung ist – wie bei den Francksens – der Haupterwerbszweig.
Auf dem Ruhwarder Bauernhof lebt neben den Kühen und Kälbern auch das Shetlandpony Maya. Durch die Dreschdiele flitzen außerdem Katzen, und Labradorhündin Paula dreht regelmäßig ihre Runden auf dem Gelände. Das finden besonders Kinder spannend, denen auch bei schlechtem Wetter kaum langweilig wird: In der Scheune können sie auf einer riesigen Strohpyramide toben, schaukeln oder sich verstecken.
Geöffnet ist das Heuhotel von April bis Oktober, danach heißt es: Alles muss raus! Sobald im Frühjahr dann wieder die ersten Sonnenstrahlen durchs Stallfenster blinzeln, beginnt eine neue Saison – mit duftendem Salzwiesenheu, einem leichten Piksen und einem Kitzeln in der Nase.
Sie planen eine Übernachtung im Heu? Packen Sie neben Schlafsack und Kopfkissen am besten auch eine Taschenlampe mit ein.
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Heuhotel Ruhwarden
(April–Oktober)
Ruhwarder Straße 30
26969 Butjadingen-Ruhwarden
04736 232
Butjadingen: Wein- und Teekontor mit Teestube in Langwarden
Sie heißen Schwarzer Drache, Lecker Teetied oder Chun Me, schmecken mild und würzig und lassen sich am besten heiß genießen: Mehr als 250 Teesorten wiegt und verpackt Heinz-Günter Greiß im Wein- und Teekontor. Gemeinsam mit seiner Frau Walburga zog es den gebürtigen Rheinländer Anfang der 1990er-Jahre nach Butjadingen. Neben dem gemeinsamen Fernweh verbindet die beiden die Leidenschaft für Tee in allen Variationen. Und der schmeckt hier an der Küste, wo die Luft salzhaltig ist und sich die Gräser im Wind biegen, besonders gut!
Als das Paar den alten Gulfhof in Langwarden im Frühjahr 2000 entdeckte, stand der Entschluss fest: In den Kuh- und Pferdestall zog das Butjadinger Wein- und Teekontor ein. Und da der ehemalige Bauernhof noch mehr Platz bot, eröffneten sie zusätzlich die Friesische Teestube und das Café Ekke Nekkepenn.
Auf den Tischen stehen Kännchen mit Stövchen, es riecht nach Vanille und Kuchen. Wer mag, kann auf einem Sofa Platz nehmen und sich erklären lassen, wie die Teezeremonie genau funktioniert. Moment, ein ostfriesischer Brauch in der Wesermarsch? Exakt! Die Friesen besiedelten die Wesermarsch etwa ab 650 nach Christi. Sehr viel später, im frühen 17. Jahrhundert, wurde dann von den Ostfriesen die Teekultur entwickelt. Und die gefällt Walburga Greiß so gut, dass sie das heiße Getränk nicht nur in hübschem Porzellan serviert, sondern den Gästen auch gerne die Geschichte dazu erzählt. In ihrem Café kommen außerdem täglich selbst gebackene Torten auf den Tisch. Neben einer Deichtorte mit Birnen bietet Walburga Greiß unter anderem auch eine Wattentorte mit Pflaumenmus an.
Ach ja: Falls Sie nicht zu den Teeliebhabern gehören sollten, sondern koffeinhaltige Heißgetränke vorziehen: Kaffee gibt es im Café Ekke Nekkepenn ebenfalls!
Nehmen Sie sich eine Stärkung mit, bevor Sie sich wieder auf den Weg machen: Die Schafsköttel direkt vom Deich sind klein, pechschwarz und schmecken lakritzig-lecker.
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Wein- und Teekontor
mit Friesischer Teestube und Café Ekke Nekkepenn
Burmeidsweg 1
26969 Butjadingen-Langwarden
Teekontor: 04733 173731
Reservierung: 4733 173732
Butjadingen: Deichschäferei Feldhausen
Weißes Fell, dunkle Knopfaugen und eine rosa Stupsnase: Der Neuzugang im Schafstall guckt die Besucher neugierig an und macht auf wackeligen Beinen einen unsicheren Schritt nach vorne. »Mäh!«
Im Februar und März herrscht Hochbetrieb in der Deichschäferei Feldhausen. Es ist Lammzeit, und das bedeutet bei 500 Mutterschafen: turbulente Tage, kurze Nächte und viel Zeit im Stall. »Wir sind das ja gewohnt«, sagt Anke Plümer, die den Hof gemeinsam mit ihrem Mann Harald betreibt, und fegt Stroh in eine Box. Die Deichschäferin weiß: Ab April wird es wieder ruhiger, dann leben die Lämmer den Sommer über mit ihren Müttern auf dem Deich.
Die flauschigen Vierbeiner werden auch Trippelwalze genannt, und das hat einen guten Grund. Die Schafe halten nicht nur das Gras schön kurz und sind damit der perfekte Rasenmäher, sondern treten mit ihren Hufen auch die Erde fest. Damit sorgen sie dafür, dass der Deich standhält, wenn eine Sturmflut auf die Küste zurollt. Allein die Hauptdeichlinie in Niedersachsen beträgt rund 610 Kilometer. Wenn man auch die tidebeeinflussten Flussmündungen und die Inseln hinzuzählt, sind es sogar mehr als 1.000 Kilometer.
Die Trippelwalzen der Plümers in Butjadingen grasen auf rund 13 Kilometern Deich. Und weil Besucher meist viele Fragen stellen und alles genau wissen wollen, bieten sie regelmäßig ein »Schäferstündchen« an. Während eines Betriebsrundgangs berichten die Deichschäfer von April bis Oktober jeden Mittwoch ab 10 Uhr, warum einige Lämmer Flecken haben und andere nicht, wann die Scherzeit beginnt und in welchem Jahr Butjadingen das letzte Mal von einer Sturmflut überrascht wurde.
Der Neuzugang im Schafstall ist übrigens inzwischen im Stroh eingedöst. Schlauer Kerl: Der Küstenschutz ist eine große Aufgabe – die sollte man unbedingt ausgeruht angehen.
Neben einem Melkhus gibt es auch einen Hofladen, in dem man Produkte vom Lamm erwerben kann – vom Schafskäse über Handschuhe aus Fell bis zu Strickjacken aus Wolle.
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Deichschäferei Feldhausen
(Führungen und Melkhus: Ostern–Oktober)
Feldhauser Straße 2
26969 Butjadingen-Feldhausen
04733 1455
www.deichschaeferei-feldhausen.de
Butjadingen: Naturerlebnispfad Langwarder Groden
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