Gotthold Ephraim Lessing

Miss Sara Sampson


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dem alten Sampson unter der Hand Nachricht davon geben lassen. Er ist vor Freuden darüber ganz außer sich gewesen, und hat sich sogleich auf den Weg machen wollen. Ich wundre mich, dass er noch nicht hier ist.

      MELLEFONT.

      Was sagen Sie?

      MARWOOD.

      Erwarten Sie nur ruhig seine Ankunft; und [34]lassen sich gegen die Miss nichts merken. Ich will Sie selbst jetzt nicht länger aufhalten. Gehen Sie wieder zu ihr; sie möchte Verdacht bekommen. Doch versprech ich mir, Sie heute noch einmal zu sehen.

      MELLEFONT.

      O Marwood, mit was für Gesinnungen kam ich zu Ihnen, und mit welchen muss ich Sie verlassen! Einen Kuss, meine liebe Bella – –

      ARABELLA.

      Der war für Sie; aber nun einen für mich. Kommen Sie nur ja bald wieder; ich bitte. (Mellefont geht ab.)

      Fünfter Auftritt

      Marwood. Arabella. Hannah.

      MARWOOD

      (nachdem sie tief Atem geholt). Sieg, Hannah! aber ein saurer Sieg! – Gib mir einen Stuhl; ich fühle mich ganz abgemattet – (Sie setzt sich.) Eben war es die höchste Zeit, als er sich ergab; noch einen Augenblick hätte er anstehen dürfen, so würde ich ihm eine ganz andre Marwood gezeigt haben.

      HANNAH.

      Ach, Madam, was sind Sie für eine Frau! Den möchte ich doch sehn, der Ihnen widerstehen könnte.

      MARWOOD.

      Er hat mir schon zu lange widerstanden. Und gewiss, gewiss, ich will es ihm nicht vergeben, dass ich ihm fast zu Fuße gefallen wäre.

      ARABELLA.

      O nein! Sie müssen ihm alles vergeben. Er ist ja so gut, so gut – –

      MARWOOD.

      Schweig, kleine Närrin!

      HANNAH.

      Auf welcher Seite wussten Sie ihn nicht zu fassen! Aber nichts, glaube ich, rührte ihn mehr, als die Uneigennützigkeit, mit welcher Sie sich erboten, alle von ihm erhaltenen Geschenke zurückzugeben.

      MARWOOD.

      Ich glaube es auch. Ha! ha! (Verächtlich.)

      HANNAH.

      Warum lachen Sie, Madam? Wenn es nicht Ihr [35]Ernst war, so wagten Sie in der Tat sehr viel. Gesetzt, er hätte Sie bei Ihrem Worte gefasst?

      MARWOOD.

      O geh! man muss wissen, wen man vor sich hat.

      HANNAH.

      Nun das gesteh ich! Aber auch Sie, meine schöne Bella, haben Ihre Sache vortrefflich gemacht; vortrefflich!

      ARABELLA.

      Warum das? Konnte ich sie denn anders machen? Ich hatte ihn ja so lange nicht gesehen. Sie sind doch nicht böse, Madam, dass ich ihn so lieb habe? Ich habe Sie so lieb, wie ihn; ebenso lieb.

      MARWOOD.

      Schon gut; dasmal will ich dir verzeihen, dass du mich nicht lieber hast als ihn.

      ARABELLA.

      Dasmal? (Schluchzend.)

      MARWOOD.

      Du weinst ja wohl gar? Warum denn?

      ARABELLA.

      Ach nein! ich weine nicht. Werden Sie nur nicht ungehalten. Ich will Sie ja gern alle beide so lieb, so lieb haben, dass ich unmöglich, weder Sie noch ihn, lieber haben kann.

      MARWOOD.

      Je nun ja!

      ARABELLA.

      Ich bin recht unglücklich – –

      MARWOOD.

      Sei doch nur stille – Aber was ist das?

      Sechster Auftritt

      Mellefont. Marwood. Arabella. Hannah.

      MARWOOD.

      Warum kommen Sie schon wieder, Mellefont? (Sie steht auf.)

      MELLEFONT

      (hitzig). Weil ich mehr nicht, als einige Augenblicke nötig hatte, wieder zu mir selbst zu kommen.

      MARWOOD.

      Nun?

      MELLEFONT.

      Ich war betäubt, Marwood, aber nicht bewegt. Sie haben alle Ihre Mühe verloren; eine andre Luft, als diese ansteckende Luft Ihres Zimmers, gab mir Mut und Kräfte wieder, meinen Fuß aus dieser [36]gefährlichen Schlinge noch zeitig genug zu ziehen. Waren mir Nichtswürdigem die Ränke einer Marwood noch nicht bekannt genug?

      MARWOOD

      (hastig). Was ist das wieder für eine Sprache?

      MELLEFONT.

      Die Sprache der Wahrheit und des Unwillens.

      MARWOOD.

      Nur gemach, Mellefont, oder auch ich werde diese Sprache sprechen.

      MELLEFONT.

      Ich komme nur zurück, Sie keinen Augenblick länger in einem Irrtume von mir stecken zu lassen, der mich, selbst in Ihren Augen, verächtlich machen muss.

      ARABELLA

      (furchtsam). Ach! Hannah –

      MELLEFONT.

      Sehen Sie mich nur so wütend an, als Sie wollen. Je wütender, je besser. War es möglich, dass ich zwischen einer Marwood und einer Sara nur einen Augenblick unentschlüssig bleiben konnte? Und dass ich mich fast für die Erstere entschlossen hätte?

      ARABELLA.

      Ach Mellefont! – –

      MELLEFONT.

      Zittern Sie nicht, Bella. Auch für Sie bin ich mit zurückgekommen. Geben Sie mir die Hand, und folgen Sie mir nur getrost.

      MARWOOD

      (die beide zurückhält). Wem soll sie folgen, Verräter?

      MELLEFONT.

      Ihrem Vater.

      MARWOOD.

      Geh, Elender; und lern erst ihre Mutter kennen.

      MELLEFONT.

      Ich kenne sie. Sie ist die Schande ihres Geschlechts – –

      MARWOOD.

      Führe sie weg, Hannah!

      MELLEFONT.

      Bleiben Sie, Bella (indem er sie zurückhalten will).

      MARWOOD.

      Nur keine Gewalt, Mellefont, oder – –

      (Hannah und Arabella gehen ab.)

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