Группа авторов

Wörterbuch alttestamentlicher Motive


Скачать книгу

Berge (nicht der Berg Zion) vereinzelt eine Rolle als Bildspender. So wird der Überfluss der kommenden Heilszeit in dem Bild ausgedrückt, dass die Berge von Wein triefen (Joel 4,18; Amos 9,13). Täler, Berge und Hügel sollen eingeebnet werden, um JHWH einen Weg zu bahnen (Jes 40,4; 49,11). Die Botin oder der Bote der Freude über das Heil verkündet seine Botschaft von einem Berg aus (Jes 40,9: „Zion als Freudenbotin“; Jes 52,7; Nah 2,1: der willkommene Freudenbote, „der frohe Botschaft bringt“). Auch wenn die letztgenannten Stellen aus „Deuterojesaja“ zunächst in die geschichtliche Zeit der Rettung aus dem Exil (6. Jh. v. Chr.) gesprochen sind, so führt ihre Aufnahme in die Gesamtkomposition des Jesajabuches dazu, dass sie eine eschatologische Dimension erhalten. Die Rezeptionsgeschichte insbesondere im Christentum zeigt dies deutlich.

      5 Das Wanken der Berge als göttlicher Machterweis

      In den Psalmen begegnet das Wanken oder Erzittern der Berge als Machterweis Gottes (Ps 18,8; 46,3–4; Jes 54,10), denn Gott gehören die Gipfel der Berge (Ps 95,4), daher schmelzen sie wie Wachs vor JHWH (Ps 97,5; Mi 1,4), denn JHWH hat sie geformt (Am 4,13) und gegründet (Ps 65,7; 104,8). Als Bildspender hinter diesen Vorstellungen stehen zum einen Erfahrungen mit Erdbeben und vulkanischen Phänomenen (Ps 18,9; 104,32; 144,5), zum andern die Grundannahme, dass Berge im Unterschied etwa zu Bäumen oder Häusern normalerweise fest verankert und unverrückbar sind – bewegen sie sich dennoch (z.B. bei einem → Erdbeben), so kann dies nur auf die kosmische Macht Gottes zurückgeführt werden (Ri 5,5; Jes 63,19; Jer 4,24; Ez 38,20; Nah 1,5; Hab 3,6.10).

      6 Gottes Kommen vom Gebirge

      Wenige Stellen sprechen von einem Kommen Gottes aus dem Gebirge: „Gott kommt von Teman her, der Heilige kommt vom Gebirge Paran“ (Hab 3,3). Vom Gebirge/Berg Paran spricht auch Dtn 33,2 und fügt noch den Sinai und Seïr (auch Ri 5,4) hinzu. Das Bergland von Seïr ist der Wohnsitz der Edomiter (Gen 33,16; 36,8; Dtn 2,5 u. ö.). Wieder ist der Berg bzw. das Gebirge mit der Gottheit verbunden; an diesen Stellen wird die Herkunft JHWHs von diesen Gebirgen im Süden (Paran, Sinai) bzw. Südosten (Teman, Seïr) behauptet. Eine genaue Lokalisierung der Herkunft des JHWH-Namens und JHWH-Glaubens ist damit wohl kaum möglich; man kann die Vermutung äußern, dass JHWH ursprünglich der Gott einer Einwanderergruppe aus dem Ostjordanland war (BECKING 2006). – Nach der Vision des Ezechiel ist die Herrlichkeit JHWHs aus dem Tempel über den Ölberg nach Osten hin zu den Verbannten (der Gola) ausgezogen (Ez 11,23); vom Osten her zieht sie in der Tempelvision wieder in den Tempel ein (Ez 43,3–4). Am Ende der Zeiten wird Gott zum Gericht vom Ölberg her kommen (Sach 14,4).

      7 Der heilige Berg Gottes im Psalter und verwandten Texten

      Im Psalter und verwandten Texten begegnet der heilige Berg Gottes, der meist mit dem Zion identifiziert wird und im Parallelismus mit dem Tempel gleichgesetzt wird. Von seinem heiligen Berg aus wird Gott seine Königsherrschaft mit dem von ihm eingesetzten Zionskönig über die Völker durchsetzen (Ps 2,6; 110,2; Mi 4,7). Gott wohnt auf dem Zion (Ps 68,17; Jes 8,18) bzw. ist dort sein Name gegenwärtig (Jes 18,7). Von seinem heiligen Berg her erhört Gott die Beter, die zu ihm rufen (Ps 3,5). Doch nur die Rechtschaffenen haben Zutritt zum heiligen Berg mit dem heiligen Tempel (Ps 15,1: „Zelt Gottes“ und „heiliger Berg“ im Parallelismus; Ps 24,3: „Berg des Herrn“ und „heilige Stätte“ im Parallelismus). Berg und Tempel sind das ersehnte Ziel der nach Gott dürstenden Beter (Ps 43,3) – an diesem Ort fallen die kanaanäische „Nordberg“-Tradition (Zafon) und die Tradition des Zion als unverwundbare Wohnstätte Gottes mit der Vorstellung vom Welt- und Versammlungsberg zusammen (Ps 48,3.12; 74,2; Ps 99,9; Ex 15,17). Die Völker stürmen vergeblich gegen den Gottesberg Zion an (Ps 46,5–12; 48,5–15; Jes 29,8; Mi 4,11–13; Joel 4,9–12). Doch andere Belege wissen sehr wohl darum, dass auch der Zionsberg gefallen ist bzw. (wieder) fallen wird (z.B. Jes 22,5; Klgl 5,18; Dan 9,16.20). Mit den Psalmtexten bleibt jedoch die Hoffnung lebendig, dass der Gottesberg Zion trotz allem als Ort des Heils bestehen wird. Gott hat mit Juda auch den Berg Zion erwählt (Ps 78,68), daher bleibt der feste Zionsberg auf ewig (Ps 125,1), und von dort spendet JHWH Segen und Leben in Ewigkeit (Ps 133,3).

      8 Literatur

      ABRAHAM, Michael (2009): Gipfelkonferenz mit Gott. Nicht hoch, aber religiös hoch aufgeladen. Die Berge in der Bibel: zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft 10/8, 30–32.

      BECKING, Bob (2006): Jahwe, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex.de (Zugriffsdatum 28.07.2011).

      DOHMEN, Christoph (2004): Exodus (19–40). Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, Freiburg i.Br./Basel/Wien.

      FISCHER, Irmtraud (2002): Offenbarung auf Bergen. Die Weisung für Israel, die Völker und das Christenvolk, in: P. Trummer, J. Pichler (Hrsg.): Kann die Bergpredigt Berge versetzen? Graz/Wien/Köln, 95–110.

      FREVEL Christian (1991): Gottesberg, in: Neues Bibel-Lexikon 1, 919–923.

      GLEIS, Matthias (2008): Kulthöhe, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex.de (Zugriffsdatum 28.07.2011)

      GÖRG, Manfred (1991): Garizim, in: Neues Bibel-Lexikon 1, 728–729.

      JACOB, Benno (1997): Das Buch Exodus, Stuttgart.

      KEEL, Othmar (2004): „Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn“. Was charakterisiert das alttestamentliche Wallfahren? In: Welt und Umwelt der Bibel 33, 16–21.

      KOCH, Klaus (2007): Ḫazzi-Ṣafôn-Kasion. Die Geschichte eines Berges und seiner Gottheiten, in: F. Hartenstein, M. Rösel (Hrsg.): Der Gott Israels und die Götter des Orients. Religionsgeschichtliche Studien II. Zum 80. Geburtstag von Klaus Koch, Göttingen, 119–170.

      KREUZER, Siegfried (2001): Zion: Neues Bibel-Lexikon 3, 1217–1219.

      METZGER, Martin (2006): Zion – Gottes Berg, Gottes Wohnung, Gottes Stadt, in: Schnabel, N.C. (Hrsg.): Laetare Jerusalem. Festschrift zum 100jährigen Ankommen der Benediktinermönche auf dem Jerusalemer Zionsberg, Münster, 41–63.

      ZANGENBERG, Jürgen (2007): Berg des Segens, Berg des Streits. Heiden, Juden, Christen und Samaritaner auf dem Garizim, in: Theologische Zeitschrift 63,4, 289–309.

       Thomas Hieke

      Berufung

      1 Begriff, biblisches Motiv und Wortfeld

      Der Begriff „Berufung“ bezeichnet in modernen, demokratisch organisierten Gesellschaften die Bestellung einer geeigneten Person in ein Amt durch eine dazu autorisierte Instanz. Dies gilt für staatliche Beamtinnen und Beamte, aber auch für kirchliche Amtsträgerinnen und Amtsträger. Dagegen ist im AT der Akt der Berufung in der Regel nicht an ein gesellschaftlich institutionalisiertes Amt gebunden (vgl. NOTH 1960). Vielmehr ist die Berufung ein charismatisches Geschehen, das nicht selten außerhalb institutionalisierter Strukturen steht oder sich sogar gegen gesellschaftlich hierarchisierte Ämter richtet. Als Beispiel kann der Konflikt des Propheten Amos mit Amazja, dem obersten Priester des Heiligtums Bet-El in Am 7,10–17 gelten: Während Amazja als Repräsentant des königlichen Heiligtums qua Amt den allzu kritischen Propheten ausweisen will (Am 7,12f.), pocht Amos auf seine unmittelbare Berufung durch Gott (Am 7,15). Amos äußert sogar: „Ich bin kein Prophet“ (Am 7,14), und meint damit, dass er keinem Berufsstand angehört, der der Jurisdiktion des Priesters unterläge. Hier lässt sich eine Konfrontation Charisma versus Amt erkennen. Entsprechend wird im AT die Berufung herausragender Charismatiker berichtet (Mose, die „großen Richter“, Propheten, vgl. 2), und ausser von Aaron (Ex 28,1) keine von Priestern oder anderen „Amtsträgern“. Eine Zwischenstellung nimmt die Berufung von → Königen ein, die zwar charismatische Züge tragen, aber in der dynastischen Institutionalisierung des Königtums mehr zu Amtsinhabern werden und am Anspruch der Berufung scheitern (vgl. die „Verwerfung Sauls“ in 1 Sam 15).

      Mit