Unterrichtsgestaltung zu kreativ-schöpferischen oder wissenschaftlichen Leistungen führt.
Hochbegabung gleich Erfolg und Karriere?
In Schlüsselpositionen in der Wirtschaft oder in der Politik sitzen selten Hochbegabte. Wo Macht und Durchsetzungsverhalten eine große Rolle spielen, ist die ausgeprägte Sozialkompetenz Hochbegabter fehl am Platz. Sie streben deshalb in der Regel keine Führungspositionen an, sie verweigern sogar klassische Karrierewege, weil sie fürchten, dann nicht mehr inhaltlich sinnvoll arbeiten zu können. Andererseits wollen sie hoch motiviert ihre Umgebung, ihre Arbeit, ihre sozialen Beziehungen zum Besseren gestalten. Hochbegabte bringen sich hier deutlich mit Verbesserungsvorschlägen ein – nicht immer zur Freude von Chef und Kollegen.
Hochbegabten geht es zumeist um logische Konsequenzen, um sachliche Richtigkeit beziehungsweise grundsätzliche Klarheit. Dieses Bestreben kann dazu führen, dass einige Hochbegabte gegen die Autorität oder das System rebellieren und von daher aggressiv und renitent erscheinen. Sie haben ihre Schwierigkeiten mit dem normalen Erziehungssystem, ebenso wie Minderbegabte damit ihre Schwierigkeiten haben.
Hochbegabte Kinder ziehen sich durch ihre hohe soziale Sensibilität eher zurück – die anderen gleichaltrigen Kinder sind zu laut, zu dumm, zu derb, zu aggressiv... Hochbegabte sind nicht aggressiv – Aggression und körperliche Gewalt finden sich eher bei Kindern, die unterdurchschnittlich intelligent sind.
Hochbegabung/Intelligenz: eine Sache der Gene?
Seit Jahrzehnten gibt es einen Zweig der Intelligenzforschung, der sich mit der Anlage-Umwelt-Frage beschäftigt: Ist Intelligenz angeboren oder von der Umwelt des Kindes geprägt, also erziehungsabhängig? Die Antwort darauf ist nicht ein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als auch. Der heutiger Stand der Wissenschaft besagt: Die Intelligenz ist zu ca. 50 Prozent durch die genetische Ausstattung bestimmt und zu ca. 50 Prozent durch die Umgebungsbedingungen, etwa familiärer Umgangsstil, Schule, Freunde.
Dazu noch einmal das Landwirtschaftsbild zur Verdeutlichung: Hat der Bauer einen schlechten Ackerboden, bearbeitet ihn aber mit viel Bodenverbesserungsmitteln und Dünger, so wird er trotz schlechter Ausgangslage eine gute Ernte erhalten können. Hat der Bauer dagegen einen ausgezeichneten Boden, bearbeitet ihn aber nicht sorgsam, so wird er trotz guten Bodens im Laufe der Jahre nur eine schlechte Ernte einfahren. Genauso ist es mit den intellektuellen Fähigkeiten: Werden sie nicht gefördert und trainiert, verkümmert auch eine gute genetische Anlage. Auch Hirnzellen, die die Basis für den Grips darstellen, sind Körperzellen. Sie müssen wie Muskeln beansprucht, trainiert werden, sonst werden sie träge und schlaffen ab.
Aber der Bauer kann das Pflanzenwachstum auch durch zu viel Dünger erzwingen wollen. Entsprechend: Gerade für die frühe Kindheit darf nicht vergessen werden, dass Reifungsprozesse ihre Zeit brauchen, dass Förderung „um jeden Preis“ Schaden anrichten kann.
ABHAKEN UND AUFSUMMIEREN REICHEN NICHT
Es gibt nicht „die“ Hochbegabung, „das“ hochbegabte Kind, sondern ganz unterschiedliche Erscheinungsformen. Wie alle Menschen sind auch die besonders begabten verschieden. Daher ist jede Checkliste, auch unsere, mit großer Vorsicht zu genießen. Die einfache Formel „mein Kind ist umso begabter, je häufiger ich auf die folgenden Fragen mit ja antworte“ gilt nicht.
DENK-, BEOBACHTUNGS- UND GESPRÄCHSGRUNDLAGE
Die Checkliste enthält universelle bis konkrete Verhaltensweisen und Beobachtungen, die im Zusammenhang mit Hochbegabung gemacht worden sind. Nicht alle davon sind in wissenschaftlichen Studien auch tatsächlich belegt worden, von daher haben wir schon unsere „Bauchschmerzen“ bei der Veröffentlichung.
Dennoch kann die Checkliste hilfreich sein: Die Zusammenstellung soll Ihnen Denk- und Beobachtungsanstöße liefern, Ihren Blick schärfen und Ihnen erste Hinweise für Hochbegabung liefern. Die Checkliste kann auch als Gesprächsbasis dienen, wenn sich Eltern, Erzieher und Lehrer über das Kind austauschen.
Universelle Hinweise
• Braucht Ihr Kind wenig Schlaf?
• Treibt Ihr Kind wenig Sport?
• Ist Ihr Kind sehr lärmempfindlich?
• War Ihr Kind als Neugeborenes erstaunlich wach (große offene Augen, herumschauen, Kopf heben und drehen, Gegenstände fixieren...)?
• War Ihr Kind schon als Baby anstrengend, da es nicht alleine im Wagen liegen bleiben wollte?
• Hat Ihr Kind die Krabbelphase übersprungen und ist gleich gelaufen?
Hinweise für Hochbegabung aus dem Bereich:
Lernen, Denken, Gedächtnis, intellektuelle Leistung
• Lernt das Kind leicht und schnell?
• Lernt es früh rechnen?
• Hat sich Ihr Kind – lange vor Schulbeginn – Lesen, Schreiben und Rechnen selbst beigebracht?
• Ist für Ihr Kind Lesen das Wichtigste im Leben?
• Schreibt (und liest) Ihr Kind Gedichte?
• Bevorzugt das Kind Kombinations- und Konstruktionsspiele?
• Hat das Kind in einzelnen Bereichen ein sehr hohes Detailwissen?
• Ist sein Wortschatz für das Alter ungewöhnlich groß?
• Ist die Sprache des Kindes ausdrucksvoll, ausgearbeitet und flüssig?
• Hat Ihr Kind nie Babysprache, sondern gleich „richtig“ gesprochen, in ganzen Sätzen?
• Erfasst es die Feinheiten der Sprache?
• Hat Ihr Kind schon früh die komplizierten Regeln der Sprache (Grammatikregeln) richtig angewendet?
• Ist Ihr Kind „gegensätzlich“: es redet wie ein Erwachsener, aber weint und tobt wie ein Kleinkind?
• Kann sich das Kind Fakten schnell merken?
• Lernt Ihr Kind Lieder und Gedichte schnell auswendig?
• Kann das Kind sehr viele Informationen behalten?
• Verknüpft das Kind Ideen oder Dinge miteinander nach Gesichtspunkten, die ungewöhnlich sind oder nicht auf der Hand liegen (divergentes Denken)?
• Beobachtet und kategorisiert Ihr Kind seltsame Gegenstände wie beispielsweise Tiergeweihe oder Kirchtürme?
• Verblüfft das Kind mit logischem Denken?
• Durchschaut es sehr schnell Ursache-Wirkung-Beziehungen?
• Sucht es nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden?
• Erkennt das Kind sehr schnell zugrundeliegende Prinzipien?
• Kann das Kind schnell gültige Verallgemeinerungen herstellen?
• Kann das Kind außergewöhnlich gut beobachten?
• Liest das Kind sehr viel von sich aus? Liest es Bücher, die über seine Altersstufe deutlich hinausgehen?
• Gibt das Kind in seinen Äußerungen zu erkennen, dass es kritisch, unabhängig und wertend denkt?
• Kann das Kind früher lesen als die meisten Kinder, oft schon, bevor es in die Schule kommt (ohne Anleitung)?
• Erlernt das Kind sehr schnell Grundfertigkeiten und braucht es dazu wenig Übung?
Hinweise für Hochbegabung aus dem Bereich:
Arbeitshaltung,