ist warm, Herr.
JUNKER CHRISTOPH. Nun, ein Mädchen wie Ihr kann einen wohl warm machen.
MARIA. Nein, Ihr habt ein kaltes Herz, das kann ich an den Fingern abzählen.
JUNKER CHRISTOPH. Das tut doch einmal!
MARIA. Ich habe es schon an Euern Fingern abgezählt, daß Ihr keine drei zählen könnt. Nun lasse ich Euch gehn. Ab.
JUNKER TOBIAS. O Junker, du hast ein Fläschchen Sekt nötig! Hab' ich dich jemals so heruntergesehn?
JUNKER CHRISTOPH. In Euerm Leben nicht, glaub' ich, außer wenn mich der Sekt heruntergebracht hat. Mir ist, als hätt' ich manchmal nicht mehr Witz, als ein Christensohn oder ein gewöhnlicher Mensch hat. Aber ich bin ein großer Rindfleischesser, und ich glaube, das tut meinem Witz Schaden.
JUNKER TOBIAS. Keine Frage.
JUNKER CHRISTOPH. Wo ich das dächte, so wollte ich's verschwören. Ich will morgen nach Haus reiten, Junker Tobias.
JUNKER TOBIAS. Pourquoi, Herzensjunker?
JUNKER CHRISTOPH. Was ist pourquoi? Tu's, oder tu's nicht? Ich wollte, ich hätte die Zeit auf die Sprachen gewandt, die mir das Fechten, Tanzen und Fuchsprellen gekostet hat. Ach, hätte ich mich doch auf die Künste gelegt!
JUNKER TOBIAS. Ja, dann hättest du einen stattlichen Kopf mit Haaren gekriegt.
JUNKER CHRISTOPH. Wieso? Wäre mein Haar davon besser geworden?
JUNKER TOBIAS. Ohne Zweifel. Du siehst ja, es will sich von Natur nicht kräuseln.
JUNKER CHRISTOPH. Es steht mir aber doch recht gut? Nicht wahr?
JUNKER TOBIAS. Prächtig! Es hängt wie Flachs auf einem Spinnrocken, und ich hoffe noch zu erleben, daß eine Hausfrau dich zwischen ihre Kniee nimmt und es abspinnt.
JUNKER CHRISTOPH. Wahrhaftig, ich will morgen nach Haus, Junker Tobias. Eure Nichte will sich ja nicht sehn lassen; und wenn auch, es ist zehn gegen eins, daß sie mich nicht will. [Der Graf selbst, hier dicht bei an, freit um sie.]
JUNKER TOBIAS. Sie will den Grafen nicht; sie will keine größere Partie tun, als sie selbst ist, weder an Rang, Jahren, noch Verstand. Das habe ich sie eidlich beteuern hören. Lustig! Es ist noch nicht aus damit, Freund.
JUNKER CHRISTOPH. So will ich einen Monat länger bleiben. Ich bin ein Kerl von der wunderlichsten Gemütsart in der Welt; manchmal weiß ich mir gar keinen bessern Spaß als Maskeraden und Fastnachtsspiele.
JUNKER TOBIAS. Taugst du zu dergleichen Fratzen, Junker?
JUNKER CHRISTOPH. So gut wie irgendeiner in Illyrien, er mag sein was er will, wenn er nicht vornehmer ist als ich.
JUNKER TOBIAS. Wie weit hast du es in der Gaillarde gebracht?
JUNKER CHRISTOPH. Mein' Seel', ich kann eine Kapriole schneiden, und den Katzensprung tu' ich aufs Haar so hoch, als irgendeiner in Illyrien.
JUNKER TOBIAS. Weswegen verbergen sich diese Künste? Weswegen hängt ein Vorhang vor diesen Gaben? Bist du bange, sie möchten staubig werden? Warum gehst du nicht in einer Gaillarde zur Kirche, und kommst in einer Courante nach Hause? Mein beständiger Gang sollte ein Pas à rigaudon sein; ich wollte mein Wasser nicht abschlagen, ohne einen Entrechat zu machen. Was kommt dir ein? Ist dies eine Welt darnach, Tugenden unter den Scheffel zu stellen? Ich dachte wohl, nach dem vortrefflichen Baue deines Beines, es müßte unter dem Gestirn der Gaillarde gebildet sein.
JUNKER CHRISTOPH. Ja, es ist kräftig, und in einem geflammten Strumpfe nimmt es sich leidlich aus. Wollen wir nicht ein Gelag anstellen?
JUNKER TOBIAS. Was sollen wir sonst tun? Sind wir nicht unter dem Steinbock geboren?
JUNKER CHRISTOPH. Unter dem Steinbock? Das bedeutet Stoßen und Schlagen.
JUNKER TOBIAS. Nein, Freund, es bedeutet Springen und Tanzen. Laß mich deine Kapriolen sehn: Hopsa! Höher! Sa! sa! – Prächtig!
Beide ab.
Vierte Szene
Ein Zimmer im Palaste des Herzogs.
Valentin und Viola in Mannskleidern.
VALENTIN. Wenn der Herzog mit solchen Gunstbezeugungen gegen Euch fortfährt, Cesario, so könnt Ihr es weit bringen: er kennt Euch erst seit drei Tagen, und schon seid Ihr kein Fremder mehr.
VIOLA. Ihr fürchtet entweder Laune von seiner Seite oder Nachlässigkeit von der meinigen, wenn Ihr die Fortdauer seiner Zuneigung in Zweifel zieht. Ist er unbeständig in seiner Gunst?
VALENTIN. Nein, in der Tat nicht.
Der Herzog, Curio und Gefolge treten auf.
VIOLA.
Ich dank' Euch. Hier kommt der Graf.
HERZOG.
Wer sah Cesario? he?
VIOLA.
Hier, gnäd'ger Herr, zu Eurem Dienst.
HERZOG.
Steht Ihr indes beiseit'! – Cesario,
Du weißt nun alles: die geheimsten Blätter
Schlug ich dir auf im Buche meines Herzens.
Drum, guter Jüngling, mach' dich zu ihr auf,
Nimm kein Verleugnen an; steh vor der Tür
Und sprich, es solle fest dein Fuß da wurzeln,
Bis du Gehör erlangt.
VIOLA.
Doch, mein Gebieter,
Ist sie so ganz dem Grame hingegeben,
Wie man erzählt, läßt sie mich nimmer vor.
HERZOG.
Sei laut und brich durch alle Sitte lieber,
Eh' du den Auftrag unverrichtet läßt.
VIOLA.
Gesetzt nun, Herr, ich spreche sie: was dann?
HERZOG.
Oh, dann entfalt' ihr meiner Liebe Macht,
Laß sie erstaunen über meine Treu':
Es wird dir wohl stehn, meinen Schmerz zu klagen;
Sie wird geneigter deiner Jugend horchen,
Als einem Boten ernstern Angesichts.
VIOLA.
Das denk' ich nicht, mein Fürst.
HERZOG.
Glaub's, lieber Junge!
Denn der verleumdet deine frohen Jahre,
Wer sagt, du seist ein Mann: Dianas Lippen
Sind weicher nicht und purpurner; dein Stimmchen
Ist wie des Mädchens Kehle, hell und klar,
Und alles ist an dir nach Weibes Art.
Ich weiß, daß dein Gestirn zu dieser Sendung
Sehr günstig ist. Vier oder fünf von euch,
Begleitet ihn; geht alle, wenn ihr wollt!
Mir ist am wohlsten, wenn am wenigsten
Gesellschaft um mich ist. Vollbring' dies glücklich,
Und du sollst frei wie dein Gebieter leben,
Und alles mit ihm teilen.
VIOLA.
Ich will tun,
Was ich vermag, Eu'r Fräulein zu gewinnen.
Beiseit.
Doch