Gabriele

Allein in Partnerschaft und Ehe?


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die Frage, ob ich mich auf meiner Erdenreise gefunden habe. – Und wenn es ein ewiges Leben nach diesem Leben gibt, wo sind dann meine ewigen Wurzeln? Gibt es ein Leben nach diesem Leben“, so denkt der Suchende weiter, „dann müsste eigentlich gelten: Wahres Leben heißt angstlos leben.“

      Wer sich über die vielen Nutzlosigkeiten und Belanglosigkeiten im Alltag Gedanken macht, wer erkennt, wie viel von dem, was ihn bewegt, aufwühlt und gefangennimmt, nur auf eigener Ichbezogenheit beruht, der kommt der Wahrheit immer näher.

      „Eigentlich“, so meint der Wahrheitssuchende, „liegt die Würde des Menschen nicht im Auskosten des Erdenlebens, in der ständigen Suche nach Glück, Geborgenheit, in der ständigen Verwirklichung dessen, was die Welt bietet – sie liegt in der Selbsterkenntnis über das falsche Denken und Handeln.“

      Wir lasen soeben: Wahres Leben heißt angstlos leben. – Was bedeutet das? Die Menschen sind, besonders in dieser Zeit, voller Ängste. Man hat Angst vor dem Tod, man hat in mannigfacher Hinsicht Angst vor dem Leben. Wer weiß, dass sich das Leben nach dem Leibestode fortsetzt, fürchtet sich natürlich nicht mehr vor einer schwarzen Leere, vor dem großen „Aus“. Doch angesichts der Tatsache, dass die moralisch-ethische Qualität unseres Erdenlebens darüber entscheidet, wie unsere Situation im Jenseits sein wird, kann so manchem, der nicht immer seinem Gewissen folgte oder dieses gar zum Verstummen brachte, durchaus angst werden.

      Doch wovor haben wir, bei Licht besehen, Angst? Doch nur vor unseren eigenen Schattenseiten – vor dem also, was in uns selbst liegt, sei es aus diesem Leben oder aus einer früheren Inkarnation. Hat der Mensch z.B. Angst, von seinen Mitmenschen nicht angenommen zu werden, so kann er sich selbst erforschen, wie viele und welche seiner Mitmenschen er seinerseits nicht annimmt; fürchtet er, dass andere über ihn reden und ihn schlechtmachen, so kann er sein eigenes Denken und Reden über seine Mitmenschen überprüfen. Erst wenn er seine eigenen Fehlhaltungen ändert, löst sich die Angst. Einzig durch Abbau unserer „Erdenschwere“, durch Bereinigung unseres erkannten Allzumenschlichen, unserer „Schatten“, und die daraus erwachsende Tat im Geiste des Ewigen können wir an Licht und göttlicher Kraft zunehmen, also uns geistig entwickeln, wachsen und reifen.

      Jeder Erdentag kann ein Reifetag sein. So könnte gesagt werden: Schaffe dir ein angstfreies Leben. Denn richtig, gleich weise, leben heißt angstlos leben.

      Der eine oder andere könnte nun sagen: Was nützen die vielen Gewissensfragen? Man kann sich diese nicht selbst beantworten. Ich habe mein Leben ausgekostet, was für mich bedeutet, ich habe gelebt. Außerdem lebt man nur einmal! Ob es ein Jenseits gibt, ob es überhaupt weitergeht, weiß niemand; es ist noch keiner zurückgekommen.

      Wer an der Oberfläche seines Daseins dahintreibt, der will es letztlich so. Er ist geistig träge, denn die Gründe des Lebens auszuloten, zumal seine eigenen Abgründe und Untiefen, kostet zunächst einmal den Mut, sich sich selbst zu stellen. Es kostet die Mühe – immer wieder mit Hilfe der Frage „Warum?“ –, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Vor allem aber ist für ein bewusstes Leben unerlässlich, nichts unbesehen hinzunehmen, Anstößen, Impulsen aus der Tagesenergie nachzugehen und – besonders sich selbst – Fragen zu stellen. Der ewige Geist lässt keines Seiner Menschenkinder, das nach der Wahrheit und nach tieferer Erkenntnis strebt, im Stich. In Seiner All-Weisheit und Güte, gleich Fürsorge, weiß Er einen jeden so zu führen, dass dieser mehr und mehr sich selbst findet und Ihm näherkommt – sofern er das möchte.

      Wer vererbte dem Menschen das schlechte Genmaterial? Sind Adam und Eva schuld an seinem Schicksal?

      Schließlich haben wir einen Verstand mit in dieses Erdenleben gebracht und ein Gewissen. Sofern dieses intakt ist, wird es uns irgendwann folgende Hinweise geben, damit wir darüber nachdenken und Fragen stellen, wie z.B.: Gibt es ein „Drüben“, ein Weiterleben? Wenn ja, woher kam ich, und wohin werde ich gehen? Warum gibt es so viele Ungerechtigkeiten in dieser Welt? Warum ist der eine mit Reichtum gesegnet, der andere hingegen arm und krank? Wenn es einen gerechten Gott geben soll, wo liegt hier Seine Gerechtigkeit?

      Der eine meint: „Das Hab und Gut wird meist vererbt.“ Der andere ist der Ansicht, wenn es um Krankheit und körperliche Mängel geht, habe dies mit den Erbanlagen zu tun, die in den Genen wurzeln. Und manch einer kommt zu der Schlussfolgerung: „Das Schicksal des Menschen ist in den Genen angesiedelt.“

      Das hieße dann, dass wir nicht nur unsere reichen Vorfahren oder Eltern beerben – wir erben auch das, was sie uns an Genmaterial mitgegeben haben. Doch mit Sicherheit kommen in einem kürzeren oder längeren Erdenleben nicht alle Erbanlagen zum Tragen, obwohl sie in uns angelegt sind.

      Die Betrachtungsweise der meisten Menschen gipfelt in dem Standpunkt: „In jedem Fall sind die anderen schuld an meinem Schicksal bzw. an meiner Krankheit. Eventuell liegt es in der frühen Jugend, in der ich als Kind benachteiligt wurde oder zu wenig Aufmerksamkeit erhielt, oder die Scheidung der Eltern oder andere Turbulenzen im persönlichen Werdegang könnten die Ursache sein.“

      Man kann viele Gründe anführen, wenn ein Prügelknabe gefunden werden soll. Jeder braucht sein Feindbild, um sich selbst besser zu fühlen.

      Eine weitere Möglichkeit für die Schuldzuweisung bieten z.B. die Vorfahren, die ein schlechtes Genmaterial in der Ahnenkette zurückgelassen haben. Wer seine Ahnenkette durchforstet, um bei den Vorfahren einen Schuldigen zu finden, der stößt gewiss auf einen ehemaligen Menschen in der Vergangenheit, der unter Umständen das schlechte Genmaterial geschaffen und vererbt haben könnte. Sollte allerdings – was nahliegender ist – das Los der Schuldzuweisung auf die Eltern fallen, dann könnte nach der heutigen Sichtweise ein Psychologe oder Psychiater seinem Patienten raten, sich gehörig Luft zu machen, indem er die Eltern für das verantwortlich macht, was er derzeit zu tragen hat.

      Wie sieht es aber aus, wenn nicht die Eltern die Schuldigen sind, sondern ein Vorfahre, dessen Erbgut der „Geschädigte“ in sich trägt und aus dessen Gen-Erbbild nun einiges aktiv wurde? Was würde er zu dem Elternteil sagen, der ihm erklärt, dass die Erbanlagen, mit denen er derzeit kämpft, nach heutiger Erkenntnis von einem Vorfahren vererbt wurden, so dass heute der Sohn oder die Tochter damit belastet sind?

      Fragen wir uns: Was nützt es, wenn wir einem unserer Vorfahren die Schuld für unser derzeitiges Erdenleben geben? Er, der Vorfahre, ist nicht mehr unter uns. Nach der irrigen Vorstellung, dass wir nur ein Erdenleben haben, ist der Vorfahre tot – es ist „aus“ mit ihm. Gemäß dieser Denkweise hat er uns seine Hinterlassenschaften, die Erbanlagen, übertragen. Dazu passt die Aussage: „Wir leben in unseren Kindern weiter.“ Demnach hat jedes Kind in dieser Welt „Erbgutscheine“, also Erbanlagen der Vorfahren, in sich. Wem aus der Ahnenkette geben wir die Schuld z.B. an unserem unter Umständen misslungenen Erdenleben?

      Hätten wir die Möglichkeit, einen unserer Vorfahren zu sprechen, um ihm die Schuld an unserem Lebensgeschick zuzuweisen, die Schuld also an unserem Schicksal, an all dem, was das Leben an Beschwerlichem mit sich bringt – was würde wohl dieser Vorfahre sagen? Eventuell würde er – ähnlich wie unsere Eltern – wiederum auf seine Eltern oder auf seine Vorfahren hinweisen, die ihm ihrerseits das schlechte Genmaterial vererbt haben. Nach seinem Dafürhalten kann er nicht für das die Schuld bekommen, was uns heute widerfährt, denn unsere derzeitige missliche Lage trug auch er schon in seinen Genen. Er hat sie wohl vererbt, aber dafür kann und will er nicht als „Sündenbock“ gelten. Er führt an, am Aufbau und Ausbau seines Genmaterials nicht beteiligt gewesen zu sein, denn dieses wurde auch ihm gleichsam in die Wiege gelegt. Folglich müssen es die Vorfahren der Vorfahren gewesen sein – oder von diesen wiederum die Eltern und von jenen Eltern wieder die Vorfahren.

      Eine Generation würde also immer auf die jeweils zurückliegenden verweisen – eine schier endlose Kette. Zuletzt käme man mit den Schuldzuweisungen bei Adam und Eva an. Das Fazit hieße dann: Hätte Eva, „die Sündige“, dem Adam, dem Verführten, nicht den Apfel gereicht, so wäre heute alles anders.

      Würden wir alle genetischen Defekte aller Generationen auf Adam und Eva beziehen, dann befänden sich z.B. Psychiater und Psychologen auf einer falschen Fährte, die vielfach die Eltern für das misslungene Erdenleben ihres Sohnes oder ihrer Tochter als schuldig oder mitschuldig ansehen. Soll also für