Uwe Schimunek

Rebellen


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      Uwe Schimunek

       Rebellen

       Ein Kappe-Krimi

      Jaron Verlag

      Uwe Schimunek, Jahrgang 1969, lebt als Journalist und Buchautor in Leipzig. Im Jaron Verlag veröffentlichte er bereits mehrere historische Krimis, seinen ersten Band für die Reihe «Es geschah in Berlin» schrieb er gemeinsam mit Horst Bosetzky: «Rotlicht» (2018).

      Originalausgabe

      1. Auflage 2021

      © 2021 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.

      Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer+Möhring, Berlin

      Satz: Prill Partners|producing, Barcelona

      E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH

      ISBN 978-3-95552-045-8

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Über den Autor

       Impressum

       Prolog

       Kapitel Eins

       Kapitel Zwei

       Kapitel Drei

       Kapitel Vier

       Kapitel Fünf

       Kapitel Sechs

       Kapitel Sieben

       Kapitel Acht

       Kapitel Neun

       Kapitel Zehn

       Kapitel Elf

       Es geschah in Berlin …

       PROLOG

      FÜR DIESEN KLANG lohnt es sich zu sterben. Reinhard «Buddy» Buddewitz schiebt den Lautstärkeregler des Mischpults bis zur Zehn. Unter den Kopfhörern drückt der Bass auf seine Trommelfelle. Auch bei voller Lautstärke bleibt der Ton klar wie ein Sternenhimmel im August. Selbst die Bleche des Schlagzeugs klingen wie frisch poliert. Der Trommler treibt den Viervierteltakt voran.

      Buddy merkt, wie sein Kopf im Rhythmus wippt. Er schließt die Augen und sieht die Musiker von Marmalade Sky beim Konzert vor sich. Die Haare fliegen dem Schlagzeuger um die Ohren. Der Bassist lockt einen immer gleichen Lauf wie ein Mantra aus den Saiten. Am Synthesizer dreht der lange Kerl mit den Locken an den Oszillatoren, die Finger der anderen Hand lässt er über die Tastatur fliegen. Die Melodie scheint aus einer Höhle am Ende der Welt zu kommen. Die Scheinwerfer strahlen die Kabelage der Klanggeneratoren an und tauchen die Haarpracht des Keyboarders in Glitzerlicht. Die Töne knarzen und blubbern um den Rhythmus herum, als würden sie tanzen.

      Buddy dreht sich eine Zigarette. Ein Joint wäre ihm lieber. Doch solange er an der Aufnahme arbeitet, braucht er einen klaren Kopf und ein waches Gehör. In wenigen Momenten wird der kritische Part folgen. Buddy beschäftigt sich schon den ganzen Nachmittag mit dem Band. Stück für Stück bearbeitet er den Ton, regelt den Klang nach, eliminiert störende Schallspitzen mit dem Kompressor, schneidet Umbaupausen aus der Aufnahme und nimmt das Ergebnis auf ein Masterband auf.

      Jetzt – Buddy hält die Luft an. Es ist, als würde er das Konzert in diesem Moment noch einmal erleben: Der Bassist dreht sich herum, das Kabel seines Instruments schwingt über die Bühne. Buddys Finger liegt auf dem Regler – startbereit. Das Kabel schlägt eine Welle, nähert sich dem Mikrofonständer und trifft auf das Metall. Buddy reagiert blitzschnell, er zieht den Bass-Regler mit einem Ruck nach unten, um ihn flugs wieder nach oben zu reißen.

      Buddy atmet aus – Maßarbeit, der Aufprall auf den Mikroständer ist nicht mehr zu hören, der Sound unter den Kopfhörern klar wie ein Gebirgsbach.

      Nach einem tiefen Zug an der Zigarette setzt Buddy die Kopfhörer ab. Der Song dauert noch über drei Minuten und weist keine weiteren technischen Mängel auf. Es reicht, wenn Buddy sich den Rest über die Boxen anhört.

      Er steht auf und geht zur Kaffeemaschine. Das elektrische Teil hat er sich erst vor ein paar Monaten für das eigene Studio zugelegt. Es gibt eine Menge Musiker, die bei der Studioauswahl auf die Verfügbarkeit von Filterkaffee achten. Das weiß Buddy von seinen Tontechniker-Jobs in den Spreeblick-Studios. Bislang macht sich der feine Kaffee noch nicht bezahlt, die Aufträge nehmen nur langsam zu. Doch Buddy hat Geduld.

      Er nimmt die Kanne von der Heizplatte und füllt eine Tasse. Der Kaffee muss erst etwas abkühlen. Es ist schon spät am Abend. Buddy trägt nur eine Turnhose und ein Unterhemd, dennoch schwitzt er in seinem Kreuzberger Hinterhofstudio.

      Die Band arbeitet sich derweil zum Finale ihres Songs vor. Der Schlagzeuger spielt den Takt nun auf dem Becken, auch der Refrain setzt ein: «Alone. On the journey. Alone among the stars.» Die drei Musiker singen immer wieder dieselben Worte. Buddy bleiben noch knapp zwei Minuten. Er schlendert zurück zum Mischpult.

      Das Gerät ist schon ein paar Jahre alt, doch selbst gebraucht hat es noch ein kleines Vermögen gekostet. Alle paar Tage muss er zum Lötkolben greifen und Kontakte erneuern, Potenziometer wechseln oder Ähnliches. Dafür würde das Pult von seiner Ausstattung her auch den hohen Ansprüchen einer Topadresse wie den Spreeblick-Studios genügen.

      Allein von dem Geld, das Buddy durch seine Jobs in den Studios und bei den Konzerten verdient, könnte er sich niemals eine solche Technik leisten, nicht einmal gebraucht. Es sind Bands wie Marmalade Sky, die ihm das eigene Studio ermöglichen – freilich ohne es zu wissen. Denn die Musiker haben keinen blassen Schimmer von der Bandmaschine unter dem Techniktisch im Konzertsaal.

      Inzwischen hat Buddy den Dreh heraus, er kann die Livemusik so abmischen, dass die Aufnahmen mit ein wenig Nachbearbeitung auch auf dem Tonband kraftvoll klingen. Musiker wie die drei von Marmalade Sky machen es ihm einfach. Sie spielen präzise wie Uhrwerke und hören aufeinander. Wenn einer der Instrumentalisten bei einer